Reparaturen: Wer bezahlt diesen Preis?

Ando

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Gestern habe ich elf Stunden mit der Reparatur einer Nikon F4 verbracht.

Die Blendensteuerung musste gereinigt und geschmiert werden.

Komplikationen waren das Ausfräsen einer Schraube für die Stativplatte und der Belichtungskorrekturknopf. Dessen kleine Feder für den Sicherungsknopf fiel heraus und ich brauchte Zeit, um sie wieder einzusetzen.

Ohne Komplikationen und mit der richtigen Übung geht es schneller, sagen wir ein neunstündiger Arbeitstag inklusive abschließender Funktionsprüfung.

Bei einem Stundensatz von 120 EUR wären das 1080 EUR. Ersatzteile und Materialien nicht berücksichtige, Steuern inklusive.

Dafür bekomme ich auf dem Gebrauchtmarkt drei schöne F4. Ob die auch das Blendenproblem haben, lasse ich einmal unberücksichtigt.

Wer zahlt diesen Preis?

Ich verstehe jetzt besser, warum Werkstätten solche Reparaturen meist ablehnen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden.
 
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Ich verstehe jetzt besser, warum Werkstätten solche Reparaturen meist ablehnen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden.
Ja, ist leider so, diese Kameras sind auch nicht für's Reparieren konstruiert. Profigeräte, die nach drei Jahren abgescrhreiben waren und nach vier veraltet. Übrigens interessant, dass da noch so viele Messingzahnräder verbaut sind.
Danke für den Bericht!
 
2 Kommentare
Wuxi
Wuxi kommentierte
Sieben Jahre
 
jazzmasterphoto
jazzmasterphoto kommentierte


Ne, drei Jahre AfA ist im Prinzip schon korrekt, wobei gilt:
Wenn in der ersten Jahreshälfte gekauft, dreimal je 1/3,
wenn in der zweiten, dann im ersten Jahr 1/6, zweimal 1/3
und im vierten Jahr wieder 1/6 …

.
 
Ja, ist leider so, diese Kameras sind auch nicht für's Reparieren konstruiert. Profigeräte, die nach drei Jahren abgescrhreiben waren und nach vier veraltet. Übrigens interessant, dass da noch so viele Messingzahnräder verbaut sind.
Danke für den Bericht!

Ich vermute, dass in den Service Points von Nikon ganze Baugruppen ausgetauscht wurden. Individuelle Fehlersuche und -behebung wären vom Aufwand her gar nicht machbar.

Die Frontplatte der F4 mit dem Spiegelkasten wurde, meiner Info nach, bei Problemen als eine Baugruppe getauscht.
 
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Stundensatz von 120 EUR
Solche Stundensätze kann ich mir vorstellen bei Werkstätten, die auf das Kameramodell geschult sind und das häufig machen, also entsprechend effizient arbeiten können. Reparturen von Kamera-Oldtimern passen nicht in dieses Schema, da bin ich ganz bei dir.

Die freien Kamerawerkstätten bzw. Einzelkämpfer können sicherlich mit niedrigeren Stundensätzen klarkommen.

Für Reparatur + Wartung meiner Leica M3 aus 1955 hatte ich damals einen Fachmann gefunden, der das früher bei Leica hauptberuflich machte und dann im Ruhestand im Nebenerwerb fortgeführte. Ein ultimativer Spezialist für diese Kameras, der die Reparatur aus Leidenschaft fortführt, ohne davon leben zu müssen. Die Arbeit war Extraklasse, die Rechnung niedrig, aber es war natürlich ein seltene Glücksfall so einen Experten zu finden. Aus Altersgründen ist er leider nicht mehr tätig.

An DIY traue ich mich bisher nicht heran, aber bei den alten Nikon Bodies ist es wegen der vergleichsweise niedrigen Gebrauchtmarktpreise wohl oft die pragmatische Lösung, deshalb lese ich mit großem Interesse deine DIY-Berichte welche Wege zum Ziel führen oder sich als Irrwege herausstellen.
 
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Ich denke, es muss einem bei DIY immer klar sein, was man warum und wie tut. Es ist ja nicht zuletzt eine recht zeitintensive Beschäftigung.

Es wäre nicht nur anmaßend, sondern zumindest auch naiv, zu glauben, man könne ein Fotogerät nach dem dabei einzig gültigen Maßstab - das ist der ehemalige Werkstandard - servicieren oder reparieren.

Dazu fehlen die notwendigen Schulungen durch den Hersteller, Originalersatzteile (Entnahme aus anderen Geräten ausgenommen), die Palette an Schmiermittel bei Kameras und Objektiven, die genau auf das jeweilige Modell abgestimmt war, Meß- und Prüfmethoden, die dafür notwendigen Geräte und Arbeitsroutinen. Um das zu erkennen, braucht man nur in ein beliebiges Repair Manual der Hersteller zu schauen.

Diese Hersteller gibt es entweder nicht mehr oder sie haben ihre älteren Produkte schon lange aus der Betreuung entlassen.

Damit bleiben Dienstleister, die Reparaturen aber meist nur sehr eingeschränkt übernehmen.

Oft bleibt die Suche nach einer Werkstatt auch erfolglos oder die veranschlagten Kosten sind unwirtschaftlich und nur als Liebhaber zu rechtfertigen. Dazu kommt, dass meistens kein Einblick gegeben wird, was wie repariert wird, ein Auftrag also Vertrauenssache bleibt.

Ich spreche aus langer Erfahrung.

Möchte ich also mit dieser Kamera oder jenem Objektiv weiterarbeiten, für die ich keine oder keine annehmbare Reparaturmöglichkeit finde, bleibt mir nur die Eigeninitiative als DIY.

Und da kann man vieles selbst erledigen.

Vieles - das meiste - auch nicht.

Oder es wäre das Risiko zu hoch, das Gerät beim Reparaturversuch zusätzlich zu beschädigen. Da muss man dann abwägen, ob eine Chance besser ist als keine.

Dass ich dabei den Werkstandard nicht erreichen kann, ist mir klar. Aber das ist auch nicht mein Ziel. Wichtig ist mir nur, dass ein defektes Gerät wieder verwendet werden kann.

Von jedem Fotogerät, das ich auf meinen Arbeitstisch stelle, verabschiede ich mich vorher. Da es meine eigenen Geräte sind, ist es damit auch erledigt, da ich nicht im Kundenauftrag arbeite.

Beispiele aus meinem Bestand sind:
  • Nikon F3/T, unbenutzt: defektes LCD ausgetauscht, damit ist auch der materielle Wert der Kamera wiederhergestellt.
  • Canon T90: Defektes Hauptdisplay getauscht, die Kamera ist wieder voll verwendbar.
  • Nikon F4: Bei zwei Exemplaren die defekte Blendensteuerung wiederhergestellt. Umfangreiche Demontage und Schmierung. Beide Kameras sind wieder fit.
  • Tokina-Zoom mit vernebelter Optik und kaputten Gleitlagern wiederbelebt. Das Objektiv war teilweise nicht einstellbar.
  • Leica R3: träge Spiegelmechanik wiederhergestellt, umfangreiche Demontage und Schmierung.
Und andere DIY-Projekte.

Diese Reparaturen wären/wurden von Werkstätten entweder nicht angenommen worden oder nur zu Kosten, für die ich kein Budget habe.

Den Spaß beim selber Werken nicht eingerechnet.
 
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Hallo Andreas!
Ohne Komplikationen und mit der richtigen Übung geht es schneller, sagen wir ein neunstündiger Arbeitstag inklusive abschließender Funktionsprüfung.
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Bei einem Stundensatz von 120 EUR wären das 1080 EUR. Ersatzteile und Materialien nicht berücksichtige, Steuern inklusive.
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Wer zahlt diesen Preis?
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Ich verstehe jetzt besser, warum Werkstätten solche Reparaturen meist ablehnen.
Selbst bei meinen nur 80 € Stundensatz und meines dank etwas größerer Erfahrung etwas kürzeren Arbeitszeitaufwandes ist das für die meisten meiner Kunden nicht bezahlbar - von wenige Ausnahmen wie einem Sammler oder einer Liebhaberin eines Exemplars, das entweder extrem rar ist oder einen hohen Erinnerungswert hat, abgesehen.
 
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Ich vermute, dass in den Service Points von Nikon ganze Baugruppen ausgetauscht wurden. Individuelle Fehlersuche und -behebung wären vom Aufwand her gar nicht machbar.
Das würde ja auch eine gigantische Lagerhaltung erfordern, würde man jedes Bauelement bevorraten. Die Kameras sind ja heute deutlich komplexer, als eine Schraubleica. Und da auch diese Ersatzteile und deren Lagerhaltung Geld kosten, ist halt nach ein paar Jahren kein Service mehr möglich.
 
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Das würde ja auch eine gigantische Lagerhaltung erfordern, würde man jedes Bauelement bevorraten. Die Kameras sind ja heute deutlich komplexer, als eine Schraubleica. Und da auch diese Ersatzteile und deren Lagerhaltung Geld kosten, ist halt nach ein paar Jahren kein Service mehr möglich.
Ich möchte nicht wissen, was da an Originalersatzteilen auf die Halde kam.
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Ich vermute, dass die wegen Ablauf des Servicezeitraumes vom Hersteller aus seinem Zentrallager ausgemusterten Ersatzteile nicht einfach weggeschmissen werden, sondern "für 'n Appel & 'n Ei" von den Ersatzteile-Verkäufern in China aufgekauft werden - woher sonst kämen denn deren Angebote für ein "100% neues Original-Ersatzteil" einer Kamera oder eines Objektives, das offiziell schon lange aus dem Service-Zeitraum raus ist?
 
Ich möchte nicht wissen, was da an Originalersatzteilen auf die Halde kam.
In Finnland kann man noch Umbausätze für Non-Ai-Objektive kaufen. Die sind vermutlich fast fünfzig Jahre alt. Kamerastore hat die vor ein paar Jahren von der lokalen Nikon-Vertretung aufgekauft.

 
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Ein paar Ersatzteile habe ich auch ;)

Du scheinst etwas auf die F3 fixiert zu sein? ;)
 
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