Was wird nur aus der schönen Fotografie? Einst genutzt, um unwiederbringliche Momente einzufangen, andere Teilhaben zu lassen an Gesehenem und Erlebtem, gesehenes oder beeindruckendes zu Dokumentieren, wird sie mehr und mehr zum Selbstdarstellungsinstrument.
Früher wurde anders und weniger fotografiert. Der typische "Nebenbei-Hobbyist" hatte eine Kamera hauptsächlich für Reisen und Familie. Daneben gab es Menschen (meist männlich, selten weiblich), die die Fotografie zum Beruf, oder zur Leidenschaft hatten.
Ein Fotoapparat wurde vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Heute ist die Kamera vom letzten Jahr veraltet und wird lieblos in der Bucht wieder verschärbelt, verschenkt, oder sonstwie entsorgt.
Jedes Kind über zehn Jahre (bei uns!) hat bald ein Handy und eine Digitalknipse.
Man geht nicht mehr zum Fotografen und wartet auf die Entwicklung, oder macht sich selbst die Mühe in der Dunkelkammer.
Ein Foto ist zum Wegwerfartikel verkümmert - erstmal Masse, dann löschen - so geht es nicht immer und nicht bei allen, aber ein Freitagsthema wäre auch die Frage: "Wieviele Bilder löscht Ihr pro Woche?", oder: "Wie lange habt Ihr einen Drucker, ein Objektiv, einen Body, ...)
Es werden nicht mehr einige wenige ausgesuchte Filme für die Reise eingepackt, sondern mindestens drei Speicherkarten mit mindestens je 4 GB Speicher.
Unzählige "Künstler" suchen sich mittels Verfremdung, Beschnitt, Lichteffekten oder anderer Mätzchen aus der Masse der Fotografiernden hervorzuheben, und da an „Jublern“ kein Mangel zu herrschen scheint, bekommt auch fast jeder die wohlfeile Anerkennung, die ihn zum „Weitermachen“ animiert.
Wenn man ein normales Bild von einem "normalen" Motiv (egal, ob Person, Bauwerk, Landschaft, ...) macht, schaut fast jeder nur gelangweilt "gibt´s schon!"
Dazu werden Reisen immer billiger: Mal eben nach Paris, Rom, London, ... (auch Barcelona), was früher eine aufregende Reise war, wird jetzt zum Schuhe-Tauschen beworben.
("Nebenbei haben wir noch X Fotos geschossen!")
- Also müssen die, die auffallen wollen (oder müssen - um Geld zu verdienen), auch möglichst krass auffallen.
Leider, denn diese „Werke“ Blenden nur und verstellen den Blick auf jenes, das die Fotografie ursprünglich so verbindend machte.
Zunehmend entwickelt sich Fotografie zu einer Effekte jeder Art produzierenden Beschäftigung. Brennweiten, früher genutzt, um der Gesamtheit des Darzustellenden entsprechen zu können, verkommen zu dramatisierenden Instrumenten von leeren Inhalten, die es ohne Tricks kaum Wert wären, abgelichtet zu werden. Ein paar "Ah"s und "Oh"s auslösend, hinterlassen sie am Ende nichts als Leere. Leere, die darauf wartet, durch das nächste Getöse wieder gefüllt zu werden.
Etliche, offensichtlich vorhandene fotografische Talente verschleissen sich in einem Prozess, der am Ende nichts weiter herstellt als jene Fotoseiten, die tausende von Zeitschriften zu jener Ware werden lässt die es nicht einmal vermag, einem die Zeit im Wartezimmer des Arztes zu verkürzen.
So isses: Die Party muß knallen! Die Fotos müßen geil sein!
Hauptsache von allem viel und schräg ist allemal wichtiger als gut!
Ja, ich weiss, ein provozierender Text, aber ich empfinde es genau So! Wenn Ihr es anders seht, lasst Hören!
Du provozierst, aber hier nach meiner Meinung für viele Situationen zu Recht.
Nur ein Beispiel aus dem Forum zum Nachdenken:
Nennen wir ihn Rainer Martini - er macht eine Reise und stellt zuerst einige wenige Bilder ins Forum
...............
Reaktionen:
Toll! (zwanzig)
Das Licht gefällt mir nicht (ein Nörgler ist auch mal dabei)
Hast Du noch mehr (dreißig)
Das Bild habe ich mir lange angesehen (Einer)
Die Zahlen sind nicht gezählt, nur empfunden ...