Vergilbte Objektive (deren Thorium-dotiertes Glas wird gelb) mit UV bestrahlen

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Beuteltier

Platin Mitglied - NF "proofed"
Platin
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Hallo Leute,

es ist seit langem bekannt, dass Objektive, deren Linsen aus mit Thorium dotiertem Glas bestehen, im Laufe der Jahre stark gelbstichig werden.
Dagegen wurde oft empfohlen, die Objektive außen auf eine Fensterbank in die Sonne zu legen, weil der UV-Anteil des Sonnenlichtes die Vergilbung rückgängig machen würde. Die meisten Berichte darüber schrieben von einer Behandlungsdauer von mehreren Wochen und von einer oft nur mäßigen Wirkung.

So habe ich auf einen diesbezüglichen Beitrag in einem Forum für alte Objektive an Digitalkameras hin angeboten, ein paar vergilbte Objektive mit UV zu bestrahlen und dazu einen zu Testzwecken ausgeliehenen PHOSEON Technology UV-Brenner mit 395 nm UV-Licht (UV-A) eingesetzt.

Da diese Versuche erfolgreich waren, habe ich eine älteres Exemplar dieses Brenners besorgt und einen neuen Stahl-Schaltschrank (30 cm breit, 20 cm tief, 35 cm hoch) gekauft, und einen Papst-Lüfter-Aufsatz in der Blasrichtung umgekehrt.
Die mechanischen Arbeiten zur Anpassung des Schaltschrankes waren mühsam, vor allem das große Entlüftungsloch (7 cm Durchmesser) in die Stahlplatte zu fräsen.

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Das Ergebnis nach 6 Stunden Bestrahlung (3 von vorne, 3 von hinten) alter Pancolare war zufriedenstellend:


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Nun können die Aufträge zur Entgilbung alter Objektive kommen – eines (Nikon AI-Nikkor 35/1.4) hat sich schon angekündigt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Ist das jene Vergütungsschicht, die angeblich auch radioaktiv ist? Ich hab 2 alte Milolta aus den 70ern, die so etwas haben sollen, eine Vergilbung konnte ich noch nicht feststellen.
 
1 Kommentar
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Das ist keine Vergütung, die da gelb wird, sondern das Linsenglas selbst.
Thorium ist ein schwacher Alphastrahler, seine Strahlung wird bei einem Abstand von einigen Zentimetern bereits durch einen Pappkarton so weit abgeschwächt, dass er kaum mehr messbar ist.

Manche Objektive von Minolta (nur die sehr lichtstarken!) mögen betroffen sein, ich hatte noch kein vergilbtes da.
Aber lichtstarke TAKUMARE sind oft betroffen.
Und dieses 35/1.4 AI Nikkor.
 
Gewußt wie. Michael du kannst nur aus der DDR kommen.:)
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Mein Vater kam aus Ostpreussen (inzwischen ist das Russland),
ich bin aber ein Bayer aus München und lebe seit 8 Jahren in Schwaben.
 
C
chateaufort kommentierte
"It's nice to be a Preiss, but it's higher to be a Bayer."
Das mit der angenommenen DDR-Herkunft ist schon ein Kompliment!
Jedenfalls: Michael konnte mir bei einer Angelegenheit helfen, die ein nicht unbekannter aus Thüringen stammender Reparateur nicht machen wollte.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Sorry vielmals - was war denn das für eine Angelegenheit, wann soll das gewesen sein? Ich erinnere mich nicht.
 
Der Thread ist gleich mal als Empfehlung auf unserer Newsseite gelandet.

Das hier....

Du bist wirklich ein im positiven Sinne verrückter Mensch.
... war übrigens wortwörtlich auch der erste Kommentar meines Mannes, als ich ihm den Link zu dem Beitrag geschickt habe ;)
 
3 Kommentare
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Hallo Anja,

da ich die Seriennummern der Pancolare nicht erkennbar haben wollte, habe ich das betreffende Foto neu hochgeladen.

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Ich kann meinen Startbeitrag aber nicht mehr bearbeiten.
Würdest du für mich bitte dieses neue Bild an die Stelle des alten setzen?
 
AnjaC
AnjaC kommentierte
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Danke, Anja.
Übrigens hat sich derjenige, dessen Pancolare (siehe Foto) ich zu Versuchszwecken bestrahlt hatte, gerade begeistert gemeldet:
Ich bin ja völlig baff, daß das mit der Bestrahlung so gut geklappt hat. Die sehen ja aus, wie neu, als wenn sie nie vergilbt waren.
:D
 
Falls sich jemand fragt, warum ich das Objektiv hier auf eine weiße Dose mit blauem Gürtel gestellt habe:
Der Abstand des UV-Strahlers zur Frontlinse sollte bei maximal 5 cm liegen.
Den Bestrahlungskasten habe ich aber so hoch (35 cm) gewählt, dass man auch Objektive großer Baulänge (bis zu 15 cm) positionieren kann.
Und dass im Gegensatz zu meinen Vorversuchen, bei denen der UV-Strahler mangels Befestigungsmöglichkeit horizontal positioniert war und das Objektiv dann auch lag anstatt zu stehen, ist der Vorsicht geschuldet, dass das Fokusschneckenfett sich durch die Erhitzung des Objektives (die gelben Linsen werden über 50°C heiß) ungleichmäßig im Tubus verteilt...
 
Kommentar
Ich habe seit einiges Zeit so ein 35/1.4. Ich habe es damals zwei Nachmittage mit der Sonne probiert. Aber nicht einfach hingestellt. Sondern mit einem defekten Body aufs Stativ. jede Stunde nachgestellt, dass die Sonne auch schon im Bild bleibt. Ganz so hell wie das hier bestrahlte ist es nicht geworden, aber doch fast.
Heiss geworden ist mein Objektiv dabei nicht wirklich. Zumindest nicht heisser, als wenn man es an einem sonnigen Tag an der Kamera hat und die um den Hals hängt.
 
3 Kommentare
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Die Hitze ist das Ergebnis des Umwandlungsprozesses der gelben Verfärbung durch die UV-Strahlung.
Je stärker die UV-Strahlung, desto schneller der Prozess, desto höher die Abwärme.
Deshalb kann man mit meinem Gerät den Prozess innerhalb von wenigen Stunden durchführen.
Übrigens: Wenn nur die Frontlinse oder die Hinterlinse vergilbt sind, reichen 2 bis 3 Stunden.
Wenn Front- und Hinterlinse vergilbt sind, zwei mal zwei bis drei Stunden.
Länger dauert es, wenn die vergilbten Linsen weiter innen im Objektiv sitzen, da die Linsen davor UV-A schon etwas abschwächen, selbst wenn sie völlig klar sind.
 
P
pulsedriver kommentierte
So ein gerät macht die Sache natürlich viel leichter. So wie ich das gemacht habe, braucht man stabiles Wetter und Zeit, immer wieder rauszugehen und die Kamera auf dem Stativ was nachzustellen.
Für das 35/1.4 lohnt sich die Sache wirklich. Es ist ein ganz tolles Objektiv. Habe es neulich mal gegen mein Sigma ART 24-35/2 vergleichen. Weit offen hat die grosse moderne Linse natürlich weniger Effekte wie Coma etc am Rand, die bei der alten Linsen so stark sind, dass sie weit offen am Rand die Kontraste der Details sehr stark reduzieren. Grundsätzlich sind sie aber auch weit offen da! Bei f/5.6 kann man hingegen an der D810 nur vom leichten verblieben Farbstich her sagen, welches von welchem Objektiv ist.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Inzwische habe ich auch ein 35/1.4 N-Nikkor mit AI-Umbausatz von 1979 bestrahlen dürfen.
Bei meinem neuen Bestrahlungskasten wird das Objektiv nicht mehr so heiß wie bei den ersten Versuchen ohne Kasten und Zwangsbelüftung, nur noch Hand warm.
Der Kunde kommentierte das Ergebns so:
So schön war das Glas bei mir noch nie :)
(y)
 
Rein interessehalber: Warum der Aufwand mit dem Stahlschrank? Hätte ein einfaches Blechgehäuse seinen Zweck nicht auch erfüllt?
 
1 Kommentar
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Ein "einfaches Blechgehäuse"? Was soll da der Unterschied sein?
Meine Vorversuche habe ich in einem flachen Schuhkarton auf dem Fußboden durchgeführt, mit Pappkarton-Abdeckungen drum herum.
Dabei ergab sich, dass die Objektive heiß werden, und von den 60 Watt Stromaufnahme des Strahlers gingen auch viele als Wärme aus dem Verbau heraus. Deshalb habe ich einen Schrank gewählt, der einerseits mechanische Stabilität bietet und andererseits Wärme, die nicht schon durch die Zwangsbelüftung (Einlassschlitze am Boden, Papstlüfter am Deckel) abgeführt wird, über seine Oberfläche abstrahlen kann.
 
@Beuteltier
Hallo Michael,

ich habe nicht viele alte Objektive, insbesondere keine hochpreisigen. Vor einigen Monaten habe ich mir für wenig Geld eine Nikon EM mit dem Series E 50mm 1.8 gekauft. An dem Objektiv habe ich beim Vergleich vor weißem Hintergrund einen leichten Gelbstich bemerkt, den ich auf den Vorbesitzer (Raucher?) oder eine schlechte Lagerung (feucht?) zurückgeführt habe. Mit meinen s/w-Fotos auf Ilford HP5 400 (eher groberes Kaliber) war ich hochzufrieden.

Jetzt bin ich erstmal sprachlos, dass die Vergilbung ein allgemeines Linsenproblem ist. Aber, für welche Objektive lohnt sich der Aufwand (2x Versand + Dein Machelohn)? Meine Linse gibt es in der Bucht solo für um die 50 Euro (im Konvolut mit einer EM sogar oft günstiger :dizzy: ). Da meiner Linse auch noch der kleine Gummiring für die Fokuseinstellung fehlt, wird bei mir wohl eher ein neues Altes sinnvoll sein.
Bei Kontrolle meiner alten Nikkore habe ich nur bei meinem geliebten Nikkor 28-70 3,5-4,5 D eine sehr leichte Vergilbung bemerkt, m.E. aber noch vertretbar.

Ist die Vergilbung nur bei Farbfotos relevant? Was passiert bei schwarz/weiß? Dann kann man die Vergilbung doch höchstens durch eine geringere Helligkeit oder geringeren Kontrast merken, oder?

Würde mich mal interessieren.

Tolle Bastelleistung! :love:

VG Holger 😷
 
3 Kommentare
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pulsedriver kommentierte
Die Vergilbung um die die es hier geht, bezieht sich auf Thoriumgläser, wo sich das verwendete Thorimoxid selber eben mit der Zeit verfärbt.

Eine Zeit lang war das eben eine übliche Technik, Gläser mit besonders hohem Brechungsindex aber gleichzeitig kleiner optischer Dispersion zu machen. Und entsprechend kam es dann nur in sehr hochwertigen, sehr lichtstarken Objektiven zum Einsatz. Die 50mm f/1.8 bei Nikon hatten nie Thoriumgläser, 50/1.8 waren eher Kitobjektive.
 
Bremenfrosch
Bremenfrosch kommentierte
Vielen Dank, dann doch wohl der zunächst vermutete Dreck ... :rolleyes:
VG Holger 😷
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Hallo Holger,

wenn man alte Objektive vor einer 6500°K Tageslicht-weißen Fläche genau betrachtet, scheinen alle eine leicht gelbliche Tönung aufzuweisen.
Sogar bei Frontlinsen-Schutzgläsern aus "Fensterglas" ist eine leichte Einfärbung zu erkennen, die dabei sogar eher ins grünliche geht.
Die teilweise deutliche Gelbfärbung durch Nikotin-Niederschlag ist hingegen meist nur auf der Oberfläche der Frontlinsen der Objektive zu finden.
Was Thoriumdioxid in den Linsen anrichtet, geht allerdings auch darüber weit hinaus.
Vor etwa einem Jahr hatte ich mal ein 35/1.4 Nikkor aus Wien "zur Reinigung" erhalten, das war in der Durchsicht nicht nur gelb, sondern grünbraun und praktisch unbenutzbar. Damals habe ich diese UV-Behandlungsmethode angedacht - leider wollte mein Kunde das Objektiv damals unbestrahlt zurück haben. Bald danach habe ich ein Angebot für einen auszuleihenden UV-Strahler erhalten, mit dem ich dann Ende Oktober 2021 die ersten Versuche gemacht habe.
 
W
Willi! kommentierte
Awi
Awi kommentierte
Ja, ja das habe ich ja selber in gebrauch. Aber eben nicht nur hochgeöffnete Ai-s Optiken strahlen. Sogar Konsumer-Zooms wie das alte AF-D 24-120 sind dabei. Da sieht man dann, welchen Aufwand Nikon betreibt um gute Optik zu liefern.
 
W
Willi! kommentierte
Nachdem das Beta-Strahler sind (so ich mich nicht irre), sollte man diese Linsen nicht verschlucken.
 
Awi
Awi kommentierte
Besser is das!;)
 
Bilderbastler
Bilderbastler kommentierte
Ich hab' das 24-120mm - muss ich jetzt ein Warnschild an meinen Rucksack pinnen? ;)
 
Auch ein typisches Beispiel.
Das Pancolar 1,4/55 für die Pentacon Super.

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P
pulsedriver kommentierte

Ich hab die Methode mit der Sonne gemacht. Bei mir waren es mehrere Nachmittage. Also total vielleicht 12 oder 15 Stunden. Allerdings habe ich es nicht einfach in die Sonne gelegt. Sondern auf eine defekte alte SLR montiert, dann auf der terrasse aufs Stativ damit, auf die Sonne ausgerichtet (etwas links im Bild, die kommt ja dann mit der Zeit nach rechts). Und dann immer mal wieder nachgestellt, dass es wieder auf die Sonne geht. Sodass die eben wirklich voll rein scheint.
Von was schräg Sonne auf dem Fensterbrett würde ich keine Wunder erwarten. die kriegen doch grosse Teile der Linse wesentlich weniger Licht ab, als wenn die Sonne schön grade rein leuchtet.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Die arme SLR, die hat nun wohl Brandspuren auf der Filmandruckplatte, wenn die Blende voll geöffnet war und du den Verschluss ausgebaut hattest. Der Verschluss, der bei alten SLRs aus schwarzem Tuch ist, verkohlt schnell oder fängt sogar Feuer...
 
P
pulsedriver kommentierte

Versteh ich nicht. SLR, nicht Messucher. Das Licht geht über den Spiegel in den Sucher und da wieder raus. Obacht geben muss man da eher mit den Augen. Mit einem ordentlichen Tele wollte ich das nicht ausrichten wollen, mit einem 35mm wie bei mir ist das eher noch machbar. Grade bei WW Objektiven passiert es ja auch mal so, dass die Sonne mit aufs Bild kommt.
Ich hab 'ne defekte genommen, weil das arme Teil Stunden lang in der Sonne warm wurde, sowas will ich nicht mit meinen Sammlerversionen der FM2 und F3/T machen. Die Nikon SLR machen doch die Blende vor dem Auslösen voll auf, mehr brauchtes da nicht, dass Licht ins ganze Objektiv kommt.
Ich kaufe öfters mal alte Sammlungen auf, so bin ich ja auch an das 35mm gekommen. Und hab dann gemerkt, dass es gelb war. Kannte das Thema Thoriumglas bisher eher von Pentax. Und in solchen Sammlungen findet dann man eben auch mal das eine oder andere defekte Teil.
 
svantevit
svantevit kommentierte

Doch Michael hat recht.
Risiko besteht bei alten SLR wenn sie erstens Gummituchverschluss haben und zugleich ausgelöst sind.
Dann ist nämlich der Spiegel hochgeklappt bis zum nächsten Spannen und Filmtransport.
Bei angesetztem Objektiv und Brennpunkt kann es durchaus passieren das das Teil abfackelt.
Zumindestens hat mein ein Loch im Verschluss.
 
P
pulsedriver kommentierte
Ich habe aber nicht ausgelöst. Wozu auch? Bei mir war die ganze Zeit der Spiegel in der 45 Grad Position, sodass ich im Sucher was sehe. Wenn das brennt, dann weil man was hinter den Sucher an den Brennpunkt hält. Muss man bei einem 35mm und einem normalhohen Stativ aber schon bewusst machen. der Brennpunkt ist sehr weit weg vom Boden...
 
Hallo Leute,

seit einem kurzen "Hype" bis Anfang 2022 steht diese "Brennkammer" ungenutzt im Keller!

Ich erinnere mich, dass mir svantevit anbot, sein extrem seltenes und daher höchst wertvolles Objektiv persönlich im Sommer vorbei bringen zu wollen, weil er den Paketversand scheut.

Seit 21. Juni ist Sommer! Ich bin bereit!

Auch alle anderen, die Interesse an einer Entgilbung ihrer Objektive haben, sind herzlich eingeladen!
 
Kommentar
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