Hallo Kollege,
ich weiß nicht, ob Du vorher schon mal in irgendwelchen Fach- und markenspezifischen Foren unterwegs warst. Wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt gibt bei uns auf solche Tests keinen Pfifferling - egal Nikon gerade mal vorne oder hinten liegt. Insbesondere dann, wenn zum Teil umfangreiche Testergebnisse (für die ganz harten Fälle unter den Lesern) in Noten/Punkte/Kauftipps eingedampft werden, kann man oftmals nur den Kopf schütteln. Volker (volkerm) hält große Stücke auf das ColorFoto Labor und deren Systematik bei der Ermittlung der Messwerten. Tatsächlich kann man denen mangelnde Sorgfalt kaum vorwerfen, wenn sie über ihre Testaufbauten und Testumgebung berichten. Wenn dann aber Kamera-Objektiv Kombinationen getestet werden, die gar nicht funktionieren können oder eine D200 eine erhebliche Abwertung erfährt, weil angeblich der Akku nicht so lange hält, dann relativiert sich der professionelle Eindruck schon erheblich.
Meiner Erfahrung nach macht es Sinn, bei der persönlichen Bewertung von Equipment zu etwa 25% auf Tests solcher Print- und Online-Medien zurück zu greifen - dann aber auch nur, wenn die Medien in der Vergangenheit eine gewisse Seriosität bewiesen haben und dann auch nur bzgl. der harten (gemessenen) Fakten insbesondere unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen, unter denen sie ermittelt wurden. Tests, die keine Rahmenbedingungen beschreiben oder die nur Ranglisten oder Noten präsentieren sind IMO komplett für die Tonne, da kein Tester wissen kann, worauf ich Wert lege.
Die restlichen 75% für die Bewertung entstammen der eigenen Erfahrung und dem Bauchgefühl - auch und gerade was die Gewichtung des einen oder anderen Feature betrifft. Wenn ich beispielsweise ein Objektiv für Naturaufnahmen verwenden will, dann ist die Verzeichnung am Rande für mich völlig unwichtig. Das 18-200er mit seinem wandernden Tubus und seinen abenteuerlichen -3,8% Verzeichnung disqualifiziert sich für manche Situationen (Architektur, Repro), für manche andere Situationen (Natur, Reportage) ist es geradezu prädestiniert.
Gerade am Anfang, wenn eben jene Erfahrung und ein zuverlässiges Bauchgefühl fehlt ist man geneigt, sich diese Entscheidungen von einer "Fachzeitschrift" abnehmen zu lassen. Dabei vergißt man gerne, dass das primäre Ziel dieser Redaktionen das Überleben der eigenen Firma ist. Neben den Anzeigenkunden müssen die Bedürfnisse der Kunden befriedigt werden, die die Auflage hoch halten. Und dazu gehört es wohl, konkrete Fakten bis zur Unkenntlichkeit zu vereinfachen und die Szene hin und wieder mit "überraschenden" Ergebnissen bei Laune zu halten um im Gespräch zu bleiben.
Ciao
HaPe