Ich habe mir vor 5 Jahren den Coolscan V ED (4.000 ppi) gebraucht für 750,- EUR gekauft. Und dazu eine lebenslange Lizenz von Vuescan.
Das angebliche Schneckentempo dieses Scanners muß man allerdings differenziert betrachten. In manchen Testberichten steht, daß allein der Vorschauscan schon ewig dauert. Das stimmt so nicht, denn auch schon für den Vorschauscan läßt sich ein Auflösungswert angeben, ich nehme dabei den niedrigst möglichen, das sind bei Vuescan 500 ppi. Das genügt, um den Fokuspunkt zu setzen und eventuell unsaubere oder leicht schiefe Ränder wegzuschneiden. Die Vorschau dauert bei nur 500 ppi wenige Sekunden.
Der eigentliche Scan erfolgt dann in der höchstmöglichen Auflösung von 4.000 ppi. Der braucht tatsächlich über 1 Minute. In dieser Zeit hätte man mit der Projektorlösung +Kamera wahrscheinlich 8-10 Dias abfotografiert. Die Scanqualität läßt sich noch steigern, indem man mehrere Durchgänge scannt (Vuescan unterstützt dies), jeder weitere Durchgang braucht aber dieselbe Zeit. Bei normalem Betrachtungsabstand und normaler Darstellungsgröße ist der Unterschied zwischen einem Einfachscan und einem Achtfachscan (der die achtfache Zeit kostet) nicht zu erkennen, sehr wohl aber beim Pixelpeepen in 1:1- bzw. 100%-Ansicht. Sehr gute Dias (kornarmer Film, passende Belichtung, gute Schärfe infolge guten Objektivs beim Foto) gewinnen dadurch nochmals an Qualität, so daß sie Digitalfotos erst beim zweiten Blick und auch erst beim Pixelpeepen unterlegen sind.
Trotzdem hat mich der enorme Zeitaufwand schockiert, angesichts von mehreren tausend Dias, die ich digital erhalten will. Hab' mir deshalb einen uralten Somikon-Diaduplikator (der noch aus Analogzeiten stammt, für 52mm Filtergewinde) für gerade mal 30,- EUR besorgt. Laut Hersteller wird kein Makroobjektiv benötigt, weil der Duplikator eine Nahlinse enthält. Problem war dennoch, daß ich trotz im Duplikator enthaltener Nahlinse kein Objektiv fand, dessen Naheinstellungsgrenze kurz genug ist, um die Dias formatfüllend abfotografieren zu können.. Zum Glück hatte ich noch eine Nikon Nahlinse herumliegen, die ich noch zusätzlich vor den Duplikator schraube, mit dem E-Series 100mm 2,8 gelingen jetzt mit der D810 hoch aufgelöste (36 MP), einwandfrei scharfe Scans.
Problem:
Ich bin jetzt schneller, viel schneller. Dies aber nur beim reinen Digitalisierungsvorgang. Der Aufwand, die Dias wirklich anständig zu reinigen (was nie zu hundert Prozent gelingt, irgendein blöder Fussel bleibt trotzdem immer übrig), ist enorm. Hinzu kommt, daß vor allem richtig alte, glasgerahmte Dias (aus dem Nachlaß meines Vaters, teilweise über 60 Jahre alt) mit den Jahren trotz korrekter Lagerung (Magazin im Koffer) Luftfeuchtigkeit, die in jeder vermeintlich noch so trockenen Umgebungsluft vorhanden ist, anziehen. Zumindest ist das bei den Dias meines Vaters häufigst so passiert. Teilweise ist dadurch die Emulsion physisch verändert. Das vorherige, aufwendige Reinigen und die anschließende Nachbearbeitung mit dem Kopierstempel fressen - bei mir - die Zeitersparnis beim Abfotografieren gegenüber dem langsamen Scan mit dem Coolscan nahezu komplett auf.
Die Infrarottechnologie des Scanners hingegen macht jegliche Reinigung und auch das anschließende Ausflecken/Wegstempeln von Staub, Fusseln und weiteren, physischen Bildunreinheiten (Flecken) so gut wie komplett überflüssig, und dies ohne Schärfeverlust.
Mit der Abfotografierlösung habe ich also keine Zeit gewonnen, der Gewinn liegt in der hohen Auflösung der D810 (36 MP gegenüber den 4.000 ppi des Scanners, was etwa 22 MP entspricht) und dem RAW-Format (geht nicht mit Vuescan, kann in bester Qualität maximal 48-Bit-Tiff scannen).
Das ist der Grund, warum ich den Coolscan V ED noch nicht verkauft habe, sondern seit diesen Erkenntnissen unterschiede, was banale Alltagsfotos sind, die nie über Fotobuchstadium hinauskommen, diese "kriegt" die Kamera, und was gute oder mir wichtige Dias sind, die weiterhin der Coolscan V ED bekommt.
An eine Projektorlösung, die zumindest das einzelne Einschieben der Dias in den Duplikator ersparen würde, hab' ich mich noch nicht herangetraut (Projektoren sind vorhanden). Aber der elende Reingungsaufwand bliebe. Und, wie gesagt, die Reinigung klappt nie vollends.
@pixelschubser2006
Schwierige Entscheidung, hättest Du meine Erfahrungen mit dem Thema, würdest Du Dir vielleicht doch einen Scanner mit Infrarotkanal kaufen (aber einen mit Magazintransport = Reflecta), die Geräte kosten was, sind aber auch gebraucht sehr preisstabil, möglicherweise wirst Du den nach Beendigung Deiner Arbeiten zum gleichen Preis wieder los.
Viele Grüße
von
Christoph