Gibt es eigentlich reine "Dokumentations-Fotografen"?

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guitar-junky

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Hallo,

heute hatten wir mit unserer Schulbigband mal wieder ein Konzert - musikalische Begleitung für die Kreishandwerkerschaft wegen irgendwas mit Azubis (so genau hab ich nicht aufgepasst :fahne:, aber darum geht es auch gar nicht).
Aufjedenfall waren auch ein paar "professionelle" Fotografen anwesend, einmal jemand von der LN (Lübecker Nachrichten), glaube ich zumindest, und noch ein, zwei andere, um eben das Geschehen festzuhalten.
Die verrichteten auch ihren Dienst, kamen aber auch zu "uns", der Band, und haben zum Teil die Instrumente fotografiert, also eher künstlerische Fotos geschossen (was ich ja auch tun würde...).
Nun habe ich mich einfach gefragt:
Gibt es, bzw. kennt ihr, oder seid ihr (professionelle) Fotografen, die wirklich nur Fotos zum dokumentarischen Zweck machen und sonst mit der Fotografie unter gestalterischen und eben künstlerischen Aspekten überhaupt nichts am Hut haben?
Mal abgesehen von Leuten mit Kompaktkameras...
 
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ja doch, so war die Frage schon gemeint, aber glaubst du, dass die Pressefotografen zu Hause wirklich ihre Kamera weglegen und nur für ihre Arbeit rausholen? (um die Frage nochmal anders zu formulieren)... ich kann mir das gerade irgendwie nicht vorstellen :)
Vielleicht liegts auch daran, dass ich eben als Amateur mir die DSLR gekauft habe um primär eben keine dokumentarischen Aufnahmen zu machen... (womit ich wahrscheinlich meine Frage schon selbst beantwortet habe :D)
 
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Natürlich, denke doch bloss mal an die weitgespannte Archäologie.

Oder an die technische Fotografie in großen Unternehmen bezüglich Dukumentation, da arbeiten ganze Teams das ganze Jahr dran, nur um Bedienunsanleitungen und Handbücher zu realisieren.
 
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okay, stimmt, diese Art der Fotografie hab ich tatsächlich übersehen...

Aber wie sieht's bei Pressefotografen aus? Kennt ihr welche, die unser aller Hobby zum Beruf gemacht haben, aber eben nur dokumentarisch, sozusagenm, ohne einen, sagen wir mal, künstlerischen Anspruch an die Bilder zu stellen und die ihre Kamera wirklich nur für ihre Arbeit benutzen?
 
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Hallo Niklas,
ja ist aber schon lange her, noch zu Analogzeiten. Der "Bursche" müsste darum schon in Rente sein. Er fotografierte für eine große Tageszeitung.. alles was so in einer Zeitung nach Bildern "schreit". Wir trafen und so 3 bis 4 mal in der Woche in unseren "Fotoladen".
Er unterschied Job und Freizeit. Fotos für die Zeitung war nur draufhalten, nur darauf achten das z.B der Lokalpolitiker drauf war und fertig.
In seiner Freizeit fotografierte er mit sehr hohem Anspruch.
 
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Aber wie sieht's bei Pressefotografen aus? Kennt ihr welche, die unser aller Hobby zum Beruf gemacht haben, aber eben nur dokumentarisch, sozusagenm, ohne einen, sagen wir mal, künstlerischen Anspruch an die Bilder zu stellen und die ihre Kamera wirklich nur für ihre Arbeit benutzen?

Also ich kenne jemanden (von der Zeitung, zuständig für ein Gebiet), die tingelt im Bezirk von einer Veranstaltung zur nächsten und schreibt die Artikel. Nachdem wie überall gespart wird und es keine ausgewiesene Fotografen mehr gibt, knipst sie natürlich mit der Bridge und internem Blitz ebenso mit.

Das sieht dann so aus, dass für eine Veranstaltung 5 Minuten Zeit ist, ein paar Kinder / Politiker / Unterhalter schnell zusammengefangen werden und das üblich langweilige, gestellte Gruppenfoto abgelichtet wird. Sodann geht's weiter zum nächsten Termin. Bei so wenig Zeit wird nur das allernötigste fotografiert und die Kamera sonst nicht angegriffen.

Bei mir persönlich sieht das da schon ganz anders aus, auch bedingt dadurch, dass ich vorrangig fürs Web fotografiere und somit viel mehr Platz als in der Zeitung habe. Ich bleibe zumeist die ganze Veranstaltung vor Ort und gestalte eine kleine Galerie mit Fotos, die mir gefallen. Printmedien, die nicht mal einen Mitarbeiter vorbeischicken, bestellen sich dann die Fotos gleich bei mir.

Das ist dann eigentlich auch Dokumentationsfotografie, aber wohl mit mehr Ansprüchen - werden meine Bilder immerhin auch für Gemeindezeitungen, Magazine, Jahrbücher und eigene Referenzen verwertet.

Und Du kannst davon ausgehen, dass ich mit einer fotogenen Frau und drei entzückenden Bambinis auch privat gerne am Auslöser bin.
Vermutlich habe ich so gesehen meinen Beruf zum Hobby gemacht.:)
 
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Mein leider verstorbener Kumpel hat jahrelang nichts anderes gemacht als Produkte für Kataloge fotografiert. Er ist dabei schier verrückt geworden, das war nur abfotografieren soundsoviel Objekte pro Tag ...
Am Wochenende hat er dann seine eigenen (meist recht schrillen) Dinger gemacht.
Solche Profis gibts also auch.
 
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wenn einer den ganzen tag sein handwerkszeug mit herumschleppen muss, legt er sich dies nur in aeussersten notfaellen auf den nachttisch.

ich denke allerdings, dass sich das im digitalen zeitalter bei mehr und mehr quereinsteigern etwas geaendert hat, diese quereinsteiger sind halt noch nicht abgestumpft und es gibt ein endloses reservoir an neuen motivierteren.
 
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Ich habe im letzten Jahr mich beinahe zu so Jemand entwickelt,
weil ich so viele Dokumentationsfotos von Versicherungsschäden machen muss.

Aber selbst dabei reizt es mich manchmal, aus dem reinen Dokumentationsfoto etwas zu machen, was ich witzig finde,

z.B. dieses Brandloch in einem PVC-Bodenbelag:

picture.php




So verändert, sieht es aus wie eine Insel mit schneebedecktem Berg im Meer:

picture.php
 
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Nu, wir haben hier im Ort einen "Zeitungsfotografen", der erscheint bei allen mehr oder weniger öffentlichen Veranstaltungen, lichtet diese ab und die Fotos erscheien hier in der kommunalen Tageszeitung und den kostenfreien Anzeigenblättchen.
Ob er davon allein leben kann, weiß ich nicht, aber ich für mein Teil bin dankbar, dass ich Beruf & Hobby s e h r weit getrennt habe. Wenn ich bedenke, dass ich vor 30 Jahren mal davon geträumt habe "Profi" zu werden....


schönes Wochenende
wünscht Amateur Thomas
 
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Hallo Thomas,
Wenn ich bedenke, dass ich vor 30 Jahren mal davon geträumt habe "Profi" zu werden....
bei mir war es umgekehrt - ich habe von Kindheit an gerne fotografiert, und es immer als Hobby betrachtet.
Als ich die 50 schon deutlich überschritten und immer noch keine feste Arbeit als Angestellter hatte, wurde ich von einer Schadensmanagement-Firma auf meine im Web zu sehenden Fotos angesprochen und als freier Mitarbeiter rekrutiert. That's life.
 
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Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Berufsfotografen auch irgendwann mal " der Akku leer " ist, und so manches Wochenende mal nichts mit der Fotografie zu tun haben will. Aber ich glaube, dass ist wohl in jedem Beruf so.
 
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Hallo Frank!
Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Berufsfotografen auch irgendwann mal "der Akku leer" ist, und so manches Wochenende mal nichts mit der Fotografie zu tun haben will.
Obwohl ich mich nicht als Berufsfotograf bezeichne, geht es mir zur Zeit genau so. Meine Statuszeile sagt das ja auch :ja:
 
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Wenn ich bedenke, dass ich vor 30 Jahren mal davon geträumt habe "Profi" zu werden....

Auch ich hatte mal diesen Traum, aber wie das so im Leben ist entwickeln sich die Dinge manchmal anders.
Ob ein Profi dann am Wochenende die Kamera ruhen lässt ??
ich denke das es von der grundsätzlichen Einstellung zum Job bzw von der Tätigkeit abhängt mit der man sein Geld verdient.
Wenn man etwas mit Leidenschaft macht dürfte der Übergang Job/Freizeit fleißend sein
 
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Gibt es, bzw. kennt ihr, oder seid ihr (professionelle) Fotografen, die wirklich nur Fotos zum dokumentarischen Zweck machen und sonst mit der Fotografie unter gestalterischen und eben künstlerischen Aspekten überhaupt nichts am Hut haben?

Finde ich ein sehr wichtiges und interessantes Thema, das mich gerade sehr anspricht.

Ich fotografiere ausschliesslich auf den Strassen meiner Stadt, aber immer mit dem Anspruch, kuenstlerisch zu sehen und auf Film/Sensor zu bringen. Dabei komme ich oft an Plaetzen vorbei, wo ich mir denke, dass ich hier eigentlich dokumentieren sollte, weil zB dieses eine, baufaellige aber architektonisch interessante, Haus am Eck vielleicht bald abgerissen wird. Oder dort drueben, der Blick ueber die Hausdaecher, der jetzt noch frei ist, aber in zwei, drei Monaten von einem gerade in Bau befindlichen Hochhaus dominiert werden wird etc.

Oder die aktuellen Werbeplakate entlang den Strassen, Automodelle, Kleidung der Passanten usw.

All das mag vielleicht heute belanglos erscheinen, ist es aber in zehn, fuenfzehn Jahren gar nicht mehr. Weil es das Jetzt festhaelt, weil es damit auch Zeitgeschichte dokumentiert und weil man auf Momentaufnahmen der Vergangenheit blicken kann. Mich fasziniert gerade mein Negativarchiv aus den 80ern sehr und ich wuenschte, ich haette damals mehr "Alltag" mit der Kamera festgehalten.
 
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Bei mir ists beinahe umgekehrt zur obigen Fragestellung:

Produktfotografie als Notwendigkeit und danach ab mit dem Equipment in die Tasche und weggestellt. Genußfotografie ist dann die schöne Seite, doch man muß auch Zeit dafür und Bock darauf haben. Gleich gehts z. B. auf die Zeche Zollern in DO-Bövinghausen. :)

LG

Stefan
 
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Gibt es, bzw. kennt ihr, oder seid ihr (professionelle) Fotografen, die wirklich nur Fotos zum dokumentarischen Zweck machen und sonst mit der Fotografie unter gestalterischen und eben künstlerischen Aspekten überhaupt nichts am Hut haben?

Klar! In Leipzig gibt es davon mindestens acht, bestimmt aber noch mehr.

Spannend wird es, wenn diese "Fotografen" demnächst unter den Mindestlohn fallen sollten- bis jetzt verdienen die nämlich nichts. :)
 
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...
Gibt es […] Fotografen, die wirklich nur Fotos zum dokumentarischen Zweck machen und sonst mit der Fotografie unter gestalterischen und eben künstlerischen Aspekten überhaupt nichts am Hut haben? ...



Diese Frage ist ebenso interessant wie verquer ...


Fordert sie doch zunächst eine klare Definition dessen,
was unter "Dokumentation" in fotografischem Kontext
zu verstehen sein soll.

Desweiteren bedarf es einer Definition von "Gestaltung".

Man möge es mir nachsehen, daß ich hier bewußt nicht
auf das Thema "künstlerisch" eingehe, da es in seiner
vielschichtigen Komplexität m.E. in diesem Kontext alle
Rahmen sprengte.


Folgt man Paul Watzlawik, dessen berühmtes Axiom ja
leider nur eine (fahrlässige) Verkürzung seines Diktums
"Man kann sich nicht nicht verhalten" ist, dann wird es
einigermaßen schwierig, das Thema "Gestaltung" von der
Singularität des Fotografen zu entkoppeln.

Schon die willentliche Wahl einer Zeit-Blende-Kombination,
ganz zu schweigen von der Auswahl eines Objektivs oder
eines Bildausschnittes, ist eine Form der Gestaltung.

Daran vermag auch der eher serielle Charakter der Arbeit
eines Produktfotografen, der ein Dutzend verschiedener
Konservendosen unter stets gleichen Bedingungen ablichtet,
nichts zu ändern – die Herstellung dieser Bedingungen ist
unzweifelhaft ein gestalterischer Akt.


Und was ist nun "Dokumentation"?
Verkürzt gesagt, versteht man darunter das Festhalten von
Informationen auf einem geeigneten Medium, z.B. als Foto.

Wirklich nützlich ist diese Definition freilich nicht, führt sie
uns doch der erheblich komplexeren Frage, was denn nun
"Information" ist … Dazu siehe ausführlich hier!


Spätesten jetzt dürfte klar sein, daß "Dokumentation" mit dem
Begriff "Subjektivität" in hohem Maße verbunden ist – und dies
gleich in doppelter Hinsicht. Begegnen sich doch immer zwei
Individuen: eines, das dokumentiert und eines, das rezipiert.


Im Fall von Produkt-"Dokumentation" wird dies i.a.R. kaum
problematisch sein, weil eine abgelichtete Flasche eben schlicht
eine solche ist und daher kaum Interpretationsspielräume läßt.

Ganz anders sieht es dagegen im weiten Feld journalistischer
"Dokumentations"-Fotografie aus, wo eine Vielzahl diverser
Faktoren das Bild bestimmt – was dann unzweifelhaft mehrere
Deutungsmöglichkeiten zulassen kann, um es ganz vorsichtig
zu formulieren.


Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ist diese in etwa
so, als würde ich z.B. von einem Apparate-Glasbläser verlangen,
seine handwerklichen Fähigkeiten auch künstlerisch (in seiner
Freizeit) einzusetzen. Doch warum sollte er dies tun, wenn ihn
kein innerer Drang dazu treibt?


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Kommentar
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Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ist diese in etwa
so, als würde ich z.B. von einem Apparate-Glasbläser verlangen,
seine handwerklichen Fähigkeiten auch künstlerisch (in seiner
Freizeit) einzusetzen. Doch warum sollte er dies tun, wenn ihn
kein innerer Drang dazu treibt?

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:up: Gut auf den Punkt gebracht! :up:
 
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