Schneeeulen in der Praerie

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Calgary617

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Wenn es im Winter im Norden kalt wird, ziehen die Schneeeulen in den Sueden wo es waermer ist. Warm ist wie immer relativ und zur Freude vieler Vogelgucker und Fotografen fuehlen sie die Tiere noerdlich und oestlich von Calgary in der Praerie bei Temperaturen zwisch +10C und bis zu -35C ausserordentlich wohl und ueberwintern hier.

Die zweigroesste Eulenart in Alberta neben dem Bartkauz kann bis zu 70cm gross werden und eine Fluegelspannweite von 150cm erreichen. Sieht einfach nur faszinieren aus, musste ich unbedingt sehen und wenn es geht, fotografieren.

Hoerte sich wieder einfacher an als getan, "Du musst nur Richtung Osten durch die Wallachei juckeln, auf die Telegrafenmasten achten und dann fotografieren!" sagten mir immer wieder Freunde und Bekannte. Schon 2009 und 2010 hatte ich im Winter mehrere tausend Kilometer die "hot spots" abgeklappert, gesehen hab ich nix. Dieses Jahr soll ein sehr gutes Jahr sein, einige Fotografen haben bis zu 10 Tiere am Tag gesehen, ich hingegen fuhr stundenlang durch die Praerie und sah...nix. Mangels Bergen gibt es dort landschaftsmaessig wenig zu fotografieren und ich war schon kurz davor aufzugeben.

Gestern wollte ich es noch ein letztes Mal versuchen, und wenn es nur in der Entfernung mit dem Fernglas waere, und kurz vor mittag ging es Richtung Osten. Eine Stunde spaeter fuhr ich dann durch die endlose Weite, durchbrochen von einigen Silos, Zaeunen und Telegrafenmasten, schmiss die Liste mit "hot spots" auf den Ruecksitz und fuhr auf eigene Faust los.

Und dann, endlich, in etwa 500m Entfernung sah ich ein Tier auf einem Telegrafenmast sitzen. Langsam genaehert, ausgestiegen, Volltreffer, ein komplett weisses, ausgewachsenes Maennchen sitzt da seelenruhig und guckt mich an. Mein erstes Bild musste ich mir jedoch hart erarbeiten, mit langer Tuete und Kamera durch den Schnee unter Stacheldraht robben und durch 50cm Schnee waten. Alles vergessen, das Tier sass und guckte einfach nur in der Gegen herum :yahoo:


Nachdem ich es ausgiebig beobachten und ein wenig fotografieren konnte (Telegrafenmast war jetzt nicht wirklich der Traum), wurde es wenig spaeter aktiver, reckte sich, streckte die Fluegel, flog aber nicht ab. Wie es dann so ist, einen kurzen Moment unachtsam gewesen und Abflug verpasst, sch#$%e.
Aber das Tier machte noch eine grosse Kurve und flug noch mal an mir vorbei.


Da die Sonne sich erstmal hinter die Wolken verzog und das Licht ziemlich daneben war, wollte ich nach den ersten Bildern nach Hause fahren, sah nicht so aus, als wuerde es noch mal besser.
 
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Ich juckelte noch etwa eine Stunde ueber die Schotterpisten, sah aber nichts weiter und entschloss mich dann Schluss zu machen, auf dem Rueckweg fuhr ich eine andere Strecke als ich gekommen war, weiter Richtung Sueden, vielleicht wuerde ich ja noch ein Tier sehen und ein wenig Video aufnehmen koennen.

Fast waere ich dann an diesem Weibchen vorbeigefahren (die Weibchen unterscheiden sich von den Maennchen durch die feinen kleinen schwarzen Zeichnungen im Gefieder, die Maennchen verlieren diese mit dem Alter zunehmend immer mehr bis sie komplett weiss werden), dass mit dem Ruecken zu mir sass und mit dem Mast zu einem Gebilde verschmolz. Erst als ich wortwoertlich direkt daneben war habe ich es erkannt, im Rueckwaertsfahren das Dach aufgefahren und konnte gerade noch den Abflug durchs Dach fotografieren.

Hat natuerlich nur Dokumentationscharakter, zeigt aber die maechtigen Schwingen der grossen Tiere, es ist immer wieder faszinierend wenn man erlebt wie die Tiere trotz ihrer Groesse keinerlei Geraeusch von sich geben. Die Schwingen hoch, nach vorne wie Schwimmer vom Startblock fallen und schon ist das Tier in der Luft und auf und davon. Die Fuesse erinnern mich irgendwie an die grossen Hinterfuesse der Riesenkaninchen von meinem Opa, die Federn lassen sie aussehen wie Pfoten, bis auf die langen, scharfen Krallen. Ohne dieses Federkleid wuerden die Tiere, die ihre Nahrung auf Baeumen oder auch am Boden zu sich nehmen, am Boden festfrieren oder zu viel Energie verbrennen um ueberleben zu koennen.

 
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Gluecklicherweise flog das Tier nur etwa 200m weiter und ich konnte mich ihm naehern und es noch mal von vorne ablichten. Im Gegensatz zu dem Maennchen gab es hier eine ausgepraegte "Falte" zwischen Kopf- und Brustfedern, so dass das Tier aussah als wuerde es staendig grinsen :D


Da das Licht dann total daneben war, machte ich erstmal Mittagspause und guckte dem Tier weiter zu wie es die Umgebung nach Nahrung absuchte. Als ich dann endgueltig aufbrechen wollte, brach die Sonne noch ein Mal durch die Wolkendecke und ein warmes, goldenes Licht liess die Praerie aufgluehen.

Wenn sie jetzt noch den bloeden Mast verlassen wuerde, waere der Tag perfekt. Gehofft, getan, das Tier liess sich auf einmal in die Tiefe fallen, flog von mir weg, Muesliriegel und Fruchtgummis flogen durchs Auto, die Kamera gegriffen, rausgesprungen, das Tier macht tatsaechlich einen grossen Bogen und fliegt direkt vor mir vorbei in den Sonnenaufgang hinein.


Dafuer das ich die Tiere bisher noch nie sehen, geschweige denn Beobachten konnte, ging es schon mal ganz gut finde ich. Ich hab gesehen, dass die Weibchen wie bei den grosse Kaeuzen im Gegensatz zu den Maennchen weitaus geringere Fluchtdistanzen haben, kann schon erkennen ob die Tiere im Begriff sind abzufliegen oder nur einen fliegen lassen :winkgrin:, jetzt hab ich Blut geleckt. Morgen geht es wieder raus, ich moechte unbedingt einen direkten Ueberflug haben oder (man darf ja mal traeumen) ein Tier direkt auf mich zukommen sehen und dann DAS Bild bekommen.

Das wird zwar eine Wahnsinnsarbeit wenn ich bedenke, wie hart es war die Tiere zu finden und jede Menge Glueck brauch ich auch, aber wer nicht versucht hat schon verloren.

Schoenen Tag noch und Danke fuers Gucken.
 
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Schönes Portrait und viel versprechende Bilder!
Tierfotografie ist harte Arbeit.
Und selbst dann ist Erfolg nicht immer garantiert.
Mit welcher Ausrüstung hast du fotografiert?
Kann leider keine Exifs sehen.
Bin gespannt auf weitere Bilder von diesem schönen Tier.

Gruß, Michael
 
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Hallo Hendrik,
ich finde es einfach schön, diese Tierchens mal in freier "Wildbahn" zu Gesicht zu bekommen und nicht in irgendwelchen Greifvögelshows, das müssen sehr beeindruckende Momente für dich gewesen sein :)
 
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Mit welcher Ausrüstung hast du fotografiert?
Kann leider keine Exifs sehen.
Bin gespannt auf weitere Bilder von diesem schönen Tier.

Gruß, Michael

Moin Michael,

alle Bilder mit D300+200-400, ISO zwischen 200-800, Verschlusszeiten zwischen 1/1000-1/2000, alle Offenblende. EXIF Daten kannst du sehen wenn du ein Bild anclickst, dann oben rechts unter ACTIONS auf VIEW EXIF INFO clicken.
 
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Frohes Neues 2012, fuer mich hat es gut angefangen. Immer noch auf der Suche nach DEM Bild, aber in nur einer Stunde hab ich gleich zwei Tiere gesehen bevor die Sonne unterging. Zwar ist sie immer noch nicht auf mich zugeflogen, aber schon naeher dran und Dank dynamischer Messfeldauswahl die ich letztes Mal vergessen hab schon schaerfer das Ganze.
Ich komm der Sache schon naeher :)


First of 2012 by Calgary617, on Flickr​
 
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