Hier nochmal ein kleiner Ausriss aus meinem Blog von heute Nacht:
Wir hatten ein bißchen Sturmfahrt und Treibeis:
Die Brücke ist abgedunkelt. Nur im Eingang brennt Rotlicht. Aber, Hurra!, sie ist offen! Ungefähr 10 Offiziere plus Kapitän beobachten das Eis. Die Stabilisatoren sind eingefahren. Das spezielle, weiße Licht läßt die Eiskanten besonders hervortreten und auch etwas zwischen Meereisschollen und Bergy Bits oder Growlern (kleine Eisberge) unterscheiden. Dabei hilft auch das Radar. Wir haben sechs Stunden gebraucht um dieses Treibeis zu durchqueren. So ein bißchen im Slalom-Stil: den großen Platten ausweichen und möglichst viele eisfreie Flächen nutzen. Im Schiff ist das unangenehm laut: es rumpelt und kracht immer dann, wenn man gerade wieder einschlafen wollte. Festes Eis dagegen zu brechen, geschieht geradezu lautlos: der Eisbrecher überfährt das Eis, es gleitet unter dem Rumpf lang und kommt am Heck wieder in Bruchstücken hoch.
So gegen 4:00 wird es wieder hell, das Treibeis wird weniger. Die Stabilisatoren bleiben aber aus Sicherheitsgründen drin und wir rollen in der 5-6 Meter Dünung bei Windstärke 8. Irgendwann in der Nacht fliegen unsere Barutensilien durch die Kabine, schon wieder wach. Dann wieder unruhiger Schlaf bis 7:45. Den Wecker für 7 hatten wir abgeschaltet, um wenigstens etwas zu schlafen. Renate fühlt sich wackelig, Sport fällt heute Morgen für sie aus. Wir gehen frühstücken. Heute ist Seetag - wir haben ja insgesamt eine ziemliche Strecke zurückzulegen: einmal halb um den Polarkreis und von Neuseeland bis dahin und wieder zurück nach Ushuaia. Seetage bei gutem Wetter sind spannend, man sieht Wale, Seevögel, Eisberge. Bei schlechter Sicht und schlechtem Wetter sind sie eher zum Aussitzen oder Blogs schreiben
. Es wird wärmer, nur noch -1°C. Foto: © Achim Kostrzewa