In den Foren tummeln sich doch haufenweise Menschen, die Fotos
nur nach technischen Merkmalen beurteilen (können) und die
künstlerische Aussage (falls vorhanden) im Zweifel gar nicht erfassen.
Viel schlimmer finde ich die verbreitete Ansicht daß ein Foto entweder
gut oder technisch sauber sein könne - aber auf keinen Fall beides zugleich.
Ich hab auf der damals vom Kuhlmann organisierten Minikina mal
ein Showshooting mit Hedler Lampen gemacht.
Hab mit der leeren Bühne angefangen, hab jede Lampe einzeln
aufgestellt, hab erklärt was das Ergebnis sein soll, welchen Beitrag
jede einzelne Lampe im Ergebnis liefern wird, wie ich das einmesse
und warum genau so. Ich habe dabei auch jede Zwischenfrage beantwortet.
Das Publikum war also so detailliert wie nur möglich über jeden
einzelnen Entscheidungspunkt im kreativen Prozess informiert.
Nachdem das Licht stand, kam mein Model auf die Bühne, professionelles
Make-Up und Haarstyling, in einem schicken Kleid von Anja Gockel.
Ich hab keine zehn Bilder gemacht, die per Wireless File Transmitter
sofort zu einem Rechner neben der Bühne gefunkt wurden. Da zog ein
Assistent das Logo von Anja Gockel drauf und schickte es an einen
Großformatdrucker.
Keine drei Minuten nach dem Schuss hielt ich also in 60x90cm das
Ergebnis in den Händen.
Die erste Rückfrage aus dem Publikum war, wie ich das denn mit
der Bearbeitung so schnell hingekriegt hätte.
Logo draufziehen? Das sind doch nur drei Klicks?
Nein, ganz allgemein. Man könne so ein Bild doch nicht ohne
Bearbeitung fotografieren.
Da fällt einem dann nichts mehr ein. Sie hatten es gerade noch
gesehen, wie ich das gemacht hatte, aber es konnte nicht sein was
nicht sein durfte.
Wenn sich das erst mal im Kopf festgesetzt hat, daß das angeblich
nicht geht, versuchen sie es nicht mal mehr. Sie geben sich mit
fortschreitend weniger zufrieden und verschlimmbessern das Ganze
dann in Photoshop.
Eine sehr unbefriedigende Situation.