Für mich ist die Bezeichnung Arca Swiss einfach die Beschreibung der Art der Klemmung.
Ich versuche es noch mal ganz vom Anfang:
Arca Swiss ist als Schweizer Premiumhersteller über die letzten Jahrzehnte hauptsächlich für zwei Produktlinien bekannt gewesen: Fachkameras und Kugelköpfe. Die Arca Swiss Klemmung ist gewissermaßen die Verbindung zwischen den beiden. Der Kugelkopf hat eine Klemme in welche die an der Ober- und Unterseite keilförmig ausgeführte Basisschiene der Fachkamera hinein passt. So war es ursprünglich gedacht.
Um diese Schnellklemmung auch für andere Kameras verwenden zu können, werden verschiedene Schienen angeboten, welche an der Unterseite dieser Geräte angebracht werden. Zusätzlich dazu realisieren auch noch andere Geräte traditionell diesen Standard. Zum Beispiel die Basisschienen von Cambo, das Balgengerät zur Mamiya M645 (manuell) und wahrscheinlich noch jede Mange anderer Geräte, welche mir nicht bekannt sind.
In den letzten Jahrzehnten ist die Verbreitung massiv angestiegen. Das ist hauptsächlich den Amerikanern zu verdanken, welche für fast alle Kameramodelle angepasste Kamera- und L-Winkel auf den Markt brachten, dazu noch Stativplatten, Stativschellen und Austauschfüße und praktisch jegliches Zubehör, welches man auf ein Stativ montieren kann. Der große Vorteil war, dass der angepasste L-Winkel von einem sperrigen Fremdkörper zu einem organisch an die Kamera angepassten Teil wurde, welches bei der freihändigen Verwendung kaum stört.
So schön hätte die Welt sein können.
Wäre da nicht der Eigensinn der Hersteller. Ein Nachteil für den Nutzer - und Vorteil für den Hersteller - ist, dass mit jedem neuen Kameramodell und manchmal sogar mit jedem Update (Mark I, II, III ...) eine neue Platte oder ein neuer Winkel fällig wird. Das liegt an den Kameraherstellern. Ich kenne die Situation bei Nikon und Olympus aus eigener Erfahrung. Die Modelle der E-M10 Serie sind äußerlich kaum zu unterscheiden. Trozdem sind L-Winkel nicht untereinander austauschbar. Der L-Winkel der Nikon D800 passt ziemlich exakt an die D850. Wenn man ihn anklebt. Denn bei letzterer ist das Stativgewinde an einer anderen Position. Und so weiter
Der nächste Sündenfall ist, dass sich die amerikanischen Produkte - wie schon ausführlich beschrieben - nicht genau an die Maße der originalen Arca Klemmung halten. Das heißt, die Platten sind unterschiedlich breit und einige Klemmen haben zu wenig Spielraum, um diese Unterschiede auszugleichen. Da kann aber jetzt Arca Swiss nichts dafür. Die haben ja wohl niemanden gebeten, ihre Produkte nachzubauen, oder? Wohl nicht, aber ganz frei von Schuld sind sie auch nicht. Die alte Version der
Flip-Lock (für die neue Kombiversion für normale und schmale Schienen weiß ich es nicht) musste auf die Breite der Schiene einjustiert werden, um zu funktionieren. Drehte man die Justierschraube so weit auf, dass amerikanische Platten passten, machte es "Sproink!". Ok, dafür musste sie nicht passen, aber selbst bei den Originalplatten sollte man nicht im Außeneinsatz die Justierung verändern, denn bei unachtsamer Vorgehensweise hatte man schnell Schräubchen und Federchen im hohen Gras verteilt. Das kann die Konkurrenz besser.
Und die Moral von der Geschicht?
Es wird immer wieder einmal gemotzt, aber ändern tut sich nichts. Wo Arca Swiss drauf steht, ist Arca Swiss drin. Ob es das eine oder das andere Arca Swiss ist, muss man austesten. Selbst wenn man eine gutmütige Klemme wie die Novoflex Q=Base verwendet, kann man sich Makroschienen, Gimbals, Telestützen, Stativköpfen andere Klemmen eintreten, welche man nicht einfach wechseln kann. Es gab Versuche, die Kompatibilität mit einer Art Gütesiegel sicher zu stellen. Einige europäische Anbieter haben sich da zusammen getan. Ich habe vergessen, wie die Initiative hieß. Ist aber egal, die ist längst wieder verschwunden.