Das Verhalten eines Objektivs bei Blende 16 ist ein Kriterium, in dem Objektive selten getestet werden und dies auch nicht als Schwerpunkt der Produkt-Entwicklung gilt, mit Ausnahme der Makro-Objektive. Leider.
Hintergrund des Problems ist das höchst unangenehme physikalische Phänomen der Beugung, der die Schärfe im Ergebnis deutlich herabsetzt. Die Schärfenminderung betrifft zumeist das gesamte Bildfeld, und dies ziemlich gleichmäßig. Es soll Ausnahmen geben, wo die Mitte stärker betroffen sein soll.
Das starke Abblenden wird neben dem Makro-Bereich auch in der (Ultra-)Weitwinkel-Fotografie benötigt, wenn der Vorder- und der Hintergrund scharf abgebildet werden sollen (»Blick durch einen Türrahmen«). — Shift- und Tilt-Objektive benötigen hier eigentlich mehr Reserven als andere Objektive, da sich das mechanische Spiel des Verstellmechanismus ungünstig auswirken kann.
Nach meiner Erfahrung setzt das Phänomen der Beugung bereits vor dem Erreichen von Blende 11 ein, während andere bei Blende 16 noch sehr brauchbare Ergebnisse ermöglichen. Das entspricht Deiner Beobachtung, und ich sehe dies als einen der (möglichen) Hauptvorteile von Festbrennweiten, die einfacher aufgebaut werden können als die viellinsigen Vario-Objektive.
Selbt verwende ich die meisten Objktive zwischen den Blendewerten 8 und 11, weil die Ergenisse so keine Nebenwirkungen haben. Es sei denn, die Tiefenschärfe reicht nicht.
Hier kann man mehrere Strategien verfolgen:
1. Stärker Abblenden. Je nach Objektiv kann oder muss man über Blende 16 hinausgehen. Wenn die Abbildung nicht sehr groß sein muss, kann man mit der spürbar geringeren Schärfe leben, was aber weniger schlimm ist, als dass wichtige Bilddteile deutlich unscharf bleiben. Wenn man es bei Blende 16 belassen kann, sind die Aussichten gut, das Ergebnis durch softwareseitiges Nachschärfen auf das gewohnte Niveau zu bringen.
2. Der aufwendige Weg des Fokus-Stackings. (Hier habe ich noch keine Erfahrungen, so dass ich dankbar wäre wie man in diese Materie einsteigen kann. Ich habe öfter mal Keramik zu fotografieren und nicht alles ist so flach wie Ofenkacheln, und die sind auch nicht immer flach.)
3. Man versucht, den zur Verfügung stehenden Tiefenschärfebereich zu optimieren. (Also prinzipiell die gleiche Vorgehensweise wie beim Fokus-Stacking, nur ohne dasselbe.)
Anmerkung 1: bei Nachtaufnahmen wird es noch etwas komplizierter. Wenn Du eine Reihe von Belichtungen mit unterschiedlichen Blendenwerten machst, werden die Lichtquellen unterschiedlich (stark) überstrahlen. Hier wirkt sich bei stärkerem Ablenden die Anzahl der Blendenlamellen aus. Das ist (fast) ein eigenes Thema: Eine lediglich 5-teilige Blende liefert recht effektvolle zehnstrahlige Sterne. Ich habe aber den Eindruck, dass bei Gegenlicht eine solche Blende einen Schwachpunkt darstellt.
Anmerkung 2: Du vergleichst zwei Objektive, die in ihren Eigenschaften sehr weit auseinanderliegen. Das Weitwinkel-Zoom ist wohl nicht auf die Thematik der Beugung hin optimiert. Weil nur wenige Fotografen ihr Weitwinkel über Blende 11 hinaus abblenden.