In Zukunft werden die Sensoren die Entfernungen verschiedener Punkte im Bild in den RAW Dateien abspeichern, 3-D Darstellungen werden möglich. Dann wird es per EBV möglich sein, jeden beliebigen Punkt scharf zu stellen. Zuerst werden die Objektive noch fokussieren können (müssen) weil die kamerainternen Prozessoren nicht die Rechenpower haben um das Bild gleich per Lifeview darzustellen.
In letzter Kosequenz werden keine Objektive mehr benötigt, nur noch der Sensor. Dieser kann in jedes beliebige Gerät eingebaut werden. Apple wird als erste Firma das I-SLR Video Gaming Handy GPS 3D Projektor herausbringen. Vorstellen wird die Innovation ein Klon von Steven Jobs, der schon seit Jahren aufgebahrt in einem Mausoleum im Silicon Valley ruht.
Alle Geräte haben jetzt Brennstoffzellen und wenn so eine mal in die Luft fliegt dann schleudert es den bedauernswerten Besitzer direkt in einen erdnahen Orbit, nicht ohne noch ein paar wirklich sehenswerte Aufnahmen aus der Stratosphäre zum Heimserver zu funken.
Schließlich weiht ein mit einigen wiederlichen Techniken reanimierter William Gibson die erste NeuroTec Klinik ein, in der menschliche Nerven direkt mit dem Sensor verdrahtet werden. Da zu diesem Zeitpunkt praktisch jeder Winkel dieses Erdballs abfotografiert und in einer Datenbank abgespeichert wurde (der Fachausdruck lautet "geschäublet", eins der wenigen deutschen Wörtern die in die Englische Sprache unverändert übernommen wurde) eröffnen sich durch die neuronale Verbindung ganz neue Möglichkeiten.
Reisen finden nur noch virtuell statt, sogenannte Mooddesigner stellen Reisen nach den Wünschen ihrer Kunden individuell zusammen. Toskana im Schnee, ein Regensturm in der Sahara, klettern in den Bergen der Antarktis bei 30° C, alles kein Problem. Die Simulation erleben die Menschen zu diesem Zeitpunkt in Tanks mit Nährflüssigkeit, muskuläre Anstrengungen werden hydraulisch angeregt.
05.02.2081
Gerd blies die Wachskerze aus die er zur Feier seines 72. Geburtstages angezündet hatte, es gab nicht mehr viel Bienenwachs auf dieser Welt. Er ging in die kleine Abstellkammer seiner Hütte (es gab auch nicht mehr viele Hütten auf dieser Welt) und öffnete die Alukiste die alles enthielt, was er von seinem Vater geerbt hatte. Die Kiste enthielt eine weitere Schachtel aus Kunststoff, die durch ihre Dichtungen luftdicht verschlossen war. Beim Öffnen entfuhr ein kleiner Zischlaut, ein Zeichen, das die Dichtungen über Jahrzehnte gehalten hatten.
So wie die Dinge standen würde es sein letzter Geburtstag sein, denn er war schon länger krank, konnte aber schon seit mehreren Jahren mit niemanden mehr Kontakt aufnehmen. Obwohl sein Server immer wieder alle Netzwerke abhorchte empfing er außer einem weißen Rauschen niemand mehr.
Er entnahm einen seltsamen Gegenstand der noch in weißem Stoff gehüllt war. Langsam wickelte er den Gegenstand aus. Ein seltsames, archaisch anmutender Gegenstand kam zum Vorschein, fast ganz schwarz, mit teils glänzenden aber auch weichen, matten Oberflächen. Er starrte direkt in ein rundes Stück Glas das in einer Art Röhre steckte und das ihm zugewandt war und erschrak, als sich sein Gesicht in dieser halbdunklen Kammer wiederspiegelte. Behutsam trug Gerd den Gegenstand in den Hauptraum seiner Hütte und stellte ihn auf den erleuchteten Küchentisch. Nun erkannte er auch verschieden Knöpfe und Bedienelemente. Eva, er hatte den Hauptserver seiner Hütte nach seiner Frau benannt, meldete ihm, das ein Akkumulator identifiziert, überprüft und nun induktiv geladen wurde.
Gerd drehte den Gegenstand so, das die Röhre von ihm weg, direkt auf die Hüttentür zeigte. Er betrachtete sich das Ding von oben und entdeckte die Beschriftung "On" und "Off" auf einem der Knöpfe die oben angeordnet waren.
Er drehte den Knopf auf "On" und eine kleine Glas- oder Polymerscheibe leuchtete an der Oberseite auf. Erstaunt betrachtete er den Gegenstand genauer und stellte erstaunt fest, das auch die Röhre mit Beschriftungen, Hauptsächlich Zahlen versehen war. Auch an der Rückseite fanden sich beschriftete Knöpfe, nur der Größte von Ihnen war unbeschriftet. Er drückte oben links auf einen der kleinen Knöpfe, der mit einem kleinen Dreieck versehen war. Als Reaktion darauf leuchtete ein Schriftzug auf der hinteren Glascheibe auf, den Gerd nicht lesen konnte. Aber Eva hatte den Schriftzug bereits erfasst und ausgewertet. Die Rückmeldung kam prompt: Es ist kein Bild auf dem Speichermedium abgelegt. Eva war schon immer etwas schlauer gewesen als er.
Also hatte ihm sein Vater ein historisches Gerät hinterlassen und Gerd erinnerte sich, das sein Vater ab und zu von Opas Fotoapparaten gesprochen hatte. Er hatte sich nie zusammenreimen können was das sein sollte, aber sein Vater hatte ihm gesagt, das man damit sogenannte Aufnahmen machen konnte die man sich auf einem flachen, zweidimensionalen Bildschirm ansehen konnte. Achselzuckend drückte Gerd auf den Knopf oben rechts und der Fotoapparat gab ein deutliches Klacken von sich. Fast gleichzeitig leuchtete das Glas der hinteren Scheibe auf und Gerd sah eine Miniversion seiner Hüttentür darauf. Schlagartig wurde ihm klar was mit einem zweidimensionalen Display gemeint war.
Als das Bild wieder verloschen war nahm Gerd den Apparat hoch, der sich fast automatisch in seine Hand legte, und untersuchte ihn weiter. Er fand über dem Display eine weitere Scheibe (Glas gab es damals anscheinend wie Sand am Meer) und sah hinein. Zu seinem Erstaunen sah er wieder eine kleine Version seiner Hüttentür. aus Angst, auch dieses Bild könnte wieder verschwinden schwenkte er den Apparat und stellte verwundert fest, das sich gleichzeitig auch das Bild das er sah veränderte. Eine Art optische Einrichtung also, die ihm seine Umwelt als kleinen Ausschnitt präsentierte.
Vorsichtig, ohne den Apparat von seinem Auge zu nehmen stand er auf und ging zur Hüttentür und öffnete diese. Sonst erschrak er immer noch beim Anblick der mächtigen Kühltürme die in ein paar hundert Metern Entfernung aus dem Boden wuchsen. Doch mit der Kamera vor seinem Auge erschienen die Türme kleiner und weniger bedrohlich. Wieder drückte er auf den oberen Knopf und freute sich ein weiteres mal über das Auftauchen eines Bildes auf dem rückseitigen Display. Er lachte wie ein kleines Kind als er fststellte, das er mit weiterem Tastendrücken die Kühltürme weiter schrumpfen lassen konnte und er lachte weiter bis ihn ein krampfartiger Husten die Luft abschnürte. Halb erstickt sank er zu Boden, die Kamera rutschte ihm aus den Händen und blieb mit dem Display zuunterst auf dem Boden liegen. Gerd versuchte Luft zu bekommen und rang verzweifelt nach Atem. Seine Finger krampften sich um die Kamera. Als er starb lösten sich die Finger von dem Fotoapparat und gaben eine Schriftzug an der Vorderseite frei.
Schriftzug identifiziert, sagte Eva ungerührt: D700.
Meinem Vater Gerd gewidmet der heute 72 Jahre alt wurde, bei bester Gesundheit übrigens. Dafür sorgt schon Eva, seine Frau.