Makro jenseits Abbildungsmaßstab 1:1 - Nahlinse und/oder Zwischenringe?

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Burkard

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Liebe Leute,

ich beabsichtige, mit meinem Sigma 105/2,8 Makro-Objektiv Aufnahmen jenseits des Abbildungsmaßstabes 1:1 zu machen. Nach meinem Verständnis bieten sich hierfür zwei Alternativen an: Eine Vorsatzlinse (Nahlinse) oder Zwischenringe (resp. Balgengerät).

Zu welcher dieser Alternativen würdet Ihr mir raten?

Neugierig und dankbar für jeden nützlichen Hinweis
Burkard
 
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Du hast den Konverter vergessen, mit 2X Konverter bist du auch bei 2:1

Gruß
Thomas
 
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Heutige 1:1 Makroobjektive sind mehr oder weniger geschlossene optische Systeme, deren Erweiterungsmöglichkeit schwer beurteilt werden kann, ohne das mal in der Praxis auszutesten. Diese Objektive sind nämlich so konstruiert, dass sie sowohl im Fern-, als auch im Nahbereich gute Ergebnisse liefern. Greift man in diese optischen Gegebenheiten ein, indem man Linsen hinzufügt oder den Auszug verlängert, ist schwer voraus zu sagen, ob dies die Qualität beeinflussen kann.

Normale Vorsatzlinsen sind pfui. Für hochwertige Ergebnisse braucht es Vorsatzachromaten, die üblicherweise 2- bis 3-linsig sind. Wenn wir im weiteren von "Vorsatzlinsen" sprechen, nehmen wir an, dass sowas gemeint ist. Allerdings tritt bei Linsen folgendes Problem auf:

Die Brennweite der Linse ist gleichzeitig die maximal fokussierbare Entfernung der Objektiv-Linsen-Kombination. Sprich z. B. bei einer Linse mit 2 Dioptrien (Canon 500D) ein halber Meter. Wenn diese Linse auf dem Sigma 150 verwendet wird, steigt der Abbildungsmaßstab so Pi mal Daumen auf 1.4:1, das merkt man kaum. Bei einem 105er wird es noch weniger sein. Abhilfe schafft eine stärkere Linse, damit rückt aber die maximale Fokussierung noch näher ran. Heisst unterm Strich, dass Vorsatzachromate bei kurzen Teleobjektiven und Telezomms fantastische Erweiterungen des meist nicht sehr üppigen Nachbereiches bringen. Bei Makroobjektiven, die schon von sich aus sehr weit in den Makrobereich vordringen, ist die Wirkung gering.

Bei Zwischenringen treten andere Probleme auf:

Ringe sind zwischen Objektiv und Kamera und dort läuft heutzutage viel Kommunikation ab, die der Ring übertragen muss. Sowas gibt es mal bei Nikon kategorisch nicht und die Zwischenringe der Fremdhersteller haben etwa die Qualität der Gratisfeuerzeuge, die beim Jahresfest des Fußballvereins verschenkt werden. Zwischenringe mit Elektronikübertragung und Stativschelle zur besseren Balance muss man sich überhaupt selbst basteln.

1:1 Makroobjektive ändern wie erwähnt beim Fokussieren ihre optische Korrektur. Das kommt am Ring oder Balgengerät völlig durcheinander. Ein 105er Makro am PN-11 bildet ganz eingefahren 1:2 ab, ist aber für Unendlich korrigiert. Beim manuellen Micro Nikkor 105mm f/2.8 - wo dieser Fall normal ist - empfiehlt Nikon für diese Konfiguration kräftige Abblendung. Weiters tritt auch hier der Fall auf, je breiter der Zwischenring, desto stärker die Wirkung im Nahbereich, aber umso näher der Unendlichanschlag. Bei Studiofotografie ist das egal, aber bei Wildlife können Libellen schon mal zuweit weg sein.

Beim Balgengerät hingegen wird es endgültig voll manuell. Eine Springblendenübertragung ist nur für Nikon AI, nicht für AI-s möglich. Damit fällt Blendensteuerung über die Kamera generell ins Wasser, es bleibt Zeitautomatik und manuelle Einstellung, jeweils mit Blendenvorwahl am Objektiv. Blendenring somit zwingend erforderlich. Wenn man sich auf dieses Niveau runter begibt und gut damit umgehen kann, empfiehlt es sich gleich, für kleines Geld ein Vergrößerungsobjektiv plus Anschlussadapter fürs Balgengerät zu kaufen und wenigstens optisch das Maximum raus zu holen.

Disclaimer:
Wir plaudern hier über maximale Qualität, wie man sie von guten Makroobjektiven erwarten darf. Eine Beeinträchtigung derselben bedeutet nicht, dass alles unscharf ist, aber für Fotografen mit höchsten Ansprüchen könnte das relevant sein. Ob man das selbst wirklich braucht, muss jeder selbst beurteilen.
 
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Danke, tengris, sehr gut erklärt! Kurz zusammengefasst: Ich sollte also jede Modifikation des bestehenden 1:1-Makro-Objektivs vergessen und mir stattdessen ein Balgengerät mit Vergrößerungsoptik anschaffen. Damit erreiche ich bei maximaler Unbequemlichkeit in der Handhabung optimale optische Ergebnisse. Richtig verstanden?

Burkard
 
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Beides hat Vor- und Nachteile und daher habe ich auch immer beides in der Tasche und nutze es je nach Objektiv, Situation usw.
Beispiele: Die Nahlinse (in meinem Fall der Achromat 500D der Konkurrenz) bringt keinen Lichverlust. Der Zwischenring dagegen ist nicht an Frontdurchmesser gebunden und kann z.B. auch mit großem Teleobjektiv benutzt werden. Usw....

Gruß
Heiko
 
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Richtig verstanden?

Vorsichtig gesagt ja, wobei das von mir geschriebene erst mal nur Fürs und Widers sind, die für ein endgültiges Resumee mit der praktischen Anwendung gegengecheckt werden müssen. Es ist nämlich nicht egal, ob du Libellen, Käfer, Briefmarken oder Mineralien abbilden willst.

Für die Studioarbeit werden gewisse Handhabungsnachteile des Balgengerätes zum Vorteil. Du hast in Ruhe Zeit, alles aufzubauen und über den Einstellschlitten kannst du sehr genau fokussieren. Von einigen Herstellern gibt es auch Makrotischchen für die Balgengeräte, wo du kleine Objekte drauf legen kannst. Die werden mit dem Balgen fest verbunden, was Vibrationen zwischen Aufnahmeeinheit und Objekt drastisch reduziert.

Bei der Arbeit im Freien - speziell nach bewegten Objekten - ist das Balgengerät hingegen im Nachteil. Nicht dass man wirklich mit einem krabbelnden Käfer mitziehen könnte, aber wenn er mal kurz anhält, bzw. der leichte Wind, der das Blatt schaukeln lässt, mal kurz aufhört, hat man "ein-und-zw..." Zeit, den Schuss in den Kasten zu kriegen. Bei Schmetterlingen wird's dann sowieso heftig. Wenn man von denen Porträts will, stellt man am besten eine Schale mit überreifen Obst in die Sonne und hofft, dass auf hundert Wespen ein Falter kommt.

Ich selbst habe mit für die Canon 500D (Schnäppchenkauf ohne viel Nachdenken) als brauchbaren Kompromiss entschieden, weil damit in Kombination mit dem 150er Objekte von der Größe einer Fliege etwa formatfüllend werden

905148314f136a71e.jpg


und der maximale Abstand von 50cm eh außerhalb der erforderlichen Minimalannäherung liegt. Wollte ich jetzt allerdings noch näher ran, müsste ich mir etwas anderes ausdenken.
 
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Hallo,

Mein Ansatz für einigermaßen große Abbildungsmaßstäbe ist folgender:
- Kamerabody (ist eher zweitrangig, bei mir ists halt eine Nikon D50, die aber leider keine SVA hat :stampf:)
- 1 Satz Zwischenringe (die auch Objektivdaten wie Blende oder Brennweite übertragen können)
- 1 gutes Normalobjektiv (bei mir das Nikkor 50mm f/1.8)
- +2 Nahlinse von B+W (verschlechtert die Abbildungsleistung des Nikkors nur unmerklich)
- viel viel viel Geduld und Licht

Dann kommen schonmal Aufnahmen wie diese heraus:
748779274_64277a99e3_b.jpg


100% Crop ohne Bearbeitung:
clack

100% Crop nach Bearbeitung:
click

Die oben genannte Kombination hat einen Abbildungsmaßstab von ca. 1,8:1 :dizzy:

Der Nachteil dieses Aufbaus ist der winzig kleine freie Arbeitsabstand. Da sind teilweise nicht mehr als ein paar cm drin :down: Auch ist der Bereich der Schärfentiefe nur verschwindend gering, wenn man nicht weit genug abblenden kann.

Gruß,

Bernd
 
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Da stellt sich mir jetzt folgende blöde Frage.

Gibt es einen Grund das Makrogläser max. 1:1 auf den Sensor / Film übertragen?
Es scheint ja einen Markt für "Vergrösserungen" zu geben.

Ich arbeite enseits von 1:1 auch mit Zwischenringen, da der Autofokus sowieso Mühe hat mit bewegten Motiven, ist eine gute Wahl des Aufnahmeortes oder das Auslegen von Ködern (bei Insekten) eine brauchbare Variante.
 
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Das mit den Zwischenringen ist wirklich eine Praxisfrage, ich hatte schon die lustige Situation, dass mit einem ZR eines meiner Objektive mindestens gleichgut, vom Gefühl sogar deutlich besser abgebildet hat als ohne.

Bei ebay gibt es 2 modelle an zwischenringen.. welche für ein paar euros zum 'selber aneinender drehen' - völliger mist, oder meist im 3er set für 100€ zu haben, von kenko mit übertragung aller daten und funktionen. Sind nichts anderes als TC's bei denen die linse vergessen wurden ;), also qualitativ durchaus ok. Was spräche denn gegen den TC? Ein bischen ablenden gut... aber sonst?

Grüße
Adrian
 
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naja, der grund warum wohl bei 1:1 schluss is is wohl folgender:

früher war 2:1 oftmal makro, heute ist es 1:1 .. makro ist ja nix anderes als ein laaaaange ausfahrender tubus, einhergehend mit lichtverlust. ( klar optische rechnung dafür auch).

man könnte auch ein 3:1 makro baun..kein thema.. tubus fährt 40 cm vor.. aber das ist halt in 99% der fälle unpraktisch, und mit ZR flexibler zu lösen.. der lichtabfall sollte auch reinspielen. ka bei welcher blende man effektiv wäre bei 2:1 .. aber wohl über 5.6 und damit ohne af.
 
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Alles aufgezählten Möglichkeiten haben wie hier schon erwähnt wurde Vor- und Nachteile.
Für das Maximum an Schärfe würde ich ein Balgen mit einem Lupenobjektiv vorziehen. Satt eines doch recht teuren Lupenobjektivs könnte man auch eine Festbrennweite in Retrostellung verwenden. Hier würde sich ein eventuell schon vorhandenes 35mm/2.0 sehr gut eignen (oder auch ein 50mm/1.8). Auf jeden Fall benötig man aber ein Objektiv mit geringer Brennweite und mit Blendenring. Balgengeräte werden öfters mal recht preiswert gebraucht angeboten und somit kann man schon recht preiswert selber testen, in welche Richtung es weiter gehen soll.

Das ganze nützt nur leider nichts, wenn man z.B. bestimmte Großlibellen aufnehmen möchte. Die können nämlich bestens sehen und ein anschleichen ist in dem Fall sehr schwierig, wenn man nicht gerade die Kältestarre der Libellen nutzt.
Hier könnte also eine Teleobjektiv + TC die bessere Lösung sein.
Ein Achromaten kann Sinn machen wenn man aus Gewichtsgründen nichts anderes in die Fototasche packen möchte und wenn man den Vorteil des nicht auftretenden Lichtverlustes nutzen kann und will.

Es gibt also mehre Möglichkeiten und ich würde es von den Umständen und dem Motiv abhängig machen.
 
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Genau! Und da der Threadsteller noch nicht verraten hat was er eigentlich fotografieren will.. :)
 
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Da stellt sich mir jetzt folgende blöde Frage.

Gibt es einen Grund das Makrogläser max. 1:1 auf den Sensor / Film übertragen?
Es scheint ja einen Markt für "Vergrösserungen" zu geben.
[...]

Der Markt heißt "Mikroskopie" :hehe:

Ein Fokussierbereich von f bis 2f durchgehend scharf zu kriegen, sodaß 'Leute, die Bildelemente auf übertriebene Art und Weise liebhaben' (tm) zufrieden sind- das ist schwierig zu bauen!

Früher war 1:2 üblicher, da wurde aber noch die Brennweite konstant gehalten (alle Linsengruppen nach vorne rausschieben). Heute geht man zu 1:1 und "betrügt" durch Brennweitenverkürzung (floatings für RF und evtl. CRC).

Wenn ich ehrlich bin, ist 1:5 oft schon schwierig, wenn man nicht gerade Plümchen in freier Vasen-Wildbahn fotografiert.

Verzichtet man, und deckt z.B. nur 1:1 bis 5:1 ab (-> Canon E65 oder so ähnlich), wird's wieder preiswerter und im Aufbau optisch einfacher. Das schafft man allerdings auch mit einem Balgen und einem umgedrehten 50er etc. dran, die Schärfentiefe ist bei nicht-planen Objekten eh mist.

Schöne Fotos noch!
Phillip
 
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Ich habe u.a. hier und hier 'mal mit manuellen WW-Nikkoren (20/24/28mm) herumprobiert - die Ergebnisse sind teilweise schon interessant...
 
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