Bowens Mitarbeiter in England und China erhalten angeblich keinen Lohn
Das britische Tradtionsunternehmen Bowens geht in Liquidation. Mit dieser Meldung überraschte der Studioblitzhersteller im letzten Monat (wir berichteten hier und hier) und machte mit markigen Sprüchen dafür vor allem die chinesische Konkurrenz verantwortlich.
Nun melden sich die Mitarbeiter von Bowens in England und in China, wo Bowens produzierte, zu Wort. Sie sind wütend darüber, wie sie während der Abwicklung behandelt wurden und werden. Sie beschweren sich über einen Mangel an Transparenz und Kommunikation seitens des Investors AURELIUS. Insbesondere beschuldigen sie das Unternehmen, Löhne für bereits geleistete Arbeit zurückzuhalten.
PetaPixel sprach mit einem ehemaligen englischen Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Er sagte, die Mitarbeiter seien überrascht gewesen, als sie -zudem erst auf eigene Nachfrage hin – informiert wurden, dass sie den ihnen zustehenden Lohn für die bereits geleistete Arbeit im Juli nicht mehr erhalten würden. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sei seit 10 Jahren und mehr bei Bowens beschäftigt, eine Entschädigungszahlung oder Abfindung dürften sie jedoch nicht erwarten. Der Lohnausfall trifft die Angestellen direkt, unerwartet und unvorbereitet. Darüber hinaus wurde ihnen angeblich mit Berufung auf ihre geltenden Arbeitsverträge mitgeteilt, dass sie dennoch weiter arbeiten müssten. Die englische Belegschaft wird nun wohl rechtliche Schritte gegen ihren Arbeitgeber prüfen.
Auch in China regt sich heftiger Protest: Bowens chinesische Fabrikarbeiter sind ebenfalls aufgebracht und werfen dem Unternehmen vor, es habe sie völlig unerwartet im Stich gelassen – ohne die ausstehenden Löhne für Juli, Sozialversicherung oder Informationen aus dem Management. Sie haben sich in einem Brief an Bowens und Calumet gewandt, um ihre Seite der Geschichte zu erzählen.
Die Mitarbeiter beschlossen außerdem, mit einem Protest auf öffentlichen Straßen und vor dem Eingang zur deutschen Botschaft in China gegen die Aktionen von Aurelius vorzugehen.
PetaPixel bat Aurelius und Calumet Photo um Stellungnahme. In der Antwort heißt es, man habe die Entscheidung getroffen, Bowens auf der Grundlage von „weitreichenden Veränderungen, die den Markt beeinflussen“ zu schließen und weiter, dass die Liquidation „nach allen lokalen Gesetzen und Anforderungen behandelt werden wird.“
Der Schlußsatz des Briefes lautet: „Bowens Management und die Anteilseigner schätzen die harte Arbeit und das Engagement der Mitarbeiter in China seit Beginn der Fertigung im Jahr 2010″. Dafür kann sich im Moment keiner der ehemaligen Mitarbeiter etwas kaufen.
Mehr Bilder und beide Briefe im Original findet ihr bei PetaPixel. Many thanks to PetaPixel for the permission to use some of the images!
Update 04.08.2017
Aurelius und Calumet Photo bestreiten die Vorwürfe der Mitarbeiter energisch. Das Unternehmen teilte uns folgendes mit:
„Bowens in UK hat alle fälligen Gehälter für den Juli bezahlt. Der aufgekommene Vorwurf über nicht gezahlte Gehälter in UK ist schlichtweg falsch
Die Situation in China liegt derzeit unter rechtlicher Beratung über den formellen Prozess der Liquidierung. Bowens UK bedauert, derzeit keine Zahlungen nach China machen zu können bevor die rechtliche Situation beider Verfahren geklärt ist.“