Ich habe ein bisschen Inventur gemacht. Ich besitze zwei Lupenfotoobjektive mit dem klassischen RMS Gewinde, welche leider altersbedingt in einem schlechten Zustand sind. Sieben Makroobjektive für Formate von MFT bis Großformat wären in gutem Zustand, regelmäßig zum Einsatz kommen aber nur zwei. Zehn weitere hatte ich in den vergangenen Jahrzehnten irgendwann besessen oder geliehen. Balgengerät gibt es nur mehr eines und es kommt gar nicht mehr zur Anwendung. Die beiden Fachkameras, für die ich einen Nikon Adapter habe, rechne ich nicht mit.
Über Mikrofotografie habe ich mich in den 80er Jahren informiert, angewendet habe ich dieses Wissen aber nie. Das eigentliche Knowhow besteht in der sachkundigen Präparation der Objekte. Ohne diese kommt mit der besten Technik nichts brauchbares zustande. Was jetzt nicht heißt, dass man auf die beste Technik verzichten kann. Die jährlichen Sieger beim "Nikon Small World" Wettbewerb haben fast immer ein wissenschaftliches Institut oder ein spezialisiertes Labor als Arbeitgeber und damit Zugriff auf entsprechende Gerätschaften. Ich stelle nicht in Abrede, dass man mit Heimstudiomöglichkeiten einiges machen kann, aber die Aufnehmen, welche die Socken zum Verdampfen bringen, entstehen fast immer anderswo.
Wenn ich also über die erforderliche Technik verfüge und weiß, wie diese einzusetzen wäre, warum tue ich es dann nicht?
Weil ich nicht will.
Fast alle meine Aufnahmen entstehen mit ganz gewöhnlichen Makroobjektiven an ganz gewöhnlichen Kameras und das einzige Element zur Schärfentiefekontrolle ist die Blende. Ich fotografiere keine Mineralien und keine Schmetterlingssammlungen. Ich betäube keine Kleintiere und sperre sie nicht in den Kühlschrank. Ich bin auch selten im Morgengrauen unterwegs, bevor die Sonne sie zum Leben erweckt. Ich fotografiere sie tagsüber im guten Licht, wenn sie aktiv sind. Da kann man mit konventioneller Technik durchaus Stacking machen, aber mehr als drei Aufnahmen bringt man selten zur Deckung. Da ich mittlerweile eine Kamera habe, welche das kann, werde ich mir bei nächster Gelegenheit genauer ansehen, was man damit machen kann.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Kameras, welche Stacking ohne zusätzliches Equipment ermöglichen und zum Teil die Aufnahmen gleich in der Kamera verrechnen, sprunghaft angestiegen. Wie immer, wenn eine neue Technik in den Markt tritt, prallen Puristen und Technikfetischisten aufeinander. Faktum ist jedoch, dass die hier gebotenen Möglichkeiten im diversen Foren heiß diskutiert werden und dadurch für Einsteiger sehr schnell zum Kaufargument werden. Mittlerweile gibt's das ja auch beim eher innovationszähen Hersteller Nikon und das ist immer ein Zeichen dafür, dass an dieser Technik niemand mehr vorbei kommt.
Und hat schon sehr lange kein Systemanbieter mehr Balgengeräte, Zwischenringe und dergleichen auf der Liste. Das ist heute etwas für mittelständische Feinmechanikunternehmen, diesseits und jenseits der Großen Mauer. Natürlich kann das weiterhin jeder verwenden, der sich gerne mit historischer Technik auseinander setzt und es ist auch keine Schande, damit gute Ergebnisse zu erzielen. Man darf ja auch einen alten Jaguar mit Faltverdeck durch die Toscana jagen und den modernen Hyundai in der Garage lassen.