So eine Ansammlung von Zahlen gaukelt einem eine Genauigkeit vor, die nicht existiert - es gibt keine physikalische Größe "Schärfe".
Schärfe entsteht im Kopf, wenn das Gehirn versucht, aus den Informationen des Auges Gegenstände gegeneinander abzugrenzen. Optische Täuschungen oder Sachen wie Pareidolie zeigen, wie erfolgreich es dabei ist
So ein Schärfentiefe-"Rechner" trifft eine Abschätzung, was gerade noch so als "scharf" durchgehen könnte.
Die "Anmutung der Unschärfe" Bokeh lässt sich da noch viel weniger berechnen.
Es kommt auch noch auf die Entfernung vom Hintergrund zum Motiv an.
Ist die sehr gross im Vergleich zum Abstand Fotograf/Motiv, dann sind die Unschärfen bei 400/5.6 und 200/2.8 gleich gross und es entscheidet letztlich das Bokeh, was besser aussieht im Hintergrund.
Ist die Entfernung vom Hintergrund jedoch nicht viel grösser als die zum Fotografen, dann ist die kleine f Zahl besser. Dies, weil man mit mehr Tele weiter vom Motiv weg muss, während der Hintergrund ja nach wie vor gleich weit vom Motiv weg ist.
Unter ansonsten gleichen Bedingungen (Brennweite, Abstände), haben "vernünftige" Objektive (also keine "Flaschenböden") mit größerer Blendenöffnung, immer den besseren Freistellungseffekt.
Ein Vergleich unter standardisierten Testbedingungen wäre – wie immer bei technischen Vergleichen – die einzige Möglichkeit Deine gewünschte Bewertung zu erreichen.
Doch diese ist nicht ganz trivial, wie man auch bei Plattformen erkennt, die sich Mühe geben.
Siehe im direkten Vergleich die "Bokeh-Ausschnitte":
Für mich ist da deutlich zu erkennen, wie schwierig es ist, immer exakt denselben Bildausschnitt dieses 3-dimensionalen Testmotivs zu treffen um folglich auch eine "korrekte" Bewertung durchführen zu können.
Aber der bekannte "Trick" aus der Praxis hilft ja zum Glück völlig unabhängig von Objektivhersteller und Blende:
Schieb den Hintergrund weiter weg und schon wird die Freistellung besser ;-)
Physikalisch wird die Schärfe "ungleichmässig" verteilt. Vor dem Motiv (zwischen Kamera und Motiv) nimmt die Schärfe schneller ab, als hinter dem Motiv.
Du photographierst eine Gruppe von 50 Leuten, die fünf Reihen tief stehen. Solltest du eine Person in der Mitte, in der dritten Reihe, per Blende isolieren wollen, so würden die Personen dahinter noch besser erkennbar sein als die Personen davor. Letztere würden - obwohl gleich weit entfernt, schneller unscharf verlaufen.
Alle manuell zu fokussierenden Nikkore haben einen Schärfentiefe Index. Dieser zeigte links und rechts vom Indexpunkt den Bereich an, in welchem man bei der gegebenen Blendenöffnung eine scharfe Abbildung bekommt. Die farbig markierten Punkte sind jeweils symetrisch/gleich weit vom Index entfernt, die Distanz-Skala der Objektive ist jedoch immer logarithmisch und weist daher auch klar auf den in den ersten beiden Absätzen beschriebenen Effekt hin.
"Physikalisch wird die Schärfe "ungleichmässig" verteilt."
Richtig.
Ergänzend erwähnt: Konkret ist diese Verteilung auch abhängig vom Abbildungsmaßstab
Damit kannst Du an einem Beispielbild simulieren, wie sich die Unschärfe im Hintergrund auswirkt und es gibt sogar einen Rechenwert für die Unschärfe im Hintergrund, so dass man einen objektiven Vergleichswert erhält. Wichtige Eingabewerte sind Brennweite, Blende, Fokusabstand und Hintergrundabstand.
Nach dem sich bei Lesen von @VisualPursuit s Beitrag Widerspruch bei mir regte, habe ich den Satz nochmal gelesen. Ich denke das Wörtchen „allein“ ist wichtig. Das sieht man an @HaDiDi s Bild. Da kommt es auch auf Bildaufbau etc an. S/W macht ein Bild auch nicht automatisch zur Kunst.
Mir geht es um Aussagen über den HG.