Schärfentiefe: Brennweite und Abstand

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Mike_He

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Hallo Forum,

ich habe zwar schon einiges hier im Forum gelesen, aber so ganz klar ist mir immer noch nicht, wie sich Brennweite und Aufnahmeabstand auf die Schärfentiefe auswirken.

Wenn ich nichts vergessen habe, beeinflussen folgende Faktoren die Schärfentiefe:
1) Blende: je weiter geöffnet, desto kleiner die Schärfentiefe
2) Brennweite: je größer die Brennweite, desto kleiner die Schärfentiefe
3) Aufnahmeabstand: je näher die Kamera am focusbestimmenden Motiv ist, desto kleiner die Schärfentiefe
4) Sensorgröße: je größer der Chip, desto kleiner die Schärfentiefe


Jetzt habe ich folgende Situation:

Ich möchte ein Portrait von einer Person machen, die 2-3m vor einem Hintergrund steht. Der Hintergrund soll möglichst stark in Unschärfe versinken.

Natürlich nehme ich jetzt die größtmögliche Blende, die mir noch ein gutes Abbildungsergebnis liefert. Faktor 1) wäre damit abgehandelt.

An 4) kann ich nichts ändern (außer mir eine D3 kaufen :rolleyes:), bleiben mir also noch die Faktoren 2 und 3.

Aber wie gehe ich mit den Faktoren 2) und 3) um, die ja in diesem Fall gegenläufig sind?
a) Nehme ich ein Weitwinkel und gehe näher an das Motiv heran?
b) Oder nehme ich ein Tele und gehe weiter vom Motiv weg?

Was überwiegt? Oder ist es völlig egal, weil sich die Varianten a) und b) beide gleich stark auf die Tiefenschärfe auswirken?

Viele Grüße aus Bielefeld
Michael


edit:
Der nachfolgende Satz wurde nachträglich korrigiert. Natürlich muss es "größtmöglich" statt "kleinstmöglich" heissen:
Natürlich nehme ich jetzt die größtmögliche Blende, die mir noch ein gutes Abbildungsergebnis liefert. Faktor 1) wäre damit abgehandelt.
 
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Moin,

mal eine ernsthafte Antwort:
Deine Feststellungen sind im Prinzip alle richtig. Der entscheidende Punkt ist der, dass daraus folgt, dass die Tiefenschärfe bei gegebener Blende nur vom Abbildungsmaßstab abhängig ist. Es ist also völlig egal, welche Brennweite Du nimmst, sofern Du die Person immer gleich groß abbildest.
 
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a) Nehme ich ein Weitwinkel und gehe näher an das Motiv heran?

b) Oder nehme ich ein Tele und gehe weiter vom Motiv weg?

Hallo Michael,

zu a) nein, kann bei Portraits zu unnatürlichen Abbildungen führen

zu b) ja, damit hat man die gewünschte Tiefenschärfe (bzw. Unschärfe im Hintergrund) besser im Griff

Wie wäre es mit den klassischen Portraitbrennweiten (ca. 70-130mm)?

Gruß
Ralf
 
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Moin,

mal eine ernsthafte Antwort:
Deine Feststellungen sind im Prinzip alle richtig. Der entscheidende Punkt ist der, dass daraus folgt, dass die Tiefenschärfe bei gegebener Blende nur vom Abbildungsmaßstab abhängig ist. Es ist also völlig egal, welche Brennweite Du nimmst, sofern Du die Person immer gleich groß abbildest.

Im Prinzip stimmt das schon. Aber ein Weitwinkel verzerrt das Gesicht schon. Je kleiner die Brennweite desto größer die Verzerrung des Gesichtes.
 
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Hallo Wolle,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe auch gerade mal in der Tabelle nachgesehen, deren Link mir ferdi gepostet hat. Dort bin ich zum gleichen Ergenis gekommen.

Meine Frage ist damit beantwortet.

Viele Grüße
Michael
 
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Moin,

Im Prinzip stimmt das schon. Aber ein Weitwinkel verzerrt das Gesicht schon. Je kleiner die Brennweite desto größer die Verzerrung des Gesichtes.

Richtig, aber hier ging es um die Tiefenschärfe, nicht um Verzerrungen. Man sollte zumindest solange beim Thema bleiben, bis der TE Klarheit über sein Problem erlangt hat.
 
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2) Brennweite
3) Aufnahmeabstand

Das sind die beiden Faktoren die den Abbildungsmaßstab beeinflußen bzw. ergeben. Hier habe ich dazu einige Beispielbilder gemacht, schau mal rein in den Thread, vielleicht erklärt das einiges.
Quintessenz: Die Schärfentiefe ist zwar bei gleichem Abbildungsmaßstab gleich, der andere Abbildungsmaßstab des Hintergrunds und die engere perspektive führen zum Effekt der größeren Freistellung durch Teleobjektive.

Gruß
Dirk
 
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Ich möchte ein Portrait von einer Person machen, die 2-3m vor einem Hintergrund steht. Der Hintergrund soll möglichst stark in Unschärfe versinken.

Je größer dann deine Brennweite ist, desto unschärfer wird der Hintergrund bei gleicher Blende. Dabei musst du natürlich weiter weg.

Der Effekt sieht so aus:

80 mm, Blende 2,8, Aufnahmeabstand ca. 1,8 m (Hintergrund vielleicht 2 m entfernt)



50 mm, Blende 1,4, Aufnahmeabstand ca. 0,9 m (Hintergrund vielleicht 2 m entfernt)



Bei beiden Fotos ist der Hintergrund vergleichbar unscharf (beachte den Fernseher rechts im Bild), und bei beiden habe ich mit der größten Blendenöffnung fotografiert (80 mm beim 80-200er Zoom). Bei dem Zoom könnte ich jetzt mit Blende 2,8 immer weiter nach hinten gehen (in diesem Fall ist da aber die Wand) und hätte den Hintergrund immer unschärfer. Bei dem 50er ist bereits das Extrem erreicht. Soll der Hintergrund noch mehr verwischen, muss man das Objekt weiter vom Hintergrund entfernen. Ich hätte also mein "Opfer" (danke Jörg für den Dienst an der Wissenschaft! :hehe: ) einen Schritt nach vorne bitten (und selber auch einen Schritt nach hinten gehen) müssen, und dann wäre aber noch mehr von der Schrankwand zu sehen. Nicht das, was du willst, oder?

Oder noch anders gesagt: Das was du willst, machst du am besten gleich ordentlich mit einem 300er bei Blende 2,8. :winkgrin:

Edit: Übrigens sieht man auch die veränderte Perspektive bei vergleichbarem Abbildungsmaßstab des Gesichts. Bei dem Foto unten ist einfach "mehr drauf", und es wirkt dadurch auch etwas schärfer, weil man mehr erkennen kann. Jedenfalls erkennt man deutlich, dass man mit Blende 2,8 bei 80 mm schon etwas mehr freistellen kann aufgrund der Perspektive, als mit 50 mm und Blende 1,4.
 
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Hallo Ralf,

vielen Dank für deine Antwort. Portraits mit extremen Weitwinkeln können manchmal ganz lustig sein, große Nase, kleine Ohren. :hehe:

Aber die beiden Varianten waren natürlich die theoretischen Extremversionen. Meine Frage ging auch in die Richtung, ob ich bei einem 70-130mm-Zoom-Objektiv bei 130mm ggf. doch noch eine geringere Tiefenschärfe habe.

Die Aussage von Wolle mit dem Abbildungsmaßstab ist hier eindeutig und hat meine Frage vollkommen beantwortet.

Und die Tabelle von ferdi ist klasse. Den Link habe ich mir gleich abgelegt.

@ foxmulder: warum sollte es lustig werden? Ist diese Frage schon öfters hier im Forum heiß diskutiert worden und sollte deshalb eigentlich jedem Fotografen klar sein? :rolleyes:

Noch mal vielen Dank an alle!

Viele Grüße
Michael
 
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Oder ist es völlig egal

Diese Antwort ist politisch inkorrekt. Man wird mich wie immer dafür prügeln, aber an einem verstockten Wiederholungstäter perlt sowas ab:

Fotografiere dein Model vor einem blitzblauen oder sonstwie monochromen und im Hauptmotiv nicht vorkommenden Hintergrund.

Fotografiere den vorgesehenen Bildhintergrund in der von dir gewünschten (Un-)Schärfe.

Lege den Hintergrund in der Bildbearbeitung in Layer 1.

Lege das Hauptmativ in Layer 2.

Entferne den Blueboxhintergrund mit Farbe selektieren und löschen.

Fertig.
 
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@ foxmulder: warum sollte es lustig werden?
Weil eigentlich jeder glaubt zu wissen wie es ist und seinen Senf dazu gibt, und dann geht es schnell mal durcheinander und drunter und drüber.

Fängt schon in deinem Eingangspost an:
1) Blende: je weiter geöffnet, desto kleiner die Schärfentiefe
[...]
Natürlich nehme ich jetzt die kleinstmögliche Blende, die mir noch ein gutes Abbildungsergebnis liefert.
Verstehe ich entweder nicht oder du schreibst da zwei Dinge die sich grundsätzlich widersprechen. Oder möchtest du eine möglichst große Schärfentiefe erreichen?

Gruß
Dirk
 
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Hallo Dirk,

du hast Recht. Da habe ich mir selbst ein Bein gestellt. :eek:
Ich glaube, dass ich das noch korrigieren sollte!

Aber die Tabelle von ferdi und die Aussage von Wolle scheinen mir einleuchtend und plausibel zu sein. Zumindest glaube ich es jetzt verstanden zu haben. :rolleyes:

Viele Grüße
Michael
 
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