NF-Rezension Rezension: Flora Fauna Gartenfreude

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waldgott

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Umfasst den ganzen Menschen mit all seinen Sinnen

Flora Fauna Gartenfreude - Das Gartenreich Dessau-Wörlitz im Kreislauf der Natur Verlag Janos Stekovics

Mit diesem gewichtigen Band im Format 34x26 cm und einem Gewicht von drei kg verspricht der Herausgeber Thomas Weiß, Direktor der Kulturstiftung DessauWörlitz, nicht nur eine umfassende Vorstellung der Gartenanlagen des Wörlitzer Schlosses, zu dem es aus dem gleichen Verlag mehrere Bände gibt, sondern das Buch nähert sich dem Gesamtkunstwerk Gartenreich aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Bei allen Themen, die durch zugleich historisch und kulturhistorisch fundierte Erläuterungen begleitet werden, stehen die sinnlichen Stimmungen im Vordergrund, die durch die zu Bildern entwickelten Fotos erzeugt werden.

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz entstand in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts an der mittleren Elbe und unteren Mulde. Zwischen Dessau und Wittenberg gelegen, erstreckt es sich auf 142 Quadratkilometern. Es umfasst im Wesentlichen das Gebiet des historischen Fürstentums Anhalt-Dessau. Fast das gesamte Territorium unterliegt einer gezielten Landschaftsgestaltung. Hier liegt das historische Gebiet, in dem sich die Denkmale hinsichtlich ihrer Zahl und ihrer Qualität besonders verdichten und der Charakter der gestalteten Landschaft besonders ausgeprägt und erlebbar ist.

Das Buch ist in 19 kleine Kapitel gegliedert, in denen verschiedene Autoren das Sujet jeweils aus einem anderen Blickwinkel beleuchten, der durch die entsprechend ausgesuchten Fotos unterstrichen wird. Schon auf der ersten Seite steht ganz deutlich, was das Buch anstrebt: Aus dem harmonischen Miteinander von Natur und Menschenwerk ein Landschaftserlebnis zu formen und darzubieten. Ein Fest der Sinne für den, der bereit ist sich darauf einzulassen. Die Fotos rollen oft gleichsam die Landschaft, die Gebäude und die Stimmung wie auf einem Teppich aus. Man möge den Teppich betreten und die Stimmung und die Schönheit in sich aufnehmen!

Ich möchte aus den Kapiteln die "Lebensader Elbe" herausheben. Hier breiten teilweise Luftaufnahmen die ganze Weite der Flußlandschaft aus und der Text entführt in die Vielfalt der einheimischen Fauna, die bildlich durch herausragende Fotos von Wasserbewohnern illustriert wird. Im Folgekapitel "Die Vogelwelt" sind die gefiederten Bewohner der Elbe und ihren Auen vorgestellt, Fotos für die jeder Fotograf Bewunderung zollt, da er weiß wie schwierig solche Fotos in der freien Natur zu machen sind: Zwei sich unterhaltende Eisvögel, Beutelmeisen beim Nestbau, ein Wendehals an seiner Bruthöhle, um nur einige zu nennen.

Die Kapitel "Bildgewordene Natur" und auch "Lorbeerbaum und Pfauenauge" zeigen einmal keine lebendige Natur, sondern deren Abbilder in Form von Gemälden, Stilleben und Portraits und auch die Dekorationen in den Gebäuden, die der Natur entlehnt sind. Das bekannteste Gemälde, das vorgestellt wird, ist "Flora und Zephyr" von Jan Bruegel und Peter Paul Rubens. Wem vielleicht die Sujets der Gemälde und deren Verankerung in der klassischen Ikonografie nicht so geläufig sind, kann sich auf die erschöpfenden Erläuterungen verlassen.

Dem Obstbau, der auch ein Anliegen des Fürsten Franz war und im Rahmen seines pädagogischen Auftrags an seine Bauern einen festen Platz im Wörlitzer Gartenreich hatte, widmet sich ebenfalls ein Kapitel.

Im "Lob der Jagd" finden sich Fotos von Treibjagden mit elegant gewandeten, auf Pferden sitzenden Jägern, die wirken, als seien es nahezu aus der Zeit gefallene Bilder. Man kann zu diesem Aspekt stehen wie man will: es sind stimmungsvolle Fotos und Portraits der teils noch lebenden "Jagdbeute": Reh, Fuchs, Fasan und Wildschwein. Der Text stellt die positiven Aspekte einer Jagd heraus und reiht sie ein als Nachfolge der historischen Jagden der Fürsten. Dann folgt - nahezu zwingend - ein Kapitel über "Gaumenfreuden", das durchaus einen verantwortungsvollen Umgang mit den Schätzen der Natur, die gejagt und geangelt werden, nahelegt und einer nachhaltigen Wirtschaftsweise den Vorzug gibt. In "Genuss ohne Grenzen" findet man Rezepte, wie die erjagte Beute denn nun zuzubereiten sei, damit "es trefflich munde".

Fazit:

So schließt sich zusammen mit den Gemälden mit schlemmenden Göttern und barocken Motiven der Kreis: das Gartenreich umfasst den ganzen Menschen mit all seinen Sinnen und Genüssen, seien sie nun ganz konkret oder doch eher ein ätherisch Genuss.
Ich vergebe 5 Sterne.

Die Daten
Thomas Weiß (Hrsg). Flora, Fauna, Gartenfreude. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz im Kreislauf der Natur erschien am 12. März 2015 im Verlag Stekovics. Mit Fotografien von Janos Stekovics, Thomas Hinsche und Heinz Fräßdorf. 368 Seiten, 281 Farbfotografien, gebunden, Schutzumschlag, 25,8 x 3,8 x 33,8 cm.
ISBN: 978-3-89923-352-0
Preis: 39,80 EUR

Rezension: Edith Gottwald

Bewertung:
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ISBN: 3899233522

 
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