Moin,
in den Bildern "steckt viel Entwicklungspotenzial", oder kurz: die kann man besser machen.
Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, ob Du, Stephanie, unkonzentriert, gedankenlos oder lässig fotografierst. Das überlasse ich gerne den erfahrenen Psychologen unter uns.
Ich kenne den Gedanken "Das (z.B. den Aufkleber auf der Rückseite des Monitors, der sich nicht abziehen lässt) mache ich locker im Photoshop weg". Hinterher hat man 45 Aufnahmen mit dem Ding, macht den Aufkleber fluchend aus allen Bildern raus und dann nimmt die Agentur keines davon...
Also lieber vor der Kamera perfekt sein, als am Monitor nachbessern.
Zu den Bildern, ich halte mich mal an das, was ich sehe:
1. Licht:
Sieht aus, als hättest Du das Licht von einem Fenster im Rücken gehabt. Im Gesicht ist es fast schattenfrei, man kann sogar in die Nasenlöcher schauen. In den Augen eckige, harte und (Bild 2) doppelte Reflexe.
So lange man sich beim Portraits fotografieren nicht in allem (Posing, Styling, Umgang mit dem Modell, Technik) sehr sicher ist, darf man sich an Bewährtes, Klassisches halten: Das weiche Ober-Vorder-Seiten-Licht von links oberhalb vorne. Wenn ich nicht ein besonderes Lichtkonzept im Kopf habe, ist das mein Standard-Anfangslicht.
Damit ist man auf der sicheren Seite und kann sich freifotografieren. Ohne Requisiten, ohne besonderes Posing, ohne Purzelbäume. Solange, bis das Modell durch die Kamera hindurch in die Augen schaut. Die Kamera also nicht mehr wahrnimmt.
Wenn man das hat, kann man andere Lichtsituationen schaffen oder nutzen: hartes Zangenlicht , gerne für markante Sportlerportraits, bei Profilbildern Gegenlicht für Konturen etc. Was auch immer.
Aber erstmal muss das Modell verstanden haben, dass man nicht versucht, es zu einer Darstellungsweise zu nötigen, sondern dass man versucht, das Bild, dass ein Mensch von sich selbst hat, idealisiert zu einem Bildniss zu machen.
2. Requisiten: Weniger ist mehr. Und wenn mit Requisiten: Womit? Und: Warum damit? Warum hat Sarah Blätter vom Drachenbäumchen vor dem Gesicht? Ist sie Gärtnerin? Floristin? Gerade umgezogen und der ist aus der alten Wohnung? Oder war das eine Idee der Fotografin auf der gefährlichen Suche nach Originalität? Oder um die verkrampfte Stimmung aufzulockern?
3. Posing: Wenn man ein geeignetes Licht (siehe 1.) gefunden hat und das Model gesehen hat, dass es auf den Bildern gut aussieht, ergibt sich vieles von selbst. Dann geht vieles ohne Anweisungen, irgendwelche vertrullerten Stellungen einzunehmen.
Ich bin nicht gegen die Suche nach orignellen Ideen und Neuem. Aber ohne die Basis von Bewährtem zu beherrschen, kann das gut in die Hose gehen.
Von den beiden Bildern mag ich #2 mehr. Da kommt eine gewisse Vertrautheit rüber, auch trotz des Lichts.
Grüße
Christian