Low-Budget Makrofotografie

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Hans-Peter R.

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Hallo,

bei der Beschreibung dieses Unterforums "Kennt Ihr interessante Motive, Gegenden und Plätze" drängt es mich schon länger zu antworten: "Ja, genau vor unserer Nase!". Es ist an die 20 Jahre her, dass ich mal mit meiner damaligen Kamera gelangweilt herumgealbert habe und eine erstaunliche Entdeckung machte. Für die Profis unter Euch ist das sicher ein alter Hut und ich musste anschließend auch lernen, dass dieser "Effekt" durchaus bekannt ist. Aber für den einen oder anderen unter uns ist es vielleicht eine Anregung: Man nehme eine SLR mit einem möglichst langbrennweitigem Objektiv und setze davor "verkehrt herum" ein weiteres Objektiv mit kürzerer Brennweite (also Filtergewinde an Filtergewinde). Für diese Zwecke gibt es Adapterringe käuflich zu erwerben - im meinem Falle war das ein Adapter mit einem 52mm Außengewinde auf der einen Seite und einem 55mm Außengewinde auf der anderen Seite. Mit diesem merkwürdigen Konstrukt gehe man anschließend sehr, sehr nahe (wenige mm bis cm) an ein Objekt seiner Wahl heran und stelle durch den Sucher erstaunt fest, dass das Objekt scharf abgebildet wird. Wenn man sich den Strahlengang vom Objekt durch die beiden Objektive bis zum Bild aufzeichnet ist eigentlich klar, warum dies so sein muss. Der Vergrößerungsfaktor berechnet sich näherungsweise aus: Brennweite des Kamera-nahen Objektives geteilt durch Brennweite des Kamera-fernen Objektives. In meinem Fall war das 200mm * 2 (-fach Konverter) / 50 mm istgleich 8:1 (!). Das soll kein Ersatz für eine "richtige" Makro- / Mikro-Fotografie sein, sondern ein ganz erstaunlicher Effekt bei einem Material-Aufwand von 5 Euro. Die Tiefenschärfe ist nahezu 0, die Beleuchtung annähernd ein Ding der Unmöglichkeit, aber Spaß macht's trotzdem. Leider sind mir die allermeisten Bilder und Negative von damals abhanden gekommen (Wasserschaden im Keller) aber jetzt mit einer DSLR werden derlei Experimente natürlich erst so richtig interessant und bezahlbar. Auf einem Bild ist ein Wollfaden mit einem Durchmesser von etwa einem halben Millimeter zu sehen, der sich mit einer Dicke von 4 mm auf dem Film abgebildet hat. Bei den anderen Bilder handelt es sich um ein Streichholz bzw.. um den Ausschnitt eines Pfennigs. Leider sind die Papierabzüge durch den Wasserschaden arg in Mitleidenschaft gezogen worden - aber man sieht, was gemeint ist.

Ciao
Hans-Peter
 

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Ja, der Maßstab ist schon hammerhart! Ich konnte mit dem hervorragenden 2,4/35mm Flektogon (Zeiss Jena) auf max. 5:1 abbilden (mit 'nem M-42 Balgen). Hans-Peter, du sprichst mir aus der Seele; genau die Dinge, die uns täglich begleiten, birgen z.T. sagenhafte, ungesehene Ansichten, die mich persönlich sehr überraschten.

Ein gewöhnliches Zündholz zeigt uns z.B. in einer Makroaufnahme, wie es auch aussehen kann. Ich war selber sehr überrascht, welche Details da noch zu "holen" waren (EOS1D, CZ-Jena Flektogon 2,4/35mm am Balgen):

http://img167.echo.cx/img167/9245/zuend6au.jpg
 
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... und wenn man vor das auf unendlich gestellte Hauptobjektiv von - sagen wir 105mm Brennweite - anstelle des Kleinbildobjektivs ein Schmalfilm-Zoom wie beispielsweise ein Schneider Optivaron 1,8/6-66mm schnallt, dann kann man auch noch obendrein von 1,6 : 1 bis 17,5 : 1 zoomen. Solche einstmals sauteuren S8-Varios sind heute auf Photobörsen für kleines Geld zu erwerben und die resultierenden Ergebnisse sind ausgezeichnet. Allerdings sind ein wirklich stabiles Stativ mit fein einstllbarem Kopf und möglichst ein Blitz unabdingbar um an gute Resultate zu kommen.

Freundliche Grüße

Wolfgang
 
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Objektiv umkehren und an Cam oder anderes Objektiv anflanschen, birgt aber die Gefahr, dass der Abstand zum Objekt z.T. sehr kurz wird. Lebende Objekte sind dann passe'. Dieser Umstand sollte aber mit einem seinem Vorhaben bedacht werden.

Gruß Warner
 
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Objektiv umkehren und an Cam oder anderes Objektiv anflanschen, birgt aber die Gefahr, dass der Abstand zum Objekt z.T. sehr kurz wird. Lebende Objekte sind dann passe'. Dieser Umstand sollte aber mit einem seinem Vorhaben bedacht werden.

Gruß Warner

Das ist leider nicht nur ein Problem bei dieser Anordnung sondern gilt ganz genauso bei der Verwendung von Lupenobjektiven. Große Abbildungsmaßstäbe verbunden mit gleichzeitig hohem Detailreichtum bedingen immer einen großen Öffnungswinkel und der lässt sich nunmal nur mit vergleichsweise geringem Arbeitsabstand praktisch verwirklichen. Nicht umsonst haben in dieser Konsequenz Mikroskope noch sehr viel geringere Arbeitsabstände bei stark erhöhter Detailauflösung und gleichzeitig drastisch reduzierter Tiefenschärfe. Lebende Objekte kann man aber auch dann noch aufnehmen, sogar Movies drehen vom Fressen und Gefressenwerden oder auch schlicht von der Schönheit und Eleganz der ganz kleinen Wesen.

Diesem Problem kommt man in der Praxis nur bei, wenn man aufnahmetechnische Vorkehrungen (miniaturisierte Aquarien und Terrrarien beispielsweise und den Umständen angepasste, manchmal sogar spezielle Lichtquellen wie Ringblitz, Faserbeleuchtung u.ä.m.) trifft. Allerdings sind bei Aufnahmefeldern von 4x6qmm bei der von mir oben aufgeführten S8-Varioversion auch die Modelle entsprechend klein. Dem muss man sich anpassen. Das so etwas nicht "mal eben schnell" machbar ist sieht man dann daran, das gute Bilder auf dem Sektor nicht ganz alltäglich sind.

Freundliche Grüße zum Abend

Wolfgang
 
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Hallo Wolfgang,

ja du hast vollkommen recht. Soweit wollte ich nicht ausholen, für ein Newbie sind dass vermutlich noch böhmische Dörfer. Selber habe ich bei meiner Ausbildung über Pilze und Insekten gelernt. Die Bildgebende Instrumente habe ich dann auch intensiv genützt. Aber danke für dein Bericht.

Gruß Warner
 
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Das ist - seit ich im Forum bin - der mit Abstand älteste Thread, der wieder hochgeholt wurde :D

Aber danke dafür! Ich habe wieder was gelernt (und vielleicht wieder mal was zum experimentieren:rolleyes:)
 
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