Moin David,
ich sehe die Dinge ein Bißchen differenzierter.
Ich finde zum Beispiel, die F4 liegt sehr gut in der Hand, insbesondere in der Version S oder E. Wenn Du in dieser Hinsicht F3 und F4 vergleichst, dann mußt Du sie fairerweise auch mit angesetztem Batterieteil vergleichen. Ohne MB-21 oder MB-23 ist die F4 natürlich für große Hände weniger bequem als mit, aber das gilt für die F3 mit und ohne MD-4 erst recht.
Der AF ist natürlich im Vergleich zu heutigen Maßstäben schwach, vor allem weil es kein Kreuzsensor ist, aber so schlecht ist er auch nicht. Bei Erscheinen der F4 war es der schnellste AF der Welt. Außerdem konnte man den ja abschalten und wie mit der F3 fotografieren, also wo ist die F3 der F4 in diesem Punkt überlegen? Klar: Die F5 als Nachfolger der F4 ist in dieser Hinsicht viel besser, und auch die F90X schlägt die F4 in Sachen AF, und wurde ihr ja deshalb zur Seite gestellt, um die Spanne bis zum Erscheinen der F5 zu überbrücken.
Daß die Matrix-Messung auch noch nicht der letzte Schrei war, ist auch richtig, vor allem im Vergleich zu heute, aber man konnte sie ja abschalten und wie bei der F3 mit mittenbetont fotografieren. Außerdem noch Spotmessung, also wo ist das Problem?
Deine negative Beurteilung der Einstellelemente teile ich nicht.
Und wenn Du zum Schluß anführst, die F4 sei bei ihrem Erscheinen hinten dran gewesen, dann liegst Du falsch. Canon hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine AF-Profi-Reflex entwickelt. Konkurrent der F4 bei Ihrem Erscheinen war die T90 von Canon (MF!). Fritz Pölking hat seinerzeit unter dem Pseudonym Matthias Land ein Buch über die F4 geschrieben, in der er in den höchsten Tönen von ihr schwärmt und vorraussagt, es würden in absehbarer Zeit alle Profis zu Nikon wechseln.
Recht hast Du aber, daß Nikon dann irgendwann danach der Innovations-Motor zusammengebrochen ist. Es kam die EOS-1, es kamen viele neue USM-Objektive, nachher auch IS, die EOS-1N, die EOS-1 V usw. und bei Nikon passierte im Profisektor bis zum Erscheinen der F5 nichts rechtes. Weder wurde die MF-Reihe gepflegt und zur Ai-P-Serie upgedatet, noch kamen in hinreichend schneller Folge gute AF-I bzw. später AF-S-Profiobjektive auf den Markt, und die vorhandenen Consumer-Zooms waren auch nicht so toll, weder vom Brennweitenbereich her, noch vom Design. Da ging dann in der Tat so nach und nach alles Richtung Canon, und als die F90X mit besserem AF kam und schließlich die F5 war alles schon zu spät. (und dann kamen auch noch so komische Dinger wie die F50 und die F70, seufz...) Jetzt holt Nikon mit den langen AF-S-VR-Tüten (leider in G-Version, ggrrr....) wieder auf, hat auch endlich ordentliche Consumer-Zooms, ist aber natürlich im Digitalbereich noch einen Tick hinter Canon her.
Gruß
Christian