Warum nennt sich unser Sony-Ambassador nicht NostraDidi oder HadiDamus? Ganz einfach: Weil der aus dem Nichts Prophezeiungen in die Welt setzte, von denen sich manche im Laufe der Jahrhunderte zumindest zufällig und mit an den Haaren herbeigezogenen Kausalitäten erfüllten.
Das sehe ich hier aber nicht. Hadidi versorgt uns mit Wirtschaftsnachrichten, die für uns erstmal völlig irrelevant sind. Sicher, Marktanteile nach Herstellern sind mal einen Blick wert, ansonsten ist nur die Entwicklung der Verkaufszahlen von DSLR zu Spiegellos interessant. Was ich aber nicht brauche, ist das ständige Rezitieren von Bilanzen und Quartalszahlen.
Was ich erstrecht nicht brauche, ist der ständige Abgesang auf eine Marke, die aufgrund ihrer konservativen Haltung manchen Trend verpennt hat, aber wirklich absolut immer mit konkurrenzfähigen Produkten aufgeschlossen hat. Die Geschichte lehrt uns auch, dass kein Global Player so pleite geht, dass an eine Neuentwicklung von Produkten nicht zu denken ist. Wenn jemand pleite geht, dann fehlt es an Ideen, nicht am Geld. Siehe Kodak! Wenn die Finanzmanager einen Markt sehen, wird das Geld für die Entwicklung aus dem Ärmel geschüttelt. Apple hat in seiner wirtschaftlich schlimmsten Phase seinen Siegeszug begonnen. VW war fast pleite, als sie mit dem Golf einen völlig neue Fahrzeugklasse geschaffen haben. Heute zeigt Tesla, wo es lang geht.
Zum Glück ist es bei Nikon überhaupt nicht so turbulent. Keine Ahnung, wie die Marktanteile in den 70ern waren, aber damals kamen zumindest in meinem Umfeld auf 20 Canon eine Nikon. Von den Canon waren aber ein Großteil in der Hand bzw. dem Wohnzimmerschrank von Familienvätern, die aus Prinzip ne Spiegelreflex kauften. Während die Nikon ziemlich artgerecht bewegt wurde. Es spricht also überhaupt nichts dagegen, wieder in ähnliche Marktstrukturen zu schrumpfen, auch wenn Nikon 20 Jahre lang alle Preispunkte besetzt hat. Allerdings oft genug auch Hausmannskost ablieferte, die gut gemacht war, aber sich auch nicht entscheidend von der Konkurrenz abhob.
Aber da die Sanierung von Nikon ja schon jetzt offenbar zügig glückt, haben sich HaDiDis Befürchtungen schon mal nicht bewahrheitet.
Auf dem geringeren Objektivangebot herumzuhacken... ja, das ist einfach, denn grundsätzlich stimmt das. Dafür muss man keine hellseherischen Fähigkeiten haben. Allerdings daraus zu schließen, Nikon habe überhaupt keine Kapazitäten oder Kompetenzen, die Lücken zu schließen, ist lächerlich. Letzteres traut HaDiDi auch nicht auszusprechen. Das wäre auch Quatsch, denn konstruktiv hat Nikon tatsächlich die schwierigsten Aufgaben bereits bewältigt. Ein bezahlbares und kompaktes 14-30mm zu bauen ist mit Sicherheit anspruchsvoller, als ein 2,8/300. Letzteres ist in erster Linie eine Materialschlacht.
Nun war die Prophezeiung, Nikon können mit Sonys Topmodell einfach nicht mithalten. Also ich wäre mit Ankündigung der Z9 mal verdammt still. Fakt ist, ich habe mehrfach dagegen gehalten und gesagt, Nikon und Canon werden ganz sicher ein spiegelloses Topmodell bringen und sich nicht von Sony auf Dauer die Butter vom Brot nehmen. So kommt es ja nun auch.
Weiterhin bleibt festzuhalten, dass Nikon bereits mit Z6 und Z7 ohne Kinderkrankheiten mit den jeweiligen Sony Modellen in etwa aufgeschlossen hat. Die Z6 wurde von manchen Testern sogar als besser im Vergleich zur A7 III beurteilt. Spürbar schlechter fand sie niemand. Übrigens wurde sogar der AF der Z6 als doppelt so schnell getestet, allerdings bei statischen Motiven und auf einem derart hohen Niveau, dass der Unterschied völlig irrelevant war.
So muss man sagen: Nikon ist nicht pleite, die fehlenden Produkte kommen, Qualität stimmt immer und technologisch war man bei Erscheinen immer so gut wie Sony. Ich würde also mal sagen: Es wäre an der Zeit, sich mit Prophezeiungen zurückzuhalten. Ansonsten läuft man Gefahr, sich lächerlich zu machen. Als nächsten Schritt könnte man dann überlegen, die unbestrittenen derzeitigen Vorteile von Sony mit einem Blick auf die praktische Relevanz einzuordnen und sich zu überlegen: Welche Wirkung hat das in einem Nikon-lastigen Forum, wo der größte Teil der Teilnehmer mit ihrem Schwarz-Gelben Krempel zufrieden sind und tlw. auch ihre Brötchen verdienen? Mir wäre das auf Dauer zu blöd. Und ich ärgere mich immer wieder über mich selbst, dass ich mich ständig berufen fühle, auf diese Diskussionen einzugehen. Ist eine Charaktersache. Ich bin einfach so gepolt, bei Dumpf... mit Argumenten gegenzuhalten. Ich schaffe es einfach nicht, mir das abzugewöhnen.
Sorry, ich mein ja nur …
Gruß
Claudius