Ich denke, es muss einem bei DIY immer klar sein, was man warum und wie tut. Es ist ja nicht zuletzt eine recht zeitintensive Beschäftigung.
Es wäre nicht nur anmaßend, sondern zumindest auch naiv, zu glauben, man könne ein Fotogerät nach dem dabei einzig gültigen Maßstab - das ist der ehemalige Werkstandard - servicieren oder reparieren.
Dazu fehlen die notwendigen Schulungen durch den Hersteller, Originalersatzteile (Entnahme aus anderen Geräten ausgenommen), die Palette an Schmiermittel bei Kameras und Objektiven, die genau auf das jeweilige Modell abgestimmt war, Meß- und Prüfmethoden, die dafür notwendigen Geräte und Arbeitsroutinen. Um das zu erkennen, braucht man nur in ein beliebiges Repair Manual der Hersteller zu schauen.
Diese Hersteller gibt es entweder nicht mehr oder sie haben ihre älteren Produkte schon lange aus der Betreuung entlassen.
Damit bleiben Dienstleister, die Reparaturen aber meist nur sehr eingeschränkt übernehmen.
Oft bleibt die Suche nach einer Werkstatt auch erfolglos oder die veranschlagten Kosten sind unwirtschaftlich und nur als Liebhaber zu rechtfertigen. Dazu kommt, dass meistens kein Einblick gegeben wird, was wie repariert wird, ein Auftrag also Vertrauenssache bleibt.
Ich spreche aus langer Erfahrung.
Möchte ich also mit dieser Kamera oder jenem Objektiv weiterarbeiten, für die ich keine oder keine annehmbare Reparaturmöglichkeit finde, bleibt mir nur die Eigeninitiative als DIY.
Und da kann man vieles selbst erledigen.
Vieles - das meiste - auch nicht.
Oder es wäre das Risiko zu hoch, das Gerät beim Reparaturversuch zusätzlich zu beschädigen. Da muss man dann abwägen, ob eine Chance besser ist als keine.
Dass ich dabei den Werkstandard nicht erreichen kann, ist mir klar. Aber das ist auch nicht mein Ziel. Wichtig ist mir nur, dass ein defektes Gerät wieder verwendet werden kann.
Von jedem Fotogerät, das ich auf meinen Arbeitstisch stelle, verabschiede ich mich vorher. Da es meine eigenen Geräte sind, ist es damit auch erledigt, da ich nicht im Kundenauftrag arbeite.
Beispiele aus meinem Bestand sind:
- Nikon F3/T, unbenutzt: defektes LCD ausgetauscht, damit ist auch der materielle Wert der Kamera wiederhergestellt.
- Canon T90: Defektes Hauptdisplay getauscht, die Kamera ist wieder voll verwendbar.
- Nikon F4: Bei zwei Exemplaren die defekte Blendensteuerung wiederhergestellt. Umfangreiche Demontage und Schmierung. Beide Kameras sind wieder fit.
- Tokina-Zoom mit vernebelter Optik und kaputten Gleitlagern wiederbelebt. Das Objektiv war teilweise nicht einstellbar.
- Leica R3: träge Spiegelmechanik wiederhergestellt, umfangreiche Demontage und Schmierung.
Und andere DIY-Projekte.
Diese Reparaturen wären/wurden von Werkstätten entweder nicht angenommen worden oder nur zu Kosten, für die ich kein Budget habe.
Den Spaß beim selber Werken nicht eingerechnet.