Studioblitzanlage - grundsätzliches

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luckyshot

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Ich will hier mal versuchen, einige grundsätzliche Begriffe und Zusammenhänge zum Thema "Studioblitze" zu erklären.
Vielleicht findet der eine oder andere Einsteiger dann etwas besser Zugang zu den zahlreichen Diskussionsthreads...

Selbstverständlich ist jeder eingeladen, mich zu ergänzen bzw. zu verbessern, ich möchte nur darauf hinweisen, dass es in diesem Thread nicht um "besser" oder "schlechter" und nicht um Empfehlungen geht, sondern ausschließlich um Erklärungen. Ich würde mich freuen, wenn es dabei bliebe... ;)




Studio-Blitzanlagen


Blitzgeräte, die man ausschließlich unabhängig von der Kamera betreibt, bezeichnet man als Studioblitzgeräte (auch wenn sie z.T. Outdoor eingesetzt werden). Von den Systemblitzgeräten der bekannten Kamerahersteller (z.B. Nikon, Canon etc.) oder der Dritthersteller (z.B. Metz, Soligor) unterscheiden sie sich vor allem durch folgende Gesichtspunkte:



Die Blitzleistung

Studioblitzgeräte haben eine wesentlich höhere Leistung, als Systemblitze. Die Blitzleistung wird in Wattsekunden (WS) oder Joule (J) gemessen (im Gegensatz zu den Leitzahlen der Systemblitze). Die Angabe der Wattsekundenzahl bezieht sich bei Studioblitzen jedoch nicht auf die Menge des abgegebenen Lichts, sondern ausschließlich auf die Leistung des Blitzgenerators. Deshalb ist eine Leistungsangabe in Wattsekunden nicht direkt umrechenbar in eine Leitzahl. Eine Flächenleuchte oder auch Lichtwanne z.B. verteilt das Licht sehr gleichmäßig und weich auf eine große Fläche, ein Spot sehr punktuell. Werden nun beide Lampen mit gleichem Objektabstand, gleicher Leistung und gleichen Generatoren betrieben, benötigt die Lichtwanne dennoch eine größere Blendenöffnung für die richtige Belichtung, als der Spot, da die vorhandene Leistung bei ihr stärker verteilt wird.
Es gibt Generatoren mit einer Leistung von ca. 100 WS bis hin zu ca. 10.000 WS.



Die Lichtcharakteristik

Studioblitzgeräte bieten eine nahezu unendliche Vielfalt von unterschiedlichen Reflektoren und Lichtformern. Jeder erzeugt eine andere, eigene Lichtcharakteristik. Man kann von folgenden grundsätzlichen Unterscheidungsmerkmalen ausgehen:

- Ist das Licht gerichtet oder ungerichtet? (Strahlt die Lampe parallel in eine Richtung oder streut sie das Licht).

- Ist das Licht hart oder weich? (Eine kleine, punktförmige Lichtaustrittsfläche erzeugt ein hartes Licht mit harten Licht-Schatten-Übergängen, eine große Lichtaustrittsfläche erzeugt ein weiches Licht mit weichen Licht-Schatten-Übergängen).

- Erzeugt die Lampe einen scharf begrenzten Lichtkegel oder einen sanften Lichtverlauf? (Scharfe Lichtkegel können eigentlich nur mit stark gerichtetem Licht erzeugt werden, meist werden hierzu Projektionsspots mit einem Linsensystem eingesetzt. Reflektoren in Verbindung mit einem Wabengitter oder Fresnell-Linsen erzeugen ebenfalls Lichtkegel, aber mit etwas weicheren Übergängen, ungerichtetes Licht erzeugt sanfte Lichtverläufe).

- Welche Reflexe erzeugt das Licht? (Auf glänzenden Oberflächen erzeugen harte, punktförmige Lichtquellen harte, punktförmige Reflexe mit starken Überstrahlungen, weiche, flächige Lichtquellen erzeugen sanfte, flächige Reflektionen).


Hier einige Beispiele für unterschiedliche Lichtformer:

- Normalreflektoren > für ein leicht gerichtetes Licht mit mittelgroßem Lichtkegel und verhältnismäßig scharfen Licht-Schatten-Übergängen.

- Engstrahler > in verschiedenen Winkelgraden, für leicht bis mittelstark gerichtetes Licht mit kleineren Lichtkegeln und verhältnismäßig scharfen Licht-Schatten-Übergängen.

- Punktstrahler > für stark gerichtetes Licht mit sehr kleinem Lichtkegel.

- Weitstrahler > in verschiedenen Winkelgraden, für mäßig gerichtetes Licht mit großem Lichtkegel und etwas weicheren Licht-Schatten-Übergängen.

- Wabengitter > um das Licht der verschiedenen Reflektoren stärker zu richten und schärfere Lichtkegel zu erzeugen.

- Lichtwannen > mit Plexiglasscheiben oder Zerstreuungsfolien vor den Blitzröhren, für ungerichtetes, aber völlig gleichmäßiges Licht mit ganz weichen Licht-Schatten-Übergängen. Zum Teil sogar mit der Möglichkeit, durch gezieltes Abschalten von einzelnen Blitzröhren, Lichtverläufe zu erzeugen.

- Softboxen > kleine Lichtwannen in verschiedenen Formen und Größen für ungerichtetes, aber sehr gleichmäßiges Licht und ganz weichen Licht-Schatten-Übergängen. Auch aus Stoff zum Zerlegen/Zusammenfalten und für Outdoor-Einsatz.

- Strip-Lights > sehr lange und schmale Lampen zum gleichmäßigen Ausleuchten großer Flächen oder zum Erzeugen von Lichtkanten.

- Spots > in verschiedensten Ausführungen (Projektorspots, Fresnelllinsenscheinwerfer Parabollampen etc.) zum Erzeugen von stark gerichtetem Licht mit harten Licht-Schatten-Übergängen und scharf begrenzten Lichtkegeln.

- Minispots > mit stark gerichtetem Licht und sehr kleinem Lichtkegel zum Ausleuchten kleiner und kleinster Details.

- Verschiedenste Reflektorschirme > zur indirekten Beleuchtung mit leicht gerichtetem Licht, aber sanften Licht-Schatten-Übergängen.

- Ringblitze > für eine nahezu schattenfreie frontale Ausleuchtung, mit unterschiedlichsten Durchmessern für härtere/weichere Ausleuchtung bzw. kleinere/größere Objekte erhältlich.

- Speziallichter > wie z.B. Lichtleiter zum Setzen kleinster Lichtpunkte und Reflexe oder Flaschenlichter zum Durchleuchten von Flüssigkeiten in Glasgefäßen.


...und noch viele andere mehr. Es gibt auch Lichter, die eine derart unverwechselbare Charakteristik haben, dass sie nur eine gewisse Weile dem Zeitgeist entsprechen und deshalb nach kurzer Zeit wieder vom Markt verschwinden (z.B. Lightbrush Mitte der 90er Jahre).

Unabhängig vom Lichtformer/Reflektor kann die Lichtcharakteristik einer Lampe natürlich noch durch Position und Abstand der Lampe zum Objekt oder durch die Verwendung unterschiedlich stark streuender Folien vor der Lampe beeinflusst werden.



Der Generator

Im Generator stecken die Kondensatoren, die die Energie bis zum Augenblick der Auslösung speichern und dann schlagartig abgeben (Abbrenndauer je nach Leistung und Anzahl der angeschlossenen Lampen ca. 1/1000 bis ca. 1/30 Sek.). Oft sind die Blitzlampen über Kabel mit einem externen Generator verbunden (v.a. bei leistungsstarken Generatoren), es gibt aber auch Kompaktgeräte, bei denen der Generator im Lampenkopf integriert ist. Die Generatoren sind gewöhnlich in kleinen Stufen oder stufenlos über einen Bereich von ca. 2 bis 5 Blenden regelbar. Externe Generatoren haben meist mehrere Lampenstecker, die bei einigen Geräten sogar getrennt regelbar sind.
Die Steuerung der Blitzleistung erfolgt bei Blitzanlagen ausschließlich manuell. D.h. der Fotograf ermittelt mit Hilfe von Testschüssen oder einem Blitzbelichtungsmesser für jede Lampe in seinem Set die richtige Blitzleistung, die direkt am Generator eingestellt wird und so lange unverändert bleibt, bis sich am Aufbau oder am Licht etwas ändern soll.
Seit einigen Jahren gibt es sogar Geräte, bei denen mit Hilfe elektronischer "Tricks" auch die Farbtemperatur und die Abbrenndauer innerhalb eines begrenzten Rahmens geregelt werden können.
Die Auslösung des Blitzes erfolgt gewöhnlich von der Kamera aus über ein Synchronkabel oder einen Funk- bzw. Infrarotauslöser. Wenn mehrere Leuchten in den Lichtaufbau integriert sind, löst die von der Kamera gezündete Lampe wenige Millisekunden später die anderen Geräte über eine Fotozelle in den Generatoren aus (dazu muss die Fotozelle den Blitz der synchronisierten Lampe "sehen", sie darf also nicht völlig im Schatten stehen. TIPP: Falls das schwierig ist, kann man auch mit Hilfe eines kleinen Spiegels Licht auf die Fotozelle werfen).



Die Blitzröhre

Die Blitzröhre ist die eigentliche Lichtquelle in der Leuchte, eine Gasentladungslampe, die den Blitz erzeugt. Sie ist in ihrer Farbtemperatur an das Tageslicht angepasst (ca. 5500° Kelvin). Es gibt viele verschiedene Formen von Blitzröhren, die je nach Lichtformer eingesetzt werden. Angefangen von sehr kleinen Ringen mit dem Durchmesser eines Zwei-Euro-Stücks bis hin zu über einen Meter langen Röhren. Die Form der Blitzröhre ist neben dem Lichtformer die Hauptursache für die Lichtcharakteristik einer Lampe.

In den allermeisten Studioblitzgeräten ist noch ein zusätzliches Licht untergebracht (z.B. Halogen oder Neon), das separat zuschaltbar ist und dauernd leuchtet. Es ist dazu da, dass man beim Positionieren der Lampe sehen kann, welche Lichtwirkung der Blitz später haben wird. Man nennt es Einstelllicht oder Dauerlicht. Da das Einstelllicht konstruktionsbedingt niemals deckungsgleich mit dem Blitzlicht sein kann (die Einstellbirne hat eine andere Form, als die Blitzbirne und darf nicht direkt vor oder hinter der Blitzbirne sitzen, da sich die beiden sonst gegenseitig Schatten machen), wird die Lichtcharakteristik immer ein klein wenig von der des Blitzlichts abweichen.


Das Lampenstativ

Um Blitzlampen frei im Raum positionieren zu können, gibt es die unterschiedlichsten Konstruktionen von Lampenstativen. Leichte Blitzköpfe können mit einem Neigekopf auf einfachen Teleskopstativen mit Dreibein- oder Rollenfüßen montiert werden. Schwere Blitzköpfe oder ein Ausleger zur Montage über dem Set erfordern schwere Rollenfüße, oder ein Galgenstativ mit Gegengewicht, damit sie nicht kippen. Da Lampenstative im Studio immer ein Hindernis darstellen und durch Unachtsamkeit sehr leicht verschoben oder umgeworfen werden können, aber auch, weil manche große Lampen einfach zu schwer für Bodenstative sind, gibt es für solche Fälle (vor allem natürlich in Profistudios) sehr aufwändige Deckenschienensysteme mit motorischen Teleskopstativen. Mit ihrer Hilfe können selbst die größten Lichtwannen oder Spotlights auch in großer Höhe millimetergenau über einem Aufnahmetisch bzw. einem Set positioniert werden.



Die Hersteller

Beispielhaft für eine ganze Reihe von Herstellern seien hier nur einige genannt, die Reihenfolge und Auswahl sind rein willkürlich und sagen nichts über die Qualität oder den Preis aus:

Hensel
Hama
Multiblitz
Richter
Doerr
Briese
Bacht
Broncolor
Blaesing
Walimex
Profoto
Jinbei
Elinchrom
Bowens
Priolite



Gruß, Lucky
 
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Moin luckeyshot...

hast gut zusammen getragen :up:

ich konnte keine wesentlichen Fehlerlein finden.....
(hatte aber auch keine unbedingt gesucht:D )

wer Fragen dazu hat...kann sich ja melden :cool:
Mfg gpo
 
Kommentar
So...
...und nun der Versuch, theoretisch eine Grundanleitung für das Licht-Setup zu geben.
Mir ist vollkommen klar dass das nicht abschließend und umfassend möglich ist, mir ist auch klar, dass jeder, der selbst häufig mit Licht arbeitet, seine eigene, individuelle Vorgehensweise hat (mich ausdrücklich eingeschlossen).

Dennoch - für einen Einsteiger ist das möglicherweise ein kleiner Leitfaden, der bei den ersten Schritten hilfreich ist.


Der Umgang mit Studioblitzen




1. Die Lichtführung

Bevor man ein Set (Fotoaufbau mit Motiv, Hintergrund und Licht) einzurichten beginnt, sollte man sich schon prinzipiell ein paar Gedanken über die Lichtführung gemacht haben.

TIPP: Fang mit dem Aufbau generell beim Hauptlicht an. Es ist das Licht, das für das Auge des Betrachters in erster Linie die Lichtstimmung beeinflusst. Meist wird es von einer einzelnen Lampe erzeugt (Ausnahme wäre z.B. ein „Zangenlicht“, bei dem 2 Lampen links und rechts vom Motiv stehen und ein symmetrisches Licht erzeugen). Überlege Dir also abhängig vom Motiv:

- Von wo kommt mein Hauptlicht?
- Ist es hart oder weich?
- Ist es punktuell oder flächig?

Ich stelle die entsprechende Lampe auf und richte sie so ein, dass sie die Lichtwirkung erzeugt, die ich mir vorstelle. Es schadet nicht, in dieser Phase noch offen für Experimente zu sein und verschiedene Lampenpositionen zu probieren. TIPP: Es ist einfacher, wenn das Studio in dieser Phase relativ dunkel ist, weil man die Wirkung der Lampe dann besser beurteilen kann.

- Für ein weiches, weit gestreutes Licht verwende ich z.B. eine Lichtwanne, eine große Softbox oder eine Plexi-Milchglasscheibe vor einem Spot mit Weitstrahler (Abstand ca. 0,5 m oder mehr).
- Für ein weiches, aber leicht gerichtetes Licht z.B. einen Reflektorschirm, oder eine kleinere Lichtwanne bzw. Softbox mit einem Wabengitter.
- Für ein härteres, aber gestreutes Licht z.B. einen Spot mit milchiger Streuungsfolie.
- Für ein härteres, punktuelles Licht einen z.B. Spot mit Engstrahler und Wabengitter (kleinerer Lichtpunkt) oder ohne Wabengitter (größerer Lichtpunkt).
. Für sehr harte Schatten z.B. eine sehr kleine Lampe oder eine weit entfernt stehende Lampe

Nun erfolgt die Abstimmung der Farbdarstellung auf das Licht der Studioblitze (Weißabgleich). Für den Weißabgleich gibt es mehrere Möglichkeiten:

- Die einfachste ist, die kamerainterne Voreinstellung „Blitz“ oder „Tageslicht“ zu verwenden, beides wird jedoch erfahrungsgemäß in den meisten Fällen nicht zu 100% auf die Farbtemperatur des Blitzlichts passen.
- Ein manuelles Preset des Weißabgleichs auf die Farbtemperatur der Blitzanlage, das in der Kamera gespeichert wird, ist die etwas genauere Variante. Hierzu wird eine genormte Weißabgleichskarte (z.B. von Novoflex) in das Licht gehalten und im entsprechenden Modus der Kamera fotografiert. Bei der Arbeit mit der Anlage wird dann künftig immer dieser vorgespeicherte Wert verwendet.
- Da die Blitzbirnen in verschiedenen Lampen manchmal leicht unterschiedliche Farbtemperaturen aufweisen können bzw. durch unterschiedliche Lichtformer leichte Farbverschiebungen auftreten können, kann es sinnvoll sein, den Weißabgleich bei jedem neuen Lichtaufbau erneut auf die individuelle Lichtsituation abzustimmen, wenn man absolut neutrale Lichtbedingungen erreichen möchte. TIPP: Hilfreich für die spätere Bearbeitung ist es auch, wenn man zu Beginn einmal die Graukarte oder einen Graukeil mitfotografiert, um dann später einen einfachen Weißabgleich per Pipette vornehmen zu können.

Nun richte ich die Kamera exakt auf das Motiv ein, stelle den Hintergrund auf (falls noch nicht geschehen) und korrigiere die Position/Lichtwirkung des Hauptlichts soweit möglich/nötig.

Im nächsten Schritt leuchte ich den Hintergrund aus. Dabei berücksichtige ich, in wie weit das Hauptlicht auch den Hintergrund beeinflusst – manchmal ist gar keine separate Lampe notwendig und der Hintergrund kann bereits mit dem Hauptlicht so beleuchtet sein, wie ich das möchte. Falls nicht, stelle ich so genannte “Neger“ auf, schwarze Stellwände oder Pappen, bzw. montiere Klappen an der Lampe, die das Hauptlicht erzeugt, um zu verhindern, dass diese unerwünschtes Licht auf den Hintergrund wirft und leuchte den Hintergrund gesondert mit (einer) eigenen Lampe(n) aus. TIPP: Der Abstand zum Hintergrund spielt hierbei eine große Rolle - je näher man dran ist, desto mehr Einfluss hat das Hauptlicht auf ihn.

Wenn Hintergrund und Hauptlicht aufeinander abgestimmt sind, ist die Hauptarbeit eigentlich getan, nun stellt sich nur noch die Frage, ob eine Aufhellung der Schattenbereiche oder Effektlichter erwünscht/notwendig sind.

Bei der Gestaltung der Aufhellung stellen sich letztlich die gleichen Fragen, wie beim Hauptlicht; ich muss mich entscheiden, ob eine weiche, allgemeine Aufhellung gewünscht ist, oder gezielt einzelne Bereiche punktuell aufgehellt werden sollen.
Eine dezente, weiche Aufhellung kann entweder mit einer großen weißen Aufhellfläche erzielt werden, die das Licht des Hauptlichts auffängt und auf der Schattenseite auf das Motiv reflektiert oder mit einer großflächigen Leuchte, die so eingestellt wird, dass sie den Schatten zwar ihre Tiefe nimmt, aber nicht als zweite Lichtquelle wahrgenommen wird. Will ich nur einzelne Bereiche meines Motivs gezielt und punktuell aufhellen, dann kann dies mit kleineren Silberreflektoren, Spiegeln oder Spotlights verschiedener Durchmesser geschehen.
Ist von Haus aus eine ungewünschte Aufhellung (z.B. durch eine weiße Wand im Aufnahmebereich) gegeben und sind deshalb meine Schattenbereiche nicht dunkel genug, muss diese helle Fläche auf der Schattenseite des Motivs schwarz abgedeckt werden (“Neger“ aufstellen).
Bei der Aufhellung ist prinzipiell zu beachten, dass sie das Hauptlicht unterstützen soll, ohne dessen Lichtstimmung zu zerstören. Wenn Aufhellung und Hauptlicht gleich hell erscheinen und dem Motiv die Schatten völlig genommen werden, wirkt das Objekt häufig flach und langweilig (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel).

Als letzter Schritt werden noch Effektlichter gesetzt. Seien es kleine Lichtpunkte auf Details, die besonders hervorgehoben werden sollen, sei es eine Lichtkante, die einen dunklen Bereich sauber vom dunklen Hintergrund trennt, sei es ein Kopflicht, ein farbiges Licht das einen Farbeffekt ins Spiel bringt, oder seinen es Reflexe auf glänzenden Oberflächen etc...

TIPP: Wenn wenig Lampen zur Verfügung stehen, kann man manchmal mit einem Spiegel/einer Spiegelfolie eine Lampe ersetzen.


2. Die Lichtleistung/Belichtungsmessung

Im Gegensatz zu den hinlänglich bekannten Systemblitzen wird die Leistung der Studioblitze grundsätzlich manuell gesteuert, eine “Blitzbelichtungsautomatik“ oder gar TTL gibt es nicht.
Zunächst wird die Kamera auf den manuellen Belichtungs-Modus (meist mit einer kurzen Belichtungszeit zwischen 1/60 und 1/250) eingestellt und über Synchrokabel oder über Funkauslöser mit der Blitzanlage verbunden, damit ein Blitz mit der Kamera zusammen auslöst. Alle weiteren Blitze werden nahezu gleichzeitig per Fotozelle vom synchronisierten Gerät ausgelöst.

Die Belichtung wird mit Hilfe der Blende und dem ISO-Wert an der Kamera bzw. der Blitzleistung am Generator oder an der Lampe gesteuert. Die Belichtungszeit hat – sofern sie verhältnismäßig kurz ist (1/60, 1/125, 1/250 etc.) – wenig bis keinen Einfluss auf die Belichtung. Nur bei längeren Belichtungszeiten kann das Einstelllicht der Blitzanlage oder evtl. vorhandenes Raum- oder Tageslicht bereits zu der Gesamtbelichtung beitragen und Helligkeit bzw. Weißabgleich beeinflussen.
Im Freien, wo man tagsüber sehr helles Umgebungslicht hat, wirkt dieses meist als Hauptlicht, der eingesetzte Blitz ist in den meisten Fällen nur die Aufhellung.

TIPP: Für Anfänger ist es hilfreich, die ersten Testfotos noch nicht mit allen Lampen des Sets auf einmal zu machen, sondern zu Beginn nur das Hauptlicht einzustellen. Dies kann einerseits mit Hilfe eines Blitzbelichtungsmessers (z.B. von Gossen) erfolgen, er misst die einfallende Lichtmenge am Objekt und wirft den dazu passenden Blendenwert bezogen auf die ISO-Einstellung der Kamera aus.
Alternativ kann man die richtige Einstellung auch leicht ohne Belichtungsmesser finden: Man beginnt mit einem geschätzten Wert (z.B. mittlere Blende bei Minimal-ISO), macht ein Testfoto und begutachtet es (Histogramm im Auge behalten! Das Kameradisplay alleine ist keine verlässliche Anzeige). Nach einigen – jeweils korrigierten – Testfotos ist der richtige Wert auch so schnell ermittelt.
Hat man die Blenden-/Leistungskombination gefunden, die für das Hauptlicht passend ist, kann man nach und nach die anderen Lichter dazunehmen und jeweils so abstimmen, dass die Lampen die richtige Leistung abgeben (auch hierbei unbedingt nach Histogramm belichten).

Ich selbst habe nie einen Blitzbelichtungsmesser besessen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Lampen kann er mir nur schwer darstellen und nach geringer Eingewöhnungszeit kennt man seine Lichter so gut, dass man mit wenigen Testschüssen die richtige Belichtung gefunden hat. Das richtige Licht ist etwas ganz anderes, aber dabei hilft auch kein Belichtungsmesser...

Im Ergebnis soll der Lichtaufbau in der Gesamtwirkung aller Lampen die gewünschte Lichtstimmung ergeben. Je mehr Lampen dabei im Spiel sind, desto schwieriger ist natürlich die Abstimmung.


3. Ausstattung

Für den ersten Anfang sollten eigentlich zwei Lampen mit verschiedenen Lichtformern (Softboxen, Normalreflektoren, Schirme etc.) genügen.
V.a. bei kleinen Home-Studios mit hellen Wänden und niedrigen Decken sowie mit gängigen Crop-DSLR´s ist eine Blitzleistung zwischen 150 und 300 WS erst mal ausreichend - zu viel Leistung in Verbindung mit geringem Regelbereich des Generators hat sogar den Nachteil, dass mit weit geschlossener Blende (Unschärfe durch Beugung, unerwünschte Schärfentiefe) oder mit Graufilter (dunkles Sucherbild, Qualitätseinbuße durch Filterglas) gearbeitet werden muss.
Der Wunsch nach ein oder zwei weiteren Lampen, speziellen Lichtformern und/oder mehr Leistung wird aber recht bald auftauchen, um den Gestaltungsspielraum in der Lichtführung zu erweitern. Zudem ist es immer besser, Lampen/Generatoren mit unterschiedlicher Leistung zu haben, um im Notfall durch einen Tausch der Lampen/Generatoren einen größeren Leistungsspielraum zu bekommen.

Für die Lampen sollten stabile, standfeste Stative vorhanden sein, die eine unproblematische Befestigung der Lampen in allen Positionen erlauben. Auch Aufheller oder „Neger“ und sonstiges Zubehör wollen in der richtigen Position befestigt sein – hierfür kann man improvisieren (z.B. mit Sonnenschirmständern, Notenständern, Leitern, Stühlen u.ä.), man kann aber auch verstellbare Stative verwenden.

Ein kleines Sortiment an Aufhellern in verschiedenen Größen und mit verschiedenen Oberflächen (weiß, silber matt, silber glänzend, gold) sowie einige “Neger“ ebenfalls in verschiedenen Größen (z.B. Fotokarton, schwarz gestrichene Styroporplatten oder zweiseitige Faltreflektoren) sollte auch vorhanden sein – sie ersetzen häufig eine zusätzliche Lampe. Hitzefeste Streufolie (z.B. von Lee oder von Rosco ) leistet gute Dienste, wenn eine Lampe zu hartes oder zu gerichtetes Licht erzeugt. Es gibt sie mit unterschiedlich starker Streuwirkung.

Befestigungsmaterial (Klebebänder, Leimzwingen, Schraubzwingen, Leisten, Stangen etc.) und Schere/Teppichmesser runden die Grundausstattung ab. Bei der Arbeit hilft es sehr, wenn man handwerklich ein Mindestmaß an Geschicklichkeit mitbringt... ;-)

Und noch ein TIPP: Für eine steile Lernkurve sorgt der Nachbau eines Fotos/einer Lichtsituation. Nimm Dir ein richtig gutes Bild und baue das Licht nach. Dabei wirst Du zwangsläufig das Licht des Musterfotos sehr genau analysieren (müssen) und Du wirst Dein Licht ständig hinterfragen müssen (!).

Zum Abschluss wünsche ich „gut Licht!“ und empfehle jedem Anfänger, sich nicht unterkriegen zu lassen, die richtige Lichtführung ist ein äußerst schwieriges Betätigungsfeld und bedarf einiger Übung! Das Wichtigste daran ist, selbstkritisch zu bleiben und sich nicht mit dem erstbesten Ergebnis zufrieden zu geben.



Lucky
 
Kommentar
Elinchrom und Bowens sehe ich auch nicht in der Liste ;)

Moin

dafür gibt es auch Gründe.....und wer lesen kann, konnte sie im anderen Fred auch finden :up:

simplel gesagt...
es ist die "Bewertung" oder "Sicht auf die Dinge" die Amateure ganz anders anstellen...
als wie Berufsfotografen...nur an denen kann man sich "so schön reiben",
denn man muss "ja nix beweisen"...:hehe:

auch ein Beispiel was hier(in Foren) ganz anders wahrgenommen wird>>>
die immer noch angesagten (Top)Marken, machen so gut wie gar keine Werbung,
haben es es nicht nötig weil die "passenden Käufer" wissen was sie wollen, es einschätzen können...

alles was im Mittelfeld rumkraucht, leidet nachweißlich an der Fernostkonkurrenz...
muss sich zwangsläufig nach unten umschauen was da geht...
verhalten sich entsprechend :cool:

und nun sage keiner hier...das wären arrogente Ansichten...es ist einfach so :D

neulich Gelaber mit Kollegen der ein großes Studio mit Bläsing betreibt....
und er sagte> schau, wer baut denn noch ein mittleres bis großes Studio neu auf??? KEINER

die Gründe sind weitgehend bekannt...
wenn nur Forenberatung stattfindet...und keiner mehr Fachhändler aufsucht,
der landet eben bei den Marken die Amateure kaufen :D
Mfg gpo
 
Kommentar
Moin

dafür gibt es auch Gründe.....und wer lesen kann, konnte sie im anderen Fred auch finden :up:

Gpox, Lucky hat explizit gesagt, dass es sich um eine Liste von Hersteller von Studioblitzanlagen handelt, die unabhängig von Preis oder Qualität der Produkten zu verstehen ist. Es mag sein, dass Lucky nicht an bestimmten Marken gedacht hat, aber ein anderen Grund, weshalb Elinchrom und Bowens nicht mitaufgeführt werden sollten, ist mir nicht ersichtlich.

Gruss

Richard
 
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Moin Richard....

ich bin hier nicht der Dauernörgler....
auch wenn einige mir das hier einreden wollen :D

die Liste von Luckey ist OK.....hatte ich gleich oben schon erwähnt :up:

nur auch wenn es kein "reines Nikon-Equipment" ist.....
wird man die "Qualität und den Preis" nicht ständig ausklammern können....

wobei das nun nicht heißt, das ich hier eine Preiskampagne starten will,
wir haben im anderen Fred aber deutlich gesehen, das die Meinungen dazu 180° auseinander liegen....
dazu noch von Leuten die sowas nie in der Hand hatten, oder je planen, es zu kaufen oder nutzen....

wenn ich dann "meine Anlage" immer mal als Beispiel anführte, mir dann Watschen einhandelte....
ist es doch GENAU dieser Konflikt....den du jatzt ansprichst,
ich hatte auch keine "Preise genannt" sondern wollte euch > Das Prinzip klarmachen....:D

man kann es übrigends genauso auf die neuen oder alten Bodys festmachen....
und Objektivfreds laufen ebenso....

und ganz sicher ist(habe es auch erwähnt) das gilt nicht nur für Amateure...
auch Berufsfotografen vergreifen sich in Marken und Systemen...
könnne es kaum erklären, warum sie es so....und nicht anders machen :hehe:
Mfg gpo
 
Kommentar
...
wird man die "Qualität und den Preis" nicht ständig ausklammern können...

Doch, hier schon.
Ich möchte hier allgemeine Hilfestellung für den ersten Einstieg in das Thema geben (und jeder, der konkret dazu beitragen kann ist herzlich eingeladen). Aber es soll keine Kaufberatung werden, es geht mir nicht um Marken oder Preise.
Und - ich formuliere es mal vorsichtig - es geht auch nicht um Dich und um Deine Konflikte in anderen Threads ;)
 
Kommentar
Kurzer Randexkurs Portraitfotografie und Lichtsetzung:
Bei aller Charakteristik der verschiedenen Lichtformer und ihrer Wirkung wird gern und immer wieder schnell vergessen: In der Portraitfotografie geht oft und häufig sehr gerade der Blick in die Augen des oder der Porträtierten. Ohne Lichtreflex in den Augen wirken die Blicke der Abgelichteten schnell tot oder kalt, eben unnatürlich. Und selbst wenn wir nicht sofort auf die Augen schauen, meist merken wir nach einer kurzen Zeit der Irritation, dass der eben der Reflex fehlt.
Und:
Verschiedene Lichtformer in Anzahl, Aufstellung oder unterschiedlichen Abständen und / oder Größen sorgen für unterschiedliche Reflexe in den Augen. Nicht jedes Setting, das geeignet ist, das richtige Licht zu setzen erzeugt auch einen ebenso ansehnlichen/passenden Reflex in den Augen. Hier kann man manchmal durch weniger mehr erreichen oder sich aber im Nachhinein aufwändige Retuschen der Pupillen ersparen.
Ich wollte es nur erwähnt haben, obwohl eine weitere Diskussion darüber (welche Präferenz wo immer auch wofür gilt) führt für diesen Thread zu schnell ins Detail.
Für die Portraitfotografie an sich macht es aber immer Sinn, den Gedanken im Hinterkopf zu behalten oder aber auch mal die verschiedenen Wirkungen auszuprobieren. Eine Grundregel könnte hierbei sein: Mehr als 2 Reflexe in einem Auge ist meist schon zu viel.
Mit Hilfe des Einstelllichts kann man das aber schon wunderbar vorab einschätzen.
 
Kommentar
Ich möchte an dieser Stelle ein Dankeschön loswerden für Deine Arbeit und die aufgebrachte Zeit für dieses Thema, Lucky!

Wir wissen, das so etwas auch bei uns nicht selbstverständlich ist, aber mithin zu den wichtigsten Bestandteilen unserer "Wissenssammlung" Nikon-Community zählt!

Und neben dem Dankeschön möchten wir Dir als symbolische Anerkennung einen der heiss begehrten NF-F Buttons zukommen lassen:

buttons_small_rahmen.jpg

Der NF-F Button für "Studioblitzanlage - grundsätzliches"

Bitte eine PM an Bettina mit Deiner Adresse senden, damit er zeitnah und wohlbehalten bei Dir ankommt!

Wir werden diesen Button übrigens auch in Zukunft verschenken; nicht nur für neue, sondern auch für sehenswerte Themen und Beiträge aus der Vergangenheit!
 
Kommentar
Doch, hier schon.
Ich möchte hier allgemeine Hilfestellung für den ersten Einstieg in das Thema geben (und jeder, der konkret dazu beitragen kann ist herzlich eingeladen). Aber es soll keine Kaufberatung werden, es geht mir nicht um Marken oder Preise.
Und - ich formuliere es mal vorsichtig - es geht auch nicht um Dich und um Deine Konflikte in anderen Threads ;)

Na ja - allerdings: WENN hier schon von "Studio"Blitzanlagen die Rede ist - und im Eingangsthread ja auch diverse Marken aufgereiht sind - ist es nur logisch und vernünftig, das Thema konsequent/umfassend und unabhängig von Preisen zu behandeln.

Es dürfte niemanden überraschen, daß professionelle Qualität auch entsprechend teuer ist - verlässlichkeit, Sicherheit ist neben der Lichtqualität eines der obersten Gebote.

Ich kann nicht auf einer Fotoreise plötzlich der genzen Crew sagen: eyh, sorry Leute - ich weiß, das wir hier jeden Tag an die 30000.- verbraten . . auch wenn nicht gearbeitet werden kann, weil meine Blitze gerade einen auf Chinakracher machen . . . :hehe: aber es ist nunmal so, gell, die sind platt . .

Das ist der sicherste Weg, in der Branche den Oberdeppen zu geben - und auf Dauer derjenige zu sein, der mal . . usw. . :D

Fazit:
1) Redundanz
2) Service rund um die Welt - ich muss vorher klären können, von wo ich im Katastrophenfall Ersatz kriege.
3) optimale Hardware. Egal, wie heiss oder feucht, kalt oder sandig oder was weiss ich: das Geraffel hat klaglos zu funktionieren.
Dafür isses halt teuer. Aber Pannen sind noch viieel teurer!

Nat. ist das nicht nur auf Reisen so. Wenn ich im Studio bin kostet mich das Studio um die 600-800.-€ am Tag . oder auch mal mehr, wenn´s wirklich groß sein muss.

Weiter: es wird IMMER teurer wenn Improvisieren mit Geräten mehr Zeit kostet und Aufmerksamkeit abzieht - über ein gewisses, selbstverständliches Maß hinaus, versteht sich.

Ich kenne/kannte Kollegen, die ein Viertel der Zeit damit beschäftig waren, irgendwas zusammenzukleben oder schrauben oder was auch immer - wo andere Kollegen ins Regal griffen und in 3 Sekunden ein Gadget zur Hand hatten, das ihr Problem löste.

Man kann da sehr viel von den Filmleuten lernen (ich war mal Kameramann):
da gibt´s spezielle Tools für alles und jedes - ob man einen Reflektor fixiert,
ne Lampe wo festmacht, ein Model oder Schauspieler 10cm höher stehen muss, eine Scheibe zu stark glänzt, eine kleine Kamera mit Saugnapf auf einer Motorhaube oder an einer Scheibe festgemacht wird usw. usw.: für alles gibt es Rigs, AppleBoxes, Booms, jede Menge Doppelklammern . . überhaupt - Klammern: gehe niemals ohne mind. 50 Wäschklammern aus dem Haus, wenn Du mit Mode-/Peoplefotografie zu tun hast . . :lachen:

Das meiste Zeug ist hoch spezialisiert - und RICHTIG teuer. Aber: es spart Zeit und gestattet einem, auf die eigentliche Aufgabe konzentriert zu bleiben.

Anderes Zeugs bewegt sich im Bereich von Cents - ist aber extrem effektiv.
Wie z. B. die Wäscheklammern, Gummiringe, Federn, kleine Holzkeile, Vaseline, reiner Alkohol, Feuerzeugbenzin, Glyzerin usw. usw. Darf in einer Assi-Tasche fehlen.

Ich weiss nicht, was hier mit Gerd argumentativ gelaufen ist - und er braucht mich auch nicht um ihn in Schutz zu nehmen - ich weiss aber, daß er ein ziemlich ausgebuffter Profi ist und technisch-wissensmäßig definitiv mehr auf dem Kasten hat als um die 200 Hobbfotografen zusammen . . . :up:
 
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