Hat jemand hier von den experimentierfreudigen Nikon-Auskennern Erfahrungen mit solchen nachgerüsteten Mattscheiben?
Ich habe in historischer Zeit eine Mattscheibe für die Nikon FE2 in die Nikon FM eingebaut. Das war nicht ganz trivial, weil die Mattscheibe der FM nicht wechselbar ist und weil die originale Scheibe einige Ausnehmungen für Indikator-LEDs hat, welche man an der Ersatzscheibe erst einmal ausfeilen muss. Der Beweggrund war übrigens ein gegenteiliger, ich wollte eine Vollmattscheibe ohne Einstellhilfen um freien Blick aufs Motiv zu haben.
Allerdings waren in den 80er Jahren die Kameras noch deutlich simpler als heute. Eine D780 habe ich nicht zur Verfügung, aber der 700 habe ich einmal ins offene Maul geblickt und da sehe ich eine Halteklammer für die Mattscheibe, welche man mit einen feinen Werkzeug aushebeln könnte. Ich gehe davon aus, dass die Mattscheibe dann herunter klappt und entnommen werden kann. Getestet habe ich es aber nicht.
Von den am Markt lieferbaren Austauscheiben dürfte übrigens vieles aus der Ersatzteilproduktion für historische SLRs stammen und von den diversen Kleinanbietern passend zurecht geschnitten werden. Was dazu führt, dass bei APS-C Kameras Schnittbild und Mikroprismen recht groß ausfallen.
Auch haben manche Kamera eher "halbmatte" Scheiben - die D200 war so ein Kandidat - welche zwar ein helles Sucherbild lieferten, aber die genaue Fokussierung erschwerten. Wird so eine Scheibe gegen eine echte Mattscheibe ersetzt, würde ich mir ein etwas dunkleres Sucherbild erwarten.
Wenn du so eine Scheibe von einem Online-Anbieter beziehst, sollte eine detaillierte Anleitung dabei sein, wie die Scheibe zu wechseln ist.
Mit Mattscheiben aus irgendwelchen Kameras der Filmära wäre ich vorsichtig. Die konsultierte D700 lässt eine Art Führungsnase zur genauen Positionierung der Scheibe erkennen. Sowas hat irgendeine Scheibe aus irgendeiner Kamera wohl kaum an der gleichen Stelle. Außerdem sollte die Dicke der Scheibe nicht dramatisch abweichen. Und die Scheiben der einstelligen Fs mit Wechselsucher sind ohnehin tabu. Die haben eine Feldlinse statt der obligaten Fresnelllinse und einen Metallrahmen, die kriegst du nicht in eine heutige Kamera.
1.) Die Ersatzmattscheibe ist oft etwas dünner oder etwas dicker als die original vom Werk her verbaute => Man muss die Position der neuen Mattscheibe exakt auf den tatsächlichen Fokuspunkt, den man mit LiveView überprüfen kann, justieren. Dazu müssen entweder hauchdünne Unterlegrähmchen zusätzlich eingebaut oder die vorhandenen durch dünnere ersetzt werden.
2.) Da die Belichtungsmessung einer DSLR im Suchermodus auf dem Mattscheibenbild erfolgt, wirkt sich eine "echte" Mattscheibe (die Originale ist ein High-Brite-Type, lässt also mehr Licht durch) als Überbelichtung aus => man muss eine negative Belichtungskorrektur einstellen und darf nicht vergessen, diese beim Fotografieren über LiveView wieder auszuschalten.
Ich habe schon in einige DSLRs für das manuelle Fokussieren im Suchermodus bessere Mattscheiben eingebaut - sowohl für Kunden als auch für mich selbst. Für mich waren die damit erzielbaren Verbesserungen so gering, dass ich nach wenigen Tagen wieder die originalen Mattscheiben eingebaut habe.
Mein Fazit: Wenn man häufig mit rein manuell zu fokussierenden Objektiven an einer DSLR fotografieren will, empfiehlt sich dafür die Nutzung des LiveView und dabei ein Hineinzoomen in das Bild.