Hallo Forumsgemeinde!
In all den Jahren, die ich nun schon auf der anderen Seite des Polarkreises lebe, habe ich in Sachen Nordlichter schon so ziemlich alles gesehen (bis KP10). Trotzdem und genau deswegen liebe ich die himmlische Lichtshow wie bei der ersten Sichtung, vielleicht sogar noch mehr.
Da ich zwischen Ende August und Anfang April regelmässig Auroras bewundern darf, renne ich nicht mehr wegen jedem grünen Streifen am Himmel mit meinem Fotogeraffel nach draussen. Der Fotograf wird wählerisch und die Bildvordergründe sollen markanter werden. Was liegt da näher, als den langjährigen Wunsch meiner Frau und mir, Nordlichter am Nordkapp zu sehen und fotografieren, endlich in Angriff zu nehmen?
Diese Fotoreise soll euch nicht nur ein paar meiner Eindrücke zeigen, sondern auch wertvolle Informationen all jenen liefern, die selber mal den Versuch wagen wollen, das Nordkap im Winter zu besuchen.
Obwohl ich relativ nahe am Nordkap dran bin, fährt man nicht einfach mal eben dorthin, ohne Aussicht auf maximale Erfolgschancen.
Und wenn man den schon mal die 437km unter die Räder nimmt, möchte man ja auch etwas von der Strecke mitbekommen. Denn auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Deswegen halten wir März für erfolgsversprechend. Viel Tageslicht, Temperaturen unterwegs tendenziell im einstelligen Minusbereich und die Wochen vor der Tag-Nacht-Gleiche sind aus Erfahrung immer ergiebig, was die Stärke der Sonnenstürme betrifft. Der wichtigste, aber unberechenbare Faktor mit dem alles steht oder fällt, ist das Wetter. Nordlichter sind hier oben eigentlich die Regel, aber was nützt das, wenn eine geschlossene Wolkendecke die Sicht blockiert?
So haben meine Frau und ich Anfang März den finnischen und natürlich den norwegischen Wetterdienst täglich mehrmals konsultiert, um irgendwelche Trends auszumachen. Wer hier schon einmal vor Ort war, weiss, dass die Vorhersagen dauernd ändern können und es gerade im Winterhalbjahr meistens einer Lotterie gleichkommt.
Lange Rede kurzer Sinn: Ein Tage im voraus angekündigtes Schönwetter-Zeitfenster von knapp 24 Stunden vom späteren Nachmittag des 6. März bis zum Nachmittag des 7. März soll ausgenutzt werden. Und als die Prognose am frühen Morgen des 6. März unverändert bleibt, wird umgehend das Auto gepackt.
Mit dabei ist natürlich auch unser Maskottchen, das Frettchen, das uns schon seit unserer Hochzeitsreise in Namibia immer wieder Reiseglück bringt.
Also fahren wir um 10:30 Uhr bei grauer, komplett geschlossener Wolkendecke und Schneetreiben los.
Eine gute Stunde nach der Abfahrt passieren wir den Grenzübergang in Karigasniemi. Noch ist das Wetter bescheiden.
Kurze Seit später sieht meine aufmerksame Beifahrerin einen Elchbullen unter einem Baum am Strassenrand liegen. Sofort wird scharf gebremst, noch auf der Strasse gewendet und zurückgefahren. Dem Elch gefällt das und wirft sich in Pose, bevor er in den naheliegenden Wald trottet. Das Frettchen mach seine Sache gut.
Wir kommen dem Porsanger-Fjord näher. Es wird wieder hügeliger und immerhin hat nun der Schneefall aufgehört. Ich lasse meine Drohne steigen, um zu sehen, ob Richtung Norden das Wetter schon bessert. Noch ist davon nichts zu sehen, doch das kann unser Vertrauen in die Wettervorhersage nicht erschüttern.
Etwas ausserhalb Lakselvs darf mein Wetterspion nochmal ran. Unverändert.
Wir waren schon 2018 zur Mitternachtssonne am Nordkap, aber diesmal staunen wir über eine komplett veränderte Natur. Interessante Motive entdecken wir überall, auch ohne Postkartenwetter. Wir reden uns ein, dass sich die Reise jetzt schon gelohnt hat, auch wenn es mit den Nordlichtern nicht klappen sollte. So versuchen wir, unseren Ball flach zu halten.
Sobald wir die offenen Teil des Fjordes erreichen, wird der Wind stärker. Die -6°C fühlen sich deutlich kälter an. Das hält uns nicht von zahlreichen Fotostopps ab. Die Zeit draussen wird kürzer, dafür dauert es länger, die steifen Finger aufzuwärmen. Handschuhe sind eh überbewertet.
Seit ich die dji Mini 2 habe, darf sie dauernd und überall mit. Unglaublich, wie das kleine Ding dem Wind trotzt. Selbst ein 360°-Panorama gelingt mühelos.
Erstmals lässt sich erahnen, dass das Wetter im Norden wirklich besser werden könnte.
Ein Ausschnitt aus dem Panorama von oben, diesmal etwas weniger hoch. Respekt all denen, die da unten leben. Die Witterungen prallen da ungebremst auf einen herein, denn die windabweisenden Wälder und Bäume sind nun vereinzelten Büschen gewichen.
Erste Aufhellungen sind zu erkennen! Das Frettchen enttäuscht uns nicht.
Da wir ja gegenüber zuhause eine Stunde gewonnen haben, lassen wir uns und dem schönen Wetter Zeit.
Nun scheint doch tatsächlich die Sonne! Zwar erst zögerlich, aber immerhin. Und der lästige Wind hat nachgelassen. Die Spannung steigt, dass es für heute Nacht klappen könnte.
Für all jene, die sich dafür interessieren, wie die Strassenverhältnisse sind: Auch ich habe vieles vorab in Resieforen darüber gelesen. Da liest man von "absolut kein Problem" bis "ich rate generell davon ab" und alles dazwischen. Ich kann da nur sagen: Spikes-Reifen sind Pflicht, wenn man denn entspannt fahren möchte.
Der Wind kann stellenweise so stark blasen, dass man selbst mit den Näglen in den Reifen ganz schön kämpfen muss, um dort zu bleiben, wo man möchte. Die Strassen selbst sind sehr gut unterhalten, dauernd trifft man auf einen der zahlreichen Schneeräumlastwagen, die auch gleich Längsrillen ins die Eisschicht auf dem Asphalt kratzen. Diese helfen in der Spur zu bleiben und man kann getrost das angeschriebene Tempo fahren. Fährt man wie die Einheimischen, dann auch mal gerne schneller. Doch wir haben Zeit und wollen das Frettchen nicht überbeanspruchen.
So, das war's für den Eingangsbeitrag. Ich hoffe, das war nicht zu viel auf's Mal. Wem's gefallen hat, möchte ich gerne einladen, uns weiter zu begleiten.
Und wer nicht warten möchte, ob wir Nordlichter erleben, darf sich welche in meinem Beitrag "Nordlichter über Lappland" ansehen.
Ich freue mich auf euer Feedback und wünsche euch ein schönes Wochenende.
-Bruno-
In all den Jahren, die ich nun schon auf der anderen Seite des Polarkreises lebe, habe ich in Sachen Nordlichter schon so ziemlich alles gesehen (bis KP10). Trotzdem und genau deswegen liebe ich die himmlische Lichtshow wie bei der ersten Sichtung, vielleicht sogar noch mehr.
Da ich zwischen Ende August und Anfang April regelmässig Auroras bewundern darf, renne ich nicht mehr wegen jedem grünen Streifen am Himmel mit meinem Fotogeraffel nach draussen. Der Fotograf wird wählerisch und die Bildvordergründe sollen markanter werden. Was liegt da näher, als den langjährigen Wunsch meiner Frau und mir, Nordlichter am Nordkapp zu sehen und fotografieren, endlich in Angriff zu nehmen?
Diese Fotoreise soll euch nicht nur ein paar meiner Eindrücke zeigen, sondern auch wertvolle Informationen all jenen liefern, die selber mal den Versuch wagen wollen, das Nordkap im Winter zu besuchen.
Obwohl ich relativ nahe am Nordkap dran bin, fährt man nicht einfach mal eben dorthin, ohne Aussicht auf maximale Erfolgschancen.
Und wenn man den schon mal die 437km unter die Räder nimmt, möchte man ja auch etwas von der Strecke mitbekommen. Denn auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Deswegen halten wir März für erfolgsversprechend. Viel Tageslicht, Temperaturen unterwegs tendenziell im einstelligen Minusbereich und die Wochen vor der Tag-Nacht-Gleiche sind aus Erfahrung immer ergiebig, was die Stärke der Sonnenstürme betrifft. Der wichtigste, aber unberechenbare Faktor mit dem alles steht oder fällt, ist das Wetter. Nordlichter sind hier oben eigentlich die Regel, aber was nützt das, wenn eine geschlossene Wolkendecke die Sicht blockiert?
So haben meine Frau und ich Anfang März den finnischen und natürlich den norwegischen Wetterdienst täglich mehrmals konsultiert, um irgendwelche Trends auszumachen. Wer hier schon einmal vor Ort war, weiss, dass die Vorhersagen dauernd ändern können und es gerade im Winterhalbjahr meistens einer Lotterie gleichkommt.
Lange Rede kurzer Sinn: Ein Tage im voraus angekündigtes Schönwetter-Zeitfenster von knapp 24 Stunden vom späteren Nachmittag des 6. März bis zum Nachmittag des 7. März soll ausgenutzt werden. Und als die Prognose am frühen Morgen des 6. März unverändert bleibt, wird umgehend das Auto gepackt.
Mit dabei ist natürlich auch unser Maskottchen, das Frettchen, das uns schon seit unserer Hochzeitsreise in Namibia immer wieder Reiseglück bringt.
Also fahren wir um 10:30 Uhr bei grauer, komplett geschlossener Wolkendecke und Schneetreiben los.
Eine gute Stunde nach der Abfahrt passieren wir den Grenzübergang in Karigasniemi. Noch ist das Wetter bescheiden.
Kurze Seit später sieht meine aufmerksame Beifahrerin einen Elchbullen unter einem Baum am Strassenrand liegen. Sofort wird scharf gebremst, noch auf der Strasse gewendet und zurückgefahren. Dem Elch gefällt das und wirft sich in Pose, bevor er in den naheliegenden Wald trottet. Das Frettchen mach seine Sache gut.
Wir kommen dem Porsanger-Fjord näher. Es wird wieder hügeliger und immerhin hat nun der Schneefall aufgehört. Ich lasse meine Drohne steigen, um zu sehen, ob Richtung Norden das Wetter schon bessert. Noch ist davon nichts zu sehen, doch das kann unser Vertrauen in die Wettervorhersage nicht erschüttern.
Etwas ausserhalb Lakselvs darf mein Wetterspion nochmal ran. Unverändert.
Wir waren schon 2018 zur Mitternachtssonne am Nordkap, aber diesmal staunen wir über eine komplett veränderte Natur. Interessante Motive entdecken wir überall, auch ohne Postkartenwetter. Wir reden uns ein, dass sich die Reise jetzt schon gelohnt hat, auch wenn es mit den Nordlichtern nicht klappen sollte. So versuchen wir, unseren Ball flach zu halten.
Sobald wir die offenen Teil des Fjordes erreichen, wird der Wind stärker. Die -6°C fühlen sich deutlich kälter an. Das hält uns nicht von zahlreichen Fotostopps ab. Die Zeit draussen wird kürzer, dafür dauert es länger, die steifen Finger aufzuwärmen. Handschuhe sind eh überbewertet.
Seit ich die dji Mini 2 habe, darf sie dauernd und überall mit. Unglaublich, wie das kleine Ding dem Wind trotzt. Selbst ein 360°-Panorama gelingt mühelos.
Erstmals lässt sich erahnen, dass das Wetter im Norden wirklich besser werden könnte.
Ein Ausschnitt aus dem Panorama von oben, diesmal etwas weniger hoch. Respekt all denen, die da unten leben. Die Witterungen prallen da ungebremst auf einen herein, denn die windabweisenden Wälder und Bäume sind nun vereinzelten Büschen gewichen.
Erste Aufhellungen sind zu erkennen! Das Frettchen enttäuscht uns nicht.
Da wir ja gegenüber zuhause eine Stunde gewonnen haben, lassen wir uns und dem schönen Wetter Zeit.
Nun scheint doch tatsächlich die Sonne! Zwar erst zögerlich, aber immerhin. Und der lästige Wind hat nachgelassen. Die Spannung steigt, dass es für heute Nacht klappen könnte.
Für all jene, die sich dafür interessieren, wie die Strassenverhältnisse sind: Auch ich habe vieles vorab in Resieforen darüber gelesen. Da liest man von "absolut kein Problem" bis "ich rate generell davon ab" und alles dazwischen. Ich kann da nur sagen: Spikes-Reifen sind Pflicht, wenn man denn entspannt fahren möchte.
Der Wind kann stellenweise so stark blasen, dass man selbst mit den Näglen in den Reifen ganz schön kämpfen muss, um dort zu bleiben, wo man möchte. Die Strassen selbst sind sehr gut unterhalten, dauernd trifft man auf einen der zahlreichen Schneeräumlastwagen, die auch gleich Längsrillen ins die Eisschicht auf dem Asphalt kratzen. Diese helfen in der Spur zu bleiben und man kann getrost das angeschriebene Tempo fahren. Fährt man wie die Einheimischen, dann auch mal gerne schneller. Doch wir haben Zeit und wollen das Frettchen nicht überbeanspruchen.
So, das war's für den Eingangsbeitrag. Ich hoffe, das war nicht zu viel auf's Mal. Wem's gefallen hat, möchte ich gerne einladen, uns weiter zu begleiten.
Und wer nicht warten möchte, ob wir Nordlichter erleben, darf sich welche in meinem Beitrag "Nordlichter über Lappland" ansehen.
Nordlichter über Lappland
Hallo Forumsgemeinde! :f055: Nach langer, berufsbedingter Abwesenheit möchte ich mich zurückmelden mit einer kleinen Serie über meine neue fotografische Leidenschaft. Zwar ist die Motorsport- und Rallyefotografie immer noch mein liebstes Hobby, nachdem ich es nun 8 Jahre im Hauptberuf ausgeübt...
www.nikon-fotografie.de
-Bruno-