Leute, warum muss dann denn jetzt persoenlich werden? Seit einigen Seiten geht es einigermassen gesittet zu und jetzt sowas. Es muss doch hier nicht darum gehen Recht zu haben oder jemanden mit einer anderen Meinung zu bekehren.
Herdenschutzhunde werden sehr wohl in Deutschland eingesetzt:
Schadensvorbeugung Herdenschutzhunde
Ebenso gibt es fuer Landwirte Beratung um ihre Herden "wolfsfest" zu mache, es gibt sogar kostenlose Leihzaeune um zumindest das Risiko erheblich zu minimieren:
Zaunschutz
Ich hab immer den Eindruck, es geht immer nur rigoros zu unterscheiden, ist ein Tier gut oder nicht, gehoert es in eine jeweilige Region oder nicht usw. Wie Heiko schon vor ein paar Beitraegen schrieb, man kann auch zuviel managen. Aus der Heimat kenne ich das, da wurden Hirsche abgeballert, weil sie Ueberlaeufer (?) waren. Ein grosses Tier wird gesichtet und schnell umgepustet, alle Jaeger aus dem Dorf kommen um sich gemeinsam ueber die Trophae zu freuen.
Was treibt der sich dort auch im Gebiet von Rehen und Hasen rum? Das muss geklaert werden. Ein Miteinander von Tieren scheint da undenkbar, schliesslich rennen die im Zoo auch nicht zusammen durch die Gegend. Da muss man dem Wild eben versuchen zu erklaeren, wo es sich bitte aufhalten darf.
Aber kaum jemand beachtet die Leute, die sich oft ehrenamtlich dafuer einsetzen, Aufklaerungsarbeit zu leisten und oft auch handwerkliche, aus Ueberzeugung fuer ihre Vorstellung einer Region wie sie urspruenglich gewesen ist. Unabhaengig von Vorschriften, Regeln, Paragraphen und Gesetzen. Die Frage nach der 'richtigen' Anzahl von Woelfen ist doch erstmal uninteressant, wer will die denn auch festlegen und woran? Die Befuerworter? Die Gegner? Laecherlich.
Warum muessen sich die Tiere immer anpassen, warum gibt es so wenig Bereitschaft vom Menschen, sich anzupassen oder zumindest gewisse Dinge zu akzeptieren, nicht weil andere Interessengruppen eine staerkere Lobby haben, sondern weil die Natur ihren Lauf geht? Muss man immer sofort eingreifen, anstatt an Hand einer Momentaufnahme zu reagieren sich erstmal ein Bild zu verschaffen? Viele Entscheidungen zeigen ihre Auswirkungen doch oft erst spaeter, manchmal erst nach Jahren.
In Jasper, 5 Stunden westlich von hier, gibt es mehrere Wolfsrudel, die fressen gerne die Elche die von Lastern und Zuegen plattgefahren werden, viel Energie mit geringstem Energieaufwand. Dort haben die Parkleute die auf der Strasse totgefahrenen Tiere sofort vom Highway entfernt. Schliesslich koennten die Kadaver Kojoten, Baeren und Woelfe anlocken, potentielles Risiko. Was macht man also? Die Kadaver von der Stadt entfernen und einfach an einer abgelegenen Strasse deponieren, wo die Verwerter niemaden gross stoeren, im Idealfall dort, wo sich ein Rudel gerade befindet.
Das Rudel war nun aber nicht dort heimisch sondern unterwegs, wurde durch die Kadaver dann aber dort gehalten. Das Ende vom Lied, jetzt, nach Jahren ist die Strasse, die eine der besten Strassen fuer Elche dort ueberhaupt war, quasi Elchlos. Konnte man dort an normalen Tagen bis zu 15 Elche auf einer Fahrt die Strasse entlang sehen, ist man jetzt froh ueber einen. Das Rudel blieb dort, dezimierte erst die Elche in der Gegend, die im Tiefschnee des folgenden Winters leichte Beute waren, dann wurden die Rentiere interessant, welche nur noch in wenigen Kleinherden dort vertreten sind.
In Banff hat man komplett die Warnungen von Natuerschuetzern, Biologen, Wissenschaftler, 'Gruenen' und anderen 'Gutmenschen' in den Wind geschlagen, dass die kleine Herde von 5 Tieren schnell bei einem Unglueck verloren gehen koennte. Das war alles nur Bloedsinn von irgendwelchen Hippies und Romantikern, bis die komplette Herde von nur einer Lawine geplaette wurde und die Gesichter ploetzlich lang wurden. Jetzt werden erstmal wieder hunderttausende Dollar verbrannt um eine Zuchtprogramm mit dem Zoo zu testen(!!!). Anstatt Kritikern zuzuhoeren, wobei man sogar noch haette Geld sparen koennen, ging es auch bei diesen Debatten ins persoenlich, bis hin zu Drohungen und Notrufen bei der Polizei.
Am Ende haben alle verloren, die Woelfe und Baeren, denen zum Zweck des Touristenschutzes die Beute weggeschossen wurde, da die Hirsche eine Bedrohung darstellten. Ausserdem wurden Waldflaechen kontrolliert abgebrannt um kuenstlichen Lebensraum fuer Rentiere zu schaffen. Die moegen solche Gegenden aber nicht wirklich, da sie keinerlei Schutz vor Woelfen und Pumas haben. Vielleicht haette man doch nicht wichtigen Lebensraum durch Skipisten komplett vernichten sollen.
Dabei bieten doch gerade solche Sichtungen wie jetzt auf Usedom Moeglichkeiten auch als Mensch davon zu profitieren. Man Stelle sich vor, auf einer Insel im Urlaub die Moeglichkeit zu haben, einen freilebenden Wolf zu sehen! Die Lodge in der wir auf unseren Baerentouren schlafen hat frueher ihr Geld mit der Trophaenjagd auf Grizzlies ihr Geld verdient. Bis sie gemerkt haben, dass man zwar gut Geld verdient mit der Jagd, die Jagdsaison aber beschraenkt ist. Als man dann die Moeglichkeit hatte eine Lizenz zum Baerengucken zu bekommen wurde kalkuliert, die Lizenz zum Gucken war nur ein Bruchteil von der Jagdlizenz, brachte aber die Moeglichkeit auch neben der Jagdsaison Einnahmen zu bringen. Heute macht die Lodge ein mehrfaches an Umsatz durch Beobachtungstouren als durch die Jagd.
Die Grizzlyjagd ist in der Gegend immer noch erlaubt, da in BC um die 20.000 Grizzlies leben, waerend es hier in Alberta vielleicht noch 600 sind. Die Jaeger bekommen noch ihre Trophaeen, die Mehrzahl der Leute verdient aber heute durch "Oekotourismus". Ebenso gibt es in Deutschland die Moeglichkeit durch diese Art des Tourismus von Wolfssichtungen zu profitieren. Man stelle sich vor, es gibt ein Mal ein lokales Rudel auf Usedom, das man mit Glueck beobachten kann, wenn man einen erfahrenen Fuehrer und Spurenleser (mich als Rentner zum Beispiel :winkgrin
. Es gibt Veranstalter von Wolfsbeobachtungsreisen in Deutschland die oft ein Jahr im Voraus ausgebucht sind und sich im Bereich von locker $3,000 bewegen. Es kann mir doch keiner erzaehlen, dass Leute aus Deutschland freiwillig im Februar in die USA zum Yellowstone NP fliegen um sich bei -35C Woelfe anzugucken, wenn sie das auch fuer EUR 500 in Deutschland koennten. Ich weiss nicht wie es im Winter aussieht auf Usedom, aber Skihuegel hab ich dort keine gesehen und auch sonst stell ich mir den Winter an der Kueste ziemlich rau vor, aber ich glaube nicht, dass Hotel-, Restaurant-, Laden- und Pensionsbesitzer ein Problem damit haetten im Winter einige Extrauebernachtungen verbuchen zu koennen, weil die Woelfe den Tourismus ankurbeln. Da koennte Tim vielleicht ja mal was zu sagen als Usedomer, falls er das hier noch liest.
Ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch ist moeglich, in anderen Laendern geht es doch auch, dort schon um einiges laenger. Eben durch ueberlegtes Handeln und miteinander Reden anstatt sich staendig verbal die Fresse zu polieren, weil der jeweils andere die Dinge ein wenig anders sieht oder seine Informationen aus anderen Quellen hat, die dem anderen nicht bekannt sind. Durch Austausch von Daten, Erfahrungen und Beobachtungen, analysieren von gemachten Fehlern, alles auf die jeweilige Region bezogen und nicht national. Profitieren koennen Mensch und Wolf aber auch nur, wenn alle Parteien auf Seiten der Menschen bereit sind sich zuzuhoeren und dem anderen Zumindest soviel Respekt entgegenzubringen sich zumindest den Standpunkt anzuhoeren.