Für alle interessierten, aber v.a. auch für AndyE
Ich weiß, wir schweifen ab, aber ein paar Brocken Wissenschaftstheorie tun jetzt gut:
Ein Phänomen lässt sich methodisch eingrenzen indem man Experimente macht, bei denen man immer
genau eine Variable verändert, wobei sämtliche andere Parameter gleich bleiben – das berühmte ceteris paribus. Wenn dann das Resultat immer von genau dieser geänderten Variable abhängt, und das Experiment unabhängig und ausreichend oft wiederholbar ist, dann geht man davon aus, dass es eine Korrelation gibt.
Wie oft "ausreichend oft" ist, kann man nicht sagen, denn streng genommen kann man in der Naturwissenschaft immer nur induktiv schließen, was logisch nicht korrekt ist. Nur weil bis jetzt das Gravitationsgesetz immer gültig war, heißt das mathematisch gesehen nicht, dass es auf alle Ewigkeit gültig sein muss. Aus Praktikabilität sagt man jedoch im popperschen Sinne, dass etwas, was von unabhängigen Stellen ausreichend oft wiederholt, jedoch prinzipiell widerlegbar ist, solange gültig ("wahr") ist, bis es eben widerlegt wurde.
Korrelation heißt natürlich noch nicht, dass es einen Ursache-Wirkung Zusammenhang gibt, dieser lässt sich aber ohnehin nicht strikt beweisen, sondern nur mutmaßen: und zwar wenn man eine Theorie dahinter hat, die diesen Zusammenhang erklärt. Theorien sind jedoch "nur" unsere Gedankenmodelle um Phänomene zu erklären, entspringen also unserem Erkenntnisdrang sowie unserer Kreativität.
Und nun der Konnex zum Fehlfokus:
- Wie an den Testfotos erkennbar, wurde immer nur eine Variable geändert, nämlich AF/MF. Alle anderen Parameter blieben gleich. Wenn man mir nun glaubt, dass sich diese Experimente beliebig oft wiederholen lässt, dann gibt es eine Korrelation zwischen der Einstellung AF/MF und der erzielten Schärfe (andere Ursachen, wie Verwacklung, zu hohe ISO Zahl, etc. wie immer schnell gemutmaßt wird, fallen schon durch diese Erkenntnis weg).
- Eine prinzipielle Fehlbedienung des Autofokus fällt auch weg, da ab etwa 35mm das Problem nachweislich nicht auftritt, d.h. es lässt sich auf den Autofokus im Weitwinkelbereich eingrenzen (und eine mögliche Fehlbedienung des Autofokus im Weitwinkelbereich).
- Die Qualität eines Messaufbaus in Frage zu stellen, ist zwar immer ganz wichtig, in diesem Fall aber auch nicht sinnvoll, weil: Wenn ich mit einem schlechteren Messgerät mit geringerer Auflösung Abweichungen klar erkenne, dann erkenne ich diese Abweichungen auch mit einem Messgerät mit höherer Auflösung. Wenn ein Thermometer mit 1 Grad Auflösung mir wiederholt einen Temperaturunterschied von 10 Grad anzeigt, dann wird ein Thermometer mit 0,1 Grad Auflösung mir nicht plötzlich keinen Temperaturunterschied mehr zeigen. Umgekehrt gilt das natürlich nicht.
All diese Überlegungen habe ich angestellt,
bevor ich mich hier ans Forum gewendet habe. Denn eines kann ich prinzipiell alleine nicht beweisen, und genau deshalb habe ich mich an das Forum gewendet: Ob es an
mir (und/oder meinem Body) liegt oder nicht. Wie oben beschrieben, ein Experiment muss "von unabhängigen Stellen ausreichend oft wiederholt" werden. Das ist im Forum natürlich nur bedingt möglich, weil wir das "ceteris paribus" nicht schaffen, außer ich lade jetzt alle mit ihren D7000 Bodys zu mir nach Hause ein
@Sitting Bull: Ich find auch, als User sollte ich eigentlich gar nicht diese Experimente machen müssen, sondern der Nikon Service sollte es alleine schaffen, aber es macht ja auch Spass (auch wenn ich mich dabei ärgere
.
@Bördi: Da haben wir das "ceteris paribus" auch ganz schön verletzt, ist ja nichteinmal die gleiche Kamera/Objektiv. Nichtsdestotrotz schön dass du so gestochen scharfe Fotos hinbekommst!
LG,
Andi