Hallo Nicki,
Der Unterschied zwischen zuweisen und konvertieren scheint mir klar. Mit einem zugewiesenen (eingebetteten) ICC-Profil verändere ich die Farbinformationen der Datei nicht, sondern "simuliere" ihr Verhalten,
Vielleicht sollte man besser sagen, Du
definierst sie. Ist die Farbinformation eines Pixels z.B. RGB = 255, 0, 0, so heißt das zunächst nur "so rot wie möglich" (255 ist ja der höchste mögliche Wert pro Kanal bei 8 Bit). Das Problem ist, dass das für verschiedene Geräte/Farbräume absolut gesehen ganz verschieden "rot" sein kann, und deswegen braucht man eben das Farbprofil, das beschreibt, "wie rot" das "rotmöglichste Rot" in diesem Falle ist.
wenn ich innerhalb eines Bildbearbeitungsprogramms (Photoshop) den Farbraum im FMS ändere. Dies ist dann am Bildschirm zu sehen. Konvertiere ich jedoch dann diese Datei in einen vorgegebenen Farbraum, dann verändert Photoshop die ursprünglichen Farbwerte und verrechnet diese mit den Farben des neuen Zielfarbraums, um annähernd dort ein gleiches Ergebnis zu erzielen. Somit wird die ursprüngliche Datei dann tatsächlich physikalisch geändert. (konvertiert)
Mögliche Mehrfachkonvertierungen gehen jedoch mit Qualitätsverlust einher.
Darum sollte man schon zu Beginn wissen, wo die Reise hingeht.
@Uli -> habe ich das so korrekt wiedergegeben?
Yep. Zwei einfache Faustregeln:
1.
Zuweisen verändert nicht die RGB-Daten, aber deren Darstellung am Bildschirm
Konvertieren verändert die RGB-Daten (damit sie an ein anderes Gerät/einen anderen Farbraum angepasst sind), aber nicht (oder fast nicht) die Bilddarstellung am Bildschirm
2. Im "Lebenslauf" eines Bildes gibt es nur
eine Zuweisung, die am Beginn steht, wenn das Bild noch gar kein Profil (oder irrtümlich ein falsches) hat. Danach folgen wenn, dann nur noch Konvertierungen von einem Profil ins andere. (Eine Konvertierung setzt immer voraus, dass das Bild schon ein Profil enthält,
von dem konvertiert wird. Ist noch kein Profil im Bild vorhanden, dann "rät" das Betriebssystem und setzt ein Default-Profil ein.)
Da man anfangs eben oft nicht weiß, "wohin die Reise geht", ist die beste Strategie, gleich zu Beginn in einen "neutralen" Arbeitsfarbraum zu wandeln, der groß genug ist, um die Farben möglichst nicht zu beschneiden, und den dann bis zur tatsächlichen Ausgabe in einem bestimmten Medium strikt beizubehalten.
Was ich jedoch immer noch nicht gänzlich kapiert habe, ist, wo wird denn nun genau ein möglich persönlich erstelltes Kameraprofil (Geräte-ICC) nach seiner Erstellung abgelegt. Speicher es die Kamera im Chip od. in der Speicherkarte?
[...]
Haben die DSLR-Kameras eigens einen Modus, mit dem man ein Geräte-ICC erstellt?
Ich glaube, hier gehen noch mehrere Sachen durcheinander. Eine
Kamera kann überhaupt kein Farbprofil erstellen und es mithin auch nicht auf einer Speicherkarte speichern. Zur Erstellung eines Kameraprofils brauchst Du ein spezielles Programm, und nach meinem Test funktionieren leider überhaupt nur zwei rundum so, wie sie sollen, und die sind beide sehr teuer:
ProfileMaker Kameramodul (so um die 660 Euro) und
i1 Match Kameramodul (235 Euro, aber leider nur benutzbar, wenn man das (allerdings sehr gute)
i1 Pro Spektralphotometer zur Druckerprofilerstellung besitzt, das seinerseits 800 Euro oder mehr (je nach Software) kostet). Das ist also ein teurer Spaß.
Dazu kommt noch ein geeigneter Testchart, der auch teuer werden kann.
Du machst von dem Testchart mit der zu profilierenden Kamera eine Aufnahme, und diese Bilddatei öffnest Du dann in dem Profilierungsprogramm, das daraus ein Profil errechnet. Wo Du das Profil dann abspeicherst, ist im Prinzip wurscht, solange das Programm es findet, mit dem Du die Zuweisung zu Deinen Fotos vornimmst (das kann, muss aber nicht der RAW-Konverter sein).
*Kamera-Profil anlegen: In meinem jugendlichen Leichtsinn dachte ich es genüge, wenn ich mich mit Kamera, Stativ und Testchart bewaffnet an einem Tag mit gleichmäßig zugezogenem Himmel (gleichmäßig diffuses Licht) mittags zwischen 12:00 - 13:00 Uhr ins freie begebe und einen Ort aufsuche, der keine großen Farb-Reflexionen zuläßt; z.B. auf einem Feld im Herbst mit gräulichem Untergrund. Naja... ;-)
Üblich ist eine mit einer Studioblitzanlage ausgeleuchtete Fotografie, aber Dein Verfahren ginge vermutlich genauso, wenn Du auf gleichmäßiges Licht und korrekte Belichtung achtest (am besten eine Belichtungsreihe fotografieren). Das ist letztlich nicht das Problem. Das Problem sind das teure Profilierungsprogramm
und dazu ggf. noch ein teurer RAW-Konverter.
Es ist auch nur sinnvoll mit Rawdateien.
Das kann man so nicht sagen, selbst JPEG-Schnappschusskameras lassen sich durch Farbprofile deutlich verbessern (nur ist natürlich fraglich, ob es sinnvoll ist, für eine solche Kamera so einen Aufwand zu betreiben). Ideal sind aber in der Tat RAW-Dateien. Das Problem ist nur, einen RAW-Konverter zu finden, der das korrekt handelt, und ich habe leider überhaupt nur das gute, aber teure
Capture One PRO gefunden (500 Euro). Ich will jetzt wirklich keine billige Werbung machen, aber die Details der Problematik sind nicht ganz leicht zu erklären, und in dem Mac-Life-Artikel, der in ein paar Tagen erscheint, ist das Problem mit Diagrammen usw. hoffentlich anschaulich beschrieben.
Wenn man kompromissbereit ist, geht's aber auch mit anderen RAW-Konvertern. Das
Entscheidende ist stets, dass die tatsächlichen Fotografien mit
exakt den Einstellungen in den Computer übernommen werden, mit denen zuvor das Profil erstellt wurde. Wenn man also bei der Profilerstellung einen RAW-Konverter so eingestellt hatte, dass der ein Bild mit Adobe-1998-Profil ausgab, dann muss man auch all seine späteren Fotografien mit
genau diesem Konverter und diesen Einstellungen einlesen, und dann den Bildern, die herauskommen, als erstes (nach dem Weißabgleich) in irgendeinem Programm, das das kann, das eigene Kameraprofil zuweisen (das ist einer der seltenen Fälle, wo ein Bild schon ein Profil (im Beispiel Adobe 1998) hat, aber eben kein optimales, weswegen das vorhandene Profil durch eine
Zuweisung einfach
überschrieben wird). Welches Programm man zur Zuweisung benutzt, ist im Prinzip wurscht; bei Mac OS X können das mehrere zum System gehörende Programme wie
Vorschau oder
ColorSync-Dienstprogramm, bei Windows weiß ich nicht.
Tschau
Uli