Hallo Analog-Nikonisti,
es geht wieder einmal um das "Futter" für unsere Nikons
.
Ich hatte Euch vor einiger Zeit etwas ausführlicher über die aktuellen Entwicklungen in der Filmtechnologie berichtet (für die seit dieser Zeit neu hinzugekommenen Forenten und diejenigen, die die Threads ev. verpasst haben, hier die entsprechenden Links:
http://www.nikon-fotografie.de/vbulletin/showthread.php?t=19563
http://www.nikon-fotografie.de/vbulletin/showthread.php?t=24159 ).
Unter den Filmneuheiten der letzten Zeit befinden sich auch höherempfindliche Filme wie der Rollei IR 820/400, der Kodak Portra 800, die Kodak Portra 400 NC und VC und der Fuji Provia 400X. Der beachtliche Qualitätssprung durch die neuen Kodak Portra Emulsionen ist hier ja schon öfter Thema gewesen.
Darum soll jetzt der Fuji Provia 400X kritisch unter die Lupe genommen werden. Ich hatte Euch einen Erfahrungsbericht versprochen. Hier ist er.
Ich arbeite jetzt schon recht lange und intensiv mit diesem Film. Die ersten Exemplare konnte ich schon letztes Jahr durch einen Freund im Ausland bekommen. Mittlerweile ist der Film aber auch bei uns seit einiger Zeit erhältlich.
Meine Erfahrungen im einzelnen:
Farbwiedergabe: Die Farbwiedergabe ist meinem Empfinden nach eine der Stärken des Films und gefällt mir persönlich sehr gut, da die Farben sehr natürlich wirken und dem Augeneindruck entsprechen. Die Farben wirken zwar intensiv und lebendig, aber keinesfalls knallig und übersättigt. Die Balance zwischen Natürlichkeit und Exaktheit der Farbwiedergabe auf der einen und der Farbintensität auf der anderen Seite wird sehr gut gehalten. Auch die Graubalance kann überzeugen. Der Film ähnelt in der Farbwiedergabe dem Provia 100F und dem Sensia 100.
Ich habe den Film in ganz unterschiedlichen Situationen und für unterschiedliche Motive eingesetzt (Menschen, Mode, Natur, technische Motive etc.) und konnte bei der Farbwiedergabe keine Aussetzter feststellen. Der Film kann gut als Allroundfilm eingesetzt werden.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Farbwahrnehmung eine überaus subjektive Angelegenheit und eben auch Geschmackssache ist. Fragt man zehn Fotografen, bekommt man elf Meinungen.....mindestens
.
Schärfe/Auflösung: Fuji gibt für den Provia 400X Auflösungswerte von 135 LP/mm für Kontrast 1000:1 und 55 LP/mm für Kontrast 1,6:1 an.
Zum Vergleich: Sowohl Provia 100F als auch Sensia 100 sind mit 140 LP/mm bei 1000:1 und 60 LP/mm bei 1,6:1 angegeben.
Diese marginalen messtechnischen Unterschiede sind in der Praxis unbedeutend. Selbst mit der 12x Lupe konnte ich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem 400X und dem Provia 100F/Sensia 100 feststellen. In der Projektion sind aus normalem Betrachtungsabstand keine Unterschiede erkennbar.
Neben der Farbwiedergabe erreicht der 400X also auch in der Auflösung das Niveau sehr guter 100er Filme.
Körnigkeit: Vorweg ein kleiner Exkurs, der Vergleiche mit anderen Filmen erleichtert:
Filmhersteller geben als Vergleichsmaßstab für die Körnigkeit die sog. RMS (Root Mean Square) Werte an. Je niedrieger dieser Wert ist, desto feiner ist das Korn. Ein Astia 100F beispielsweise mit einem RMS 7 ist somit feinkörniger als ein Velvia 100 mit RMS 8. Wichtig zu wissen ist, dass die Vergleichbarkeit nur innerhalb einer Filmgattung gegeben ist. Man kann anhand dieser Werte also z.B. nur Fardiafilme untereinander oder Farbnegativfilme untereinander vergleichen, nicht jedoch Dia- mit Negativfilmen. Das liegt darin begründet, dass die Messverfahren für die Filmtypen voneinander abweichen.
Fuji gibt für den Provia 400X einen RMS-Wert von 11 an. Der Vorgänger Provia 400F liegt mit einem RMS Wert von 13 deutlich darüber.
Weitere Filme zum Vergleich:
Fuji Sensia 200 und 400: 13
Kodak Ektachrome 400X: 19
Kodak Elite Chrome 400: 19
Kodak Professional E200 und Elite Chrome 200: 12
Kodak Ektachrome E100VS und Extra Color 100: 11
Kodak Kodachrome 64: 10
Fuji Sensia 100, alte Version (vor 2003): 10
Fuji Sensia 100 (aktuelle Version), Provia 100F: 8
Nach diesen Werten ist der neue Provia 400X absoluter Spitzenreiter unter allen 400er und 200er Diafilmen, und kann sogar mit einigen aktuellen 100er Emulsionen gleichziehen. Und das bestätigt sich auch in der Praxis. Intensive Vergleiche mit der 12x Lupe unter den genannten Filmen bestätigen die Rangfolge aus den RMS Werten und die extreme Feinkörnigkeit des 400X. Man braucht schon eine 10x/12 Lupe, um überhaupt Korn erkennen zu können (und selbst dann bleibt es noch sehr fein). Außerdem muss man den Film schon etwas von der Leuchtplatte abheben, weil man sonst bei dem Vergrößerungsmaßstab insbesondere in helleren Bildpartien die (gröbere) Mattscheibenstruktur der Leuchtplatte erkennt und nicht das Filmkorn sieht, was natürlich die Ergebnisse verfälscht.
Hinsichtlich der Verbesserung der Körnigkeit ist Fuji wirklich ein beachtlicher Fortschritt gelungen. Respekt.
Pushen: Ich habe den Film auch öfters auf 800 und 1600 ASA belichtet und gepusht. Bei Bel. auf 800 reagiert der Film mit leicht steilerer Gradation, etwas verringerter Schattenzeichnung und etwas akzentuierterem Korn. Die Farbwiedergabe bleibt erhalten. Der Unterschied im Korn ist nur mit 12x Lupe zu sehen und wirklich gering. Mit 4x Lupe oder in der Projektion ist er nicht zu sehen. Der Film kann, falls erforderlich, bedenkenlos mit 800 ASA eingesetzt werden, der Qualitätsverlust ist sehr gering.
Mit 1600 belichtet verstärken sich naturgemäß die oben genannten Parameter, der Unterschied zu 400 wird deutlicher sichtbar. Die Leistung bleibt aber immer noch überraschend gut.
Fazit: Ich bin sehr angetan vom Fuji Provia 400X. Fuji hat beachtliche Leistungsverbesserungen erreicht. Hinsichtlich Farbwiedergabe und Auflösung spielt der Film in einer Liga mit sehr guten aktuellen 100ern, und bei der Feinkörnigkeit erreicht er das Niveau guter 100er. Durch das gute Pushverhalten ist er darüber hinaus sehr flexibel einsetzbar.
Bei mir ist er zu einem meiner "Stammfilme" geworden. Außerdem hat sich nun bei mir die Entwicklung abgezeichnet, dass aufgrund der hervorragenden Ergebnisse, die mir der neue Kodak Portra 400 und 800 sowie der Provia 400X im Bereich von 400 - 1600 ASA liefern, bei diesen Empfindlichkeiten meine digitale Cam nicht mehr zum Einsatz kommt.
Und das Geniale ist ja auch, dass durch die Weiterentwicklungen der Filmemulsionen selbst meine ganz alten Kamera-Juwelen hinsichtlich der Bildqualität immer up to date sind. Der jederzeitigen Austauschbarkeit des "Silberhalogenid-Sensors" sei Dank
.
Ich hoffe, mein kleiner Erfahrungsbericht war hilfreich für Euch (Diafotografen),
Viele Grüße,
Balou
es geht wieder einmal um das "Futter" für unsere Nikons
Ich hatte Euch vor einiger Zeit etwas ausführlicher über die aktuellen Entwicklungen in der Filmtechnologie berichtet (für die seit dieser Zeit neu hinzugekommenen Forenten und diejenigen, die die Threads ev. verpasst haben, hier die entsprechenden Links:
http://www.nikon-fotografie.de/vbulletin/showthread.php?t=19563
http://www.nikon-fotografie.de/vbulletin/showthread.php?t=24159 ).
Unter den Filmneuheiten der letzten Zeit befinden sich auch höherempfindliche Filme wie der Rollei IR 820/400, der Kodak Portra 800, die Kodak Portra 400 NC und VC und der Fuji Provia 400X. Der beachtliche Qualitätssprung durch die neuen Kodak Portra Emulsionen ist hier ja schon öfter Thema gewesen.
Darum soll jetzt der Fuji Provia 400X kritisch unter die Lupe genommen werden. Ich hatte Euch einen Erfahrungsbericht versprochen. Hier ist er.
Ich arbeite jetzt schon recht lange und intensiv mit diesem Film. Die ersten Exemplare konnte ich schon letztes Jahr durch einen Freund im Ausland bekommen. Mittlerweile ist der Film aber auch bei uns seit einiger Zeit erhältlich.
Meine Erfahrungen im einzelnen:
Farbwiedergabe: Die Farbwiedergabe ist meinem Empfinden nach eine der Stärken des Films und gefällt mir persönlich sehr gut, da die Farben sehr natürlich wirken und dem Augeneindruck entsprechen. Die Farben wirken zwar intensiv und lebendig, aber keinesfalls knallig und übersättigt. Die Balance zwischen Natürlichkeit und Exaktheit der Farbwiedergabe auf der einen und der Farbintensität auf der anderen Seite wird sehr gut gehalten. Auch die Graubalance kann überzeugen. Der Film ähnelt in der Farbwiedergabe dem Provia 100F und dem Sensia 100.
Ich habe den Film in ganz unterschiedlichen Situationen und für unterschiedliche Motive eingesetzt (Menschen, Mode, Natur, technische Motive etc.) und konnte bei der Farbwiedergabe keine Aussetzter feststellen. Der Film kann gut als Allroundfilm eingesetzt werden.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Farbwahrnehmung eine überaus subjektive Angelegenheit und eben auch Geschmackssache ist. Fragt man zehn Fotografen, bekommt man elf Meinungen.....mindestens
Schärfe/Auflösung: Fuji gibt für den Provia 400X Auflösungswerte von 135 LP/mm für Kontrast 1000:1 und 55 LP/mm für Kontrast 1,6:1 an.
Zum Vergleich: Sowohl Provia 100F als auch Sensia 100 sind mit 140 LP/mm bei 1000:1 und 60 LP/mm bei 1,6:1 angegeben.
Diese marginalen messtechnischen Unterschiede sind in der Praxis unbedeutend. Selbst mit der 12x Lupe konnte ich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem 400X und dem Provia 100F/Sensia 100 feststellen. In der Projektion sind aus normalem Betrachtungsabstand keine Unterschiede erkennbar.
Neben der Farbwiedergabe erreicht der 400X also auch in der Auflösung das Niveau sehr guter 100er Filme.
Körnigkeit: Vorweg ein kleiner Exkurs, der Vergleiche mit anderen Filmen erleichtert:
Filmhersteller geben als Vergleichsmaßstab für die Körnigkeit die sog. RMS (Root Mean Square) Werte an. Je niedrieger dieser Wert ist, desto feiner ist das Korn. Ein Astia 100F beispielsweise mit einem RMS 7 ist somit feinkörniger als ein Velvia 100 mit RMS 8. Wichtig zu wissen ist, dass die Vergleichbarkeit nur innerhalb einer Filmgattung gegeben ist. Man kann anhand dieser Werte also z.B. nur Fardiafilme untereinander oder Farbnegativfilme untereinander vergleichen, nicht jedoch Dia- mit Negativfilmen. Das liegt darin begründet, dass die Messverfahren für die Filmtypen voneinander abweichen.
Fuji gibt für den Provia 400X einen RMS-Wert von 11 an. Der Vorgänger Provia 400F liegt mit einem RMS Wert von 13 deutlich darüber.
Weitere Filme zum Vergleich:
Fuji Sensia 200 und 400: 13
Kodak Ektachrome 400X: 19
Kodak Elite Chrome 400: 19
Kodak Professional E200 und Elite Chrome 200: 12
Kodak Ektachrome E100VS und Extra Color 100: 11
Kodak Kodachrome 64: 10
Fuji Sensia 100, alte Version (vor 2003): 10
Fuji Sensia 100 (aktuelle Version), Provia 100F: 8
Nach diesen Werten ist der neue Provia 400X absoluter Spitzenreiter unter allen 400er und 200er Diafilmen, und kann sogar mit einigen aktuellen 100er Emulsionen gleichziehen. Und das bestätigt sich auch in der Praxis. Intensive Vergleiche mit der 12x Lupe unter den genannten Filmen bestätigen die Rangfolge aus den RMS Werten und die extreme Feinkörnigkeit des 400X. Man braucht schon eine 10x/12 Lupe, um überhaupt Korn erkennen zu können (und selbst dann bleibt es noch sehr fein). Außerdem muss man den Film schon etwas von der Leuchtplatte abheben, weil man sonst bei dem Vergrößerungsmaßstab insbesondere in helleren Bildpartien die (gröbere) Mattscheibenstruktur der Leuchtplatte erkennt und nicht das Filmkorn sieht, was natürlich die Ergebnisse verfälscht.
Hinsichtlich der Verbesserung der Körnigkeit ist Fuji wirklich ein beachtlicher Fortschritt gelungen. Respekt.
Pushen: Ich habe den Film auch öfters auf 800 und 1600 ASA belichtet und gepusht. Bei Bel. auf 800 reagiert der Film mit leicht steilerer Gradation, etwas verringerter Schattenzeichnung und etwas akzentuierterem Korn. Die Farbwiedergabe bleibt erhalten. Der Unterschied im Korn ist nur mit 12x Lupe zu sehen und wirklich gering. Mit 4x Lupe oder in der Projektion ist er nicht zu sehen. Der Film kann, falls erforderlich, bedenkenlos mit 800 ASA eingesetzt werden, der Qualitätsverlust ist sehr gering.
Mit 1600 belichtet verstärken sich naturgemäß die oben genannten Parameter, der Unterschied zu 400 wird deutlicher sichtbar. Die Leistung bleibt aber immer noch überraschend gut.
Fazit: Ich bin sehr angetan vom Fuji Provia 400X. Fuji hat beachtliche Leistungsverbesserungen erreicht. Hinsichtlich Farbwiedergabe und Auflösung spielt der Film in einer Liga mit sehr guten aktuellen 100ern, und bei der Feinkörnigkeit erreicht er das Niveau guter 100er. Durch das gute Pushverhalten ist er darüber hinaus sehr flexibel einsetzbar.
Bei mir ist er zu einem meiner "Stammfilme" geworden. Außerdem hat sich nun bei mir die Entwicklung abgezeichnet, dass aufgrund der hervorragenden Ergebnisse, die mir der neue Kodak Portra 400 und 800 sowie der Provia 400X im Bereich von 400 - 1600 ASA liefern, bei diesen Empfindlichkeiten meine digitale Cam nicht mehr zum Einsatz kommt.
Und das Geniale ist ja auch, dass durch die Weiterentwicklungen der Filmemulsionen selbst meine ganz alten Kamera-Juwelen hinsichtlich der Bildqualität immer up to date sind. Der jederzeitigen Austauschbarkeit des "Silberhalogenid-Sensors" sei Dank
Ich hoffe, mein kleiner Erfahrungsbericht war hilfreich für Euch (Diafotografen),
Viele Grüße,
Balou