Verständnisfrage: Panorama ohne stürzende Linien

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Sans Ear

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Moin, ich habe ein Panorama in einem relativ kleinen Raum geschossen, sagen wir mal 16 Quadratmeter. Kompletter Raum, also 360 Grad, Nodalpunktadapter, acht Aufnahmen, Hochformat bei 15mm. Das Ergebnisbild hat ja dann so extrem stürzende Linien, wenn die Software (Panorama-Studio) die Bilder zusammenrechnet. Alles schön, gefällt aber nicht jedem.

Die Frage/Verständnisfrage: Wie bekommt man ein Panorama ohne stürzende Linien von dem selben kleinen Raum hin? Ist das überhaupt möglich?

Denn: Wenn ich meinetwegen ein 50mm-Objektiv nehmen würde, wären die Wände nicht ganz drauf. Verschöbe ich den Standort, wäre er bei allen Bildern unterschiedlich. Oder wo ist mein Denkfehler?
 
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Das hier verdeutlicht so ungefähr, was ich meine... nur ein Testpano mit nem ziemlichen Weitwinkel aufgenommen. Das Pano verstärkt die stürzenden Linien. Der Raum um den es eigentlich geht, ist noch kleiner.

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2 Kommentare
soulbrother
soulbrother kommentierte
Da sind keine stürzenden Linien, die senkrechten sind doch senkrecht.
 
Sans Ear
Sans Ear kommentierte
Ja. Später im Thread wird klar, was ich meine.
 
Bei dieser Projektion ist das kaum vermeidbar. In der Kugelprojektion sieht es schon etwas anders aus.

Kugelprojektion? Du meinst so ein Bild, in dem man spazieren kann, inklusive Decke und so?

Nee, gemeint ist ein einreihiges Foto, das die Rundumsicht zeigt.

Stimmt denn der Satz: Je länger die Brennweite der einzelnen Aufnahme ist, um so weniger biegen sich die Linien.
 
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soulbrother
soulbrother kommentierte
Falls das eine Frage (ohne Fragezeichen) war:
"Stimmt denn der Satz: Je länger die Brennweite der einzelnen Aufnahme ist, um so weniger biegen sich die Linien."
und diese sich auf das finale 360°-Panorama bezieht, dann ist die Antwort: nein.

Denn ist ist vollkommen egal, mit welchem Objektiv Du eine 360° Panorama aufnimmst. Einzig entscheidend ist der Bildwinkel im "finalen Ausschnitt". Wenn dieser sooo breit ist (360°), dann ist dies alleine der Grund für diese Art der "Bildverzerrung".
 
Moin,
ich würde die stürzenden Linien im Nachhinein "versenkrechten". Z. B. mit DxO ViewPoint.
 
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soulbrother
soulbrother kommentierte
Bei einem 360° Pano ist das nicht zielführend:
Die Methode der Wahl muss sein:
Im Panoramastitcher (PTGUI, hugin und vergleichbare) müssen die Senkrechten als solche ausgerichtet werden und dann erst wird gestitcht.
 
Kugelprojektion? Du meinst so ein Bild, in dem man spazieren kann, inklusive Decke und so?
Genau. Das ist ja an sich auch der Haupzweck einer 360°-Aufnahme.

Nee, gemeint ist ein einreihiges Foto, das die Rundumsicht zeigt.
Verstehe. Da muss dann aber an der Aufnahmetechnik angesetzt werden: Weg vom Weitwinkel, hin zu mehrreihigen Panoramen, bei denen die Kamera in der Hochachse verschoben wird, so dass die Sensorebene immer absolut parallel zur Wand liegt -> keine stürzenden Linien mehr.

Stimmt denn der Satz: Je länger die Brennweite der einzelnen Aufnahme ist, um so weniger biegen sich die Linien.
Sich biegende Linien sind keine "stürzenden Linien". Was Du vermeiden willst, ist anscheinend die Weitwinkel- bzw. Fisheye-Verzeichnung, und dagegen helfen etwas längere Brennweiten und dann sehr viele "Stückelaufnahmen". Für ein 360°-Zimmer dürften das einige Dutzend bis eine niedrige dreistellige Zahl werden. PanoramaStudio Pro kann das dann zusammenrechnen, die Light-Version nicht.

ABER: Wenn Du eine Rundumsicht in die Ebene projizierst, MUSS sich eine gerade Linie wie die der Tischkante biegen, es geht optisch gar nciht anders. Ansonsten wäre der Tisch grotesk verzerrt, andere Elemente auch.
 
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rollertilly
rollertilly kommentierte
soulbrother
soulbrother kommentierte
Wie Du ja selber schreibst Christoph ist es völlig normal, dass sich die waagrechten und überhaupt die Geraden biegen müssen bei den übergroßen Bildwinkeln, daher sind dies keine Verzerrungen von Fisheye-Objektiven.
Und wichtig! - Es ist vollkommen egal, welche Objektive man dafür verwendet. Die "Biegungen" im 360° Pano bleiben exakt dieselben.
 
Christoph Blümer
Christoph Blümer kommentierte
Ja, da habe ich nach dem Schreiben auch gemerkt, dass ich meinen Gedankengang etwas unklar zu Text gebracht habe und es später mit den Projektionen nochmal erläutert. Also, auch von mir nochmal: Biegungen sind in erster Linie eine Frage der 2D-Projektion, nicht des Objektivs.
 
soulbrother
soulbrother kommentierte
Christoph, Du bist mir sicher nicht böse, dass ich so beharrlich bin, aber ich habe gute Gründe dafür.
Denn - leider schon mehrmals erlebt bei meinen Fotokursen, dass die Leute Objektive kaufen und dann feststellen, dass es unnötig oder gar falsch war - weil eben das vermeindliche Problem damit nicht gelöst werden konnte.
Selbst bei 2 Meistern (Fotohandwerk) die bei mir im "Pano-Profikurs" waren, hatte ich es ganz ähnlich erlebt, denn beim Thema 360° geht so einiges durcheinander...
 
Christoph Blümer
Christoph Blümer kommentierte
Nein, alles gut, Du bist Profi in dem Segment, und es ist gut, wenn unpräzise oder missverständliche (gut gedacht, schlecht geschrieben) Formulierungen im Forum richtig gestellt werden. Ich bin da keine "Mimose", keine Sorge. Dafür pflege ich als Ruhrpottler viel zu gerne selbst den verbindlichen Klartext. 😁
 
Weg vom Weitwinkel, hin zu mehrreihigen Panoramen, bei denen die Kamera in der Hochachse verschoben wird, so dass die Sensorebene immer absolut parallel zur Wand liegt -> keine stürzenden Linien mehr.

Also meinetwegen drei Panoramen, die man dann übereinander setzt?

ABER: Wenn Du eine Rundumsicht in die Ebene projizierst, MUSS sich eine gerade Linie wie die der Tischkante biegen, es geht optisch gar nciht anders. Ansonsten wäre der Tisch grotesk verzerrt, andere Elemente auch.

Danke!

Ich überlege noch, was für so einen kleinen Raum der beste Kompromiss wäre (zwischen dem Aufwand und den sich biegenden Linien). Ich mag die Linien meistens, aber derjenige für den Panorama ist, steht nicht drauf.
 
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Also meinetwegen drei Panoramen, die man dann übereinander setzt?
So in etwa. Hinweise findest Du hier und hier, neben vielen anderen Quellen.

Ich überlege noch, was für so einen kleinen Raum der beste Kompromiss wäre (zwischen dem Aufwand und den sich biegenden Linien).
Ich sehe nicht ganz, worin das gravierende Problem der gezeigten Aufnahme besteht, um ehrlich zu sein, mit Ausnahme der unsauberen Verrechnung z.B. beim Kabel der Deckenleuchte (den Schnitt hätte ich vielleicht auch eher zwischen Tür und Heizkörper gesetzt als mitten durch ein Möbelstück, aber das lässt sich im Nachhinein ja noch beheben).

Generell sollte die Kamera beim Aufnehmen immer exakt parallel zu den vertikalen durchlaufenden Linien im Bild stehen, wenn man sich in engen Räumen befindet, denn auch gute Software wie Panorama Studio stößt irgendwann an Grenzen.

Und, um nochmal eins klarzustellen: Du kannst gebogene Linien wie die des Tisches nicht vermeiden bei einer in die Ebene projizierten 360°-Aufnahme. Es geht einfach nicht, wenn der Tisch wie ein Tisch aussehen soll.
 
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Sans Ear
Sans Ear kommentierte
Wie gesagt, das gezeigte Bild ist nur eine Testaufnahme ohne Anspruch... diente hier nur der Illustration.
 
Um das Problem der Projektionen nochmal zu verdeutlichen: Wenn man Dreidimensionales in die Ebene projizieren will, geht es nicht ohne Verzerrungen oder Lücken; man muss sich nur entscheiden, wo sie am wenigsten stören. Plakativstes Beispiel sind die am häufigsten verwendeten Weltkarten in der Mercator-Projektion, die umso grotesker in der Höhe verzerren, je weiter man vom Äquator zu den Polen geht. Da wird Grönland dann fast halb so groß wie Afrika gezeigt, obwohl das Größenverhältnis Afrika : Grönland in Wahrheit 15 : 1 ist, ebenso bei Kanada/USA, wo Kanada doppelt so groß wie die USA erscheint, obwohl beide Staaten bis auf wenige tausend Quadratkilometer fast identisch groß sind.

Es geht aber nicht anders, wenn eine Kugel in die Ebene "plattgedrückt" (=projiziert) werden soll. Das Gleiche passiert mit einer Panorama-Rund- oder gar Kugelaufnahme, die in der Ebene dargestellt werden soll. Es ginge nur in einer Würfelprojektion, die Geraden auch gerade darstellte, nur gäbe es dann in der Vertikalen Sprünge in den Wänden, die wie Raumecken aussähen, welche es vielleicht aber gar nicht gibt, zudem würden Gegenstände nah dieser Sprungkanten extrem in der Größe verzerrt. Aus gutem Grund werden solche Projektionen eher selten eingesetzt.
 
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Danke an alle für die Antworten. Überaus hilfreich.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Hier ein Bergpanorama, das mit größerer Brennweite gemacht wurde:

DSC_4513P, Branderschrofen-360.jpg

Da sieht man keine Krümmungen... Das Problem liegt wirklich daran, dass auf kurze Aufnahmedistanz mit dementsprechend kurzer Brennweite fotografiert werden muss. Dadurch wird die Tiefenstaffelung so extrem, dass sie (störend?) auffällt, wenn der zu fotografierende Raum quadratisch ist, die Bilder davon aber auf eine kreisförmige Darstellung gezwungen werden.
 
Wuxi
Wuxi kommentierte
Nicht ganz, Michael. Ein 360Grad Pano ist immer eines, egal ob in den Bergen oder in der Küche.
Im Bereich vom Horizont ist das kaum zu sehen und senkrechte Geraden bleiben Geraden (bei sauberer Ausführung) aber schiefe Geraden werden bei der Abwicklung von 3D- Projektion in 2D krumm gebogen.
Rein geometrisch, auch ohne Optik.
 
soulbrother
soulbrother kommentierte
Die Brennweite und sogar der "Objektivtyp" (Fisheye oder korrigiertes) spielen bei einem Kugelpanorama KEINE Rolle in Bezug auf die Krümmung der Linien, welche typischerweise bei den Waagrechten am Stärksten ist und je weiter weg vom "Horizont der Projektion" zunimmt.

Ein schmaler Ausschnitt eines 360x180° Panos (z.B. 360 x 50°) ohne markante Bezugslinien (Architektur, die "nah" ist), ist als "Gegenbeispiel" nicht zulässig ;-)

Michael: falls Du in der Nähe des Gipfelkreuzes ein Panorama erstellt hättest, das den Querbalken zeigt, dann würdest Du es sehen ;-)
Wenn ich mal viel Zeit hätte, könnt ich gute Erklärbeispiele zeigen, aber... (mal schau´n...)
 
Christoph Blümer
Christoph Blümer kommentierte
Du siehst in Deinem 2. Beispiel keine Krümmungen, aber sie sind vorhanden. Es geht perspektivisch bei Panoramen mit dreistelligen Blickwinkelgraden gar nicht anders. Ich poste heute Abend mal ein Beispiel samt Google Maps-Kartenausschnitt, wo man das gut sehen kann. Der Effekt fällt nur weniger auf, je länger die Brennweite ist und je weiter das erste deutlich konturierte Objekt entfernt ist (auf einer Wiese im Vordergrund sieht man eine Krümmung natürlich nicht!).
 
Christoph Blümer
Christoph Blümer kommentierte
@Sans Ear @Wuxi @soulbrother
Ich habe ein nettes Beispiel gefunden, das ich mal für einen Fotoclub-Vortrag über Panoramafotografie gebastelt habe; es ging da um Projektionsarten und ihre Wirkung Dazu habe ich in Esslingen von der Burg runter ins Neckartal über die Augustinerstraße hinweg zur Stadtmitte fotografiert, über einen Weinhang hinweg. Die Wege darin und am Fuß sind im sichtbaren Bereich ziemlich gerade. Je nach Projektion (zylindrisch oder perspektivisch) ergeben sich unterschiedliche Eindrücke. Der Blickwinkel beträgt in der zylindrischen Projektion etwa 170°, die Aufnahmebrennweite war 16 mm in DX, also 24 mm FX-Äquivalent bildwinkelseitig, 4 Einzelbilder.

#1 Zylindrische Projektion, "Rohbild" nach dem Zusammenrechnen:

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#2 Zylindrische Projektion nach dem Beschnitt:

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#3 Perspektivische Projektion, "Rohbild" nach dem Zusammenrechnen:

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#4 Perspektivische Projektion nach dem Beschnitt

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Man sieht mehrerlei:
a) Zylindrisch führt zu korrekten Proportionen von Mitte bis Rand
b) Zylindrisch krümmt die Geraden, je "querer" im Bild, desto stärker
c) Perspektivisch verzerrt die Proportionen umso stärker, je weiter ein Objekt am Rand liegt (siehe das weiße Gebäude ganz links!)
d) Perspektivisch lässt eine Gerade eine Gerade sein, auf Kosten der Objektproportionen
e) Bei gleichem Ausgangsmaterial ist der effektive Panorama-Blickwinkel in der perspektivischen Projektion deutlich kleiner als in der zylindrischen.

Je weiter eine Gerade jedoch im Hintergrund liegt, desto weniger stark fällt ihre Krümmung auf, und umgekehrt, d.h. bei Landschaften ist es nicht so extrem.
 
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