Heidewitzka, das liest sich, als wenn es schon lange mal raus musste.
So liest es sich, ja. Ich lege allerdings Wert auf die Feststellung, dass es mir nicht darum geht, Herrn Mansurov abzukanzeln. Es geht mir um die generelle Unsitte, dass in Nikon Kreisen in den letzten vier Jahrzehnten ständig genau darum gekreischt wurde, das zu kriegen, was Canon gerade hatte und der eigene Stamm nicht. Las man dann einmal Canon Foren, stellte sich heraus, dass es jenseits des Zaunes genauso war, wenn auch abgeschwächt, weil die echten oder vermeintlichen Lücken bei Canon kleiner waren. Heute ist die Anzahl der aktiven Marktteilnehmer etwas größer und es gibt nicht mehr so die klaren Fronten. Aber immer noch braucht der Fotograf genau das, was der Nachbar auch hat, nur um drei Zentimeter länger.
Es hat den Anschein, als würde sich niemand Gedanken machen, was denn eigentlich noch abzudeckende fotografische Herausforderungen wären. Hat es vor 20 Jahren Diskussionen gegeben, welche Möglichkeiten sich auf tun würden, wenn es leistungsfähige Foto- und Videokameras geben würde, welche so klein und leicht wären, dass man sie an einem kleinen Helikopter montieren könnte? Was wenn jeder mit vertretbarem Aufwand Flugaufnahmen machen könnte, für welche bisher aufwändige Spezialgeräte und teure Helikopterflüge erforderlich waren? Oder wenn man kleine, robuste Kameras am Helm, Körper, Sportgerät eines Extremsportlers montieren könnte? Oder auch nur, was wäre, wenn der in den 90ern als Zukunftsvision von einigen Vordenkern diskutierte "Personal Digital Assistent" auch eine Kamera enthalten würde? Eine Kamera in einem Alltagsgerät, welches jeder immer dabei hätte, ohne daran denken zu müssen "Heute nehme ich den Fotoapparat mit. Vielleicht ergibt sich was".
Und auch heute muss man nicht weit gehen, um Lücken in den Systemen zu finden. Mit der Nikonos gab es ein ausgereiftes System von Kameras und Objektiven für den professionellen Unterwassereinsatz. Dabei kämpften die Konstrukteure damit, dass es eine große Herausforderung war, einen Sucher zu bauen, welcher mit der Taucherbrille überblickbar war und eine vernünftige Fokussierung und Bildkompsosition unter Wasser mit einem begrenzten Blickfeld und einem Atemregler vor dem Gesicht ermöglichte. Mal abgesehen von der Bedienung mit Neoprenhandschuhen und unter großem Wasserdruck. Dazu der begrenzte Bildvorrat von 36 Aufnahmen pro Kamera und Tauchgang. Und heute? Kein Problem. Eine Kamera, welche gut im Wasser liegt. 5" Display für perfekte Übersicht bei Fotoaufnahmen und Videodreh. Kapazität bei Akku und Speicherkarte bis zum Absaufen. Handgriff links und rechts mit Bedienelementen für die notwendigen Einstellungen. Vorne entsprechende Objektive vom Fisheye bis zum 100mm Makro und es kann los gehen. Oder auch nicht, denn die "UW Systemkamera" gibt es nicht mehr. GoPro im Unterwassergehäuse oder 5000+ Euro für Profi-Gehäuse und Beleuchtung, die Kamera nicht eingerechnet. Und die Marktchancen? Na ja, es soll ja noch Leute geben, welche Geld haben und ans Meer fahren, um es dort auszugeben.
Ist jetzt zugegebenermaßen keine Wunschliste für eine R8. Aber "same or better than the Z6 / Z7" wird dem in letzter Zeit eher lauwarmen Image von Nikon als Innovationsmotor auch nicht so den Boost verleihen. Das gibt eher die nächste "Z8 oder doch eher Z7s ?" Diskussion.