Moin,
ich bin regelmässig dort oben, nördlich des Polarkreises. Dieses Jahr allein drei Mal, davon zwei Mal in Kiruna (wo ich letzte Woche auch mein ersten Polarlichter gesehen habe) und im Juni in Narvik. Zu Wal-Sichtungen kann ich allerdings keine Auskunft geben.
Der Norrbotten ist teuer. Im Sinn von "Alles kostet das Dreifache", denn Alles muss auf langen Wegen dorthin transportiert werden, und auch die Hotels sind von eher schlichter Eleganz (ich versuche es positiv zu formulieren). Für einen Hunni am Tag gibt es Linoleumboden und abgestossene Holzkanten - mitteleuropäisch-gemütlich geht erst bei knapp dem doppelten Preis los.
Fliegen kann man mit Norwegian über Oslo nach Narvik (der Flughafen ist ein Stunde weit draussen) und Kiruna oder mit SAS über Stockholm nach Kiruna. Letztere Verbindung (SAS) spült Meilen auf die LH Miles and More Karte ... nur zur Info. Ich empfehle ganz dringend über Kiruna anzureisen und dort einen Mietwagen zu nehmen. Die 200 km von Kiruna nach Narvik (und evtl die weiteren 90 Minuten zu den Lofoten) sind die grossartigste Auto-Tour, an die ich mich erinnern kann. Mietwagen am besten von zu Hause oder mit dem Flug über die Airline buchen, dann sparst Du rund die Hälfte des Preises.
Besorg dir RICHTIG warme Klamotten. Dort oben wird Peak Performance, Haglöfs und Wellensteyn getragen. Minus 27° (mittags !) gehen unter die Haut. Und bevor sie das tun, gehen sie durch den Billigen "Adventure"-Müll, den man in Sportmärkten findet. Überhaupt ist Ski-Kleidung vollkommen ungeeignet, denn sie ist für aktive Leute in Bewegung gemacht. Wenn du Nordlichter photographieren willst, stehst Du aber ewig lange draussen und wartest. Deine Klamotten müssen also WESENTLICH stärker isolieren. Pass auf bei Jacken mit darin befindlicher Metall-Isolation (Wellensteyn Sea-Master etc) - wenn Du das Telefon in der Innentasche trägst, empfängt es nicht mehr. Gute Iso-Klamotten haben eine Telefon-Tasche, die innen, aber über der Alu-Schicht liegt.
Ob und wann Nordlichter zu erwarten sind kannst Du hier ablesen
https://www.spaceweatherlive.com/de/polarlicht/polarlicht-vorhersage. Die Seite interpretiert Daten, die die ESA liefert (Hey, unsere Steuergelder bei der Arbeit!) und wird von einem gemeinnützigen Verein in Belgien betrieben (ein kleine Spende freut die Jungs und Mädels). Sinnvollerweise installierst Du die App - dann kannst du überall und immer die Daten einsehen, nicht nur wenn der Laptop am WiFi hängt. Ab Stärke 5 im "Hohe Breiten K Index" wird es interessant - sofern die Nacht klar und Sterne sichtbar sind. Klare Nächte im polaren Winter sind allerdings bitterkalt - ich wollte es nur nochmal gesagt haben. Wanderstiefel sind toll zum wandern geeignet, halten die Füsse in Stehen bei minus 20 Grad aber nur sehr, sehr kurz warm. Wollstrümpfe in speziellen, isolierten Bergstiefeln helfen, eine Stunde oder mehr zu überleben (wir Mitteleuropäer sind absolute Weicheier).
Stilvoll erlebt man die Aurora Borealis natürlich hier
https://www.swedishlapland.com/de/stories/abisko-der-beste-platz-der-welt-fuer-nordlichter/ etwa auf halber Strecke zwischen Kiruna und Narvik. Ich habe abends um 2100 mein Hotel in Kiruna bei -18°C verlassen, weil die Vorhersage zwischen 2200 und 0100 OK schien und erreichte dann Abisko 90 Minuten später; bei eisig-kaltem Nebel und - 7°C. Enttäuscht habe ich als umgedreht und auf der Rückfahrt meine ersten Polarlichter durch das Seitenfenster gesehen. Also ab in die nächste Parkbucht, Kamera und Handy raus und photographieren.
Du brauchst ein Stativ und ein helles Weitwinkel. Ich hatte kein Stativ dabei und war mit dem 2.8 24-70 nicht ideal ausgerüstet. Deshalb habe ich meine einzig "verwertbaren" Aufnahmen mit meine Handy bei Blende 1.8 und ISO 6400 gemacht. Belichtungszeit knapp 10 Sekunden und Rauschen à gogo ... aber immer noch besser, als die Aufnahmen aus der DSLR.
der rote Vordergrund sind Bäume, die von den Rückleuchten meines Mietwagens beschienen wurden. Photographisch ist das hier ganz übler Mist, emotional ist es aber kaum zu schlagen ;o)