Island 2021 - eine verlorengegangene Fotoseele erwacht zu neuem Leben

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In diesen Momenten bin ich wieder in meinem Element, das Fotografieren macht mir wieder Spaß! Solche Licht- und Wettersituationen liebe ich und kenne sie aus meinen 11 bisherigen Touren. Dieses Wechselhafte, dieses intensive Licht, das die Farben dann zur Explosion bringt oder verstummen lässt, ist unglaublich. Mir hat mal jemand gesagt, der einige meiner Fotos sah, ich solle nicht so doll mit den Reglern in Photoshop spielen. Er war noch nie auf Island, sonst hätte er geschwiegen !

Das Licht ist weg, die Farben auch !

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Die gestrigen Bilder zeigten den Arnarfjörður (dt. Adlerfjord ) schon eine Strecke hinter Bildudalur, was unser grobes Tagesziel anbetraf. Wir fuhren zunächst weiter zum Ort Selárdalur, der an der Straße 619 liegt. Die Piste ist sehr steinig und zum Teil in schlechtem Zustand. Von Bíldudalur benötigt man für die 25 km lange Piste nach Selárdalur ungefähr 45 Minuten, ohne Fotostopps. In Selárdalur selbst erwartet einen eine unwirkliche Kulisse. Gebildet wird diese durch die Gebäude und Skulpturen von Samúel Jónsson, einem Bauer und selbsternannten Künstler, der von 1884 – 1969 lebte. Das Tal von Selárdalur ist heute bis auf einige Sommerhäuser unbewohnt. Der letzte dauerhafte Bewohner verstarb 2010. Samúel Jónsson lebte auf dem Hof Brautarholt und erstellte Plastiken, die an naive Kunst wie z.B. an den Löwenbrunnen der Alhambra erinnern und wurde daher auch der „Künstler mit dem Kinderherzen“ genannt. Die Plastiken, das dazugehörige Haus und die ebenfalls von ihm gebaute Kirche wurden ab 1998 von freiwilligen Helfern unter der Leitung des deutschen Bildhauers Gerhard König renoviert. Ein weiteres Haus konnte zwischenzeitlich gerettet werden, nachdem es wegen Einsturzgefahr abgebaut worden war. Auszüge aus: zauber-des-Nordens.de



Es fing wieder an zu regnen und der Wind kam zu den Motiven wieder von vorne. So blieb es hier bei einigen Dokumentationsfotos ohne künstlerischen Wert

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Dem intensiven Regen ausgesetzt flüchteten wir ins Auto und machten uns auf den Rückweg. Wr kamen keine 100 m weit, als ein Halt erschallte. Es kam von den Rücksitzen. Es wurde ein neues Fotomotiv gesichtet. Ein ausgeschlachteter Trecker stand seiner Seele beraubt in einer Wiese. Kamera unter die Jacke gehalten liefen wir die 20 m durch das nasse Gras und machten ein paar Aufnahmen, bevor es weiterging

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Es war ein langer Tag, der uns vom Wetter her nur sporadisch zur Entfaltung kommen ließ, wie am Sandstrand von Arnarfjörður, an dem es einige lichte Momente gab. Meistens blieb das Equipment von 12 Kg plus Stativ im Auto liegen. Wir wurden nass, die Motivation ging gegen null. Kurz vor unserem Ferienhaus noch ein Foto von unserer Hofruine, das noch einmal die ganze Misere des Tages zeigt, und das war's für den Tag! Abendessen machen und dann ab in den Hotpod.

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Der 4. Tag



Gestern Abend bekam ich noch einen dicken Hals, nicht vom schlechten Wetter des Tages, sondern die Einstellung meiner Mitreisenden war die Ursache. Ich hatte gestern auch ein wirklich komisches Ansinnen, war ja selbst Schuld. Ich bat darum, dass wir gemeinsam die Touren der nächsten beiden Tage planen. Bisher wirkten meine Spuren offensichtlich wie Klebstoff und man folgte meinen vagen Vorschlägen mit den Worten: "Du kennst Dich hier aus, es war mit Dir immer ein voller Erfolg".

Na gut! Nur die nächsten beiden Routen waren Tidenabhängig. Somit war ein Ausschlafen bis 9.00 Uhr und Aufbrechen um 10.00 Uhr gegebenenfalls nicht mehr möglich, wie man/frau es aktuell praktizierte. Das Wetter sollte dabei auch eine Rolle spielen, weil es zum einen zum Rauðisandur, einem bei Sonnenschein golden bis rotorange leuchtenden, aus feingeriebenen Muschelschalen bestehenden Strand gehen sollte. Dort gab es Motive ohne Ende. Allerdings kommt der Strand bei Hochwasser nicht besonders gut. Zum anderen war eine Piste geplant, die direkt am Meer über das Strandgeröll führt und die bei Hochwasser mit starken Winden mit unserem Auto nicht befahrbar ist. So etwas sollte man einplanen. Zudem war an einem der beiden Tage ein Rundflug über die Fjorde geplant, den ich privat gechartert habe - auch wetterabhängig. Da sollte schon alles etwas abgestimmt werden.

Die Antwort der beiden war: "Das können wir Morgen besprechen". Wortlos ging ich in den Hotpod. Den Strand habe ich dann vom Plan gestrichen, gab ja noch eine Alternative. Den Flug habe ich dann auch gecancelt, was auch ganz im Sinne der anderen war, nachdem mehr Regen als Sonne angesagt war. Ich wäre dennoch gerne geflogen, nur war der Flug für mich allein zu teuer. Ich war gefrustet.

Als ich mir um 9.30 Uhr die Schuhe anzog, kam die nächste Meldung: "Du verbreitest hier eine Unruhe, mach nicht solch einen Stress. Ich glaube, ich habe es nicht gehört, war ich im Urlaub oder zuhause ? !!!!!!!!!!!!!!!

Die Tour sollte dann zum Dynjandi, dem größten Wasserfall in den Westfjorden gehen. Heute Morgen schien noch die Sonne, jedoch zogen von Süden schon wieder dunkle Wolken auf.


Aber zunächst überquerten wir nur die Straße vor unserer Hütte, denn dort lag eine in Stein gefasste heiße Quelle mit angrenzendem kleinen Schwimmbad. Die je nach Himmelsrichtung differenten Lichtsituationen ließen uns zahlreiche Fotos machen und mit Belichtunseinstellungen spielen.

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2 Kommentare
rollertilly
rollertilly kommentierte
Deine Schilderung ist klasse - und kommt mir so bekannt vor. Dazu muss man nicht nach Island, das geht auch mit Rollerfahrern :ROFLMAO:
Aber du scheinst ein sehr ausgeglichenes Gemüt zu haben. Ich bin gespannt, ob ihr gemeinsam heimgeflogen seid oder getrennt.
 
palaeo1
palaeo1 kommentierte
".. ausgeglichenes Gemüt" ? - eher resigniert und diskussionsmüde, habe das jahrelang zuhause trainiert !:sneaky:
 
Nach diesem Heimspiel ging die Fahrt auf der 62 weiter bis zur Straße 60, auf die wir links abbogen - nein, halt stop, wir haben vorher noch getankt. An der Einmündung befindet sich eine Tankstelle, die nächste ist 50 km entfernt. So sollte man jede Möglichkeit wahrnehmen, in dieser einsamen Gegend immer mit einem vollen Tank unterwegs zu sein. An diesem Abzweig endet auch die Asphaltstraße und geht in eine Schotterpiste über, die zudem gerade auf fast voller Länge eine Bausstelle ist. Gleich hinter dem Abzweig hielten wir aber wieder. Dort stand eine Statue aus Beton. Eine Information gab es am Ort aber nicht. Die bekam ich aber nach der Rückkehr in Deutschland, nachdem ich die örtliche Gemeinde angeschrieben hatte. Die Statue wurde im Rahmen des Baus einer Brücke über die Penna von Bauarbeitern 1958 errichtet und stellt ein Zeugnis der damaligen Volkskunst dar. Die Figur wird nach dem Fluss "Pennukarlinn" benannt, was soviel wie "Pen man" heißt, nach dem geraden Verlauf des Flusses.

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Bevor wir zum Dynjandi kamen, lag vor uns noch ein weiterer Wasserfall, der Kálfeyrarfoss, oberhalb des Dynjandi im selben Flussverlauf. Das Licht für intensivere Fotos war in dem Moment mal wieder nicht vorhanden. So hielten wir uns hier nur eine halbe Stunde auf, in der Hoffnung, dass, wenn wir am Fuß vom Dynjandi angekommen sind, alles wieder sonnig aussieht. Kurz noch mal den Wetterbericht angesehen: Es sollte trocken bleiben und mal mehr, mal weniger Sonne geben. Das hört sich doch gar nicht mal so schlecht an.

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Nachdem alle Beteiligten der Meinung waren genug Fotos gemacht zu haben, fuhren wir weiter. Wir beschlossen dann heute doch noch die Straße 622 zu fahren, zumal der Tidenkalender zeigte, dass das Wasser am Nachmittag erst auflaufend sein sollte. Der Wind soll schwach bleiben und das Wetter dort besser sein als hier am Dynjandi. So fuhren wir auf der 60 weiter Richtung Þingeyri, wo die 622 von der 60 abzweigt. Es ging durch einen Tunnel, der erst 2020 fertigestellt wurde und die alte Passstraße, die ich noch 2017 gefahren bin, ablöst. Am Abzweig führt ein Damm und eine Brücke über den Dýrafjörður. Kurz davor sahen wir, wie eine kleine Anzahl an Seehunden sich auf einzelnen Steinen im flachen Wasser sonnten. Das ließen wir uns nicht entgehen und fotografierten sie eine Zeit lang lang, mussten aber das eigentliche Ziel im Auge behalten. Die Fots waren allerdings nicht sehr abwechslungsreich, da die Seehunde sich kaum bewegten, lediglich manchmal zu uns herübersahen oder mal kurz mit ihren Flossen winkten, zumindest sah es so aus. :LOL:

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Wir machten uns aber bald wieder auf den Weg, um im ca. 8 km entfernten Þingeyri den nächsten Stopp einzulegen. Dort fanden sich Graffitis an Wänden, die meine Graffiti-Sammler auf den Rücksitzen noch mitnehmen wollten. Zum einen gab es eine schöne Szene eines unbekannten Künstlers, der die friedliche Eintracht von Polarfuchs und Enten bei Mitternachtssonne festhielt, von der ich dann auch ein schnelles Foto machte.

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