Die breit gefächerte Welt der Werbefotografie

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Aus der Reihe „Fotografie als Beruf“​


Hippie-Model lehnt an altem VW Käfer mit Coca-Cola-Kühlbox auf dem Dach. Szene am Strand.

Meine kleinen Artikel zum Thema „Fotografie als Beruf“ (ich verlinke sie unten noch einmal) haben euch gefallen, was wiederum mich sehr freut 😊 Ich erhielt einige Anregungen und Nachfragen, und deshalb gibt es heute mal einen Artikel zum Thema Werbefotografie.

Werbefotografie umfasst jede Art von gewerblichen Fotos. Das können beispielsweise Portraits, Architekturaufnahmen, Food Fotografien oder Fashionaufnahmen sein. Auch die Produktfotografie gehört dazu.

Als Kunde siehst du nur die fertigen Ergebnisse, z.B. auf einer Website, in der Zeitung oder in einem Werbespot. Welcher Aufwand dahinter steckt, können sich die meisten Menschen gar nicht vorstellen. Von der Vorbereitung über das eigentliche Shooting bis hin zur Nachbearbeitung fallen nicht selten zahlreiche Stunden Aufwand an. Besonders bemerkbar macht sich das immer da, wo viele Menschen beteiligt sind, also z.B. in der People- und Modefotografie.

In diesem Artikel schauen wir uns einmal an, was angehende Werbefotograf:innen bedenken sollten, bevor sie in dieses Genre einsteigen.

Die Anfänge als Werbefotograf:in​

Gerade als Einsteiger:in dieses Genre bekommst du nicht so ohne weiteres Aufträge. Zudem engagieren dich in der Werbefotografie inzwischen nicht mehr die Firmen selbst, sondern in den meisten Fällen Werbeagenturen. Zwischen dir und deinen Kunden gibt es also noch eine Zwischenstation, die du von dir überzeugen musst. Umso wichtiger und absolut unabdingbar ist es, dass du dir zuallererst ein Portfolio aufbaust. Ein Portfolio zeigt, was du kannst und wie du aufgestellt bist. Potenzielle Auftraggeber wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben und welcher Stil dich ausmacht. Werbeagenturen, die ganze Kampagnen entwerfen oder auch die Unternehmen selbst haben meist bereits eine gewisse Vorstellung der gewünschten Bilder. Dabei spielen nicht nur die Aufnahmen an sich, sondern z.B. auch die Nachbearbeitung der Bilder eine Rolle. Nicht jeder Stil passt zu jedem Werbezweck.

Frau steckt Füße in Sneakers aus Autofenster

Mach dir auch bewusst, dass du in der Werbefotografie nicht einfach ein Produkt abbilden, sondern viel eher einen abstrakten Begriff darstellen sollst – also z.B. so etwas wie „Gesundheit“, „Fitness“, „Glück“ oder vielleicht auch „Sicherheit“, „Geborgenheit“ und „Schutz“. Mach dir auch klar, dass es nicht in erster Linie darum geht, dass du tolle Fotos lieferst, sondern darum, dass mit deinen Bildern erfolgreich geworben werden muss. Letztendlich sind sie Mittel zum Zweck, ein Produkt zu verkaufen und dem Unternehmen dahinter ein gutes Image zu bescheinigen.

Sonnendurchflutetes Schlafzimmer mit Doppelbett, darüber großes Gemälde

Um erste Fotografien für dein Portfolio zu sammeln, kannst du z. B. bei Freunden und Verwandten anfangen, ob du sie porträtieren kannst. Du kannst aber auch mit Architektur- oder Food Aufnahmen beginnen. Der Vorteil hier ist, dass du sehr geduldige Gegenstände ablichtest und außer dir und deinem Equipment niemand weiter notwendig ist. Das heißt, du kannst in aller Ruhe üben und lernen und üben und lernen und …. Es gibt jede Menge Tutorials und gute Bücher für den Einstieg. Vor kurzem erst haben wir z.B. das Buch „Objektfotografie“ von Jürgen Herschelmann vorgestellt.

Rosa Macarons mit Himbeeren garniert vor hellgrauem Hintergrund

Der nächste Schritt, den ich dir empfehlen möchte, ist ein Assistentenjob bei erfahrenen Werbefotograf:innen. Nicht nur, dass du dabei viel lernst, du knüpfst gleichzeitig Kontakte, die in deinem weiteren Berufsleben Gold wert sein können. Die Theorie mag man meist beherrschen, doch in der realen Welt sieht einiges anders aus. Das lernst du nur durch harte Praxiserfahrungen – sag später nicht, ich hätte dir das nicht erzählt! ;)

Mann beißt in ganze Zitrone

Konzept und Moodboard​

Wenn du einen Auftrag verhandelst, ist wie in so vielen Bereichen die Vorbereitung das A und O. Aufgaben spontan zu erledigen, führt zu 99 % zu miserablen Ergebnissen. Die Kundenwünsche sind oft schon sehr genau definiert. Deshalb: bereite dich vor! Erstelle ein Konzept, wie du die gewünschte Botschaft fotografisch transportieren möchtest. Beachte dabei alle Informationen, die dir vorab bekannt sind – also z.B. auch ein gegebenes Budget oder einen vielleicht eng gesteckten Zeitrahmen. Wie viele Personen sind für die Umsetzung deines Konzepts notwendig? Welchen Aufwand musst du einkalkulieren? Am Ende willst du auch etwas verdienen. Also erstelle für dich auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung!

Links Pinnwand mit verschiedenen Zetteln, Hintergrund unscharf

Ein Moodboard kann dir bei der Visualisierung, Erarbeitung und Präsentation deines Konzepts helfen. Ganz einfach erklärt ist ein Moodboard nichts anderes als ein großes Stück Karton, auf dem du Bilder, Skizzen, Ideen, Schlagworte etc. sammelst. Du kannst sie anheften wie auf einer Pinnwand oder bei einer Collage. Das hat den Vorteil, dass dein Moodboard variabel ist und immer wieder umgestaltet werden kann. Erstelle selbst Skizzen oder suche nach Bildern, z.B. auf Pinterest (!!*), die vom Konzept her dem Auftrag ähneln oder Inspiration bieten. Ziel ist es, mit dem Moodboard einen Eindruck oder ein Gefühl des Gesamtbilds zu vermitteln.
(!!*) ACHTUNG: auch hier immer das Urheberrecht beachten!

Selbstverständlich läufst du heutzutage nicht mehr mit einem zusammengerollten Karton unter dem Arm zum Kunden. Es gibt inzwischen zahlreiche Apps dafür, die auch für eine professionelle Präsentation sorgen. Aber für dich zu Hause im stillen Kämmerlein kannst du durchaus so beginnen. Digitale Vorlagen für Moodboards findest du z.B. bei Canva. Über Adobe Creative Cloud express gibt es kostenlose Grundfunktionen, die du erst mal ausprobieren kannst.

Jetzt springe ich ganz weit, nämlich von der Vorbereitung zur Nachbearbeitung. Dazwischen liegt dein hoffentlich gut ausgeführter Auftrag!

Die Nachbearbeitung der Bilder​

Nachbearbeitung ist ein wichtiges Thema. Auch, wenn Natürlichkeit immer wichtiger wird, gibt es zahlreiche wichtige Schritte in der Bildbearbeitung, die du sicher beherrschen solltest. Dazu gehört es z.B. grobe Verschmutzungen zu entfernen, Lichtsituationen zu optimieren und Farben anzugleichen.

Junge Frau im weißen Kleid lehnt an Mauer vor einer Treppe

In der Porträtfotografie – ja ich weiß, da streiten sich die Geister – sollten starke Hautunreinheiten in der Nachbearbeitung entfernt und die Haut homogenisiert werden. Eine Porzellanpuppenhaut möchte allerdings niemand sehen, also ist Fingerspitzengefühl gefragt. Dodge & Burn („Aufhellen und Nachbelichten“) ist hier ein wichtiges Stichwort:


Zum Schluss noch ein Thema, das immer nachgefragt wird:

Welches Equipment ist notwendig?​

Die Antwort auf diese Frage ist so vielfältig wie die Werbefotografie selbst. Sie hängt stark von der Branche und dem speziellen Auftrag ab. Nach und nach solltest du alle gängigen Brennweiten im Repertoire haben. Für Architekturfotografie ist ein Weitwinkel notwendig, das möglichst wenig verzerrt. Willst du in diesem Bereich erfolgreich sein, wirst du um ein Tilt-Shift Objektiv, das vertikale Verzerrungen direkt ausgleicht, nicht herumkommen.

Beleuchtetes Haus mit Glasfronten, davor Swimminpool. Abendaufnahme

Porträt- und Modeaufträge hingegen erfordern eher lichtstarke Festbrennweiten. Sie ermöglichen dir, den Hintergrund mit einer offenen Blende möglichst gut freizustellen. Die gängigsten Brennweiten liegen hier bei 35mm oder 85mm. 35mm werden oft eingesetzt, wenn der Hintergrund mit einbezogen werden soll. 85mm ist die ideale Porträtbrennweite, wenn das Model im Vordergrund steht und der Hintergrund wenig Relevanz hat.

Weitere Artikel aus der kleinen, eher zufällig entstandenen Reihe „Fotografie als Beruf“ findest du hier:

Traumjob Fotograf/in - daran musst du denken
Berufsfotografie im Social Media Zeitalter
Geld verdienen und Steuern zahlen als Fotograf:in

Bildnachweis: pixabay, wenn nicht anders angegeben
 
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