Namibia 01 ... Die Himba, wohin geht der Weg???

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gabathora

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Ein herzliches hallo an alle,

einer meiner ersten "Stolpersteine" in Namibia führte mich zu den Himba ... einem Volk, was immer wieder verdrängt wurde (hauptsächlich von Bantu-Stämmen) und heute im Kaokovelt in Namibia und weiter nördlich in Angola lebt. Dies karge Land hat lange niemanden interessiert, doch in den letzten Jahrzehnten erobert die sogenannte "Zivilisation" auch Gebiete, in denen normalerweise niemand leben will.

Unser guide (es ist ein Namibier und wir haben ihn privat gemietet) kennt jemanden, der direkt aus einer Himba-Familie stammt und dort immer noch herzlich empfangen wird. Es geht hier nicht um ein Kulturdorf, wo Schauspieler sich umziehen, sondern um Leute, die wirklich so leben.

Wir füllen den Kofferraum mit Lebensmitteln (Maismehl, Öl, Brot ... und etlichen anderen Sachen) und fahren in eine Region, die so trocken und karg ist, daß man hier keine Menschen vermutet. Es geht immer weiter, die Wege sind kaum noch zu befahren. Irgendwann erreichen wir einige Lehmhütten.

Der "ehemalige" Himba spricht mit dem Chief (so eine Art Familienoberhaupt) und dieser entscheidet, ob wir willkommen sind ... in unserem Fall ist es die erste Frau des im letzten Jahr verstorbenen Chiefs .... wir sind willkommen und müssen ihr alle die Hand reichen ... aber sind beim Händedruck vorsichtig .... Kraft drückt gewollte Überlegenheit aus ... also "Kotelett" hinhalten ;)

Sorry, ich war anfangs total daneben ... ich kann nicht draufhalten, wenn sie wie Schlachtlämmer vor mir sitzen (bitte deshalb um Nachsicht, für die teilweise sehr verbesserungswürdigen Bilder).

Hier mal die Chefin, die nahezu immer die Augen geschlossen hatte (rechts), mit ihrem Bruder, der sozusagen Rang zwei einnimmt.

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und mal ein Blick zur Seite

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Wir stehen da, wie die Deppen ... dürfen fotografieren und können es irgendwie nicht. Zu unserem Unwillen hat der "Familienangehörige" auch noch zwei richtige "Touris" mitgenommen:


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Eigentlich geht jetzt nichts mehr ... aber die Kinder kommen auf uns zu ... und wollen fotografiert werden


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und irgendwie geht es dann doch:


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Übrigens, sind die mit den (meist zwei) Zöpfen nach vorn Mädchen, und die mit den vielen nach hinten Frauen ... man kann hier nicht erkennen, ob sie verheiratet sind oder nicht.


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Es gibt immer noch die Beschneidung der Frauen, sie wird aber nicht mehr generell durchgeführt, ebensowenig wie das Herausschlagen der unteren Schneidezähne der Männer ... aber die Tradition lebt ... irgendwie machen es einige, andere nicht :confused:


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Wir werden in die "Chiefhütte" eingeladen. Die Tochter des verstorbenen Chiefs und der ersten Frau zeigt uns die wichtigsten Gebrauchsgegenstände ... einen Kürbis (Kalebasse) für die Wasseraufbewahrung, den Kosmetikbereich (mit etlichen Kräutern und Lehm wird die Bemahlung hergestellt ... wirkt gegen Moskitos und Fliegen ... und riecht wirklich nett ;) )


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Tom, danke für diese Einblicke in eine fremde Kultur - wer weiß, wielange es diese noch gibt. Das ist immer das Problem: Man kann keine Kultur unter-, ja nicht einmal be-suchen, ohne sie mehr oder weniger zu verändern...

Weißt Du noch mehr über die Himba-Kultur? Sprache? Riten? Religion?

Gruß Erik
 
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1. Ich finde die Bilder sehr interessant und teilweise sehr gut umgesetzt.

2. Wer stört sich daran, dass hier fast ganz nackte minderjährige Mädchen und Jungen abgebildet sind?

Ich möchte mich (noch) nicht dazu äussern, sondern wollte das ganze hier nur zur Diskussion stellen. Mich würden die Meinungen interessieren.

@gabathora: ich hoffe diese Zwischenfrage stört dich nicht. Wenn ja, sorry, dann bitte dazu auch keine Diskussion.

Gruss
Michi
 
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Sehr ergreifende Bilder. :up:

Ich denke, es ist ein gutes Zeichen, wenn einem manchmal das Fotografieren schwer fällt.

Gruß
Anderson


Das sehe ich auch so und finde es außerdem sehr sympathisch.

Ich konnte schon vor 20 Jahren in Tunesien keine Leute fotografieren, selbst (oder erst recht?) wenn sie dazu aufgefordert haben. Damit will ich mich jetzt aber nicht selbst in den Kreis sympathischer Menschen drängen...;)

Eine Diskussion zur Abbildung nackter Mädchen finde an dieser Stelle nicht passend. Wenn dann eher eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema des Fotografierens "armer/benachteiligter/andersartiger etc." Menschen. Angesichts des sensiblen Umgangs hier in diesem Beitrag, möchte ich aber auch diese Diskussion nicht führen.

Gruß
Andrea
 
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Bei allem Respekt vor dem exotischen Anteil der Bilder: Die fotografische Leistung hinsichtlich Bildgestaltung und technischer Qualität ist -gelinde gesagt- noch steigerungsfähig.
 
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Bei allem Respekt vor dem exotischen Anteil der Bilder: Die fotografische Leistung hinsichtlich Bildgestaltung und technischer Qualität ist -gelinde gesagt- noch steigerungsfähig.

sage ich doch ;) ... mir wäre es allerdings etwas konkreter schon lieber ... so allgemein kann ich das nicht stehenlassen ... vor allem nicht mit "gelinde gesagt", auch wenn mein Bildschirm hier wirklich Mist ist ... die Bilder sind doch nicht alle gleich schlecht! Dazu gab es noch ein generelles Problem. Der Weg zwischen der Chiefhütte und dem heiligen Feuer darf von Nichtbewohnern nicht gekreuzt werden, alternativ würden sie das ganze Dorf abreißen und an anderer Stelle wieder aufbauen.

Das hat mich fast immer gezwungen, diese dunklen Gestalten gegen die Sonne zu fotografieren.

Die Diskussion über Nacktheit stört mich nicht direkt ... aber bei dieser Thematik geht es halt nicht anders. Ich werde heute abend noch einige zusätzliche Informationen bringen. Ich wollte halt nur nicht alles auf einmal, es ist schon recht viel Text.
 
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Hallo,
so seltsam das klingt, diesen Menschen ginge es besser, wenn wir von deren Existenz nichts wüssten. Die Bilder sind hervorragende Dokumente und verlangen auch nicht nach Perfektionismus, dafür sind sie authentisch.
Finde sie einfach toll!:up::up::up:
 
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Himba bedeutet eigentlich Bettler. Sie sind Viehzüchter, Jäger und Sammler und stammen ursprünglich von den Bantu ab. Durch Dürrejahre, Vertreibung und Ausrauben durch andere Stämme (z.B. die Nama) waren sie mitunter so mittellos, daß man sie als Himba bezeichnete. Ursprünglich kommen sie eigentlich aus Botswana. Die Herero sind die missionarisierten Himba. Die Kleidung der Herero hat sich eine Missionarsfrau ausgedacht, damit sie nicht nackt herumlaufen.

Die Himba sind der Teil des Volkes, der seine Kultur beibehalten und in alter Tradition weiterleben wollte.

Inzwischen hat nahezu jeder eine Identitätskarte, die SWAPO wollte ihre Stimmen für Wahlen und hat wohl fast jeden erfaßt. Das Alter wurde geschätzt, das Geburtsdatum konnten sie sich aussuchen.

Hier mal ein Herero-Mädchen mit typischer Kopfbedeckung zum Vergleich


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Hier die Gebäude, in denen Vorräte gelagert werden


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Hallo Tom

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du Hemmungen hattest zu fotografieren. Geht mir genau so. Wir waren letztes Jahr in Namibia und hätten eine geführte Tour in ein Himba-Dorf machen können - was wir aber nicht getan haben. Auf so einer Tour hätte ich dann definitv das Gefühl, dass die Menschen da für Touris 'ausgestellt' sind...und das ganze quasi ein 'Zoo' ist. :down: Wenn du jemand persönlich kennst ist das natürlich anders, aber wie es scheint hattest Du trotzdem ähnliche Gefühle.

Wir haben dann übrigens statt dessen ein Rhino Tracking zu Fuss unternommen. Das war eines unserer beeindruckendsten Erlebnisse in Namibia. Wenn ein 1.5-Tonnen-Nashorn 150 Meter von Dir entfernt steht und dich ansieht - und das Auto steht 2km entfernt... :fahne: :eek:

Gruss
Roli
 
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Klaro darf und muss über das Thema < Fotografieren nackter, junger Mädchen aus ethnographischem Interesse > im Fall der Himbas diskutiert werden .
Ab und zu begegnet man nämlich Hinweisschilder worauf die Himbas den Touris Produkte und Aktivitäten in ihrem Dorf anbieten :Fotografieren, Töpfereien , Trinken & Essen ... und zu unterst steht dann : NO SEX
Armselige Schw... gibt's leider überall und gerade im Kaokoveld immer mehr ...
Ein weiteres Thema : Alkohol !

Die Bilder sind teils etwas dunkel geraten , die festgehaltenen Motive sagen schon einiges aus über das Leben der Himbas.

gruss marc
 
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Hallo, kannst Du mir bitte eine Quelle nennen? Ich habe noch nie gehört, dass so etwas in Namibia praktiziert wird und würde das gerne recherchieren..

:confused:

... mmh, das wird man dort wohl nicht an die große Glocke hängen. Wir haben es jedenfalls von unserem guide und dem "ehemaligen" Himba, der uns dorthin gebracht hat. Ich glaube eigentlich nicht, daß diese Grund gehabt hätten, uns zu belügen. Angeblich sind einige so erzogen, daß sie es wollen, um eine "richtige" Frau zu sein. Das mit den ausgeschlagenen unteren Schneidezähnen bei jungen Männern habe ich auf jeden Fall recht häufig dort gesehen ... bei den Damen habe ich nicht nachgeschaut ;)

Ähnlich ist es mit der Schule, eigentlich besteht Schulpflicht in Namibia ... die Kinder von einigen Himba gehen jedoch nicht hin ... oder dürfen nicht. Diejenigen, die zur Schule gehen, lernen andere Kinder kennen und wollen nicht mehr nackt sein. Da spaltet sich das Dorf, das immer aus einer Großfamilie besteht, in zwei Lager ... hier habe ich mal ein Bild ... ich weiß nicht, ob die nicht dabei sein wollen oder dürfen :confused: :
Sorry, das Bild ist eigentlich unmöglich - aber ich habe sie einfach nicht anders erwischt ... sie waren immer irgendwie hinter den Autoritätspersonen :frown1:



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... mmh, das wird man dort wohl nicht an die große Glocke hängen.

Ich habe Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussage dieses Fremdenführers. Schau mal bei Wikipedia, da gibt es einen Artikel zum Thema "Frauenbeschneidungen" und auch eine Grafik zur geografischen Verbreitung dieser Praxis. Namibia gehört demnach nicht dazu. In anderer Quellen wird Namibia auch nicht erwähnt.
 
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tja, ich habe jetzt mal intensiv recherchiert ... also Himba und weibliche Beschneidung sind in der Literatur nie zusammen erwähnt (das kommt alles auch viel nördlicher, in den islamischen Regionen vor)... nun zweifel ich etwas an meinem Gehör ... aber meine bessere Hälfte hat dies auch so verstanden .. egal, darum geht es ja auch nicht ...

Sorry, Tim ... ich denke, Du hast recht, unabhängig davon geht es den Himba nicht besser ...

Also ich habe das mit den (angezogenen) jungen Leuten dort nicht verstanden ... warum waren sie so isoliert, wenn sie doch zur gleichen Familie gehören???

Möglicherweise war unser Führer, der aus der Familie stammt, sehr erfolgreich im Heranbringen von Touristen ... und deshalb noch anerkannt ... ich weiß nur eins, der Weg war unheimlich weit und schwierig, die Himba leben wirklich dort und wir haben sie überrascht ... und sie sahen wirklich so aus und hatten keine Chance sich umzuziehen (Mobiltelefon hat dort übrigens auch nicht funktioniert).

Die Geschenke von unserer Seite wurden übrigens erst bei der Verabschiedung übergeben ... so achtet man sich, unabhängig vom "Reichtum" ... sie sind also nicht verpflichtet, besonders weit und hoch zu springen, nur weil die Geschenke toll sind ... das fand ich richtig gut. Sie hätten uns sicher auch zum Essen eingeladen, irgendwie hatten wir gerade keinen Hunger ;)

Hier mal noch ein Bild von den tanzenden Mädels


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... und dann durften sie sich alles anschauen (meine Lebensgefährtin Gabi hat in HDV gefilmt) ... das gab Freude, Gedrängel und neue Tänze


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hallo Tom,

herzlichen Dank für die interessante und sehr aufschlussreiche Reportage über die Himba. Manche Dinge kann man einfach nicht auf einigen wenigen Fotos erkennen, die Tonspur gehört hier einfach dazu und hilft auch manches besser zu verstehen...:up: Danke
 
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