Von der Sony A77II zur Z5 - Ein unfairer und subjektiver Vergleich (oder eine Gute-Nacht-Geschichte)

Z5_Chris

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Wie ich schon im Vorstellungs-Thread erwähnt habe will ich mal meine Eindrücke zur Z5 mit euch teilen und den unfairen Vergleich zu meiner Sony A77II wagen.

Zur Vorgeschichte:

Ernsthaft zu fotografieren begonnen habe ich 2014 mit einer Sony A58, zuerst nur mit Kit-Objektiv, dann mit zunehmender Objektivauswahl. Über eine A68, die leider durch einen zuerst sporadischen und inzwischen hartnäckigen Fehler nach dem Auslösen praktisch unbenutzbar wurde, bin ich dann bei der A77II gelandet. Als kleine Immer dabei-Kamera habe ich mir zwischendurch noch eine RX100 gekauft, die ich auch weiterhin nutzen werde.

Ich war mit der A77II ziemlich zufrieden und hatte nie den großen Drang umzusteigen oder „aufzusteigen“. Dann sah ich letztes Jahr ein High-ISO-Bild von einer A7III im Vergleich zu einer Aufnahme von mir... und das ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Durch Corona hatte ich dann in diesem Jahr einige Kurzarbeitstage die ich unter anderem für Fototouren nutzen konnte. Auch sonst war ich viel mehr zum Fotografieren unterwegs als in den Vorjahren - und es ist mein Haupt-Hobby geworden. Dadurch verschwand dann so langsam mein innerer Widerstand doch eine Stange Geld für ein besseres Kamera-System auszugeben. Ein Update im A-Mount ging nicht wirklich, beim A-Mount tut sich nichts mehr und Adapterlösungen mag ich nicht (E-Mount wäre möglich gewesen). Außerdem hatte ich immer noch die gute High-ISO-Performance der A7III im Hinterkopf. Ich fotografiere zwar auch viel vom Stativ, bin aber immer froh wenn ich ein Foto doch aus der Hand machen kann. Gerade wenn ich z.B. mit der Familie unterwegs bin ist meistens keine Zeit groß das Stativ rauszuholen und aufzubauen. Zudem hatte ich immer öfter das Problem, das eigentlich gute Bilder merkwürdig unscharf/"krisselig" waren ohne das ich mir das erklären konnte - auch wenn der Fehler hier vermutlich eher bei mir lag, hat das zur Entscheidung beigetragen...

Ich mochte/mag Sony und hab auch mit dem oft bemängelten Bedienkonzept keine Probleme. Also wäre die A7III naheliegend gewesen - ich hab mich trotzdem erst mal Umgeschaut und die verschiedenen „günstigen“ Vollformat-Spiegellosen verglichen... Da fällt die EOS RP auf, sie ist zwar sehr günstig, mir aber insgesamt doch zu sehr "klein-gespart", es gibt/gab kein Zoom-UWW und sie hat ein "Ausklapp"-Display, das ich nicht mag (siehe unten). Die Lumix S1/S5 gefielen mir eigentlich sehr gut aber die Objektive sind sehr teuer und der AF soll eher schlecht sein.

Und dann war dann noch Nikon mit der neuen Z6II und der Z5... Es gibt zwar bislang keine/wenig Fremdobjektive für Z-Mount, aber Nikon hat mit dem 24-200 und dem 14-30 genau meine Lieblingsbrennweitenbereiche gut abgedeckt. Bei Z5 sehe ich auch Möglichkeiten mich im Z-System zu Verbessern, z.B. zur Z6II... Nach einigem hin und her musste ich feststellen das mich die Z5 mehr anspricht als die A7III und ich hab mich für die Z5 entschieden, ohne das ich das jetzt außer durch den Preisvorteil von ein paar Hundert Euro so richtig begründen kann.

Ich hab auch überlegt gleich eine Z6II zu kaufen, aber ich brauche keine hohe Serienbildgeschwindigkeit - meine Kinder fotografierte ich auch bislang höchstens im langsamen Serienbildmodus. Verschiedene Online-Vergleiche zeigten dann kaum einen Unterschied beim Rauschen bis ISO6400. Ein Schulterdisplay nutzte ich ebenfalls nicht und die Displayauflösung reicht mir auch (Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht ;) ). Ich filme eigentlich nie. Also konnte ich mir den Aufpreis für die Z6II sparen - ein Update wäre ja eh immer noch möglich
Eine Z6 der ersten Generation, die ja jetzt auch günstig zu haben sind schloss ich wegen dem Speicherkartentyp aus - neue Karten hätten den Preisvorteil zur Z6II für mich wieder zunichte gemacht.

Also hab ich dann eine Z5 im Kit mit dem 24-200 (Ich hatte Glück das letzte Kit damit zu bekommen), ein 14-30 und ein 50mm 1.8 (vor allem für gelegentliche Porträts) bei Digitfoto bestellt. Damit decke ich 90% meiner Anforderungen ab, ich fotografiere vor allem Gebäude von innen und außen und Landschaften - irgendwann werde ich mir noch eine Tele mit über 200mm zulegen, z.B. das angekündigte 200-600mm. Ach bestellte ich noch Zubehör wie einen L-Winkel, einen Blitz und Ersatzakkus.

Für A-Mount hatte ich mehr Objektive, teils auch mit überschneidenden Brennweitenbereichen, z.B. ein 16-300 Suppenzoom, das aber nicht mit meinem 17-50 mithalten konnte. Ich hab bislang nicht das Gefühl, das ich zu dem 24-200 noch ein 24-70 brauche, die Bildqualität des 24-200 überzeugt mich bislang vollkommen und offenblendig fotgrafiere ich eh ziemlich selten.

Inwischen hab ich bereits über 2000 Fotos mit der Z5 gemacht und kann (oder besser will) zu ein paar Punkten meinen subjektiven Senf geben.


Zum Gehäuse:

Schaut schick aus, fühlt sich hochwertig an. Ist hoffentlich tatsächlich gut gegen Spritzwasser geschützt, ich werde das früher oder später testen ;)

Die A77II hatte ein größeres Gehäuse das mir besser in der Hand lag. Mir fehlt bei der Z5 etwas Höhe um mit meinem kleinen Finger was sinnvolles anfangen zu können.
Ich hab mir aber (auch deswegen) einen L-Winkel gekauft, der die Ausmaße etwas vergrößert. So lässt sich für mich die Kamera prima halten.

Etwas unpraktisch am L-Winkel ist aber das man schwieriger an die links gelegenen Anschlüsse drankommt und das dieser bei kalten Temperaturen eben einfach Kalt ist. Das ist aber beides zu verschmerzen...

Die zwei SD-Slots der Z5 sind toll. Ich hatte zumindest bei der Nutzung in einer Kamera noch keinen SD-Karten-Defekt (Im Handy schon) - aber nachdem SD-Karten ja ziemlich günstig sind habe ich auch beide Slots bestückt und nutze die Backup-Funktion. Ist gut fürs Gefühl.


Zur Bildqualität:

Wow, wie soll ichs anders beschreiben? Mit allen drei Objektiven - das Bild ist scharf und trotzdem haben die Fotos irgendwie einen weichen Look, der mit meiner Sony so nicht zu erreichen war. Die Farben sind toll, ich war bei meinen Sony-Alpha-Fotos immer versucht, die Bilder zu entsättigen – ohne jetzt sagen zu können warum. Mit der Z5 ist das eher nicht so.


Zum High-ISO-Rauschen und dem Bildstabilisator:


Das macht Spaß. Gefühlt würde ich das Rauschen meiner A77II bei ISO800 mit ISO6400 bei der Z5 vergleichen. Ich bin mit den Sonys meistens nicht über ISO 1600, höchstens 3200 gegangen - und die Bilder die ich dann doch mit ISO3200 gemacht habe wollte ich in den meisten Fällen nicht weiter nutzen...
Ich schaff es bei der Z5 teilweise (mit dem UWW) ein scharfes Bild mit 1/2s Belichtungszeit zu machen - cool :) Das übertrifft meine Erwartungen und ich werde tatsächlich in einigen Situationen aufs Stativ verzichten können.


Autofokus:


Der Gesichts und Augen-AF ist toll, schnell und präzise - wenn das Licht passt.

Ich bin mir noch unsicher ob ich das Feature der "Automatischen Messfeldsteuerung" nutzen werde/möchte den AF auf einen fixen Punkt zu legen welchen die Kamera dann bei Veränderung des Ausschnitts beibehält. Das nutze ich bislang eher dann wenn ich schnell von Auto-AF auf die manuelle Auswahl eines zu fokussierenden Bildbereichs umschalten will.

Bei schlechtem Licht war ich zuerst erschrocken über die schlechte AF-Performance im Modus Einzelfeld oder Dynamisch - Ich hab bei der A77II meistens das "erweiterte Flexible Feld" genutzt und der AF der A77II hat auch in ziemlicher Dunkelheit fix was gefunden. Ich nahm an "Dynamisch" bei der Z5 würde ähnlich funktionieren.
Ich hab dann "Großes Messfeld" ausprobiert und war wieder beruhigt. Mir ist die Bereichsgröße in den meisten Fällen "klein genug" und damit fokusiert der AF dann auch halbwegs fix. Es ist also ganz OK, bei schlechtem Licht fotografiere ich meist statische Motive und keine rennenden Kinder ;) Falls mir das doch irgendwann nicht mehr reichen sollte: Die Z6II soll da ja auch besser abschneiden...

Achja, ich hätte gerne eine Taste mit der ich per einzelnem Druck zwischen AF-C und "Automatischer Messfeldsteuerung" und AF-S mit "Messfeld" umschalten kann. Geht das schon irgendwie? Das wäre hilfreich in Situationen in denen ich z.B. abwechselnd Kinder und Landschaft fotografiere - neulich sind Vögel spontan losgeflogen als ich mit AF-S fotografiert habe und ich hätte gerne fixer umschalten können. Ich hab mir jetzt ein User-Setting entsprechend konfiguriert - das geht, könnte aber noch einfacher sein.

Einmal habe ich versehentlich den AF-Modus am Objektiv auf Manuell verstellt... Ich habe den unerwünschten Modus dann bemerkt und dachte ich hätte ihn in der Kamera falsch eingestellt und im I-Menü wieder auf AF-S umgestellt - was natürlich nicht angenommen wurde - aber es gibt keinen direkten Hinweis, außer dass das Symbol im I-Menü dann nach der AF-S Auswahl eben wieder zurückspringt. Da Frage ich mich: Warum kann ich im (I-)Menü überhaupt einen AF-Modus auswählen wenn der doch vom Objektiv eh übersteuert wird?


Zur Bedienung und den Einstellungen:


Die Z5 lässt sich gut bedienen. Ich bin mit dem Sony-Konzept aber auch gut klar gekommen. Das "Mein Menü" gefällt mir. Warum ich bei der Tastenbelegung nicht an jeder Taste alle Möglichkieten habe erschließt sich mir nicht, aber ich kann damit leben.

Das man den "Blendenring" am Objektiv frei konfigurieren kann ist nett, aber für mich verstellt sich der zu leicht um das Feature praktisch zu nutzen (ich dachte da ursprünglich vor allem an die Belichtungskorrektur).

Ich nutze wie schon bei meiner A77II die 3 Einstellungsspeicher. Ich hab mich gewundert, das der Auslöser-Modus nicht mit gespeichert und manchmal (nach dem Aus-Einschalten?) auch ohne Modus-Änderung wieder zurückgesetzt wird.
Wenn ich vom Stativ fotografiere verwende ich einen der User-Modi in welchem ich unter anderem feste ISO, Stabi aus und zunächst eben auch einen 2S-Selbstauslöser eingestellt habe da ich meist keinen Fernauslöser nutze. Ich bin fast verzweifelt als ich festgestellt habe das die Z5 den Auslösemodus nicht wie bei meiner Sony als Usersetting speichert. Zum Glück habe ich nach einigem Googeln dann herausgefunden das es eine "Belichtungsverzögerung" gibt, die das gleiche tut und mit abgespeichert wird.

Ich finde gut das man konfigurieren kann ob die Zeit und ISO-Automatik eher kürzer Belichten oder ISO hochdrehen soll. Das hab ich mir bei meinen Sonys immer gewünscht, da wärs wegen der stärkeren Rauschen bei hoher IS aber auch nötiger gewesen ;)


Zum Bildschirm:

Der Bildschirm lässt sich nach oben und unten neigen und muss dazu nicht wie bei manch anderen Kameras nach außen geschwenkt werden. Viele finden das ja toll (z.B. für VLogs) aber ich hätte immer Angst mit dem Bildschirm irgendwo hängen zu bleiben und ihn abzureißen...
Die A77II hat hier meiner Meinung nach das beste Konzept und das vermisse ich: Man kann den Bildschirm vor dem Gehäuse kippen und so z.B. auch beim fotografieren im Hochformat aus tiefer Position bequem von oben auf den Bildschirm schauen.
Irgendwie wird das Konzept leider von keinem anderen Hersteller aufgegriffen - ich kenne zumindest keine Kamera damit. Hätte die A7III das gehabt wäre ich vielleicht doch bei Sony geblieben...

Den Touchscreen nutze ich eigentlich nicht. Ich würde gelegentlich gerne über ihn fokussieren, z.B. wenn die Kamera auf dem Stativ steht, aber anscheinend kann man nur fokussieren und auslösen in einem - oder gibt es da einen Menüpunkt den ich übersehen habe?

Ich hätte gerne die Belichtungskorrektur am Displa dauerhaft als Zahl neben Blende, ISO und Belichtungszeit eingeblendet, aber ich gewöhne mich evtl auch noch an die seitliche Anzeige dafür.

Wie schon bei Sony würde ich mir wünschen das die Wasserwaage dauerhaft in jedem Modus und insgesamt etwas dezenter anzeigbar wäre.

Der Sucher ist super, da gitbs auch nichts zu meckern. Allerdings hat beim mir schonmal die automatische Umschaltung zwischen Sucher und Display gesponnen...


Zum Akku und USB-C:

Da schneidet die Z5 nicht so gut ab. Mit den (Original Sony) Akkus meiner Alpha-Kameras bin ich meistens über einen ganzen Tag gekommen - auch wenn ich mal wieder viel zu viel fotografiert habe und an 1000 Bilder ran gekommen bin. Die Z5 schafft gefühlt nur ein Drittel davon.

Also geht es nicht ohne 1-2 Ersatzakkus. Inzwischen sind die EN-EL15c Akkus wieder lieferbar - zuerst habe ich keinen bekommen, ich musste nun 3-4 Wochen darauf warten.

Ich hab mir dann einen Drittanbieter-Akku gekauft, der sich in der Z5 aber dummerweise nicht nutzen lässt. Sie lässt sich zwar an einschalten, zeigt aber eine Fehlermeldung an die besagt dass der Akku nicht richtig mit der Kamera kommuniziert. War aber mein Fehler, denn die Z-Kameras sind für den Akku auch nicht als kompatibel gelistet... :(

Ich fand es zuerst toll dass die Kamera über USB-C ladbar und auch bedienbar ist. Das ist aber in der Praxis nicht so nützlich wie gedacht, denn das laden über USB-C ist mit allen mir zur Verfügung stehenden Ladegeräte sehr langsam - 10-20% Kapazität pro Stunde werden geladen, mehr nicht.

Als ich neulich unterwegs war habe ich mich auf den erwähnten Drittanbieter-Akku verlassen ohne ihn zuvor getestet zu haben. Natürlich bin ich dann damit auf die Schnauze gefallen... Aber ich hab im Fotorucksack aber auch immer eine kleine Powerbank. Leider kann die aber die Kamera nicht laden – es passiert einfach nichts - sie aber „bedingt“ Betreiben: Komischerweise hat der Betrieb der Z5 über die Powerbank trotzdem den (wieder eingesetzten, leeren Original-Akku) weiter belastet bis nach einer Weile gar nichts mehr möglich war... Ich muss mal meine größere Powerbank an der Z5 ausprobieren.

Es ist also schade dass die Z5 so wählerisch und lahm ist beim Laden/Speißen über USB-C. Mal eben den Akku im Auto laden bringt so nur wenig...


Zur App:

Die SnapBridge-App ist cool. Man sollte aber darauf achten dass sie auf dem Smartphone auch wirklich aktiv ist, sonst hat man eben doch keine bzw. falsche GPS-Koordinaten.


Erstes kurzes Fazit zum Schluss:


Tolle Kamera, sie macht einwandfreie Bilder und mir viel Spaß - trotz kleiner Macken an die ich mich aber sicherlich gewöhnen werde. Ich denk ich bleibe länger bei Nikon Z (y)

So, das wars auch schon ;) Wenn mir noch relevante Punkte einfallen reiche ich die nach.

Servus!
 
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Hi,

viel Spaß mit der Kamera, so eine Umgewöhnung ist immer ein Schritt, aber auch die neue Bedienung wird dir bald sehr geläufig sein.
Zwei Dinge möchte ich anmerken, ohne jedoch die Z5 zu kennen, also selber nochmal schauen:

Bei der D500 und der Z6 II kannst du über das Display fokussieren oder fokussieren und auslösen. Um nur zu fokussieren musst du auf dem Bildschirm auf das "Tippfinger"-Symbol klicken, das schaltet den Modus um.

Die Umschaltung auf das Messfeld geht - glaube ich - nicht. Was aber geht ist die Umschaltung auf den AF Tracking Modus, der liegt per Default auf FN1 am Objektiv. Vielleicht hilft das ja schon.
 
1 Kommentar
Z5_Chris
Z5_Chris kommentierte
Danke für den Tipp, das mit dem Touchscreen funktioniert auch bei der Z5 :)
 
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