Hallihallo!
Dann will ich mal weitermachen...
Svalbard, 2. Teil - ich bin so frei und mach dafür nen eigenen Thread auf, damit die Ladezeiten durch die vielen Bilder nicht zu langsam werden.
Keine Sorge, ich mach keine 100 Threads auf - 5 oder 6 müssten reichen. Dieses Unterforum scheint ja sowieso nicht allzu überlaufen zu sein...
Also, am Freitag nach meiner Ankunft gings also aufs Schiff. Nicht gleich morgens, erst gegen 16:00, 17:00 Uhr. Denn wie ich lernen durfte sind die Schiffe am Übergabetag doppelt vermietet - die Gruppe die sich früh am Morgen ausschifft zahlt den Tag auch. Nachdem ich dann beim Frühstück im Hotel die ersten meiner Mitreisenden kennenlernen durfte atmete ich auf - doch eine recht gemischte Gruppe - fein.
Nach Mittagessen, Shopping und 2 Durchgängen Kaffeschlürfen gings dann am Nachmittag runter zur Mole. Toll, was für Schiffe es hier gibt.
Unseres war jedoch nicht die große "Polar Star", sondern die hinter der Mole hervorschauende "Origo".
Schöne Nussschale, das Schiff. Ich war gleich sehr gespannt auf den ersten Seegang. Würde sich meine vermeintliche Seefestigkeit auch auf einem Motorschiff beweisen?
Medikamente gegen Seekrankheit hatte ich keine dabei.
Zunächst mal noch unsere Route, mittels GPS-Logger aufgezeichnet. Leider etwas lückenhaft, da ich mit den Nachtfahrten den Akkulade-Rhytmus durcheinandergebracht hatte.
Als erstes ging es raus aus dem kleinen Adventfjord, hinaus in den mächtigen Isfjord.
Longyearbuyen sieht vom Wasser aus gesehen auch nicht viel besser aus. Trotzdem war es mir nach den 3 Tagen schon fast ans Herz gewachsen.
Ich habe versucht mir vorzustellen, dass wir die einzige halbwegs zivilisierte Siedlung im Umkreis von mehr als 800 km verlassen. Das hat aber nicht richtig geklappt, es war einfach nicht richtig vorstellbar.
Auf dem Schiff war es eng - die Kajüten erinnerten stark an die Segelschiffe, auf denen ich in Holland Törns für meine Pfadfindergruppen durchgeführt habe. Nur das da nicht jeder 15 kg (und mehr) Fotokrempel dabei hatte.
Immerhin mussten wir nicht selber kochen und putzen. Die Besatzung war wie das Schiff aus Schweden und sehr skandinavisch-umgänglich.
Angesichts der Natur um uns herum empfand ich das Schiff als angemessen. Ein Kreuzfahrtschiff mit Panoramalounge hätte das unmittelbare Erleben der Elemente etwas von uns weggerückt. Wer hier was sehen wollte musste rein in die warmen Klamotten und raus an Deck. Die Origo bildete keine Luxus-Blase um uns herum. Es war eng, laut, roch nach Diesel und alles vibrierte wenn der Vierzylinder seinen Dienst tat. Aber wir kamen ins Eis und in Buchten, die größeren Schiffen versagt sind. Und wir hatten das Glück eines experimentierfreudigen Kapitäns ohne Scheu vor dem Eis.
Nebenbei gibt es hier oben ja auch die "anderen" Reisen - Kreuzfahrten mit allen Annehmlichkeiten. Da karrt dann im Extremfall der Russische Atom-Eisbrecher "Jamal" übersättigte haben-wir-alles-schon-gemacht-Geldsäcke (sorry! ) mit 75.000 PS an den Nordpol. Reiche Rentner und sonstiger Geldadel auf der Suche nach "the final frontier", aber bitte stressfrei. Wenn die erste Firma Reisen zum Mond anbietet - kauf Aktien - das wird der Renner!
Das Fuglefjella hat dem Namen nach etwas mit Federviechern zu tun.
Uns so tuckerten wir, vorbei an Landschaften wie diesen, aus dem Isfjord hinaus, einem durchaus attraktiven Sonnenuntergang entgegen.
Kurz noch was zur Sonne an sich: Als ich ankam, wurde es nie Nacht. Es dämmerte nur ein bisschen, als sich die Sonne hinter den Bergen versteckte. Die Sonne stand aber auch nie richtig hoch, das tut sie nur im Hochsommer (daher wohl auch der Name :zwinker . Ende August kreiselt die Sonne stets recht tief stehend am Himmel dahin. Das ist genial, denn man hat so stundenlang Sonnenuntergang. Dieser war dann jeden tag ca. 20 Minuten früher, bis es dann im Herbst recht finster wird auf Spitzbergen. Leider hatten wir von den Endlos-Sonnenuntergängen nicht viel, denn nach ein paar Tagen zog es dauerhaft zu.
Am nächste Morgen erwachten wir in der Bucht "Fair Haven", einem klassischen Schwarzweiß-Motiv:
Ausserdem sah ich mein erstes Treibeis - zwar nur in einer homöopathischen Dosis, aber immerhin!
So quasi ein Schwesterschiff unserer Origo - die "Stockholm".
Hier, am Smeerenburgfjorden, wurde von den Holländern etwa 100 Jahre nach der Entdeckung von Spitzbergen durch Willem Barents (1596) die massive Jagd auf Grönlandwale eröffnet. Sie waren leichte Beute, denn es gab sehr viele davon, sie waren extrem fett=gewinnbringend (und gingen dadurch nach dem Tod nicht unter, was die Bergung der Beute vereinfachte) und extrem langsam. Der Grönlandwal (der angeblich über 200 Jahre alt werden kann) ist heute im Nordatlantik so gut wie ausgerottet. Soviel zum Thema "unberührte" Natur. Auch hier feierte der Mensch seine Schlachtfeste und auch hier wurde das natürliche Gleichgewicht bereits vor Jahrhunderten umgeworfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Grönlandwal
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,488305,00.html
Wir sahen also keine Grönlandwale, sondern nur einen toten Finnwal, den Strömungen in Bucht getrieben hatten. So ein fettes Leckerli lässt sich kein Eisbär entgehen - uns so sahen wir hier unsere ersten Eisbären. Leider nur von weitem, die Zodiacs eines anderen kleinen Schiffes, welches an diesem Morgen ebenfalls hier lag, hatten sie wohl unruhig gemacht.
Das gab ganz schöne Betriebsamkeit auf unserem Schiff. Stative in Position gebracht, Canon-en ausgerannt, Continuous-High und dann das Ufer einer Breitseite nach der anderen bestrichen.
Vorerst gabs allerdings nicht mehr davon - Norbert Rosing und Rolf Stange (unser "ziviler", nicht-fotografischer Guide) meinte, die Suche im Nordosten wäre lohnender, ausserdem war das Licht solala, also Abmarsch Richtung Osten.
Wir querten den 80. Breitengrad in der Nähe von Moffen, einer geschützten Walross-Insel. Anlanden verboten - wir konnten auch hier nur von weiten staunen.
Überhaupt - der Naturschutz wird auf Spitzbergen äußerst ernst genommen. Ich hab von Touristen gelesen die das Moffen-Verbot missachtet haben und dafür nur für das Betreten vom Sysselmannen (so etwas wir der norwegische Gouverneur) mit einer Geldstrafe von etwa 5 kilo-€ bedacht wurden. Wer sich irgendwo auf einem Felsen verewigt, muss mit Geldstrafe und Reinigungskosten rechnen. Die Putzkolonne kommt mit dem Hubschrauber. Dafür sind dann auch ein paar Riesen fällig.
Das Motto lautet: "Wir wissen, das Sie sich als Tourist nicht unsichtbar machen können - aber bitte versuchen Sie es zumindest".
Nordküste
Richtung Nordpol
Die "Antigua" vor dem Wijdefjorden. Ja, das ist ein Fjord, keine Straße. Er ist so tief (etwa 100 km), dass man sein Ende nicht sieht.
Für uns lag als zunächst folgender Kurs an: erst in die Hinlopenstretet, dann nach Südsüdost in den Bjørnsundet. Hoffnung auf Vögel, Bären und Eis.
Kapp Fanshawe im Abendlicht
Auf dem Weg zum Vogelfelsen vertrieb ich mir die Zeit mit fotografischen Expertimenten (ohne digitale Bearbeitung! )
Alkefjellet, 21:45 Uhr - Wohnsilo der Dickschnabellummen. Hier nur noch mit Restbeständen, die meisten waren schon weg.
Laut, hektisch und mit strengem Geruch. Was sonst?
Unser cooler Kapitän setze den Kahn mit Gefühl direkt an die Felswand. Die Jungs und Mädels vorne auf dem Schiff flippten fast aus, als sie die Lummen mit Ihren 4/600er am Schnabel stupsen konnten. Und wichen prompt für Portraits auf auf kürzere Brennweiten aus. Die Lummen waren dabei auch nicht sonderlich beunruhigt. Menschen und Ihre Schiffe stellen hier kein Feindbild dar.
Zuhaus' bei Lummens. Das Zoo-artige Gestein fand ich nicht so ganz reizvoll. Aber man kanns sich in der Natur einfach nicht aussuchen. :zwinker:
Etwa eine Stunde später gings dann weiter. Inzwischen gabs auch schon mehr Eis auf dem Wasser als am Vormittag.
Dieser Tag verabschiedete sich mit wunderbar zarten Farbenspielen (23:00 Uhr).
Und ich verabschiede mich auch für heute.
To be continued....
Ciao,
Stephan
http://www.time-for-inspiration.de
http://www.twitter.com/stephansd
Dann will ich mal weitermachen...
Svalbard, 2. Teil - ich bin so frei und mach dafür nen eigenen Thread auf, damit die Ladezeiten durch die vielen Bilder nicht zu langsam werden.
Keine Sorge, ich mach keine 100 Threads auf - 5 oder 6 müssten reichen. Dieses Unterforum scheint ja sowieso nicht allzu überlaufen zu sein...
Also, am Freitag nach meiner Ankunft gings also aufs Schiff. Nicht gleich morgens, erst gegen 16:00, 17:00 Uhr. Denn wie ich lernen durfte sind die Schiffe am Übergabetag doppelt vermietet - die Gruppe die sich früh am Morgen ausschifft zahlt den Tag auch. Nachdem ich dann beim Frühstück im Hotel die ersten meiner Mitreisenden kennenlernen durfte atmete ich auf - doch eine recht gemischte Gruppe - fein.
Nach Mittagessen, Shopping und 2 Durchgängen Kaffeschlürfen gings dann am Nachmittag runter zur Mole. Toll, was für Schiffe es hier gibt.
Unseres war jedoch nicht die große "Polar Star", sondern die hinter der Mole hervorschauende "Origo".
Schöne Nussschale, das Schiff. Ich war gleich sehr gespannt auf den ersten Seegang. Würde sich meine vermeintliche Seefestigkeit auch auf einem Motorschiff beweisen?
Medikamente gegen Seekrankheit hatte ich keine dabei.
Zunächst mal noch unsere Route, mittels GPS-Logger aufgezeichnet. Leider etwas lückenhaft, da ich mit den Nachtfahrten den Akkulade-Rhytmus durcheinandergebracht hatte.
Als erstes ging es raus aus dem kleinen Adventfjord, hinaus in den mächtigen Isfjord.
Longyearbuyen sieht vom Wasser aus gesehen auch nicht viel besser aus. Trotzdem war es mir nach den 3 Tagen schon fast ans Herz gewachsen.
Ich habe versucht mir vorzustellen, dass wir die einzige halbwegs zivilisierte Siedlung im Umkreis von mehr als 800 km verlassen. Das hat aber nicht richtig geklappt, es war einfach nicht richtig vorstellbar.
Auf dem Schiff war es eng - die Kajüten erinnerten stark an die Segelschiffe, auf denen ich in Holland Törns für meine Pfadfindergruppen durchgeführt habe. Nur das da nicht jeder 15 kg (und mehr) Fotokrempel dabei hatte.
Immerhin mussten wir nicht selber kochen und putzen. Die Besatzung war wie das Schiff aus Schweden und sehr skandinavisch-umgänglich.
Angesichts der Natur um uns herum empfand ich das Schiff als angemessen. Ein Kreuzfahrtschiff mit Panoramalounge hätte das unmittelbare Erleben der Elemente etwas von uns weggerückt. Wer hier was sehen wollte musste rein in die warmen Klamotten und raus an Deck. Die Origo bildete keine Luxus-Blase um uns herum. Es war eng, laut, roch nach Diesel und alles vibrierte wenn der Vierzylinder seinen Dienst tat. Aber wir kamen ins Eis und in Buchten, die größeren Schiffen versagt sind. Und wir hatten das Glück eines experimentierfreudigen Kapitäns ohne Scheu vor dem Eis.
Nebenbei gibt es hier oben ja auch die "anderen" Reisen - Kreuzfahrten mit allen Annehmlichkeiten. Da karrt dann im Extremfall der Russische Atom-Eisbrecher "Jamal" übersättigte haben-wir-alles-schon-gemacht-Geldsäcke (sorry!
Das Fuglefjella hat dem Namen nach etwas mit Federviechern zu tun.
Uns so tuckerten wir, vorbei an Landschaften wie diesen, aus dem Isfjord hinaus, einem durchaus attraktiven Sonnenuntergang entgegen.
Kurz noch was zur Sonne an sich: Als ich ankam, wurde es nie Nacht. Es dämmerte nur ein bisschen, als sich die Sonne hinter den Bergen versteckte. Die Sonne stand aber auch nie richtig hoch, das tut sie nur im Hochsommer (daher wohl auch der Name :zwinker
Am nächste Morgen erwachten wir in der Bucht "Fair Haven", einem klassischen Schwarzweiß-Motiv:
Ausserdem sah ich mein erstes Treibeis - zwar nur in einer homöopathischen Dosis, aber immerhin!
So quasi ein Schwesterschiff unserer Origo - die "Stockholm".
Hier, am Smeerenburgfjorden, wurde von den Holländern etwa 100 Jahre nach der Entdeckung von Spitzbergen durch Willem Barents (1596) die massive Jagd auf Grönlandwale eröffnet. Sie waren leichte Beute, denn es gab sehr viele davon, sie waren extrem fett=gewinnbringend (und gingen dadurch nach dem Tod nicht unter, was die Bergung der Beute vereinfachte) und extrem langsam. Der Grönlandwal (der angeblich über 200 Jahre alt werden kann) ist heute im Nordatlantik so gut wie ausgerottet. Soviel zum Thema "unberührte" Natur. Auch hier feierte der Mensch seine Schlachtfeste und auch hier wurde das natürliche Gleichgewicht bereits vor Jahrhunderten umgeworfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Grönlandwal
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,488305,00.html
Wir sahen also keine Grönlandwale, sondern nur einen toten Finnwal, den Strömungen in Bucht getrieben hatten. So ein fettes Leckerli lässt sich kein Eisbär entgehen - uns so sahen wir hier unsere ersten Eisbären. Leider nur von weitem, die Zodiacs eines anderen kleinen Schiffes, welches an diesem Morgen ebenfalls hier lag, hatten sie wohl unruhig gemacht.
Das gab ganz schöne Betriebsamkeit auf unserem Schiff. Stative in Position gebracht, Canon-en ausgerannt, Continuous-High und dann das Ufer einer Breitseite nach der anderen bestrichen.
Vorerst gabs allerdings nicht mehr davon - Norbert Rosing und Rolf Stange (unser "ziviler", nicht-fotografischer Guide) meinte, die Suche im Nordosten wäre lohnender, ausserdem war das Licht solala, also Abmarsch Richtung Osten.
Wir querten den 80. Breitengrad in der Nähe von Moffen, einer geschützten Walross-Insel. Anlanden verboten - wir konnten auch hier nur von weiten staunen.
Überhaupt - der Naturschutz wird auf Spitzbergen äußerst ernst genommen. Ich hab von Touristen gelesen die das Moffen-Verbot missachtet haben und dafür nur für das Betreten vom Sysselmannen (so etwas wir der norwegische Gouverneur) mit einer Geldstrafe von etwa 5 kilo-€ bedacht wurden. Wer sich irgendwo auf einem Felsen verewigt, muss mit Geldstrafe und Reinigungskosten rechnen. Die Putzkolonne kommt mit dem Hubschrauber. Dafür sind dann auch ein paar Riesen fällig.
Das Motto lautet: "Wir wissen, das Sie sich als Tourist nicht unsichtbar machen können - aber bitte versuchen Sie es zumindest".
Nordküste
Richtung Nordpol
Die "Antigua" vor dem Wijdefjorden. Ja, das ist ein Fjord, keine Straße. Er ist so tief (etwa 100 km), dass man sein Ende nicht sieht.
Für uns lag als zunächst folgender Kurs an: erst in die Hinlopenstretet, dann nach Südsüdost in den Bjørnsundet. Hoffnung auf Vögel, Bären und Eis.
Kapp Fanshawe im Abendlicht
Auf dem Weg zum Vogelfelsen vertrieb ich mir die Zeit mit fotografischen Expertimenten (ohne digitale Bearbeitung!
Alkefjellet, 21:45 Uhr - Wohnsilo der Dickschnabellummen. Hier nur noch mit Restbeständen, die meisten waren schon weg.
Laut, hektisch und mit strengem Geruch. Was sonst?
Unser cooler Kapitän setze den Kahn mit Gefühl direkt an die Felswand. Die Jungs und Mädels vorne auf dem Schiff flippten fast aus, als sie die Lummen mit Ihren 4/600er am Schnabel stupsen konnten. Und wichen prompt für Portraits auf auf kürzere Brennweiten aus. Die Lummen waren dabei auch nicht sonderlich beunruhigt. Menschen und Ihre Schiffe stellen hier kein Feindbild dar.
Zuhaus' bei Lummens. Das Zoo-artige Gestein fand ich nicht so ganz reizvoll. Aber man kanns sich in der Natur einfach nicht aussuchen. :zwinker:
Etwa eine Stunde später gings dann weiter. Inzwischen gabs auch schon mehr Eis auf dem Wasser als am Vormittag.
Dieser Tag verabschiedete sich mit wunderbar zarten Farbenspielen (23:00 Uhr).
Und ich verabschiede mich auch für heute.
To be continued....
Ciao,
Stephan
http://www.time-for-inspiration.de
http://www.twitter.com/stephansd