MF-Nikons: Was soll ich beim Kauf beachten?

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Ando

NF-Platin Mitglied
Platin
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Insbesondere fuer Neueinsteiger moechte hier meine ganz persoenlichen Empfehlungen zur Diskussion stellen, basierend auf eigenen Erfahrungen mit der Anschaffung und dem Einsatz von Manual-Focus(MF)-Nikons, die von 1980 (F3) bis 2001 (FM3A) produziert wurden.

Ich denke, so eine Uebersicht koennte dem einen oder anderen Interessenten den Einstieg - bzw. die Entscheidung zum Einstieg - in die "Nikon-MF-Welt" erleichtern. Entsprechende Fragen im Forum lassen fuer mich den Schluss zu, dass hier durchaus Bedarf besteht.

Anmerkungen/Hinweise/Korrekturen sind wie immer erbeten - schoen waere es, wenn wir diese Aufstellung im Thread ausbauen und erweitern koennten, jeder hat ja seine ganz persoenlichen Erfahrungen mit "seinen Nikons".

Eine Fortsetzung zum Thema "Objektiv-Kauf" ist vorgesehen.

Danke fuer's Lesen! :)

Andreas


Hinweis/Haftungsausschluss: Alles, was ich in diesem Posting schreibe, repraesentiert meine persoenliche Meinung, jegliche Haftung und jegliche Ansprueche daraus schliesse ich ausdruecklich aus. Alle Empfehlungen werden vom Leser auf eigene Gefahr und eigenes Risiko uebernommen. Ich bin fuer die im Posting verlinkten Inhalte auf anderen Websites nicht verantwortlich und lehne jegliche Haftung dafuer ab.

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Der Kauf einer MF-Nikon: neuwertig oder gebraucht?

Der Markt fuer analoge Kameras lebt! Insbesondere der Markt fuer Nikon-Kameras, die heute einen beachtlichen Wiederverkaufswert erzielen, abhängig von Zustand und ehemaliger Produktionsauflage.

So ist zum Beispiel auf ebay eine neuwertige, "minte", Nikon F3/T ("Titanium"), in Original-Verpackung (OVP) und angeboten fuer den Sofort-Kauf, selten unter EUR 1.000,- zu haben. Eine neuwertige Nikon F3HP (die Ausfuehrung speziell fuer Brillentraeger, die einen groesseren Abstand zum Sucherokular erlaubt), ebenso originalverpackt und mit allen Papieren, erzielt auf ebay einen aehnlich hohen Verkaufspreis. Selbstverstaendlich duerfen solche "Kategorie A+ Geraete" keinerlei Gebrauchsspuren aufweisen und muessen technisch einwandfrei sein.

Diese Kameras sind vorwiegend fuer Sammler interessant, die den neuwertigen Zustand der Geraete erhalten und nicht durch Gebrauch mindern moechten - entweder fuer die eigene Vitrine oder fuer einen spaeteren Verkauf.

Wer seine MF-Nikon als Arbeitsgeraet zum Fotografieren verwenden moechte, ist mit einer gut erhaltenen "Gebrauchten" besser beraten. Die Preise bewegen sich aktuell, je nach Modell und Zustand, circa zwischen EUR 100,- und EUR 700,-, egal ob auf ebay, privat oder beim Haendler angeboten wird.


Der Kamera-Check: Worauf achten?

Moderate Gebrauchsspuren wie Kratzer am Gehaeuse, blanke Stellen an der Deckplatte bei den Gurtoesen oder abgegriffene Hebel und Schalter zeigen, dass mit der Kamera bereits erfolgreich ueber einen laengeren Zeitraum gearbeitet wurde und koennen so durchaus auch als Guetezeichen gesehen werden. Denn wenn eine Kamera jahrelang ohne Probleme funktioniert hat, kann man mit gutem Grund davon ausgehen, dass sie auch noch weitere Jahre zuverlaessig ihren Dienst versehen wird.

Gerade die aelteren Nikon-Kameras sind fuer Ihre Zuverlaessigkeit und Widerstandsfaehigkeit bekannt, man sollte sich also durch eine nicht mehr einwandfreie "Kosmetik" nicht von einer Kauferwaegung abhalten lassen.

Am sichersten kauft man natuerlich beim Haendler vor Ort, wo man ausreichend Zeit und Gelegenheit hat, die Kamera der Wahl in die Hand zu nehmen und alle Funktionen zu testen.

Eventuell ist der Haendler bereit, die Kamera fuer einen oder zwei Tage leihweise zur Verfuegung zu stellen. Anhand eines belichteten Testfilmes kann man rasch feststellen, ob die Kamera zufriedenstellend arbeitet oder ob gegebenenfalls Probleme auftreten, die man erst am entwickelten Film sieht (zum Beispiel durchgaengig ueber- oder unterbelichtete Negative bzw. Dias, ungleichmaessige Belichtung, Schäden am Filmstreifen, Verschleierung der Bilder durch Lichteinfall etc.).

Zum Testen fotografiert man am einfachsten Motive, die einem bereits von frueheren Aufnahmen her vertraut sind. So kann man schnell beurteilen, ob die Kamera im Normbereich arbeitet oder eine ernstere "Macke" hat. Wer moechte, kann natuerlich auch genau pruefen durch Aufnahme und anschliessende Auswertung ausgeleuchteter Testtafeln/Testmotive bei systematischem Versuchsaufbau.


Bei der "grob klinischen" Untersuchung vor Ort beim Haendler sollte man


  • alle Hebel, Schalter und Schieber auf einwandfreie und leichtgängige Funktion ueberpruefen;
  • mit angesetztem Objektiv durch den Sucher blicken und auf eine allfällig stark verschmutzte oder beschädigte Einstellscheibe achten;
  • bei Kameras mit Wechselsucher (F1, F2, F3, F4 u. F5) diesen abnehmen und die Unterseite des Glasprismas auf Beschaedigungen/Verschmutzungen checken;
  • mit eingesetzter Batterie den Belichtungsmesser mit verschiedenen Zeit-/Blendeneinstellungen ueberpruefen und die angezeigten Werte mit einer zweiten Kamera oder einem Handbelichtungsmesser vergleichen (Anmessen einer gleichmaessig beleuchteten, weissen Wand);
  • den Verschluss aufziehen und ausloesen. Wichtige Fragen dazu: Hakt der Aufzugshebel beim Betaetigen, stimmt der Druckpunkt beim Ausloesen, sind gegebenenfalls ungewoehnliche Geraeusche zu hoeren, klappt der Spiegel beim Ausloesen hoch?;
  • die Kamerarueckwand oeffnen, alle Filmfuehrungen, die Filmandruckplatte und die Lichtdichtungen an Kameragehaeuse und Kamerarueckwand auf ihren Zustand inspizieren;
  • das Objektivbajonett sowie den Spiegelkasten ueberpruefen. Zugehoerige Fragen: Laesst sich das Objektiv problemlos ansetzen, verriegeln und wieder abnehmen? Ist der Spiegel gegebenenfalls beschaedigt - Kratzer und Staub in Maßen haben keine negativen Auswirkungen auf Belichtungsmessung und Anzeige im Sucher! -, ist die Spiegelschlagdaempfung unterhalb der Einstellscheibe in Ordnung?
  • das Kameragehaeuse auf Beschaedigungen absuchen, insbesondere auf Dellen und Risse, die Fall-/Stoss-/Schlagschaeden mit negativen Auswirkungen auf das Kamerainnere vermuten lassen bzw. Dejustierung des optischen Systems. (Kratzer und blanke Stellen sowie maessiger Schmutz beeintraechtigen die Funktion der Kamera wie gesagt nicht!)
  • und last not least die Batteriekammer ueberpruefen und auf allfaellige Schaeden durch ausgelaufene Batteriesaeure achten.

Besteht die Kamera diese oberflaechliche Inspektion, sollte alles soweit in Ordnung sein; eine zusaetzliche Gewaehrleistung durch den Haendler (erfragen!) gibt Zeit genug, die Kamera nach Kauf eingehend im praktischen Einsatz zu ueberpruefen.


Das Gleiche gilt fuer Einkaeufe ueber ebay, bei Online-Haendlern oder Online-Photoboersen, bei denen man nicht die Moeglichkeit hat, die Kamera vor Kauf zu ueberpruefen. Hier sollte man die Kamera gleich nach Erhalt eingehend checken.

Achten sollte man dabei unbedingt auf die jeweiligen Verkaufs- und Ruecknahmebedingungen des Anbieters beziehungsweise auf die Allgemeinen Geschaeftsbedingungen des Haendlers. Ist eine Ruecknahme ausgeschlossen oder die Ruecknahme an Bedingungen gebunden (zum Beispiel nur, wenn die Ware "grob vom Angebot" abweicht - Achtung: Definitions-/Auslegungssache!) sollte man sich besser nach einem anderen Anbieter bzw. einem anderen Angebot umsehen.


Und wenn doch einmal eine Reparatur faellig ist?

Grundsaetzlich sollte man bedenken, dass alle MF-Nikons nicht mehr produziert werden, Ersatzteile gegebenenfalls nicht mehr erhaeltlich sind und eine Reparatur schnell den Wiederbeschaffungswert der Kamera uebersteigen kann. Dies gilt insbesondere fuer die "kleinen Schwestern" des Profimodells Nikon F3, wie zum Beispiel Nikon FA, FM2n, FM3A oder FG.

Hier faehrt man im Schadensfall gegebenenfalls besser, statt einer Reparatur einen Neukauf zu erwägen.


Tipps:

  • Anfrage bei einer autorisierten Nikon-Servicestelle, ob fuer die betreffende Kamera Service angeboten wird. Ein Kostenvoranschlag gibt Aufschluss, ob sich eine Reparatur noch lohnt oder besser eine "neue Gebrauchte" angeschafft werden sollte. Das defekte Geraet kann in diesem Fall weiter sinnvoll als Ersatzteillager dienen (zum Beispiel fuer Austausch Handgriff, Rueckwand, Okularschutzglas, Sucher etc.)
  • Alternativ bieten viele Haendler oder kleinere Kamerawerkstaetten Service zu ueberschaubaren Preisen. Eine Recherche, zum Beispiel hier im Nikon-Forum, nach Anbietern/Empfehlungen lohnt sich!
  • Spiegelschlagdaempfer und Lichtdichtungen aus Schaum-/Kunststoff zersetzen sich praktisch bei fast jedem "Spiegelreflex-Oldie", erkennbar ist dieses Phaenomen an zerbroeselnden Dichtungs-/Daempfungsstreifen und/oder klebrigen Dichtungs-/Daempfungsstreifen-Resten am Spiegel bzw. auf der Innenseite der Kamerarueckwand. Das ist kein Indiz fuer einen Fehlkauf, sondern zeigt lediglich an, dass die Kamera schon ein paar Jaehrchen auf der Deckplatte hat. Praktisch jede Kamerawerkstaette uebernimmt die notwendigen Erneuerungsarbeiten, die Kosten dafuer sollten sich unter EUR 100,- bewegen. Bei dieser Gelegenheit kann die Kamera gleich auch auf Funktionstuechtigkeit ueberprueft bzw. das Gehauese aussen und innen (Spiegelkasten) gereinigt werden.


Warum sollte ich mir gerade eine Nikon aus den fruehen 1980er-Jahren kaufen?

Ich kann hier nur meine persoenliche Meinung wiedergeben beziehungsweise auf engagierte Diskussionen zu diesem Thema im Nikon-Forum hinweisen.

Bei den Nikons F3, FA, FM2 etc. handelt es sich um analoge Kameras, die durchgaengig hochwertig und dauerhaft verarbeitet sind und sich als Arbeitsgeraete ueber Jahrzehnte bewaehrt haben.

Verglichen mit einer aktuellen digitalen Spiegelreflex bieten diese Kameras relativ wenig Elektronik/Automatik und erfordern so vom Fotografen aktives Mitdenken. Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, erweist sich fuer viele Anwender als Vorteil, da man als Fotograf so wieder staerker in den technischen Teil des Aufnahmeprozesses einbezogen ist. Man muss sich Gedanken ueber den Zusammenhang zwischen Zeit- und Blende machen, Lichtsituationen erkennen und bewerten, die Scharfstellung manuell vornehmen, Belichtungsanzeigen im Sucher manuell abgleichen, den Film transportieren, rueckspulen und wechseln etc.

Das alles bedeutet zwar mehr (Hand)Arbeit, regt jedoch auch zu einer sorgfaeltigen und bedachten Arbeitsweise an, die viel Spass machen kann!



Welche MF-Nikon soll ich mir kaufen?

"Die, an die man sein Herz verloren hat" :love: waere wohl die einfachste Antwort! ;)



Bei der Entscheidung koennen eine Rolle spielen:


  • Voll- oder Halbautomatik oder nur manuelle Einstellung?
  • Gewicht der Kamera (je stabiler desto schwerer)
  • Moeglichkeit, das Einsatzgebiet der Kamera mit Systemzubehoer zu erweitern (zum Beispiel mit auswechselbaren Einstellscheiben, Motor, Wechselsucher, Zubehoer fuer Nahaufnahme, Datenrueckwand etc.)
  • Beanspruchung und damit verbunden Stabilität und Widerstandsfähigkeit
  • Ausstattungsmerkmale wie Abblendtaste, Spiegelvorausloesung, mechanische Notzeit, Belichtungskorrektur, Messwertspeicher etc.
  • Verfuegbarkeit am Markt, Preis


Wo finde ich weitere Informationen zu den einzelnen MF-Nikon-Modellen?



Hier fuenf Web-Empfehlungen, die ich immer wieder mit Gewinn konsultiere:


"Photography in Malaysia" (E)

"Die" Ressource zu (fast) allen Nikon-Kameras: Modelle, Zubehoer, detaillierte Beschreibungen, viele Abbildungen


"Nikon-System online" (D)

Interessanter und detaillierter Streifzug von der ersten ersten analogen Nikon bis zur digitalen Spiegelreflex D1


"Nikon-Story"
(D)

Peter Lausch gibt einen Ueberblick ueber die einzelnen Stufen der "Nikon-Evolution". Ein sehr engagiert und kenntnisreich geschriebenes "Online-Lesebuch" - Favoriten setzen!


"Nikon-Reviews" by Ken Rockwell (E)

Nicht unumstritten - aber nicht zuletzt deswegen auch interessant - rezensiert Ken verschiedene MF-Nikons und weiss dabei die eine oder andere Nikon-Anekdote zu erzaehlen. Empfehlung!


"Legendary Nikons" (E)

So sieht Nikon selbst seine Geschichte: "Biographien" verschiedener MF-Kameraklassiker, technische Details, Informationen zur Entwicklung. Sehr schoen!
 
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