Hallo DarkWaver85,
mit Konzertfotografie hast Du Dir echt eine Herausforderung für den Start ausgesucht, aber auch das ist zu schaffen - nur Geduld! Wenn ich mir Deine Bilder betrachte, habe ich den Eindruck daß Du nicht nur das Problem des Verwackelns hast, sondern auch der Bewegungsunschärfe (das dumme Motiv hält nicht still während der Aufnahme). Von daher ist der Rat zu längeren Belichtungszeiten zumindest bei diesen Aufnahmen ein schlechter Rat: entweder Du ziehst dann mit und hast den Hintergrund verwischt, oder Du ziehst nicht mit und hast das Motiv, also den Interpreten verwischt.
Generell solltest Du die Faustregel für Freihandaufnahmen ohne Hilfsmittel (Bildstabilisator oder Stativ) schaffen: längste Belichtungszeit = 1/Brennweite. Eine Verbesserung (also Verlängerung der Belichtungszeit, wenn vom Motiv her möglich) kannst Du mit den Hilfsmitteln erzielen. Beim Stichwort Stativ nicht erschrecken, es gibt auch gute und günstige Einbeinstative! Auch gute Erfahrungen habe ich mit einem kleinen
Schulterstativ von Cullmann gemacht. Das bringt zumindest in Kombination mit einer nicht allzu leichten Kamera doch schon einiges (besser ein kleines einfaches dabei als ein gutes großes Manfrotto zu Hause).
Kürzere Belichtungszeiten kannst Du in gewissen Grenzen durch eine höhere ISO-Einstellung erzielen. Das hast Du schon ausprobiert, wie ich hier lese. Eine weitere Möglichkeit sind die lichtstarken Scherbenhaufen äh Objektive. Wenn Du statt bei Deinem Zoom mit Blende 6,3 auf eine Festbrennweite mit Blende 2,0 gehst, fotografierst Du statt mit 1/60 Sekunde nur noch mit 1/500 Sekunde. Das macht sich bemerkbar, beim Nikon 2,0/200 leider auch mit 3600 Euro in Deiner Portokasse. Wesentlich günstiger wird das, wenn Du näher rankommst: mein Lieblingsobjektiv Nikon 1,8/85 (Beispielfoto hat foxmulder schon eingestellt) kostet neu weniger als ein Zehntel davon und schafft mit Blende 1,8 sogar noch eine halbe Blendenstufe mehr. Außerdem ist das Verwacklungsrisiko mit der kürzeren Brennweite geringer. Nur, damit mußt Du tatsächlich näher ran! Ein weiterer Vorteil einer so weit offenen Blende ist die gestalterische Möglichkeit: je weiter die Blende offen ist, desto geringer ist der scharf abgebildete Bereich. Störende Hintergründe werden damit unscharf, das scharf abgebildete Hauptmotiv dadurch hervorgehoben.
Meine Empfehlung nach all der Theorie wäre daher tatsächlich die Investition in eine geeignete lichtstarke Festbrennweite, dazu zumindest ein Schulterstativ für die Aufnahmen die eine längere Belichtungszeit erlauben und eine gute Portion Übung und Geduld - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Die Belichtung würde ich auf manuell stellen, da Deine Automatik durch die unterschiedlichen und schnell wechselnden Lichter keine zuverlässigen Werte erhält: einmal mit Spotbelichtung bei weißem oder hellgelbem Licht auf die Backe des Interpreten fotografiert (egal wie das Bild wird), anschließend die Exif ansehen und die Belichtung manuell festlegen. Dann noch ein paar Probeaufnahmen zur Feinjustierung und Du hast einen geeigneten Wert (solange das Umgebungslicht nicht nachläßt). Hast Du dann wegen mir Blende 5,6 mit 1/60 Sekunde in der Exif stehen, kannst Du die Blende ganz öffnen und um die gleiche Anzahl an Stufen die Belichtung verkürzen.
Dann wünsche ich Dir viel Spaß und Erfolg,
Gruß
Jürgen