Hallo,
habe fast dreißig Jahre analog gearbeitet. Dabei SW und Farbe im eigenen Labor entwickelt und rückvergrößert. Auf der einen Seite bin ich nicht böse heute keine Entwicklungsmaschine mehr putzen, Chemie entsorgen und neue Bäder ansetzen zu müssen.
Dennoch gehe ich nicht mit der Ansage einher, das heute der Fotograf mehr Zeit vorm PhotoShop als im Studio an Licht und Kamera verbringt. Auch beim digitalen Bild sind der richtige Moment und das Licht für jede Aufnahme entscheidend. Es mag sein, das heute keiner mehr Motive aufwendig abdunkelt bzw. aufhellt und noch eine Leuchte setzt, damit auch der letzte Schatten offen bleibt, da macht man heute mit unterschiedlichem Licht / Belichtung einfach ein paar Schüsse mehr, den Rest kann PhotoShop.
Aber das war bei der analogen Arbeit auch nicht anders, wenigstens drei Belichtungen pro Motiv, auch da haben wir den Rest in PhotoShop erledigt, nur das der in dieser Zeit vornehmlich in Lithoanstalten anzutreffen war und heute eben beim Photografen läuft, weil die Technik besser ist (PCs auch) und das Programm sehr heftig zugelegt hat, seit ich mit Version 2.0 begonnen habe.
Früher wurde das vom Auftraggeber in der Lithoanstalt gesondert bezahlt, heute wird es vom Photografen als selbstverständliche Standardleistung verlangt, das macht nicht nur Lithografen arbeitslos, sondern auch Photografen zu schlecht bezahlten Bildschirmarbeitern, meistens zumindest.
Wird bei der Aufnahme mehr Aufwand betrieben, braucht es kaum den PhotoShop, wird bei der Aufnahme schnell schnell gearbeitet, muss man es in der EBV (Elektronische Bildverarbeitung) wieder ausbügeln, das ist seit der Erfindung des Fotos so und fingt mit der ersten Retuschefeder (ABV - Analoge Bildverarbeitung) an.
Ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, das die analoge Fotografie so schnell nicht aussterben wird, zumal jeder der es wirklich lernen möchte, immer bei dieser Grundlage anfangen muss, einfach um den Prozess zu verstehen, der auch in der digitalen Fotografie seine Gültigkeit hat.
Für mich liegt der entscheidende Unterschied zwischen den zwei Verfahren nur darin, dass ich die Chemie und den manuellen Aufwand der Entwicklung nicht mehr benötige, sonst hat sich doch nicht viel verändert, gute Fotos sind nach wie vor gute Fotos. Und wer sein Handwerk beherrscht macht sowohl analog wie digital gute Aufnahmen. Wenn ich bis heute gewisse Dinge gerne analog erledige (es ist inzwischen leider nicht mehr so einfach gute, frische Materialien zu besorgen) und das Ansetzen von großen Bädern für nur einige wenige Filme sich nicht rechnet, es lohnt sich gelegentlich trotzdem.
Ein guten SW-Abzug hat einfach was, dass ein Ausdruck nicht bieten kann, egal wie gut Drucker und Papier auch sein mögen.
Sicher ein viel zu langer Beitrag für diese Runde, aber es musste einfach mal raus. Es ärgert mich, wenn ich sehe, dass heute jeder meint er könne fotografieren, nur weil er eine DSLR-Kamera mit allem Schnickschnack hat. Gute Aufnahmen gelingen hin und wieder auch mit einer Lochkamera und einem Stück Rollfilm
Und wenn ich in dem Beitrag sehe, wie die Auflösung eines Kleinbilddias mit der einer hochauflösenden Digitalkamera verglichen wird, dann stehen mir die Nackenhaare hoch. Wenn ich ein Dia 18 x 24 cm neben eine hochauflösende Digitalaufnahme halte, sieht es genau umgekehrt aus, was soll das also, man kann Analog auch mit Gewalt schlecht machen, vor allem wenn man keine Ahnung hat, wie die Autoren dieses Beitrags.
Was kann da die digitale Fotografie schon mehr bieten, es gibt bestenfalls mehr Glückstreffer als früher und weniger gegenständlichen Abfall, wobei ich letzteres, bei dem sich sehr schnell entwickelnden Markt, nicht wirklich ungeprüft unterschreiben würde.
Gruß