Es gab eine ganze Reihe von historischen Hybridkonstuktionen, bei welchen eine Kamera für Film in eine Kamera mit Digitalsensor verwandelt wurde. Und es gab Konstruktionen mit kleinem Sensor und Vergrößerungsoptik, zum Beispiel die Minolta RD-175 oder die Nikon E2 / Fujix 505 Serie. Am dominantesten waren aber die Digitalmodifikationen von Kodak auf Basis von Nikon, Canon und
Sigma Modellen und Sensoren aus eigener Fertigung. Dort gab es übrigens auch den ersten Vollformatsensor (6 Megapixel) in einer Nikon, lange vor der D3.
Das heißt aber jetzt nicht, dass so einfach alles an jede beliebige Kamera nachrüstbar ist.
Problem A:
Der Film wird von einer Andruckplatte plan an zwei Auflageschienen oberhalb und unterhalb des Aufnahmefensters gepresst. Darüber und darunter sorgen Führungsschienen dafür, dass er exakt am Bildfenster vorbei geführt wird. Der Film ist sehr dünn oder sehr sehr dünn (Ilford HP5 in der 72er Patrone). Die belichtete Fläche ergibt sich durch die Maße des Bildfensters mit 24 x 36 mm. Die lichtempfindliche Oberfläche ist ganz vorne.
Beim Digitalsensor ist vor der lichtempfindlichen Ebene noch der Filterstack und der kann bei manchen Kameras recht dick sein. Wenn da die lichtempfindliche Ebene exakt in der gleichen Ebene liegen soll wie bei Film, muss sie kleiner als 24 x 36 mm sein und in das Bildfenster eintauchen, so dass die Sensoroberfläche hinter dem Filterstack dort landet, wo die Oberfläche des Films wäre. Dafür ist aber nicht beliebig viel Platz, da ja vor dem Bildfenster der Verschluss ist und den sollte man tunlichst in Ruhe arbeiten lassen. Wenn wir also die Kamera nicht mechanisch umbauen, landen wir bei einem DX Sensor mit möglichst flachem Filterstack. Es hätte auch ein APS-H Sensor mit einem Cropfaktor von 1,2 oder 1,3 Platz, aber bei so einer Nischenkonstruktion sollte man sich tunlichst an am Markt verfügbare kostengünstige Standardkomponenten halten.
Problem B:
Die lichtempfindliche Schicht eines Filmes ist jederzeit bereit, eine Aufnahme zu speichern, selbst wenn die Kamera Jahre auf diesen Einsatz warten muss. Der Digitalsensor nicht. Hier muss erste eine Aufnahmeelektronik aktiviert werden. Dann ist der Sensor bereit zur Belichtung. Ist dieselbe abgeschlossen, dann kann das aufgenommene Bild weiter verarbeitet und gespeichert werden. Dieser Vorgang ist bei einer Spiegelreflexkamera mit den von der Kamera erbrachten Funktionen Rückschwingspiegel und Verschluss zu koordinieren. Das können Kleinbildkameras für Film nicht so ohne weiteres. Man behilft sich in der Not mit dem Blitzkontakt, um der Kamera zu signalisieren, dass es gelegentlich was zu speichern gibt. Zum Beispiel bei älteren Digibacks für Mittelformatkameras ohne Digitaloption.
Zur Marktsituation:
Die Konkurrenz zu so einem Hybriden wäre gar nicht die D700, sondern irgend eine DX Kamera, abhängig davon was denn der Anbausatz so leisten soll. In jedem Fall wäre selbst eine neue DSLR die günstigere Lösung. Nikon ist aber gar nicht das richtige Beispiel, weil es hier jede Menge Alternativen gibt. Die gibt es nicht bei Kameras, deren Anschlüsse schon bei der Einführung der Autofokussysteme ausgestorben sind. Also Canon FD, Minolta MD, Konica AR, Fujica AX, Miranda, Topcon, Mamiya, Yashica, Contax, Pentacon und natürlich die Flut der M42 basierten Systeme. Was aber kaum sinnvoll zu unterstützen ist, weil man hier Anpassungen an hunderte Kameramodelle machen müsste, für welche sich vielleicht anschließend zweistellige Userzahlen finden. Und billig wirkende Rückwandadapter aus dem 3D Drucker zu einem Digitalrückteil für mehrere tausend Euro, das muss man der verwöhnten Kundschaft auch erst einmal schmackhaft machen.
aber, das mit der Periskop - Lösung, da hast Du recht, es geht besser.
Leica hat das mal sehr gut gelöst...nur der Preis war typisch.
Gruß
Peter