Makroobjektive als normale Teleobjektive nutzen?

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carnap64

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Ich bin Fotografieanfänger, also bitte nur freundlich schimpfen, falls die Frage blöd ist ;-)
Sind Makroobjektive, z.B. mit Festbrennweite 100mm, auch gleichermaßen für den normalen Einsatz als 100mm-Teles geeignet?
Wenn nicht: Wo liegen die Nachteile, wenn man sie nicht als Makroobjektive nutzt?
Es muss ja einen Grund geben, weshalb die Hersteller sowohl ein 50mm-Objektiv als auch ein 50er Makro anbieten, denke ich mir.
 
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Moin, die Makros die ich kenne sind so berechnet, daß sie bereits bei Offenblende bis in die Randzonen scharf abbilden.
Die normalen Objektive nicht so, da kann mit der Schärfentiefe gespielt werden.
MMn. brauchst Du kein normales Objektiv in dem Brennweitenbereich wenn ein Makro vorhanden ist.
Zum Zeiss 2/100 Makro, es ist ein hervorragendes Objektiv. Allerdings ist zu berücksichtigen das es (nur) 1:2 als Maßstab hat.
 
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Moin,

einfache Antwort: ja, kannst du.
Pauschal gesprochen sind alle Objektive ein Kompromiss aus bestimmten Eigenschaften, die der Hersteller auf einen Einsatzzweck optimiert. Solche Eigenschaften können z. B. Schärfe, Bokeh (die "Schönheit" der unscharfen Bereiche im Vorder- oder Hintergrund), Farbfehler oder Verzeichnung sein.
Ein Makro ist auf Schärfe im Nahbereich optimiert, ein Portraitobjektiv ist auf schönes Bokeh optimiert.
Wie gesagt, sehr pauschal beantwortet, nicht umsonst füllen Unterschiede die Tests und Foren.
 
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Die Makros sind in der Regel etwas lichtschwächer. Bei den 50ern zum Beispiel 2,8 zu 1,4 oder 1,8.
 
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Makros sind meist sehr scharfe und gute Objektive, mit denen man Makros, Detailaufnahmen und Produktaufnahmen machen kann, es gehen auch sehr nahe Portraits, aber auch Landschaftsaufnahmen.

Makros sind allerdings recht groß, schwer und auch teuer. Wenn man die geringe Nahgrenze nicht nutzt, ist man mit anderen Objektiven besser bedient. Für das Sony-System gibt es das sehr gute Sigma 105/2.8 Makro mit 720g und ein Tamron 70-180/2.8 mit 810g.

Das Tamron ist gerade mal 90g schwerer, hat auch die Brennweite 105/2.8 und zudem alle anderen Brennweiten zwischen 70-180mm mit Blende 2.8.
 
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Wenn nicht: Wo liegen die Nachteile, wenn man sie nicht als Makroobjektive nutzt?

Der wichtigste Unterschied (neben der Lichtstärke) im optischen Design von Makro-Objektiven im Vergleich zu anderen Objektiven gleicher Brennweite, ist das Kontrastverhalten. Dieses bestimmt nämlich in hohem Maße die Schärfe, die ein subjektiven Eindruck ist und nur bedingt etwas mit der physikalischen Größe der Auflösung zu tun hat. Auch wenn die beiden Begriffe fälschlicherweise mitunter gleichgesetzt verwendet werden.

Man kann nun bei der optischen Rechnung (vereinfacht gesagt) gezielt festlegen ob Kontraste vergleichsweise stärker an den feineren Strukturen z.B. Haare, Poren etc. (=Mikrokontrast) oder gröberen Strukturen (=Makrokontrast) dargestellt werden sollen. Makroobjektive, wo es ja vor allem um feine Strukturen und Details geht, haben daher eine Betonung auf den Mikrokontrast.

Ob das nun praktische Nachteile hat, hängt stark davon ab, welches Ergebnis man erzielen möchte. Besonders kontrovers wird die Eignung von Makro-Objektiven für die Porträtfotografie diskutiert, wo dieser Unterschied besonders deutlich wird. Während die einen da begeistert von Makros sind, weil man damit auch noch die einzelnen Farbpunkte in der Iris der Augen scharf erkennen kann, schlagen andere die Hände über den Kopf zusammen weil damit auch jede Pore und jeder kleinste Pickel an der Haut deutlich erkennbar wird, was vor allem Damen gar nicht so schätzen.
Früher wurde andersrum kritisiert, dass Makros auf große Distanzen bzw Unendlich wegen des schwachen Makrokontrast, weniger gut sind. Da war was dran aber das ist allen modernen Rechnungen absolut nicht mehr so.

Ich verwende meine Makros Großteils nur für Nahaufnahmen und manchmal als kurzes Tele z.B. beim Stadtspaziergang aber nicht für Porträt/Menschenfotografie.
 
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Die älteren Makros sind zum Teil noch primär auf den Nahbereich optimiert. Schon ab der Zeit wo AF etabliert wurde, waren die aller meisten Makros aber auch auf grosse Entfernungen gut. Mir fällt spontan nur grade das ziemlich spezielle Makro Zoom 70-180mm ein, das gemäss Tests (z.B. Optical Limits) auf grosse Entfernungen zwar nicht schwach ist, aber auch nicht top.
 
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Aus eigener Erfahrung
Nikon Z 2.8/105 absolute Spitze im Nah- und Fernbereich.
Zeiss 2/100 ZF.2 absolute Spitze im Nahbereich und sehr gut im Fernbereich, bekommt man auch gebraucht schon ab 700 CHF. Die Scharfstellung mit der Z funktioniert bestens.
 
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Sind Makroobjektive, z.B. mit Festbrennweite 100mm, auch gleichermaßen für den normalen Einsatz als 100mm-Teles geeignet?
Der Knackpunkt war in den frühen 80er Jahren, also zu Zeiten wo das Aufnahmemedium ein Film war und die Fokussierung von der linken Hand vorgenommen wurde. Bis dahin gab es im Nikon System ein kurzes Tele 105mm f/2.5 für den Fernbereich und eine Micro Nikkor 105mm f/4 für den Makrobereich. Das waren Konstruktionen mit starren Linsenblöcken, welche zum Fokussieren vor und zurück verschoben wurden.
Mit dem AI-s Micro Nikkor 105mm f/2.8 kam das erste Objektiv, bei welchem sich Linsen beim Fokussieren gegeneinander verschoben. In diesem Falle blieb die letzte Linse stehen, während sich die anderen nach vorne bewegten. Damit war es erstmals möglich, diese Makroobjektive auch für den Fernbereich zu optimieren und gleichzeitig die Lichtstärke von vorher f/3.5 bis f/4 auf f/2.8 zu erhöhen. Als nächsten Innovationsschritt wuchs der Fokussierbereich von 1:2 auf 1:1. Einer der ersten Vertreter dieser Generation war damals das Kiron 105mm f/2.8, welches auch gelegentlich unter dem Namen Vivitar in den Gebrauchtbörsen auftaucht.
Heute haben die meisten Makroobjektive Innenfokussierung und vermeiden die anno dazumal ziemlich dramatische Längenänderung beim Fokussieren. Damit sind auch längere Brennweiten als 100/105mm konstruktiv möglich.

Wo liegen die Nachteile, wenn man sie nicht als Makroobjektive nutzt?
Die ganz alten Makroobjektive ohne Nahbereichskorrektur sind unter Umständen im Fernbereich nicht so scharf wie dafür optimierte Objektive. Wie sehr sich das auswirkt, muss man testen. Die geringe Lichtstärke sorgt aber dafür, dass der Effekt nicht zu dramatisch ist. Zu Filmzeiten ist das meist nicht groß aufgefallen.

Es muss ja einen Grund geben, weshalb die Hersteller sowohl ein 50mm-Objektiv als auch ein 50er Makro anbieten, denke ich mir.
Das 50mm Makroobjektiv hat üblicherweise Lichtstärke f/2.8. Das 50mm Standardobjektiv hat f/0.95 bis f/1.8, meist f/1.4. Das ist ein beträchtlicher Unterschied. Man muss aber deswegen nicht zwei Objektive haben. Mein Standardobjektiv war drei Jahrzehnte lang das AI-s Micro Nikkor 55mm f/2.8. Erst zu AF Zeiten kam das AF-S Nikkor 50mm f/1.4 hinzu.

Sind Makroobjektive, <...> auch gleichermaßen für den normalen Einsatz <...> geeignet?
Damit es nicht zu simpel wird:
Das bisher geschriebene ist kein Naturgesetz. Man muss nach wie vor Makrobereich und Fernbereich getrennt betrachten, wenn man ein Objektiv beurteilt. Ich hatte zu MF Zeiten ein Micro Nikkor 200mm f/4 zur Verfügung und wollte eine einigermaßen aktuelle Entsprechung. Das Tamron 180mm f/3.5 schien der ideale Kandidat. Exzellente Schärfe im Makrobeeich, aber im Vergleich zum AF-S VR Nikkor 70-200mm f/2.8 nur mittelmäßige Schärfe im Fernbereich. Ein zum Vergleich heran gezogenes Sigma APO Macro 150mm f/2.8 erreichte das Tamron im Makrobereich nicht ganz, lag aber im Fernbereich auf dem Niveau des 70-200mm. Somit erwies sich das Tamron eher als spezialisiertes Makroobjektiv, während das Sigma universell für nah und fern eingesetzt werden konnte. Bei einer ähnlichen optischen Konstruktion.
 
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Ich habe gerade eine Ungenauigkeit bemerkt, die ich nicht mehr korrigieren kann. Das AI-s Micro Nikkor 105mm f/2.8 war das erste Nikon TELE-Makro mit Nahbereichskorrektur. Das AI-s Micro Nikkor 55mm f/2.8 war ein paar Jahre vorher am Markt und war das erste Nikon Makro mit dieser Technik.
 
Zuletzt bearbeitet:
Glückwunsch! Selten werden Anfängerfragen so gut und umfassend beantwortet. Zwei Aspekte möchte ich noch hinzufügen: Auf das Thema Lichtstärke wurde bereits eingegangen, allerdings ist die besonders bei den angesprochenen 100 mm durchaus relevant. Denn dieser Brennweitenbereich wird gerne für Portraits und andere Anlässe genommen, die mit offener Blende fotografiert werden. Und da sind bei leichten Tele-Festbrennweiten 1,8 oder noch wesentlich lichtstärker verfügbar, wovon auch gerne Gebrauch gemacht wird. Bei längeren Tele ist der Unterschied nicht so groß. Da haben Makros oft nur ne halbe Blende weniger, und je nach Vergleichslinse sogar mehr Lichtstärke.
Ausserdem ist zu beachten, dass Makros auch mechanisch ganz anders aufgebaut sind, weil sie einen viel größeren Fokussierweg bewältigen müssen. Das ist bei alten manuellen Linsen vielleicht kein Problem, und bei ganz modernen Optiken auch ok. Aber die ersten Generationen AF-Linsen sind da nicht sehr komfortabel. Ich habe ein Nikon-Makro mit Stangen-AF und würde das aus dem Grunde kaum für was anderes als Nahaufnahmen nutzen.
 
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Das ist korrekt, aber auch vom Trend der Zeit abhängig. Als ich als junges Bürschchen in die Fotografie eingestiegen bin, haben die Zooms gerade im Bereich 80-200mm begonnen, das Misstrauen der Fotografen gegen Zooms zu überwinden. Üblicherweise begann man mit einem 50mm f/1.7 oder f/1.8. Dann ein 135mm und später entweder ein 28mm oder die Kombination 24mm plus 35mm. Mit Stativ und Blitzgerät war die Fotoausrüstung komplett. Die übliche Lichtstärke für Festbrennweiten von 24mm bis 135mm war f/2.8. Das war sowohl finanziell als auch gewichtsmäßig tragbar. Ein lichtstarkes Makroobjektiv mit f/2.8 fügte sich nahtlos ein. Für - seltene - Porträts habe ich damals das 135mm verwendet. Dank der etwas längeren Brennweite war die Freistellung ok. Dass es einmal 85mm f/1.2 Objektive geben würde, wussten wir ja nicht, da kam kein Gefühl des Mangels auf.
Heute sind die Interessen wesentlich breiter gestreut. Sternenhimmel und Milchstraße waren damals keine vorrangigen Motive und unter "Astrofotografie" verstand man Deep Space Fotografie mit mülltonnengroßen Spiegelteles. Heute gibt es hitzige Diskussionen, welches lichtstarke Weitwinkel sich für Sternenhimmel besser eignet. Available Light Fotografie oder nächtliche Straßenszenen verlangen zwingend lichtstarke Objektive. Die einst populären Telebrennweiten 200mm f/4 oder 300mm f/5.6 gibt es nur mehr als Zooms der unteren Preisklassen.

Um auf das Originalthema zurück zu kommen: Wenn man keine speziellen Anforderungen hat, welche extreme Lichtstärken verlangen oder wenn man einfach seine Ausrüstung kompakt halten will, besteht gegen den Einsatz von Makroobjektiven im Fernbereich kein grundsätzlicher Einwand.
 
Es kommt wirklich auf das Objektiv drauf an.

Mein Sigma 50/2,8 macro (mit AF, also kein Uralt-Makro) war ein Fehlkauf. Im Nahbereich ist die Leistung wunderbar. Aber bei Porträts werden die zwei Blenden weniger gegenüber einem lichtstarken 50er-Standardobjektiv schmerzlich vermisst. Und bei Entfernungen größer als 1 Meter ist das alte 50/1,2 AIS bei gleicher Blende klar besser als das Sigma, welches wiederum kaum besser als das Kit-Zoom ist. Im Endeffekt hatte ich dann zwei 50mm-Festbrennweiten und hätte mir als Makro besser gleich eines mit geeigneterer Brennweite im Bereich von 100mm gekauft.

Das Irix 150/2,8 macro hingegen macht auch im Porträt- und Landschaftsbereich eine hervorragende Figur. Dem fehlt nur ein Autofokus.

Das 100er Zeiss kenne ich nicht, aber nach dem, was ich gesehen habe, sollte es in jedem Falle bei Porträts und vermutlich auch bei Landschaften sehr gut sein. Optisch ist es garantiert zu empfehlen. Aber es hat keinen Autofokus. Kommst du damit klar?
 
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Es kommt wirklich auf das Objektiv drauf an. [...]
Danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Genau das hilft mir weiter.
Das 100er Zeiss kenne ich nicht, aber nach dem, was ich gesehen habe, sollte es in jedem Falle bei Porträts und vermutlich auch bei Landschaften sehr gut sein. Optisch ist es garantiert zu empfehlen. Aber es hat keinen Autofokus. Kommst du damit klar?
Also meine Frage habe ich vorrangig aus Neugierde und nicht wirklich aus einer Kaufabsicht dieses Objektiv betreffend gestellt. Ich habe noch zu wenig Erfahrung mit meiner Nikon D80, um beurteilen zu können, wie gut ich mit einem Manuell-Fokus-Objektiv klarkomme. Habe aber ein Voigtländer-Objektiv von einem Arbeitskollegen ausgeliehen, mit dem auch manuell scharfgestellt werden muss. Falls das gut klappt und sich der Ausschuss in Grenzen hält, wäre das Makro schon eine Option. Ausserdem fotografiere ich auch noch mit meiner alten Nikon FE2, da würde das Makro auch gut passen ...
 
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Es spricht durchaus einiges dafür bei Makroaufnahmen grundsätzlich manuell zu fokussieren. Bei der D80 braucht es etwas mehr Übung da der Sucher eher kleiner ist und sich der Fokusindikator nicht beeinflussen lässt.
 
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Ich habe noch zu wenig Erfahrung mit meiner Nikon D80, um beurteilen zu können, wie gut ich mit einem Manuell-Fokus-Objektiv klarkomme.
Ich hatte lange Zeit die D200, welche so etwas wie eine große Schwester der D80 war. Beide hatten den gleichen 10 Megapixel CCD Sensor, letztmalig bei Nikon, wenn ich mich recht erinnere. Dazu das AI-s Nikkor 105mm f/2.8, also ein manuell zu fokussierendes Makroobjektiv. Sowohl mit diesem, als auch mit den ebenfalls manuell zu fokussierenden Objektiven AI-s 28mm f/2, AI-s Micro 55mm f/2.8 und AI 600mm f/5.6 waren die Ergebnisse bezüglich Fokusgenauigkeit nicht berauschend. Die Mattscheibe der D200 war nur schwach mattiert, was zwar ein helleres Sucherbild ermöglichte, aber die exakte Fokussierung erschwerte, da auch ein leichter Fehlfokus im Sucher noch scharf erschien. Leute, welche viel mit manueller Fokussierung arbeiteten, haben damals die originale Mattscheibe gegen eine mit Schnittbildindikator getauscht. Marktführend war hier Katzeye Optics aus den USA. Die Firma hat allerdings schon vor längerer Zeit den Betrieb eingestellt.
Ich konnte nie ergründen, warum diese Probleme mit dem Sigma APO Macro 150mm f/2.8 bei manueller Fokussierung nicht auftraten. Dass es bei der D700 keine Probleme mit manuellen Objektiven gab, habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen.
 
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