pulsedriver schrieb:
Die Umsätze mit Filmen sind nur noch wenig gesunken, die Margen dürften sogar höher sein als im stark besetzten Digi-Geschäft, oder? Na, wenn das bei Fuji auch so aussieht können wir uns ja noch auf viele Jahre neue Filme freuen!
Grüsse,
Sebastian
Servus Sebastian,
nun, nach meinen Informationen sind die Margen im Filmbereich höher als bei Digitalkameras, zumindest als bei digitalen Kompaktkameras. Bei letzteren betragen die Margen z.T. noch nicht einmal mehr fünf Prozent. Die Unternehmensbereiche für Film bei Kodak und Fuji haben all die Jahre schwarze Zahlen geschrieben, und machen das auch jetzt noch, wie für jedermann in den Quartalsberichten einsehbar ist.
Insgesamt verdichten sich in den letzten Monaten in der Tat die Hinweise darauf, dass sich der Rückgang im analogen Bereich zumindest beginnt zu verlangsamen, was natürlich eine notwendige Bedingung für eine später folgende Stabilisierung ist.
Auf der letztjährigen Photokina hat es bereits erste offizielle Statements aus der Industrie dazu gegeben:
- Der dt. Photoindustrieverband erklärte, dass sich der digitale und der analoge Fotomarkt in Zukunft als parallele Märkte entwickeln werden. Digital wird analog nicht vollkommen ersetzen.
- Kodak ermittelte in seinen Marktforschungen, dass über 50 % aller Profifotografen auch in Zukunft nicht auf die Verwendung von Film verzichten wollen. Die meisten dieser Profis verwenden sowohl digitales, als auch analoges Equipment. Ca. 10 % aller Profis arbeiten derzeit noch komplett analog. Viele davon wollen dies auch weiterhin.
- Fuji erklärte zur Photokina, dass der Bereich Professional Film gut laufe.
- Ilford vermeldete einen 40%igen Absatzanstieg in den USA, speziell im Bereich Fotopapier.
Weitere Meldungen zur Marktentwicklung kamen in diesem Frühjahr zur PMA und zur 'Focus on Imaging':
- Kodak sprach auf der PMA von zufriedenstellenden Verkäufen im Bereich SW-Filme.
- Leica vermeldete steigende Absatzzahlen seiner analogen MP und M7 Messsucher-Kameras. In einem Interview in der aktuellen LFI sagte der neue Leica-Chef Lee, dass er die Entwicklung auch neuer analoger Modelle nicht ausschließen wolle. Man beobachte derzeit die überaus rege Nachfrage nach analogen Kameras über Ebay.
- Simon Galley, einer der Miteigentümer von Harman Technology (= Ilford Photo) berichtete auf apug.org jüngst von der englischen Messe 'Focus on Imaging': Er habe während der Messe Gespräche mit über 400 Studenten der Fotografie geführt. Davon hätten ihm gegenüber nur 5% erklärt, dass sie in Zukunft ausschließlich digital arbeiten wollten. 95 % möchten in Zukunft auch mit Film arbeiten.
Gestern gab es von Ilford eine längere Presseerklärung zur Zukunft des Films. Bei Ilford sieht man recht optimistisch in die Zukunft. Dort haben sich die Filmumsätze in den letzten neun Monaten wohl schon stabilisiert. Hier die Meldung:
http://www.ilfordphoto.com/pressroom/latest.asp
Soweit die offiziellen Statements aus der Branche. In meinem persönlichen Umfeld sehe ich ebenfalls eine gewisse Beruhigung/Stabilisierung. Im professionellen Bereich ist bei Portraits/Beauty/Fashion z.T. ein leichter Trend zurück zum Film zu beobachten. Ebenfalls bei qualitätsorientierten Kunden mit ausreichenden Budgets. Im privaten Umfeld greifen einige Bekannte bei wichtigen Bildern wieder verstärkt zum Film. Sogar einige eigentlich weniger anspruchsvolle 'Knipser' nehmen wieder die analoge Kompakte, weil sie die doch stark verrauschten Bilder ihrer 8 MP-Kompakten bei höheren Empfindlichkeiten zunehmend nerven.
Es gibt also durchaus einige Anzeichen für eine langsam einsetzende Stabilisierung des analogen Marktes. Insgesamt dürfte sich dieser Prozess bis zu seinem Abschluss aber sicher noch einige Jahre hinziehen. Von einem Unternehmen der Filmkonfektionierung (Photostar) war zu lesen, dass sie die Bodenbildung in einem Zeitfenster von fünf bis zehn Jahren sehen. Anschließend rechnet man wieder mit einem leichten Anstieg, auch aufgrund des rasanten Wachstums in China, Indien, Brasilien. Dort existiert ein Potential an zukünftigen Fotografen von mehreren hundert Millionen. Da fällt auch für die Hersteller analogen Materials noch einiges ab.
Und was sicher auch ein Indiz für die Zukunft des Films ist, ist die beachtliche Energie, mit welcher die Filmhersteller neue Filme entwickeln und in den Markt bringen.
Wer Spaß am Film hat, wird sicher noch sehr viele Jahre schöne Bilder auf Film belichten können.
Ciao,
Jo