Mit dem Rad durch den Südwesten Europas

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24. Tag

Noch bevor die Sonne aufging, saß ich schob wieder auf dem Fahrrad. Es sollte einer der schönsten Tage der gesamten Tour werden. Mein Navi führte mich wieder über viele Feld- und Wirtschaftswege, die diesmal alle sehr gut befahrbar waren. Bald kamen die Ausläufer der Sierra de Grazalem in Sichtweite. Kurz vor Jerez de la Frontera gab ich Tarifa als neues Ziel ein. Noch 106 km bis zum südlichsten Punkt Europas. Bei Medina Sidonia kam ich noch einmal richtig ins Schwitzen. Die 3 km lange Auffahrt bis ins Zentrum hat 13 % Steigung. Ein schnurgradeaus fahren ist dann kaum möglich, was bei Autoverkehr nicht ganz ungefährlich ist. So bevorzugte ich den menschenleeren Bürgersteig. Da er zum befahren zu schmal war, war schieben angesagt. Nach 114 km ging es für den Rest des Tages über die N-340 weiter. Obwohl sie auch die E-5 ist, war der Verkehr kein Problem, zumal es einen breiten Seitenstreifen gab. Um 18:45 Uhr erreichte ich die Punta de Tarifa (Punta: Landspitze). Bis hier waren es 3802 km, davon 715 km bergauf mit 25946 Höhenmetern. Die Fahrzeit betrug 239 Std. Vor fast genau 30 Jahren fuhr ich mit Jojo den direkten Weg mit 3000 km. Damals setzten wir für einen Tag mit der Fähre nach Afrika rüber und drehten dort eine kleine Ehrenrunde. Für die Heimreise mit dem Zug benötigten wir 48 Std. Nach Afrika übersetzen wollte ich diesmal nicht, schließlich lagen noch ca. 3200 km auf dem Fahrrad vor mir. Nach einigen Gesprächen, die ich mit deutschen Touristen hatte, setzte ich meine Reise fort. Es ging weiter über die N-340 hoch zum 320 m hohen Mirador del Estrecho („Aussichtspunkt der Meerenge“).Die Steigung war mit 5 – 6% recht moderat. Um 20:30 Uhr erreichte ich das Café am Aussichtspunkt. Die Aussicht von hier ist gigantisch. Die Entfernung zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent beträgt an dieser Stelle nur knapp 16 Kilometer. An klaren Tagen reicht der Blick im Osten bis nach Ceuta und im Westen bis Tanger. Es war kein Erdenbürger mehr da, das Café hatte auch schon geschlossen. Ich fuhr noch ca. 200 m weiter. Hinter einem verfallenen Gebäude stellte ich mein Zelt auf. Selten konnte ich am Abend so eine fantastische Aussicht genießen.

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156 km, 1566 Höhenmeter, 40 km bergauf, 10:23 Std Fahrzeit.

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112. Noch vor Sonnenaufgang saß ich schon wieder auf dem Fahrrad.

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113. Bald sah man die Ausläufer der Sierra de Grazalema.

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114. Auch an diesem Tag gig es oft über Feldwege.

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115. Medina Sidonia. Die 3 km lange Auffahrt hat 13 % Steigung.

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116. Blick von Medina Sidonia auf das Umland.

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117. Der Atlantische Ozean bei Tarifa.

Gruß
Haryboo
 
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118. Der Südlichste Punkt Europas ist erreicht.

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119. Rechts der Atlantische Ozean, links das Mittelmeer.

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120. Strand am Mittelmeer.

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121. Die Fähre nach Tanger. Im Hintergrund der 839 m hohe Jbel Mousa in Afrika.

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122. Auffahrt auf der N-340 zum Mirador del Estrecho („Aussichtspunkt der Meerenge“).

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123. Die Straße von Gibraltar und der 839 m hohe Jbel Mousa in Afrika. An der schmalsten Stelle ist die Meerenge nur 14 km breit.

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124. Etwa 200 m hinter dem Aussichtspunkt Mirador del Estrecho der Ideale Platz zum Zelten.

Gruß
Haryboo
 
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25. Tag

Nach einem der schönsten Tage, folgte der wohl schlimmste Tag dieser Tour. Dass es nicht so viele Fotomotive gab war nicht das Problem. Viel schlimmer war, dass es oft keinen vernünftigen Strecken gab. Der Sonnenaufgang über dem Mittelmeer kurz nach dem Start war wieder phänomenal, aber wenig später zog alles zu und es war nur noch diesig. Eigentlich wollte ich noch auf den Felsen von Gibraltar fahren, aber bei der Sicht sparte ich mir den Kraftaufwand. Nun sollten die nächsten 1800 km bis zur Rohne Mündung immer möglichst dicht am Mittelmeer entlang gehen. Es gibt den EuroVelo 8 der von Cadiz bis nach Zypern führen soll. Man weiß schon dass er 7350 km lang ist obwohl sich der größte Teil erst in der Planungsphase befindet. Das galt leider auch für die heutige Etappe. So musste ich, bzw. mein Navi selber eine Route finden. Die ersten 55 km waren okay, aber dann wollte mich das Navi auf die A-7 lotsen. Da es nicht wirklich eine alternative gab, vertraute ich dem Navi. Wenn es eine richtige Autobahn wäre, auch das ist mir schon passiert, gäbe es wenigstens einen breiten Pannenstreifen. Auf dem schmalen Seitenstreifen fühle ich mich äußerst unwohl. Ein breiter Kranwagen musste eine gefühlte Ewigkeit hinter mir herfahren, weil auf der Überholspur zu viel Verkehr war. Als ich nach einigen km die Ausfahrt nahm, grüßte er nur freundlich. Ich versuchte mein Glück direkt am Strand. Auf den Uferpromenaden musste ich oft wegen der vielen Menschen Slalom fahren, bzw. schieben. Als ich wegen einem demontierten Holzsteg eine Stunde durch tiefen Sand schieben musste, was auch mit 70 mm Reifen kein Vergnügen ist, suchte ich mein Glück wieder auf der Straße. Es ging auf der 4 Spurigen N-340 weiter. Eine Schnellstraße bei uns ist nicht besser ausgebaut. Hier war genauso viel Verkehr wie auf der A-7, dafür gab es neben der hohen Leitplanke überhaupt keinen Seitenstreifen. Also genügend Abstand von der Leitplanke um diese nicht zu streifen, aber auch nicht zu viel, um nicht überrollt zu werden. Der pure Stress. Dass auf der Gegenfahrbahn ein Dutzend Rennradfahrer entgegen kamen, machte es nicht besser. Jedenfalls befuhr ich die Straße nicht verbotenerweise. Als ich von der Straße runter fuhr, sah ich an gegenüber liegenden Auffahrt ein Verbotsschild, das ich bei meiner Auffahrt vielleicht übersehen habe. Auf dem Schild war nur ein Fußgänger, Rindvieh, Karren und Mofa zu sehen, aber kein Fahrrad. Trotzdem war ich nicht sicher ob ich mich nicht doch angesprochen fühlen sollte. Einige km hinter Malaga fand ich direkt am Strand einen geeigneten Platz für mein Zelt. Weil noch ein paar Leute unterwegs waren, genoss ich auf einer Bank den Sonnenuntergang. Als es fast dunkel war stellte ich mein Zelt auf.

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177 km, 1061 Höhenmeter, 28 km bergauf, 10:54 Std. Fahrzeit.

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125. Sonnenaufgang über dem Mittelmeer.

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126. Hafen von Algeciras

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127.Am Strand von Torreguadiaro.

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128. Auf der A-7. Ob ich hier überhaupt fahren durfte?

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129. Galt hoffentlich nur für Fußgänger, Rinder, Karren und Mofas und nicht für Fahrräder.

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130. An der Playa Los Grandos.

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131. Am Strand von Torremolinos.

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132. Am Strand einige km hinter Malaga fand ich ein ruhiges Plätzchen.

Gruß
Haryboo
 
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26. Tag

Am 26sten Tag war die Welt wieder in Ordnung. Auch wenn über 100 km der Tagesetappe wieder über Bundesstraßen führten, war es an dem Tag wegen des geringen Verkehrsaufkommens kein Problem. Beinahe die Gesamte Strecke verlief direkt an der Küste, so dass ich das Mittelmeer fast immer im Blick hatte. Der Stress des letzten Tages war vergessen. Gemütliches vor sich hin radeln und den Tag bei schönstem Wetter genießen war angesagt. Nach etwa 2 Std kam ich an einem Schloss der kuriosen Art vorbei. Der dänischen Bildhauer Anton Jensen, der in Torrox lebt, erbaute unter anderem dieses ausgefallene Schloss aus Kieselsteinen. Es ist zu einem regelmäßigen Ort für Selfies und Fotos geworden, denn abgesehen von dieser Kuriosität hat man von diesem Ort aus einen herrlichen Blick auf die Küste von Vélez Málaga. Selfies machte ich nicht, denn ich hasse diese Art Bilder wie die Pest. Ich werde nie verstehen warum man bei den schönsten Motiven immer noch seine Hackfresse mit ins Bild halten muss. Außer mir war niemand vor Ort. Ich genoss die absolute Ruhe und machte neben einigen Bildern auch eine längere Pause. Nach 1 ½ Tagen war es vorbei mit ebener Strecke auf Meereshöhe. Im ständigen rauf und runter, nie mehr als 150 Höhenmeter am Stück, fuhr ich durch die abwechslungsreiche, hügelige Küstenlandschaft. Es ging durch einige kleine Orte die den Charme aus früheren Zeiten bewahren konnten. Nach 80 km erreichte ich Castillo de Salobreña. Die Burg aus dem 10 Jahrhundert wurde auf einem Hügel an der Küste von Granada erbaut. Ihre dunklen Natursteine stehen im harten Kontrast zu den weiß getünchten Häusern unterhalb der Burg. Sobald ich Vollzeitrentner bin, werde ich mir mehr Zeit nehmen um solche Orte näher zu besichtigen. Natürlich gibt es auch Orte wie Calahonda mit etwas mehr Massentourismus. Aber längst nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte. Nach 13 Stunden hievte ich mein Rad und Gepäcktaschen über eine Leitplanke und fand 100 m abseits der N-340B hinter Sträuchern einen ruhigen Ort für die Nacht.

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157 km, 1524 Höhenmeter, 41 km bergauf, 10:01 Std Fahrzeit.

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133. Hoch oben auf einem Felsen tront Castillo Piedra de Guijarro.

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134. Dito.

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135. Kurz vor Maro.

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136. Küste bei Los Caracolillos.

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137. Blick auf La Herradura

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138. Küste kurz vor Salobrena.

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139. Castillo de Salobreña.

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140. Calahonda am Mittelmeer 50 mm.

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141. Dito 20 mm.


Gruß
Haryboo
 
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Kennt sich hier jemand mit dem routenplaner Komoot aus? Das Programm lässt sich starten, aber seit über einer Woche lädt die Karte nicht. :crash:
Und ohne das ich meine gefahrenen Touren nicht laden kann, geht es hier nicht weiter.

Gruß
Haryboo
 
2 Kommentare
P
promike kommentierte
In der Mobilapp gehts. Welche Karte verwendest du? Mal Karte wechseln?

Ich sehe beide Komootkarten in Spanien
 
Haryboo
Haryboo kommentierte
Seit gestern funktioniert wieder alles. Es lag am defekten Browser. Mein Bruder war so freundlich ihn für mich wieder neu zu installieren.

Gruß
Haryboo
 
27. Tag

Och vor den ersten Sonnenstrahlen packte ich meine Sachen zusammen und saß wieder auf dem Rad. Gleich im ersten Ort El Ejido versorgte ich mich mit frischen Brötchen. An diesem Tag verlief die Tour fast ausschließlich auf ruhigen Nebenstraßen. In roquetas de Mar war ich wieder am Mittelmeer wo ich die erste Pause machte. Bis hinter Almeria ging es jetzt immer direkt am Mittelmeer entlang. Über längere Strecken verlief die oute auch wieder über die n-340A. Ich wunderte mich das so gut wie kein Verkehr auf der Straße war. Es kam mir vor als wäre die Hauptstraße direkt am Meer nur für mich gebaut worden. Nach 45 km ging es dann für längere Zeit durch das Landesinnere. Im Nationalpark Cabo de Gata-Nijar war die öde Einsamkeit fast grenzenlos. Es ging vorbei an einigen verlassenen Ortschaften wo früher einmal Bergbau betrieben wurde. Für einige km war sogar der 7350 km lange EuroVelo 8 Mittelmeer-oute ausgeschildert. Er befindet sich aber leider zum größten Teil nur in der Planungsfase. nach 65 km war ich wieder an der Küste. Es ging durch caboneras, einem wunderschönen Ort mit zahlreichen historischen Festungen und langer Fischertradition. Wenige km weiter sieht man genau das Gegenteil. Die Hotelruine Algarrobico mit 400 Zimmern, dessen Weiterbau 2006 lahmgelegt wurde, ist an den spanischen Küsten seit Jahrzehnten zu einer Ikone ungezügelter Stadtentwicklung geworden. Sein Abriss kommt trotz Kritik und Druck von Umwelt- und Nachbarschaftsorganisationen bis heute nicht zustande. Wenig später ging es über einige Serpentinen zum Mirador de la Granadilla. Eine fantastische Strecke mit herrlichen Aussichten. Mit rasanter Abfahrt ging es weiter entlang der Mojácar-Promenade. Die Küstenlandschaft ist atemberaubend, immer mit Blick auf das Mittelmeer und die goldenen Sandstrände. An einem einsamen Strandabschnitt am Tramo a través de las montañas con vistas al mar fand ich einen herrlichen Platz für mein Zelt mit Blick auf das Meer.

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159 km, 1363 Höhenmeter, 35 km bergauf, 10:54 Std Fahrzeit

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141. Hafen von Aguadulce

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142. Als wäre die N-340A direkt am Meer nur für mich gebaut.

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143. Endlose Einsamkeit im Nationalpark Cabo de Gata-Nijar.

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144. Der 7350 km lange EuroVelo 8 befindet sich zum größten Teil nur in der Planungsfase.

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145. Auffahrt zum Mirador de la Granadilla über die AL-5107.

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146. Dito.

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147. Mirador de la Granadilla mit sensationelle Ausblick auf Cabo de Gata. 24mm.

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148. Dito. Ganz rechts im Bild eine Hotelruine mit 400 Zimmern, dessen Bau 2006 lahmgelegt wurde. 135 mm.

Gruß
Haryboo


P.S. hier gibt es eine Pause, denn heute Abend sitze ich im Zug Richtung Italien Bologna, um von dort aus für 16 Tage mit dem Rad neue Abenteuer zu erleben. Mal sehen was so geht. Ich werde natürlich davon berichten.
 
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