dennoch bin ich stolz auf meine bilder! ich habe keinen der es mir zeigt und ich muss mich alleine durch die materie des fotografierens kämpfen.
und meine bilder sind bis auf den rahmen unbearbeitet.
es ist mir aufgefallen das es selten schöne und perfekte bilder gibt die NICHT bearbeitet sind.
lg
peggy
Hallo peggy,
ja, sei stolz auf Deine Bilder! Ich glaube, ich kenne das sehr gut.
Ich habe auch mal ein Foto, von dem ich annahm es sei gelungen, in einem Forum (nicht dieses) gezeigt. Die Reaktionen waren ernüchternd - der Terminus Erinnerungs-Familien-Knips-Bildchen fürs Fotoalbum blieb mir im Gedächtnis. Das tat im ersten Moment weh, obwohl realistisch betrachtet hatte der Kritiker recht.
Also las ich was von Drittelregel und goldener Schnitt im Internet und versuchte fortan "Kunst" zu produzieren. Das ging komplett in die Hose - ich versuchte krampfhaft diese Regeln umzusetzen - das Motiv trat hinter Dritteln und goldenen Schnitten zurück und ich musste feststellen, die Bilder, welche mir am besten gefielen hatten den Horizont und das Motiv in der Mitte. Ich hatte bei denen einfach nur auf den Bauch gehört und alle Regeln vergessen.
So beschloss ich, dass erstmal andere Dinge für mich wichtig sind und es war mir egal, ob ich nun Kunst oder Familien/Erinnerungs-Knips-Bildchen mache. Das familiäre Bilder-Album genießt einen schlechten Ruf - m.M.n. zu unrecht - viele perfekt gestaltete Bilder werden in 30 J. vergessen sein, die Sehgewohnheiten haben sich daran vielleicht abgearbeitet; der Schnappschuss Deines Kindes wird aber vielleicht in einem Bilder-Thread auftauchen - guckt mal, so sah ich vor 30 J. aus ...
Ich konzentrierte mich auf die Technik, Umgang mit Blende, Belichtung und das Einschätzen von Licht, Aviable Light. Ruhige Hand, wann passen Faustregeln und wann nicht. Sitzt die Schärfe wo ich sie haben will, Blende lieber etwas mehr geschlossen oder offener usw. Die Bilder wurden vom technischen Standpunkt aus gesehen besser - Bildaufbau war noch immer kein wirkliches Thema, ich wollte einfach nur "schöne" Bilder.
Aber die Kamera hatte ich danach ganz gut im Griff, ich habe meinen "Stil" im Umgang mit diesem Werkzeug entwickelt. Ich habe dann eine "kreative" Pause eingelegt und mich fast 3 Monate nur mit den fast 3000 Bildern beschäftigt, welche ich in den Monaten zuvor geknipst hatte. Wichtigstes Thema EBV, Bilder nachbearbeiten. Ich fotografiere RAW-Modus und habe mir CaptureNX gekauft. Hat für mich den Vorteil, dass ich auf die Kamera-internen Parameter zurückgreifen und damit auch spielen und variieren kann.
Erste Hürde, wann passt der Weißabgleich? Und immer das Gefühl, ist das nun richtig oder nicht. Manches Bild habe ich im Stundentakt verändert und als Jpeg für meinen Bildschirmschoner aufbereitet. Und immer wieder angeguckt. Die Bilder wurden bunter, kontrastreicher, schärfer, mal wärmer, mal kälter und immer den Tonwertbereich bis zum Anschlag ausgenutzt. Irgendwann saß ich da, schaute mir die Ausarbeitungen an und fand "mein Foto" nicht mehr wieder.
Da beschloss ich für mich, dass EBV zwar gut und wichtig ist, aber für mich nur sehr minimalistisch eingesetzt passend ist. Ich bewundere andere für ihr Können im Photoshop, mich reizt es nicht mehr, meine Bilder lehnen sich dicht an dem Ergebnis out of the Cam an und es tut mir schon fast weh an einem Bild zuschneiden - wichtige Aufgabe für mich, den Bildausschnitt noch besser zu setzen, dann muss ich auch nicht schneiden
Plötzlich finde ich auch ohne große Mühe
den für mich richtigen Weißabgleich, mal 2-3 Einstellungen ansehen und mit einer zufrieden sein und gut ist. Ich denke, ich habe auch da meinen Stil gefunden und weiß woran ich arbeiten kann um besser zu werden.
Ja, und nun steht das Thema Bildgestaltung an. Da suche ich noch meinen Stil. Eines habe ich aber schon jetzt gelernt: Ich beurteile meine Bilder nicht nach "fremden" Regeln. Diese sind sicherlich wichtig und passen vielfach auch - ich würde trotzdem keines meines Bilder in die Tonne kloppen, nur weil der Bildaufbau nicht den Regeln für ein gutes Foto entspricht. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass dabei u.a. weiterhin Bilder mit mittigen Horizonten und Motiven entstehen werden - ich mag das manchmal. Dann muss ich eben lernen, in solchen Bildern anders für Spannung zu sorgen. Ich bin gespannt wo mich die Lektion Bildaufbau hinführt, werde aber auf jeden Fall locker damit umgehen - ich will meinen eigenen Stil entwickeln und nicht das Buch xy oder Fotograf z kopieren.
Das ist mein Weg - für Dich muss das so nicht richtig sein, aber hilft vielleicht als Denkanstoss.
Eigentlich hätte ich das alles viel kürzer sagen können. Lasse Dir einfach Zeit, setze Dich nicht unter Druck und vor allem, hau bloß keine Bilder in die Tonne, nur weil sie nicht im Internet zeigenswert sind - es gibt auch noch Bilder neben der Kunst und diese können für Dich einen Wert entwickeln, den Du heute vielleicht noch gar nicht erkennst. Ich werfe keines meiner Kinderbilder weg - Speicher kostet nicht viel und so manches Foto ist abseits der letzten Schärfe und des unmöglichen Bildaufbaus eine nicht wiederkehrende Erinnerung.
Sorry für OT