Empfehlung Kompakttest: Nikon Coolpix AW100

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2011-10-29 Die Coolpix AW100 ist die erste digitale Unterwasserkamera von Nikon, womit der wohl letzte bedeutende Traditionshersteller in dieses Segment vorgedrungen ist. Im Testlabor überraschte die Kamera mit guten Werten – wo doch Unterwasserkameras meist gerade hier schwächeln, was nicht zuletzt auf die Periskopobjektive zurück zu führen ist, die Bildqualität und Licht schlucken. Mit einer Ausstattung wie Bildstabilisator, FullHD-Videofunktion und GPS ist die AW100 ebenfalls mehr als konkurrenzfähig. Ob die Nikon Coolpix auf ganzer Linie überzeugen kann, soll der digitalkamera.de-Test zeigen. (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung Von der Gehäuseanmutung her macht die AW100 nicht unbedingt den Eindruck einer Outdoorkamera. Erst Recht einer Kamera aus dem Hause Nikon, eine Marke, die für hohe Qualität auch bei der Verarbeitung steht. Die Coolpix soll nicht nur stoßfest bis zu 1,5 Meter Fallhöhe sein, sondern auch dem Druck von zehn Meter tiefem Wasser standhalten. Die AW100 besitzt ein Kunststoffgehäuse. Dieser Werkstoff hat den Vorteil, hohe Stoßenergien aufzunehmen, ohne sich dabei dauerhaft zu verformen. Die knallorange Frontblende allerdings, das einzige Metallteil am Gehäuse, ist nur aufgeklebt und lässt sich mit wenig Kraftaufwand lösen. Gewollt ist das nicht, wie Nikon uns auf Nachfrage bestätigte. Schade, denn die Blende wirkt fast wie ein Wechselcover, durch die man seine Kamera der individuellen Anwendung problemlos anpassen und vor allem Gebrauchsspuren verschwinden lassen könnte.

Einen guten Eindruck hinterlässt hingegen das Batterie- und Speicherkartenfach. Es ist durch einen Knopf-Drehmechanismus gesichert, der ein versehentliches Öffnen verhindert, und die gelbe Gummidichtung wirkt robust. Neben dem Lithium-Ionen-Akku, der für etwa 250 Aufnahmen reichen soll, sind hier der Steckplatz für eine SD/SDHC/SDXC-Speicherkarte sowie die Anschlüsse für USB und Mini-HDMI verborgen.
Das Kunststoffstativgewinde reiht sich in der Gehäusequalität ein, es sitzt zudem nicht in der optischen Achse. Das Akkufach wind hingegen auch durch ein Stativ nicht am Öffnen gehindert, da es seitlich sitzt.

Die Bedienknöpfe der AW100 wirken ebenfalls nicht sehr hochwertig, vor allem auch vom Druckgefühl. Das gilt erst Recht für den Auslöser, dessen Riffelung und hör- sowie spürbare Druckpunkte aber nicht zu beanstanden sind. Interessant ist die Möglichkeit, grundlegende Kamerafunktionen per "Klopfbedienung" einstellen zu können. So lässt sich die AW100 auch mit Handschuhen verstellen, denn die Knöpfe sind dafür zu klein. Aktiviert wird sie mit der großen Taste an der Gehäuseseite. Das Menü ist Nikon-typisch aufgebaut und wirkt etwas altbacken. Die relativ wenigen Einstellmöglichkeiten sorgen aber für eine gute Übersichtlichkeit. Die recht zahlreichen Bedienknöpfe auf der Kamerarückseite sind mit diversen Funktionen vorbelegt, so dass man in der Regel die wichtigsten Kameraeinstellungen, sofern man sie nicht sowieso der Automatik überlässt, ohne Umwege über das Menü erreicht. Der Bildschirm ist mit 7,5 Zentimetern Diagonale recht üppig für eine derart Nikon Coolpix AW100 Akkufach und Speicherkartenfach kleine Kamera, seine 460.000 Bildpunkte sorgen für eine ausreichende Detaildarstellung.

Farb- und Kontrastdarstellung sind gut, einzig im Sonnenlicht wirken dunkle Bildpartien durchgehend schwarz, obwohl sie Details aufweisen. Man sollte also vermeiden, die im Display zulaufenden Schatten mit der Belichtungskorrektur auszugleichen, um nicht am PC später eine böse Überraschung in Form von überbelichteten Fotos zu erleben.

Das optische Fünffachzoom deckt einen Brennweitenbereich von 28 Millimeter Weitwinkel bis 140 Millimeter Tele ab, was für den Alltag ausreichend ist. Durch den Periskopaufbau gibt es keine ausfahrenden Teile. Leider hat Nikon den Objektivschutzvorhang eingespart, nur eine robuste Scheibe, die etwas tiefer gelegen ist, schützt das Objektiv. Durch die Lage in der oberen Ecke muss man zudem aufpassen, seine Finger nicht in den Strahlengang zu halten und sie so ungewollt auf den Fotos zu verewigen.

Erstaunlicherweise hat Nikon es sogar geschafft, einen optischen Bildstabilisator zu verbauen. Darüber hinaus sind die Fokussierzeiten durch die kurzen Stellwege gering. Innerhalb von 0,25 bis 0,4 Sekunden wird ausgelöst, sofern genügen Licht und Motivkontrast vorhanden sind. In dunklen Umgebungen steht dem Fokus eine grellweiße LED zur Seite.

Ausstattung Die Nikon Coolpix AW100 ist, wie leider so viele Outdoorkameras, als reine Automatikknipse ausgelegt. Automatik, Einfachautomatik und Motivprogramme stehen hier zur Wahl, wobei man in der Automatik noch die meisten Eingriffsmöglichkeiten hat. ISO-Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur, Weißabgleich und Blitzprogramm lassen sich hier einstellen. In der Einfachautomatik hingegen schrumpft das Hauptmenü auf eine einzige Einstellmöglichkeit: die der Bildgröße. In der Bildwiedergabe bietet die AW100 einige Bearbeitungsmöglichkeiten wie etwa eine schnelle Bildoptimierung, Effekte und Filter. Das macht, für einfache Ansprüche, einen PC zur Bildbearbeitung überflüssig.

Besonders interessant und für eine Outdoorkamera eigentlich auch obligatorisch, ist das eingebaute GPS. Mit der Coolpix P6000 war Nikon hier unrühmlicher Pionier und hat sich die Finger verbrannt – das GPS war praktisch unbrauchbar. Aus Fehlern lernt man, das merkt man der AW100 an. Das GPS kann am PC mit Unterstützungsdaten bestückt werden. Dadurch wird die Bestimmung der Position entscheidend beschleunigt auf oft unter 30 Sekunden. Außerdem verfügt das GPS über einen elektronischen Kompass, auf dem Display lässt sich sogar die Himmelsrichtung anzeigen. Vor allem bei Städtetouren kann man dadurch hinterher einfacher bestimmen, welches Gebäude man beispielsweise aufgenommen hat. Ebenfalls nützlich ist die Möglichkeit, nicht nur die aktuellen GPS-Positionen in eine Aufnahme zu speichern, sondern die Kamera permanent den Track aufzeichnen zu lassen. So weiß man hinterher auch ohne Foto, wo man war. Ein weiterer Pluspunkt ist die eingebaute Karte. Sie ist genau genug, um sich damit orientieren zu können und zu sehen, wo die aufgenommenen Fotos liegen. Ebenfalls im Speicher der Kamera enthalten sind diverse "Points of Interest", also historische Bauten, Parks etc. in Klarnamenform. So findet man auch versteckte Motive in Nebenstraßen.

Nicht zu verachten ist die Videofunktion, die mit Stereoton in FullHD bei 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Sowohl die Fokussierung (sofern AF-F aktiviert) als auch das optische Zoom bleiben während der Aufnahme aktiv. Erfreulicherweise arbeiten beide nahezu unhörbar und stören dadurch die Tonspur nicht. Ebenfalls aktiv ist der optische Bildstabilisator. Spätestens beim Filmen merkt man auch, warum das AF-Hilfslicht weiß und nicht grün oder orange ist: Es dient bei der Videoaufnahme, sofern im Menü aktiviert, als Videolicht – das funktioniert erstaunlich gut. Dank Videoaufnahmetaste lässt sich jederzeit eine Videoaufzeichnung beginnen, die nach dem Knopfdruck auch recht fix startet. Bei verringerter Auflösung lassen sich sogar Highspeedfilme mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde aufnehmen, so dass beim Abspielen Bewegungsabläufe detailreich sichtbar werden.

Bildqualität Outdoorkameras glänzen in der Regel nicht durch eine gute Bildqualität. Ihr Fokus liegt auf einem robusten, wasserdichten Gehäuse, und so muss die Konstruktion mit einem Periskopobjektiv Vorlieb nehmen. Hinzu kommt ein winziger Bildsensor, voll gestopft mit 16 Millionen klitzekleinen Pixeln, beste Voraussetzungen also für "berauschende" Bildergebnisse mit eher geringer Auflösung und anderen Objektivschwächen. Nichtsdestotrotz musste sich die Nikon Coolpix AW100 denselben Testkriterien im digitalkamera.de-Labor unterwerfen wie jede andere Kamera auch. Die ausführlichen Ergebnisse mit vielen einzelnen Diagrammen geben gegen ein kleines Entgelt Aufschluss über die Qualitäten der AW100 unter verschiedenen Gesichtspunkten (siehe weiterführende Links).

Im Testlabor überraschte die AW100 gehörig. Nicht nur, weil die Erwartungen gering waren, sondern auch, weil die Kamera tatsächlich gute Ergebnisse vollbringt und sich keine eklatanten Schwächen erlaubt. So zeigt das Objektiv eine gute Bildschärfe vom Zentrum bis an den Bildrand, Abzüge auf DIN-A4 sind kein Problem und sollten in der Größe für eine Outdoorkamera völlig ausreichend sein. Im Bildzentrum erreicht die Kamera bei 50 Prozent Kontrast sogar eine Ausgabeauflösung von fast 50 Linienpaaren pro Millimeter, lediglich im Telebereich ist die Auflösung mit 40 Linienpaaren etwas schwächer, aber immer noch gut. Auffallend jedoch sind die starken Farbsäume an Kontrastkanten, die bei näherer Betrachtung auch auf einem A4-Abzug störend wirken können – die vielleicht größte Schwäche der Kamera. Andererseits hatten wir schon Kameras im Labor, die Farbsäume um ein Vielfaches stärker ausprägen als die AW100.

Auffallend ist, dass Nikon die Bilder in der Kamera stark bearbeitet, sie ist unverkennbar als so genannte Shoot-to-Print-Kamera ausgelegt. Die Aufnahmen werden stark geschärft, die Tonwertkurve ist auf einen knackigen Bildeindruck ausgelegt.

Hier muss man also nicht noch eine Bildbearbeitung am PC bemühen, um kräftig wirkende Fotos zu erhalten. Selbst Verzeichnung und Randabdunklung, die jedes Objektiv natürlicherweise aufweist, sind auf nahezu Null korrigiert. Erstaunlich ist das geringe Rauschen bis ISO 400. Auch die Detailauflösung bleibt dabei hoch, so dass man die Kamera bis ISO 400 problemlos einsetzen kann. Sorgen bereitet lediglich der Signal-Rauschabstand, der bereits bei geringster Empfindlichkeit gerade noch akzeptabel ist, sich aber über alle Empfindlichkeiten in diesem Bereich hält. Ab ISO 800 nimmt die Detailtreue sichtbar ab, das Rauschen steigt langsam an. Das ist letztlich der Tribut an die winzigen Pixel und es ist erstaunlich, dass die Kamera bei niedrigen Empfindlichkeiten so gut ist.
Selbst der Dynamikumfang liegt mit ca. zehn Blendenstufen bis ISO 800 im sehr guten Bereich, aber auch bei höheren Empfindlichksstufen fällt er lediglich um einen halben Blendenwert ab. Motivkontraste kann die AW100 also gut verarbeiten, auch wenn die starke Rauschreduzierung in den Schatten Details kostet. Farben gibt die AW100 ebenfalls beachtlich gut wieder. Zwar sind Abweichungen im Labor feststellbar, aber es gibt keine großen Ausreißer. Erst ab ISO 1.600 wird die AW100 etwas ungenauer.

Fazit Unter den Outdoorkameras die beste zu finden, ist schwierig. Zumindest in Sachen Bildqualität, eigentlich eine der großen Schwächen dieser Kameraklasse, kann die Nikon Coolpix AW100 trotz Periskopobjektiv und 16 Millionen winzig kleiner Pixel überzeugen. Was die Robustheit anbelangt, enttäuscht das Gehäuse jedoch zumindest vom subjektiven Eindruck. Zudem ist die Verarbeitung der AW 100 einer Nikon eigentlich nicht würdig. Auch wenn der Kunststoff Stöße gut abfedern mag, so darf es nicht sein, dass man die Frontzierblende einfach wie einen Aufkleber abziehen kann. Konsequenterweise hätte Nikon hier gleich Wechselcover vorsehen können, dann wäre eine optisch mitgenommene Kamera im Nu wieder wie neu. Bei der Ausstattung überzeugt vor allem das vielseitige GPS. Trackaufzeichnung, elektronischer Kompass, Satellitenunterstützungsdaten, eingebaute Karte – hier fehlt nichts. Insgesamt ist die Coolpix AW100 also ein gelungener Einstieg Nikons in die robuste Kameraklasse.

Quelle und Abbdruckgenehmigung: Digitalkamera.de
Alle Bilder: MediaNord
Autor: Benjamin Kirchheim
(c) Digitalkamera.de/MediaNord

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