Tutorial Nikon F3(AF): Auswechseln des LCD

Ando

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Bei der Nikon F3 und ihren Versionen kann das LCD, das in den Sucher eingespiegelt wird, teilweise oder ganz ausfallen.

Korrosion der LCD-Anschlüsse könnte eine Ursache dafür sein oder das LCD-Sandwich schließt nicht mehr dicht, es können auch schwarze Flecken auftreten, die die Digits unleserlich machen.

Hier hilft nur der Austausch gegen ein intaktes LCD aus einer aufgegebenen F3. Nikon bietet weder Reparatur noch Ersatzteile an.


Austausch selbst gemacht

Ich zeige hier, wie ich heute das LCD an meiner Nikon F3AF ausgewechselt habe.

Der Vorgang ist nicht kompliziert, aber es braucht dafür eine ruhige Hand und gute Sehkraft/eine gute Sehhilfe.

Leider löste das das Problem mit einer fehlerhaften Anzeige nicht, ich vermute ein Problem in der Schaltung, s.

Beitrag im Thema 'Nikon F3 und Sondermodelle: Pflege, Service und Instandsetzung'
https://www.nikon-fotografie.de/com...ervice-und-instandsetzung.308848/post-2941419

Aber der Vorgang ist vielleicht für andere F3-Besitzer interessant.

Für den Austausch braucht es ein/eine/einen
  • Ersatz-LCD aus einer anderen Nikon F3, das ausgebaut werden muss.
  • Kreuzschlitzschraubendreher 0 oder 00 (ideal JIS)
  • Schlitzschraubendreher klein
  • Pinzette
  • Klebstoff (zB UHU)
  • Lötkolben und Lot
  • Lupe oder Lupenbrille
  • Elektronikreiniger oder Isopropylalkohol

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Die Kandidatin mit fehlerhafter LCD-Anzeige, eine Nikon F3AF.


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Das LCD ist bei der F3 in das Gehäuse eingebaut.

Die Anzeige ergibt keinen Sinn. Hier sollte eine Verschlusszeit aufscheinen.


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Die linke obere Gehäuseabdeckung mit Aufbau muss demontiert werden.


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Mit einem Schraubendreher wird die Rückspulgabel blockiert und die Rückspulkurbel abgeschraubt.


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Nun kann die Rückspulgabel nach unten abgezogen werden.

Achtung, auf der Achse befindet sich eine dünne Unterlegescheibe.
 
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Die Hülse für die Rückspulgabel kann herausgezogen werden, dabei den Hebel für die Rückwandentriegelung betätigen.


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Erledigt


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Der Sicherungsring wird entfernt.

Ideal ist dafür eine Sicherungsringzange wie im Bild zu sehen, aber es geht zB auch mit einem oder zwei Schraubendrehern. Damit wird der Ring vorsichtig aufgehebelt.


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Unter der Abdeckplatte, die nur eingelegt ist, befindet sich eventuell noch eine Dichtung aus Schaumstoff.


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Ich nehme die Dichtung heraus.


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Die Feder für den Hebel der Rückwandentriegelung muss weichen.

Vorsicht, dass sie dabei nicht entkommt oder ins Auge springt.
 
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Die drei Kabel im Blitzschuh …


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… werden abgelötet.

Vorsicht dabei, rundherum ist Kunststoff, bitte ohne Einschmelzungen löten, wie es mir hier passiert ist.


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Wichtig beim Einbau später ist, dass die Einheit plan auf dem Gehäuse sitzt.


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Die beiden Schrauben kommen raus.


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Jetzt kann der Blitzschuh mit dem ASA-Wahlrad abgenommen werden.

Die Nase aus transparentem Kunststoff darunter muss dann wieder in die Aussparung darüber eingesetzt werden. Erst dann liegt die Baueinheit plan auf dem Gehäuse.


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Jetzt noch die obere Gehäuseabdeckung abnehmen, sie wird von drei Schrauben gehalten.

Geschafft!
 
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Das LCD-Gehäuse wird demontiert - drei Schrauben.


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Zwei Schrauben halten hier einen Teil der flexiblen Platine. Sie werden entfernt.


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Hier sitzt bei der F3AF eine Abdichtung.

Um die zu erhalten, trenne ich sie mit dem Messer auf.


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Vorsichtig wird jetzt das LCD-Gehäuse an der flexiblen Platine nach oben herausgezogen.

Die aufgetrennte Dichtung hindert dabei nicht mehr.


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Jetzt ist das LCD-Gehäuse frei.

Die flexible Platine hält einiges aus, trotzdem bin ich vorsichtig. Insbesondere darf sie nicht geknickt werden.


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Das LCD - Ziel dieser Expedition - mit der fehlerhaften Anzeige.

Bitte vor Beginn der Demontage unbedingt die Batterie entfernen. Hier ist sie nur für Demozwecke eingelegt.
 
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Mit einer Box darunter kann das LCD-Gehäuse nun ohne Stress für die Platine abgelegt werden.


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Die Gehäuseabdeckung wird nach Lösen von zwei Schrauben abgenommen.

Die Nase links wird bei der Montage dann eingesteckt.


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Hier sitzt der berühmte rote Knopf für die LCD- und ADR-Beleuchtung (Aperture Direct Readout).

Rechts daneben das kleine graue piezoelektrische Element, dass bei Druck auf den Knopf gequetscht wird und eine Spannung auf die beiden Kontakte rechts davon abgibt. Dann leuchtet das winzige Glühlämpchen über dem ADR auf. Wenn es flackert, hilft an dieser Stelle etwas Elektronikreiniger.

Vorsicht, dass das piezoelektrische Element nicht verlorengeht, es ist nur eingelegt.

Es kann hier links von dem Element noch ein kleines Metallplättchen eingefügt sein. Hier ist keines dabei.


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Einer der Anschlüsse für das Glühlämpchen, das sich unter dem Metallhalter rechts befindet.

Dieser Anschluss hat eine Aussparung im LCD-Gehäuse.

Der Anschluss darf nicht mit dem Halter aus Metall in Kontakt kommen, da sonst das Glühlämpchen bei Betätigen des roten Knopfes kurzgeschlossen wird. Dann bleibt es dunkel.


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Wichtig für den Zusammenbau später:

Der Halter muss das transparente Kunststoffprisma darunter bündig greifen und darf nicht schief aufgesetzt werden. Sonst verteilt sich der Anpressdruck auf das LCD ganz unten im Sandwich nur ungleichmäßig und es kann zu Anzeigeproblemen oder Beschädigungen kommen.


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Nun wird der Halter für das Prisma abgenommen, zwei Schrauben sind vorher zu lösen.

Die beiden Anschlüsse für das Glühlämpchen bleiben dran.

Vorsicht, es sind feine Verlötungen zur Fixierung der Anschlüsse auf der Platine.
 
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Das transparente Prisma leitet das Licht von außen auf das LCD.

Es liegt auf dem Display.


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Das Prisma


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Und wir sind bereits zum LCD vorgestoßen.

Es liegt auf den goldfarbenen Anschlüssen darunter.


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Das LCD ist fragil und ich behandle es daher wie ein rohes Ei.

Hier säubere ich die beiden dunklen Leitgummistreifen mit Elektronikreiniger (oder Isopropylalkohol). Die Leitgummis stellen den Kontakt zwischen den Anschlüssen auf der Platine und dem LCD her.

Vorsicht, dass die Streifen beim Herausnehmen des LCD und danach am Display bleiben.


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Bevor ich das Austausch-LCD einlege, säubere ich die Kontakte auf der Platine ebenfalls mit Elektronikreiniger (oder Isopropylalkohol).


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Der Halter aus Metall presst das Prisma an das LCD.

Zwei Gummistreifen auf dem Prisma übertragen den Andruck auf das LCD, damit es gleichmäßig kontaktiert.
 
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Wenn die beiden Gummistreifen nicht mehr am Prisma angeklebt sind, wird das mit Klebstoff nachgeholt.

Zwei winzige Tropfen jeweils an den Enden, …


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… andrücken und kurz trocknen lassen.


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Jetzt kann das Ersatzdisplay montiert werden.

Das LCD wird eingelegt, das Prisma kommt darüber, dann der Halter.

Und der ganze Vorgang erfolgt nun in umgekehrter Reihenfolge, bis die F3 wieder komplett ist.
 
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Um die Elektronik in der offenen Kamera vor elektrostatischen Entladungen zu schützen, arbeite ich mit einem Erdungsarmband und einer Erdungsmatte.

Da das vermutlich nicht zur üblichen Heimausstattung gehört, hier nur der Hinweis, auf dieses Thema zu achten.



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B.jpg





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Alle Angaben ohne Gewähr, Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.
 
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Etwas Statistik ;)

Von meinen zwölf F3
  • hat eine eine fehlerhafte Anzeige,
  • haben zwei blasse, aber noch gut ablesbare LCD,
  • habe alle anderen einwandfreie Displays,
  • und alle funktionieren (bis auf eine, die nur am Motor Drive MD-4 auslöst).
Ich denke, das spricht für die Haltbarkeit dieser Legende.
 
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Ja, Andreas, bravo für deine Mühe!
Ich weiß ja, dass du das aus Interesse und Freude am Basteln sowie deines "Lehrauftrages" machst.
Bezüglich der fehlerhaften Anzeige denke ich übrigens nicht an Unterbrechungen sondern an Feinschlüsse zwischen den einzelnen Steuerleitungen des LCDs. Oder es ist ein Defekt im Ansteuer-IC für das LCD - dann hast du keine Chance mehr, fürchte ich.
 
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Ja, Andreas, bravo für deine Mühe!
Ich weiß ja, dass du das aus Interesse und Freude am Basteln sowie deines "Lehrauftrages" machst.
Bezüglich der fehlerhaften Anzeige denke ich übrigens nicht an Unterbrechungen sondern an Feinschlüsse zwischen den einzelnen Steuerleitungen des LCDs. Oder es ist ein Defekt im Ansteuer-IC für das LCD - dann hast du keine Chance mehr, fürchte ich.
Ich glaube eher an Fall 2, da drei LCDs den Murks ident anzeigen.
 
Ando
Ando kommentierte


Was bedeutet, dass ich die Frontplatte abnehmen müsste, um zu den ICs zu gelangen. Da fehlt mir aber für die Montage inzwischen eine F3 zum Üben, ich bin ja bei der Koppelung von Spiegel- und Verschlussmechanik gescheitert. Und am Patienten zu lernen, könnte fatal enden o_O
 
volkerm
volkerm kommentierte
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Die Anmerkung war auch mehr der Vollständigkeit halber.

Das Verschwinden des LCD während des Verschlußablaufs hat meine F3 auch, ist das fehlerhaft oder ganz normal?
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Ich kenne diese "alle Segmente leuchten" Effekte auch von digitalen Personenwaagen: Die stehen unter unserem Waschbecken, wo manchmal Wasser daneben geht. Wenn das in das LCD eingedrungen ist, ergibt es diesen Effekt.
 
volkerm
volkerm kommentierte
Interessant, Michael. Wäre das dann auch ein Fall von hochohmiger Brücke, erzeugt durch die Leitfähigkeit des Wassers was in das Display eindringt und nicht mehr abtrocknen kann?
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Ja, sehr hochohmig! LCD Segmente brauchen praktisch keinen Strom, da reicht die Spannung, um die Kristalle auszurichten.
 
Ja, Andreas, bravo für deine Mühe!
Ich weiß ja, dass du das aus Interesse und Freude am Basteln sowie deines "Lehrauftrages" machst.
Ich tue es für meinen Bestand an Fotogeräten, da die Hersteller hier schon lange keinen Service mehr anbieten und Dienstleister Reparaturen entweder nicht annehmen oder nur zu Kosten, die ich nicht im Budget habe.

Und - als Idealist - für die Sache.

Denn die noch von den Herstellern ausgebildeten Techniker werden weniger und damit geht auch Wissen verloren. Wir müssen uns, als Freunde der älteren Technik, also selbst behelfen, um unsere Geräte durch die Zeit zu bringen.

Dass das alles auch hochinteressant und herausfordernd ist, sehe ich als Lohn für die Mühe :)
 
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Nachtrag zur Statistik: meine F3 HP hat auch eine fehlerhafte Anzeige im Display, bei kurzen Zeiten wird im Display die 80 angezeigt anstelle der tatsächlichen Zeit. Bei meiner unverwüstliche F2 SB mit ihrer simplen LED-Anzeige hingegen funktioniert alles noch korrekt.
Dazu gibt es im Repair Manual Fehlerbilder, hast du schon nachgesehen?

Ich habe sechs minte F2 und dazu mehrere Wechselsucher, alle waren bei Sover Wong, als er noch mehr Kapazität hatte, inzwischen ist er mit Reparaturaufträgen ja mehr als ausgelastet.


An eine F2 würde ich mich nicht heranwagen, dazu müsste ich Feinmechaniker sein.
 
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volkerm
volkerm kommentierte
Ja, die Diagramme zur Fehlersuche im F3 Servicemanual hatte ich gesehen und war beeindruckt wie präzise man dort geführt wird.
Den Displayfehler an der F3 habe ich gerade heute erst entdeckt, als ich anlässlich deines Threads schauen wollte welche Segmente es überhaupt gibt die im Fehlerfall angesteuert würden.
An meiner F3 werde ich nichts dran machen weil ich wg. Krankheit sowieso meine Kamerasammlung aufgelöst habe und nur noch ein paar Bodies und wenige Objektive übrig sind.
 
An meiner F3 werde ich nichts dran machen weil ich wg. Krankheit sowieso meine Kamerasammlung aufgelöst habe und nur noch ein paar Bodies und wenige Objektive übrig sind.

Hätte dir die Betreuung des Bestandes zu viel Mühe gemacht?

Ich dachte auch schon einmal daran, mich von der Last in den Schränken zu befreien, ich sah keinen Sinn mehr darin, Geräte zu sammeln. Insbesondere in den Jahren, als ich durch das Burnout keine Energie für meine Sammlung hatte.

Aber seit ich mir Schraubendreher zugelegt habe, ist eine neue Dimension des Interesses da. Obwohl ich als eiserne Regel habe, unter keinen Umständen eine funktionierende Kamera zu öffnen.
 
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