Schärfe am Nikon 12-24

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bikehomero

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Hallo Leute,

ich fotografiere mit einer Nikon D7500. Gestern Abend war ich am Mainufer um Nachtfotos von der Frankfurter Skyline zu machen. Hatte mein Nikkor 12-24 4.0 und ein 85 1.8D Objektiv dabei. Beim entwickeln ist mir nun aufgefallen, dass das 85mm Objektiv auch bei Blende 16 noch knackscharfe Fotos hervor gebracht hat, die entsprechenden Fotos die ich mit dem 12-24 unter identischen Bedingungen gemacht habe sehen aber alle vergleichsweise matschig aus. Ist das so normal bei dem Objektiv, oder muss ich was machen lassen?

Hier zwei Beispiele als ooc 100% Crop:




DSC_1260.jpg
 
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Das Verhalten eines Objektivs bei Blende 16 ist ein Kriterium, in dem Objektive selten getestet werden und dies auch nicht als Schwerpunkt der Produkt-Entwicklung gilt, mit Ausnahme der Makro-Objektive. Leider.
Hintergrund des Problems ist das höchst unangenehme physikalische Phänomen der Beugung, der die Schärfe im Ergebnis deutlich herabsetzt. Die Schärfenminderung betrifft zumeist das gesamte Bildfeld, und dies ziemlich gleichmäßig. Es soll Ausnahmen geben, wo die Mitte stärker betroffen sein soll.
Das starke Abblenden wird neben dem Makro-Bereich auch in der (Ultra-)Weitwinkel-Fotografie benötigt, wenn der Vorder- und der Hintergrund scharf abgebildet werden sollen (»Blick durch einen Türrahmen«). — Shift- und Tilt-Objektive benötigen hier eigentlich mehr Reserven als andere Objektive, da sich das mechanische Spiel des Verstellmechanismus ungünstig auswirken kann.
Nach meiner Erfahrung setzt das Phänomen der Beugung bereits vor dem Erreichen von Blende 11 ein, während andere bei Blende 16 noch sehr brauchbare Ergebnisse ermöglichen. Das entspricht Deiner Beobachtung, und ich sehe dies als einen der (möglichen) Hauptvorteile von Festbrennweiten, die einfacher aufgebaut werden können als die viellinsigen Vario-Objektive.
Selbt verwende ich die meisten Objktive zwischen den Blendewerten 8 und 11, weil die Ergenisse so keine Nebenwirkungen haben. Es sei denn, die Tiefenschärfe reicht nicht.
Hier kann man mehrere Strategien verfolgen:
1. Stärker Abblenden. Je nach Objektiv kann oder muss man über Blende 16 hinausgehen. Wenn die Abbildung nicht sehr groß sein muss, kann man mit der spürbar geringeren Schärfe leben, was aber weniger schlimm ist, als dass wichtige Bilddteile deutlich unscharf bleiben. Wenn man es bei Blende 16 belassen kann, sind die Aussichten gut, das Ergebnis durch softwareseitiges Nachschärfen auf das gewohnte Niveau zu bringen.
2. Der aufwendige Weg des Fokus-Stackings. (Hier habe ich noch keine Erfahrungen, so dass ich dankbar wäre wie man in diese Materie einsteigen kann. Ich habe öfter mal Keramik zu fotografieren und nicht alles ist so flach wie Ofenkacheln, und die sind auch nicht immer flach.)
3. Man versucht, den zur Verfügung stehenden Tiefenschärfebereich zu optimieren. (Also prinzipiell die gleiche Vorgehensweise wie beim Fokus-Stacking, nur ohne dasselbe.)

Anmerkung 1: bei Nachtaufnahmen wird es noch etwas komplizierter. Wenn Du eine Reihe von Belichtungen mit unterschiedlichen Blendenwerten machst, werden die Lichtquellen unterschiedlich (stark) überstrahlen. Hier wirkt sich bei stärkerem Ablenden die Anzahl der Blendenlamellen aus. Das ist (fast) ein eigenes Thema: Eine lediglich 5-teilige Blende liefert recht effektvolle zehnstrahlige Sterne. Ich habe aber den Eindruck, dass bei Gegenlicht eine solche Blende einen Schwachpunkt darstellt.

Anmerkung 2: Du vergleichst zwei Objektive, die in ihren Eigenschaften sehr weit auseinanderliegen. Das Weitwinkel-Zoom ist wohl nicht auf die Thematik der Beugung hin optimiert. Weil nur wenige Fotografen ihr Weitwinkel über Blende 11 hinaus abblenden.
 
Kommentar
Boa, vielen Dank für diese ausführliche Erklärung.! Ich glaube genau so ist es.

Hab heute auch noch einiges im Netz recherchiert. Mit der Blende 16 beim 12-24 habe ich wohl übertrieben, da scheint es bereits deutliche Beugungsunschärfe zu haben. Werde versuchen kurzfristig ein ähnliches Bild mit Blende 8 machen zu können. bin gespannt auf das Ergebnis.

Ken Rockwell schreibt folgendes:

"Sharpness

It's great. This is trivial to go test yourself.

At 12mm it gets a tiny bit soft at the very farthest edge, something rarely noticeable unless you shoot test charts all day. Otherwise it's pretty much only limited by diffraction.

It's sharp at all apertures. F/8 is the sharpest. Here's some specifics:
12 mm: Center Corner
f/4 Excellent Excellent
f/5.6 Excellent Excellent
f/8 Excellent Excellent
f/11 very good very good
f/16* softer softer
f/22* softest softest

* Limited by diffraction

I had to go to film to test it further, since film has three times the linear resolution of today's best digital cameras. On film (Velvia) it's sharp and crisp and contrasty at every focal length and aperture. It's as good as my best film lenses. Bravo!

It has far more sharpness than any contemporary digital camera can exploit. Nikon is getting so good at making lenses that there are fewer and fewer flaws to write about making my job here easy."

Das alles passt danmit zusammen, das ich bisher mit diesem Objektiv bei Tageslicht und daher offnerer Blende sehr zufrieden war.
 
1 Kommentar
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Es ist bei den meisten Objektiven (egal, ob Festbrennweite oder Zoom) so, dass um zwei Stufen abgeblendet die beste Auflösung, die beste Schärfe, der beste Kontrast und nur noch geringe Vigettierung auftreten.
 
Hab sogar noch ein Foto von der Skyline bei Nacht gefunden das ich mit Blede 8 gemacht habe. Und, obwohl auch hier das Commerzbanklogo nicht superscharf ist, insgesamt kann man das so lassen.



DSC_1250_red.jpg
 
2 Kommentare
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Das liegt dann aber an Überstrahlung. Sind die Linsen des AF-S DX 12-24/4.0 Nikkor alle sauber? War vielleicht ein Filter vor der Frontlinse?
 
bikehomero
bikehomero kommentierte
Filter war keiner montiert. Ich reinige mal die vordere und hintere Linse, sind aber nicht wirklich verschmutzt. Könnten aber auch Ablagerungen von meiner Dampferei drauf sein, die hab ich auch am Monitor und am Fenster. Obwohl ich meine Objektive immer mit Deckeln drauf lagere. Wenn ich reinschaue sieht das alles super aus, nicht mal Staub ist drinnen sichtbar. Wär ja witzig wenns so einfach wäre :cool:
 
Hier nun noch ein komplettes Foto von 85D, es ist schon beeindruckend wie scharf das ist.

DSC_1258_red.jpg
 
5 Kommentare
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Mit welcher Blende?
 
bikehomero
bikehomero kommentierte
16
 
C
chateaufort kommentierte
Das macht dann auch die Sterne um die Lichtquellen, bei Blende 5.6 wären die weit weniger ausgeprägt. Das 85er wäre auch ein gutes Objektiv für Objektfotografie, wenngleich ein Objektiv mit Tilt-Funktion noch etwas vorteilhafter wäre. Meine Keramik fotografiere ich auch mit Blende 16 (aber mit einem 105er-Macro, AiS), weil ich die Tiefenschärfe unbedingt brauche.
 
bikehomero
bikehomero kommentierte
Die Sterne freuen mich sehr, ich mag sie. Macros mache ich übrigens auch mit dem 105er, nur bei mir von SIGMA.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Da frag ich mich doch, wozu bei einer Teleaufnahme mit nur geringen Entfernungsunterschieden zwischn Vorder- und Hintergrund eine so kleine Blende gewählt wird. Die wirkt mit ihrer Beugung an der Überstrahlung heller Bildpartien kräftig mit. Wer unbedingt Sterne haben will, kann die heutzutage mit EBV schöner hinbekommen.
 
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