Mal schaun wohin die Reise führt ...

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Stefan L.

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Hallo zusammen,

der Ein oder Andere kennt mich vermutlich noch, ich fotografiere nun seit über 40 Jahren und bin auch sehr lange hier im Forum aktiv gewesen. In den letzten Jahren hatte ich allerdings irgendwie den Spaß am Fotografieren verloren. Einerseits fand ich immer mehr Spaß am Filmen, andererseits war ich mit meinen Fotos einfach nicht mehr richtig zufrieden. Zu oft hatte ich tolle Lichtstimmungen einfach nicht umsetzen können bzw. konnte in der RAW-Bearbeitung nicht das Wunschergebnis erzielen.

Mit der Zeit reichten mir dann auch bei der Filmerei die Standardeinstellungen nicht mehr so wirklich, ich begann in LOG zu filmen und sog. Gradings einzusetzen. Das ist aber kein besonders einfaches Thema und ich schaute diverse Tutorials zu dem Thema. Dabei landete ich oft bei ein paar Kanadiern insbesondere Peter McKinnon, Matti Happiota, Chris Hau und Lizzie Pierce.

Die sind alle außer erfolgreichen Youtubern auch auf Instagram aktiv und ich bewunderte oft deren Fotos. Manchmal zeigen die auch, auf welcher Basis -tlw. nur mit Lightroom-Mobil ihre Bilder entstehen und ich war ziemlich verblüfft, was da heutzutage alles machbar ist. Ich habe mir dann diverse LR-Tutorials angeschaut, doch das nicht ganz billige Abo abgeschlossen und zu üben begonnen.

Dabei begann ein Umdenkensprozeß bei mir, bisher war ich immer der Meinung das ein Foto die exakte Realität abbilden müsse. Die Frage ist nur: Warum? Fotografie heißt übersetzt so viel wie „mit Licht malen“ und nicht „dokumentiere unbedingt original“.

Klar, das Ganze ist auch sehr zeitgeistgeprägt, besonders Instagram beeinflußt da stark, aber viele der Bearbeitungen dort gefallen mir einfach. Nun bin ich alles andere als ein „echter“ Bildbearbeiter aber mit den neuen Werkzeugen in Lightroom lassen sich mit recht überschaubarem Aufwand auch für weniger geübte aus meiner Sicht sehr ansehnliche Ergebnisse erzielen.

Also bin ich einfach mal in mein Lightroom-Archiv gegangen und habe nach Fotos geschaut, die eine besondere Lichtstimmung oder sonst eine Bedeutung für mich haben. Diese Bilder habe ich nun begonnen mit der neuesten LR-Version zu bearbeiten. Die Kamera spielte dabei meist keine große Rolle. Wichtig war mir nur, das ich RAW-Dateien zur Verfügung hatte, wenn sich bei der Bearbeitung Einschränkungen durch die Aufnahmetechnik ergaben werde ich das dazuschreiben.

So das soll es aber schon fast mit der Einführung gewesen sein. Ich werde im Folgenden immer wieder mal ein paar Vorher- Nachher Fotos zeigen und ausdrücklich auch zur Diskussion stellen. Wenn ich es aus Eurer Sicht übertrieben habe und insbesondere wenn ich irgendwelchen Blödsinn zu Gestaltungsregeln schreibe, dann immer raus damit, ich habe ein dickes Fell und weiß, das einige der Bearbeitungen für manch einen Too-Much sein können. Mir geht es mit diesem Thread darum sowohl Kritik zu erhalten, als auch andere zu ermuntern selber mal an den eigenen Fotos „herumzubasteln“

Als Beispiel, was Euch hier erwartet habe ich ein bereits 9 Jahre altes Foto ausgewählt, bei dem es mir erst jetzt gelang es so zu bearbeiten wie ich es wollte. Hier das Original:

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STL1: D5100 + Sigma 10-20 bei 20mm, ISO 200, F9, 1/6s



Wie gesagt es ist lange her, die genaue Lichtsituation weiß ich also nicht mehr, wenn ich aber Ende Februar früh morgens anhalte, um ein Foto zu machen, dann war da auf keinen Fall so ein Pastelllicht, sondern es hat mit Sicherheit „geknallt“. Selbst wenn nicht, mir war nun einfach danach

Die Bearbeitung in Kurzfassung:

  • Kamera- und Objektivprofil in LR
  • Entwicklungsprofil Adobe Farbe, Kamera-WB
  • Auto-Tonwertkorrektur
  • Radialfilter im Himmel, mit Luminanzmaske, Belichtung und Lichter leicht reduziert, Kontrast etwas erhöht, Struktur, Klarheit, Dunst entfernen rein
  • Radialfilter aufs Auto mit Farbmaske, Lichter, Tiefen und weiß hoch, entrauscht
  • Radialfilter auf den unteren dunklen Bildteil, Belichtung und weiß erhöht, Sättigung etwas erniedrigt, entrauscht
  • Korrekturpinsel auf die Strasse etwas Sättigung raus und Belichtung runter
  • Ganz leichte S-Kurve in den Mitten
  • Aufs ganze Bild nochmals ein leichtes Entrauschen
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Klar im Schweller des Autos ist immer noch reichlich Rauschen zu sehen, verschiedene Stellen saufen weiterhin beinahe im Schwarz ab, trotzdem bin ich recht happy was sich mit dem vergleichsweise alten Sensor der D5100 noch reissen läßt und so gefällt mir das Foto nun richtig gut.



So nun wißt Ihr was Euch in diesem Thread erwartet. Ich habe ihn bewußt in Bild- und Fotoprojekte gesetzt da ich ihn füttern möchte so lange ich noch „Material“ habe. Trotzdem ist wie gesagt Kritik und natürlich auch Lob durchaus erwünscht.
 
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Es ist sicher gut, dass Du für Dich den Beginn einer neuen Reise gefunden hast und Dir dieses schöne Hobby erhalten bleibt, bzw. von Dir neu gestaltet wird.

Bei mir ist die Reise von der Freude am fertigen Bild zu der Freude am Moment der Aufnahme gewechselt.
Das Endprodukt ist dann eine Erinnerung an die Situation ohne Anspruch an große Bildqualität.

Dazu kam irgendwann die Frage, wohin damit ... - ich hab eh noch Bilder im Karton, einst mit Sorgfalt erstellt.

An Deinen Bildern sehe ich jetzt, was möglich ist. Es gefällt mir. (y):6874:
 
1 Kommentar
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Geht mir tlw. ähnlich, allerdings nehme ich für die reine "Erinnerungsdokumentation" ausschließlich das Handy. Eine richtige Kamera nehem ich nur noch zur Hand wenn ich "richtig" fotografieren, also auch hinterher etwas draus machen will
 
Stefan,
ich rate Dir aus eigener Erfahrung: hör auf damit!
Falls du das nicht machst, wirst Du irgendwann immer weiter in diese Richtung gehen und erkennen, dass Du erst die Spitze des Eisberges gesehen und erkannt hast. Es wird Dich nicht mehr loslassen, was mit Bildbearbeitung (Sorry dafür, aber das muss jetzt sein: insbesondere mit Photoshop) - oder nenne es von mir aus auch Bildverbesserung - geht, ist absolut faszinierend.
Ich teile Deine Auffassung, dass es nichts Schlechtes ist, nicht exakt DIE Realität abzubilden, die Dein Auge gesehen hat, sondern das aus dem Foto "herauszukitzeln" was möglich ist, denn das ist manchmal mehr als das, was unser beschränkt funktionierendes Auge sehen kann.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema, habe einige Fotografen besucht, im Netz deren Tutorials angeschaut oder diese käuflich erworben und mir deren Vorgehensweise bei der Bildbearbeitung angesehen. Von jedem habe ich versucht das, was mich begeistert hat, in meinen Workflow einzuarbeiten und das Andere wegzulassen.
Deshalb - und das schreibe ich bewusst erst jetzt: natürlich gehört hinter "hör auf damit!" in dem 1. Satz, den ich hier geschrieben habe, ein dickes, fettes ;););)

Bildbearbeitung ist in meinen Augen niemandem Rechenschaft schuldig, sie ist Teil der eigene Kreativität des Fotografen.
Dennoch kann sie natürlich gefallen oder auch nicht, das ist schon klar.

Dein oben gezeigtes Foto finde ich einen sehr gelungenen Anfang, aber es ist mir - und das spiegelt natürlich meinen ganz persönlichen Geschmack wider - in einigen Teilen too much.
Für mich muss ein stimmiges Gesamtbild herrschen und dafür ist mir das Auto im Vergleich zu den Büschen einfach viel zu hell.
Wenn die Büsche richtig belichtet wären, wäre für mich alles gut und stimmig, aber das sind sie nunmal nicht. Das führt bei mir dazu, dass ich das Foto anschaue und mich schon beim ersten Betrachten ein Gefühl beschleicht, dass da irgendetwas nicht stimmt. Kennst Du das auch?
Man muss auch erkennen, dass es Fotos gibt, bei denen sich aufgrund der Aufnahmeparameter eine Bearbeitung in meinen Augen nicht wirklich lohnt.
Bitte nicht falsch verstehen: das ist eine wunderschöne Lichtstimmung, die Du da erlebt hast und ich kenne diese Momente sehr wohl von unseren Wanderungen. Du stehst mit offenem Mund vor einem Sonnenaufgang und hälst diesen im Bild fest. Die Lichtstimmung ist grandios.
Zuhause erkennst Du, dass die Tiefen dermaßen abgesoffen sind, dass Du nur mit fiesestem Rauschen noch Details herauskitzeln kannst.
Da ist es für mich an der Zeit, die Bildbearbeitung abzubrechen...
Ich mache deshalb neuerdings so oft es geht in solchen Momenten Belichtungsreihen, um später die Tiefen UND die Lichter verwenden zu können.
In LR mache ich dann HDRs daraus. Das macht LR in meinen Augen ganz gut, diesen typischen, unnatürlichen HDR-Look haben die Bilder dann i.d.R. nicht. Dann liegt eine Ausgangsdatei vor, bei der Du mit Deiner Bildbearbeitungsmethode, die du Dir angeeignet hast, aufsetzen kannst.

Ich höre jetzt aber auf, sonst sitze ich den ganzen Sonntag an diesem Thread und ich wollte doch noch ein Bild bearbeiten :)...
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Tja Kay, das ist genau das was ich nicht mache. Ich nutze nur die Informationen, die auch im Bild vorhanden sind und betone diese oder schwäche sie ab. Daher wärs mir auch ganz lieb, wenn Du das wieder rausnimmst. Ein "ich zeig auch mal was - Thread" soll das hier nicht werden.
 
Kay
Kay kommentierte
Wo ist die Grenze ? - Klar hatte ich übertrieben. Aber : Etwas aufhellen, dann den Kontrast verändern, dann hier und dort noch etwas - wo hört das " alte " Bild auf, ein neues zu werden ?
Aber Du willst wohl keine Diskussion, sondern Deinen Weg dokumentieren. Dann lese ich ab und zu mit.
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Doch eine Diskussion ist eindeutig erwünscht. Das was Du da aber gemacht hattest hatte mit meinem Foto nichts mehr zu tun.
 
Kay
Kay kommentierte
Also gut.
Alle Beispiele hinken bekanntlich.
Aus der Fotografie fällt mir als Beispiel nur das Thema " Wildlife " ein : Ein ehrlicher Tierfotograf gibt an, ob seine Bilder wildlife sind, oder nicht.
Bei der Portraitfotografie oder Landschaftsaufnahmen gibt es - soweit ich weiß - keine Einteilung in " unbearbeitet " und " mit allen Filtern der Welt ".
Man kann Gesichter und die Figur schmälern, Falten glätten, bei Landschaftsbilder das Gras ergrünen lassen und sogar den Himmel tauschen.

Wo ziehst Du die Grenze zwischen " verbessern " und " verändern " ?
Oder ist allein das " Gute Bild " das Maß der Dinge ?

Zum Verständnis meiner Frage :
Je mehr ich über Bildbearbeitung gelernt habe, desto unehrlicher fand ich manche Bilder. Das war einer meiner Hauptgründe, etwas die Lust am reinen Foto zu verlieren.
 
birchior
birchior kommentierte
Kay, ich habe Stefan so verstanden, dass er das, was in dem RAW-File drin steckt, herausholen möchte, nicht mehr. Aber nicht aus Weiß Orange machen oder Ähnliches.
 
...Was mich im Moment am meisten Fasziniert ist, was mit den heutigen Softwaren auch aus "uralten" Bildern noch rauszuholen ist und das möchte ich ein wneig in diesem Thread zeigen.
Mach bitte weiter, das Letzte, was ich wollte, ist, Dich davon abzuhalten!
 
1 Kommentar
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Keine Sorge Axel, ich hab ja grad erst angefangen, da laß ich mich nicht so schnell aufhalten :cool:
 
Solche Bearbeitungen wie oben sind bei dem was ich so fotografiere die einzigen Gelegenheiten, wo dank modernerer / größerer Sensoren ein echter Mehrnutzen entsteht. Mit der D100/D2X oder auch der D200 hätte ich da keine Chance gehabt, bzw. das Bild hätte ziemlich anders ausgesehen. Hat man eine ältere Kamera mit einem kleineren Sensor muß man viel besser aufpassen und kann auch nicht so extrem bearbeiten.

Beim nächsten Foto, das ich Euch zeigen möchte klappte es trotz Mini-Sensor ganz gut, allerdings waren die Hell-Dunkel-Kontraste auch nicht so extrem wie zuvor, sodaß es sich meistern ließ. Wieder zuerst das Original entstanden auf der Anfahrt zum Forentreffen 2013 auf Usedom

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STL2: Nikon J1 mit 10-100 bei 93mm
Die Bildgestaltung ist zugegeben auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, bzw. sogar "anfängerhaft". Die Bank klebt unten rechts im Bild, die Horizontlinie ist genau mittig und die Sonne liegt auch nicht gerade im goldenen Schnitt. Am Besten wäre ich ein paar Schritte nach rechts gegangen, aber mit fast 250mm auf KB gerechnet hätten das ein paar Schritte mehr werden müssen und ich stand schon am Ende des Piers. Zieht man aber eine Linie, durch die Bank zum hellsten Punkt im Foto führt der Blick genau in die Mitte zu einer seltsamen Konstruktion im Wasser, die berühmte Brücke von Karnin. Zudem wird das obere Bilddrittel durch das Wolkenband und den "Sonnenbrand" dahinter bestimmt, sodaß sich trotzdem kein rein mittiger Aufbau ergibt.

Heute würde ich eine solche Aufnahme allerdings etwas weniger eingezoomt aufnehmen, keine meiner für Fotos eingesetzten Kameras hat weniger als 20MP da sind immer genug Crop-Reserven da. Die hatte die J1 mit ihren mal gerade 10MP eher weniger, sodaß ich mit der immer versuchte On-Location so genaue Bildauschnitte wie möglich zu machen. Das rächt sich nun immer dann, wenn z. B. stürzende Linien zu beseitigen sind. Wie aber sieht es nun mit den Bearbeitungsreserven des Minisensors aus? Schauen wir uns das Endergebnis einfach an.

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- Kameraprofil für das 10-100
- Farbprofil Adobe Farbe
- Auto-Tonwertkorrektur
- Radialfilter im Himmel mit leichter Abdunklung, Kontrast und Dunst entfernen
- Radialfilter im vorderen Teil, Tiefen etwas erhöht und auch etwas Kontrast hinzu
- Zum Schluß wieder Mini-S-Kurve auf die Mitten

Ziel war diesmal ungefähr das darzustellen, was auch das menschliche Gehirn an Eindruck vor Ort gestalten würde.
 
4 Kommentare
Bremenfrosch
Bremenfrosch kommentierte
Moin Stefan,
Du hast mit Deinem Thema zur Diskussion angeregt und wolltest auch gern Kommentare zu Deinen Ergebnisse hören.
Das Ausgangsfoto finde ich auch zu matt und ausdruckslos, die Farbbearbeitung des Himmels ist m.E. wirklich schön, nur der untere Bereich mit Bank und Schilf, dessen grün trotz Dämmerung zu erkennen ist, ist mir zu prägnant und lenkt von dem schönen Himmel ab. Ich übertreibe auch gern und arbeite das für mich Wichtige heraus. Auf eine Kopie Deines Fotos habe ich mal einen LR-Verlaufsfilter von unten bis zur Mitte gezogen und die Tiefen auf -100 gestellt. Dann kommt für mich (!) das mystische der Stimmung noch besser durch.
Aber: alles Geschmackssache!
Viel Spaß noch mit Deinen Fotos!
VG Holger
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Danke fürs Feedback Holger. Etwas Mystisches hatte ich in dem Bild gar nicht gesehen. Ich wußte nur noch, das ich die Belichtung recht heftig ins Minus korrigiert hatte (so dunkel war es eigentlich noch gar nicht). Zudem bin ich als Astrofotograf wohl zu häufig versucht Dinge sichtbar zu machen, die das menschliche Auge so nicht sehen könnte.

Ich schiebe gleich noch eins nach, da war es auch real dunkler und ich habe dort am Boden nur wenig aufgehellt, mal schaun wie das gefällt.
 
AnjaC
AnjaC kommentierte
"Die Bank klebt unten rechts im Bild", kritisierst Du Dich selbst. Für mich gehört die genau da hin und auch genau in dieser "Sitzrichtung", sonst wäre es nur ein Sonnenuntergang wie tausend andere auch. Die Bearbeitung gefällt mir.
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Danke Anja, deswegen habe ich auch dieses gezeigt und keines der "reinen" Sonnenuntergänge die ich an dem Abend gemacht habe. Trotzdem hätte ich gern vor der Bank noch etwas mehr Raum gehabt, das würde IMHO noch etwas stimmiger wirken.
 
Karnin ist übrigens ein gutes Stichwort, ich zeige Euch mal folgendes Bild

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STL3: Sony A6500 mit Sony 18-200 bei 29mm ISO 100, F5.6, 1/400s
Nichtso wirklich pralle. Die eigentliche Brücke ist ziemlich dunkel, hätte ich aber länger belichtet wäre der Himmel ins weiß geclippt. Die Sonies haben "obenrum" zwar eine ganze Menge Spielraum, aber irgendwann ist auch bei denen Schluß. Durch die Filmerei bedingt habe ich mir inzwischen angewöhnt immer mit Zebras zu arbeiten, auch wenn ich fotografiere. Nein nicht die pferdeähnlichen Tiere aus Afrika oder Zoo, sondern eine Funktion sich ausgebrannte Lichter vor der Aufnahme anzeigen zu lassen. Da habe ich mich inzwischen so dran gewöhnt, das ich meine noch vorhandenen DSLRs praktisch überhaupt nicht mehr nutze, da mir im Sucher die Clip-Info fehlt. Grundgedanke dabei ist schlicht, das ein Pixel, das komplett "vollgelaufen" ist nur noch reines weiß und keinerlei Farbinformationen mehr enthält, man kann also praktisch nur etwas damit anfangen, wenn das Objekt wirklich reinweiß ist. Im Dunkeln hingegen landeten eher wenige Informationen in den Pixeln, es finden sich immer ein paar Farbinformationen, zur Not auch solche, die sich die Software hinterher "ausdenkt" also als Farbrauschen ins Bild packt.

Jetzt kann man sich natürlich fragen: Warum macht der überhaupt so ein Bild? Die Antwort darauf ist relativ simpel: Das war sowas wie eine Once-In-A-Lifetime Geschichte. Wir machten einen Betriebsausflug auf Oderhaff und kamen mit dem Schiff ganz nah an die Brücke ran. Solche Möglichkeiten ergeben sich nunmal eher selten, ich würde sogar vermuten, das ich nie wieder auf einem Boot in diese Fotoposition komme.

Die andere Frage ist natürlich: Wenn man so ein Foto nun schonmal hat, was macht man damit. Früher wäre meine einzige Idee zu dem Thema vmtl. "Machen wir halt ein SW draus" gewesen. Ich bin aber nunmal bekennender Farbfotograf und so probierte ich auch mit dem Foto mal, was da so möglich wäre, ohne stundenlang retouschieren zu müssen.

Auch hier habe ich wieder die Grundabstimmung der Auto-Tonwert-Korrektur von Lightroom überlassen, die in der neuesten Version viel und ich meine sehr viel besser, als früher funktioniert. Danach mit einem Radialfilter auf den Himmel in diesen etwas mehr Struktur gebracht. Mit einem zweiten Radialfilter auf die Rostfarbe der Brücke habe ich diese dann etwas weiter herausgearbeitet, das Ganze ausgerichtet, leicht beschnitten und Voilá:

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2 Kommentare
birchior
birchior kommentierte
Das hat was! Auf jeden Fall hast Du aus einem rel. uninteressanten Foto ein deutlich interessanteres gemacht, die Bearbeitung gefällt mir wirklich gut!
HG Axel
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Danke Axel. Ich saß in letzter Zeit viele Stunden vor dem Rechner und habe mir alte Fotos "vorgenommen". In letzter Zeit hatte ich fast nur noch fotgrafiert, wenn ich perfekten blauen Himmel und die Sonne im Rücken hatte und nun stelle ich fest das diese Fotos eher langweilig sind und die ungelibetem mit "komischem" Himmel viel schönere Geschichten erzählen / Stimmungen erzeugen können
 
Moin Stefan,
für mich gehört die Nachbearbeitung auf jeden Fall dazu. In den seltensten Fällen bildet die Kamera die Realität so ab,
wie ich sie wahrgenommen habe. Das gilt für Landschaft genauso wie für Portraits, Konzertfotografie oder was auch immer.
Also ran an den PC und aus dem Foto ein Bild machen. Jeder kann dabei die Grenzen, wie weit man bei der Nachbearbeitung
geht, selbst definieren.

Man sollte dabei auch an den außenstehenden Betrachter eines Bildes denken, der die Situation und Atmosphäre
vor Ort nicht erlebt hat. Da muss man schon ein bisschen 'aufdrehen', um den richtigen Eindruck zu vermitteln.

Grüße aus HB
Heiner
 
Kommentar
Ich denke auch, einen vernünftigen Mittelweg zu finden wird bei mir auch noch etwas dauern. Derzeit freue ich mich einfach daran, was ich aus Fotos die ich eigentlich schon "abgeschrieben" hatte noch rausholen kann.

Wir bleiben mal noch im äußersten Nordosten der Republik und beim Forentreffen 2013. An einem Abend ergab sich ein ganz wundervoller Abendhimmel, den ich natürlich mit der Kamera festhalten "mußte". Ich hatte mir zu der Zeit angewöhnt Fotos mit tollem Himmel immer stark unterzubelichten, um eben den Himmel möglichst kontrastreich darstellen zu können. Das hat dann aber natürlich zur Folge, das der Boden dann viel zu dunkel wird. Bei diesem Foto hatte ich -vermutlich versehentlich- nicht so stark abgedunkelt

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STL4: Sony Nex 5N mit Sigma 19 2.8 bei F5, ISO 100, 1/125s

Ich hätte es auch noch ein gutes Stück heller belichten können, aber das mußte ich erst später wieder neu lernen, das mit den modernen Sensoren ETTR gut klappt. Als Basis war es dennoch viel geeigneter als die ganz dunklen und so arg viel habe ich an dem nicht "geschraubt" denn bereits die Auto-Tonwertkorrektur in LR, in Verbindung mit dem Adobe Farbprofil kräftig ergab ein dtl. besseres Bild.

Ich habe dann nur noch mittels zweier Radialfilter auf die Lumianz, einmal ins Helle mit mehr Sättigung und etwas zurückgenommener Belichtung und einmal ins dunkle mit leicht angehobenen Tiefen etwas mehr Dynamik ins Spiel gebracht. Klarheit, Struktur, ganz wenig Dunst entfernen und wieder ein kleines S in die Mitten brachte dann das zum Vorschein

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Und nein, ich habe weder an den Farben noch dem Weißabgleich gespielt, dieses Bild war in obigem RAW "versteckt" und mußte nur zum Vorschein gebracht werden.
 
2 Kommentare
JoJoSchla
JoJoSchla kommentierte
Hallo Stefan,
schön hier noch mal Fotos von früheren Treffen zu sehen. Du hast so schön gesagt: Das Bild war im obigen RAW versteckt. Das ist genau auch meine Entwicklung - allerdings ohne den Umweg über die Filmerei. Ich versuche zunehmend, die „Essenz“ des Bildes herauszuholen. Das klappt mit LR in der aktuellen Version immer besser. Spannend ist auch, alte Bilder wieder hervorzukramen und dann auf den „Stand“ zu bringen, genauso wie Du es hier machst. Gerade die Motivation, nur das herauszuholen, was da ist und nicht zu übertreiben bietet einen guten Zugang zum Thema Bildbearbeitung. Weiter so,
Johannes
 
Stefan L.
Stefan L. kommentierte
Danke Johannes, es macht richtigen Spaß durch das "Archiv" zu gehen und Fotos zu "neuem Leben" zu erwecken
 
Wir fahren mit dem Auto mal ein paar hundert km nach Westen und gehen ein paar Jahre in der Zeit zurück. Der Vorgänger des weissen Daimler vom Anfang war ein schwarzer. Mit dem war ich bei einem Forentreffen in und um Husum und bei der Nordwestbahn. Das Wetter war eigentlich grausig und bisher hatte ich dei Fotos von dort nicht wieder angefaßt. Auch das wollen wir ändern, ich beginne jedoch wieder mit einem Autofoto

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STL5: Nikon D300 mit 16-85, ISO 200, F6.3, 1/200s

Die Bearbeitung war wieder sehr zeitgeistgeprägt, hat mir aber die bisher meisten Likes auf meinem nur wenig genutzten Instagram-Account gebracht.

- Farb-Profil Landschaft, damit es knallt
- Auto-Tonwertkorrektur
- Radialfilter auf den Himmel, mit relativ vielen Reglner, insbesondere Lichter auf -100, Struktur, Klarheit, Dunst, Sättigung
- Radialfilter aufs Auto, Tiefen hoch, Struktur, Klarheit, Schärfe

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Kommentar
Bildbearbeitung gehört für mich dazu. Es gibt sehr wenige Bilder an denen ich nichts mache. Liegt vielleicht auch daran, dass ich dies beruflich mache. Oft ist es bei mir so, dass die Lichtstimmung vor Ort überwältigend ist und man demütig mit offenem Mund dasteht.
Zuhause dann der Eindruck...äh, das war aber viel intensiver an Farben und Kontrasten. Und jetzt kommt die Bearbeitung ins Spiel.
Oft braucht es nicht viel...und trotzdem sieht das Ergebniss dann einfach mehr danach aus was man gesehen hat.

Mir gefallen deine Bearbeitungen, wobei mir das erste Bild mit dem Auto in den Tiefen zu sehr aufgehellt ist. Auch das Auto ist mir jetzt zu dominant was aber sicher nicht so sehr gewollt ist, oder;)

Bearbeitung ist Geschmacksache...was mir aber immer wieder auffält ist die zu starke Bearbeitung des Himmels. Klarheit, Struktur, Dunst entfernen, an diesen Reglern wird zu stark gedreht und somit sieht der Himmel dann unnatürlich aus.

Je länger man sich mit der Bildbearbeitung auseinandersetzt, desto mehr kreiert man seinen eigenen Stil. Mach weiter so. (y):)
 
Kommentar
Danke für den Kommentar. Du hast völlig recht, derzeit bin ich wohl in einer Phase des "Over-doings" gerade beim letzten Auto-Bild ist es allerdings wirklich exakt so rausgekommen, wie ich es wollte. Ich habe schon sehr lange versucht einen solchen Look in meine Auto-Fotos zu bringen und schaffe das leider noch nicht konsistent genug. Bei dem reicht schon ein Wechsel vom Adobe-Profil Landschaft auf Farbe und das Auto springt nicht mehr so aus dem Bild.

Am Himmel bin ich diesmal tatsächlich mit Klarheit und Struktur stärker rangegangen als sonst, meist nehme ich da nur Dunst entfernen, allerdings war der leicht unnatürliche Look hier von mir so gewollt, da er dann IMHO gut zum ebenfalls überzeichneten Auto paßte.
 
Kommentar
Wie gesagt war das Wetter alles andere als gut. Das folgende Bild hätte eigentlich mit den ins Bild führenden Schienen einen durchaus brauchbaren Bildaufbau, aber die Lichtsituation, wie sie der Sensor interpretiert hatte. :( Aber seht selbst

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STL6: D300 mit 16-85 bei 38mm, ISO200, F4.8, 1/800s

Irgendwie hat es meine damalige Löschattacke überlebt und nun habe ich das draus gemacht

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Ja auch hier ist der Himmel vielleicht etwas zu dramatisch geworden, es war schlicht eine Abwägung auch zu den "Farbklecksen" in den Schildern und der Lok. Zu einem preisgekrönten Meisterwerk reicht es immer noch nicht, aber ich bin nun ganz froh, das ich es seinerzeit nicht blind gelöscht habe,
 
Kommentar
Betrachten wir uns mal noch ein Foto von dem Tag. Etwas wo ich bisher immer grandios gescheitert bin war es Regenbögen schön herauszuarbeiten. Hier sogar noch mit einem dramtischen Resthimmel.

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STL7: Nikon D300 mit 16-85

Irgendwie alles viel zu flau und der Regenbogen kam überhaupt nicht zur Geltung. Auch das Foto habe ich mir nochmals vorgenommen

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Nein, auch hier habe ich wieder nicht mit einem Farbpinsel nachgeholfen sondern nur die Informationen, die sowieso schon da waren aus dem Bild gekitzelt
 
Kommentar
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