Gegenlichtblende? Nein danke.

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

David_USA

Sehr aktives NF Mitglied
Registriert
Wer sich ein Fotolehrbuch durchliesst oder einen Kurz macht bekommt immer wieder den Tip, Lichtreflexe mit einer Gegenlichblende zu minimieren, und drauf zu achten das man keine Reflexe im Bild sieht durch direktes Licht.

Wenn man klare, kontrastreiche, saubere Fotos haben will, mag das stimmen, aber die Frage wenn man ein Foto macht ist nie, was steht im Lehrbuch, sondern, was will ich erreichen, was soll mein Foto darstellen.

Ich habe viele Jahre visuelle Effekte fuer Filme gemacht. Die werden heute zum Gorssteil am Rechner generiert. Das Problem ist (neben vielen anderen) das der Rechner alle in perfektion generiert und ein wesentlicher Teil der Arbeit ist es all die natuerlichen Aspekte, die Unregelmaessigkeiten, Stoerungen, Fehler einzuarbeiten, damit ein Bild glaubwuerdig erscheint. Je perfekter ein Bild ist um so steriler und unechter wirkt es.

Bei der Fotografie ist es ein verwandtes Problem. Die Qualitaet heutiger Kameras ist so gut das es vielen zu perfekt ist und man sieht einen Trend hin zu alten Kameras, Filmeffekten, verkratzes Papier als Effekt usw. Ich sehe aber auch viele kommerzielle Fotografen die aus technischer Sicht fast im Stil von Schnappschuessen arbeiten um ihren Bildern einen realen Charakter zu geben, weg vom gestellten, optimierten Look.

Das Bild hier soll jetzt kein Paradebeispiel sein, ich habs ausgesucht weil ich ganz bewust die Lichreflex-Regel "gebrochen" hab um das einzufangen was ich mit dem Auge gesehen habe, das was ich als den Moment der Situation versuchte habe festzuhalten.

Wuerd mich interessieren wie Ihr das Thema seht und in Eurer Arbeit umsetzt. Vielleicht entsteht daraus eine interessante Diskussion ueber "Stimmung" im Gegensatz zu "technischer Qualitaet" in einem Foto. Vielleicht auch mit Beispielen.


3106964240_418a9603bf_o.jpg
 
Anzeigen
Das ist wie mit dem Wein.
Teurer Wein ist nicht immer gut. Guter Wein ist nicht immer teuer.

Wer legt schon fest was gut ist? Buchautoren? Kursleiter?
Ich denke der Betrachter deiner Bilder bzw. bei dir der Kunde entscheidet über gefallen oder nichtgefallen.

Mir gefällt dein Gegenlicht-Bild sehr gut, gerade wegen des warmen Lichtes. Man spürt die Stimmung und ist fast versucht die Hand gegen das Sonnenlicht zu heben. Realer gehts wohl kaum.

Ich selbst liebe es gegen das Licht zu fotografieren. Vermutlich weil ich Laie bin. ;)
 
Kommentar
moin david,

ich zitiere dazu frank zappa:
"ich kann zwar nicht gut gitarre spielen, aber keiner spielt so wie ich".

es ist auch mein eindruck, daß in manchen oder gar vielen situationen zu perfekte technik die stimmung oder ausstrahlung des motives ruiniert. das kann an der zu perfekten lichtführung liegen, an übertriebener schärfe oder einfach zu großer sauberkeit.
eine andere sache konnten wir hier schon bei bildbesprechungen lesen. wenn der bildinhalt nicht eindeutig dinglich festzumachen ist werden gerne technische analysen durchgeführt um dem bild in irgendeiner form beizukommen.

gruß
klaus
 
Kommentar
mmh ... David, bei Deinem Bild hilft natürlich eine Gegenlichblende nicht ... aber ich weiß, was Du meinst.

Dein Foto ist bestes Beispiel dafür ... das ist so einfühlsam und genial, daß ich Dir ein paar Sterne dafür geben muß ;)

Für uns Fotografen ist es so wichtig, eine besondere Situation zu erkennen und daraus ein Bild zu machen, was auch für andere interessant ist ... das zeichnet uns aus ... und jeder hat da seine Art, das umzusetzen ...

Ich bin total begeistert von dem Bild ... da könnten 10 andere Fotografen danebenstehen ... sie würden es nicht sehen !!!!

David, ich danke Dir für dieses schöne Bild :up::up::up:
 
Kommentar
Klaus, Du hast recht wenn der Bildinhalt mager ist oder banal fängt man dann an irgend was anderes am Bild zu finden. Ich denke das kennen wir alle. Wenn wir einen super Moment eingefangen haben dann sehen wir technische Fehler gar nicht weil wir so vom Bildinhalt beeindruckt sind. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch.

danke "gabathora", wir waren drei Fotografen an der gleichen Stelle jeder hat seine ganz persönliche Aufnahme gefunden. Ich hab lange gebraucht bis ich meine gefunden hatte.

Ich selbst liebe es gegen das Licht zu fotografieren. Vermutlich weil ich Laie bin.
gibts eine andere Methode? :)
 
Kommentar
Sehr schoene Stimmung. :up:

Haette ich das Foto irgendwo gesehen mit dem Namen David X, ich haette auf Hamilton getippt.

Auch Deiner Sichtweise stimme ich zu. Es gibt zwar Fotos die technisch unzureichend und dadurch unbrauchbar sind, Schaerfe auf der Nasenspitze und nicht auf den Augen, aber das bewusste Abweichen von der Lehrmeinung, vom Mainstream, vom Gewohnten, gehoert ganz sicher nicht dazu. Der Blick bleibt an "Ecken und Kanten" eben laenger haengen, als an einer aerodynamischen, austauschbaren Form. Cindy Crawford's hoher Wiedererkennungswert lang eben auch an ihrem Muttermal. Perfektion und Makellosigkeit fuehren schnell zur Austauschbarkeit.
 
Kommentar
Ich denke, der Auffassung von David kann ich grundsätzlich zustimmen. Derartige "Mängel" im Foto werden dann Elemente der Bildgestaltung. Bewusst eingesetzt, wie im Foto von David sehr schön zu sehen, geben sie den Bildern eine eigene Aussage.
Aber nicht immer ist das ja gewünscht. Deswegen kann ich dem uneingeschränkten "Nein danke." nur teilweise folgen.
 
Kommentar
Für dieses Bild passen die Lichtreflexe und Überstrahlungen in der Tat sehr gut, aber Portrait ist nun mal ein spezielles Sujet - David Hamilton wurde ja schon erwähnt. Für die Mehrzahl der Bilder, die ich im Alltag aufnehme, möchte ich nicht auf die Streulichtblende verzichten.

Gruß
Uwe
 
Kommentar
Hallo

Erst mal zum Bild. Ich finde es sehr gut gelungen. Die Reflexe und Strahlen passen echt super. (Hast du irgendwie weichgezeichnet, weil es so "sanft" wirkt?)

Ich persönlich versuche zwar sehr oft Sachen neu zu lernen und auch umzusetzen, allerdings finde ich persönlich ein Bild manchmal so schön, wie ich es mir vorstelle auch wenn dann Kritik kommt, ich hätte.... .
Ich finde man sollte ein Bild immer so umsetzen, wie es dem Fotografen selbst am Besten gefällt, denn sonst geht es ja schon los, dass nicht mal der Fotograf Spaß am Bild hat.
Außerdem wird es immer so sein, dass ein Bild nicht bei allen Betrachtern positiv aufgenommen wird. Ich finde, dass aber gerade dass spannend an der Fotografie ist. "Ein Bild so zu erstellen, dass es einem selbst sehr zusagt, aber auch bei anderen positiv aufgenommen wird", auch wenn es oft schwer ist:D

...So viel von mir.... :):)
 
Kommentar
Klar, es gibt eine menge Motive wo man die Sonne nicht im Bild haben will und auch keine Lichtreflexe. Jedes Foto hat seine eigene Anforderung und Aufgabe für die man dann die richtigen Mittel finden muß.

Mir fällt halt oft auf das an Bildkritik immer wieder diese Lehrbuch-Kriterien kommen. Wo liegt die Schärfe, ist da ein Schatten, ist die Belichtung richtig, usw. Das ist alles wichtig, aber eben doch völlig nebensächlich im Vergleich zur Bildaussage, zur Stimmung.

Ich sehs immer wieder wenn ich Eltern die Fotos unserer Session zeige. Was die dann für Fotos aussuchen und auch Fotos lieben die ich fast nicht zeigen wollte. Die sehen ihre Kinder ganz anders als ein Außenstehender und wenn das Foto die Persönlichkeit getroffen hat sind alle anderen Dinge zweitrangig.

Wenn ich innenarchitektur für einen Katalog fotografiere sind die Anforderungen natürlich ganz anders. Da sind viele technische Faktoren sehr wichtig.
 
Kommentar
Ich sehs immer wieder wenn ich Eltern die Fotos unserer Session zeige. Was die dann für Fotos aussuchen und auch Fotos lieben die ich fast nicht zeigen wollte. Die sehen ihre Kinder ganz anders als ein Außenstehender und wenn das Foto die Persönlichkeit getroffen hat sind alle anderen Dinge zweitrangig.


Hallo David,

dieses Phänomen kenne ich auch. Nur: wenn ich Bilder hier im Forum veröffentliche, dann besteht mein Publikum aus Außenstehenden, die meine Emotionen, die ich mit dem Motiv verbinde, nicht teilen können, weil ich selbst ihnen fremd bin und das Motiv erst recht. Dementsprechend muss ich meine Bilder gestalten: sie müssen einen Außenstehenden, einen neutralen Beobachter ansprechen.

Gruß
Uwe
 
Kommentar
Was ich von Lichtreflexen halte? Ich liebe sie, wie hier z.B.:
picture.php

Wobei halt hier mein Urteil subjektiv und von Willi Michl beeinflusst ist (für mich sieht das Isarflimmern halt so aus).

Und ich bin auch jemand, der gerne Regeln bricht. Ich denke nur, man sollte zunächst die Regeln beherrschen und dann den Weg finden, wie, wann und wo ein Bild dadurch besser wird, dass man die Regeln bricht. Wer von Anfang an Regeln nur zum Brechen versteht, wird nur selten oder zufällig gute Bilder machen - oder irgendwann merken, dass er intuitiv Regeln befolgt, weil es Ihm der fotografische Blick so eingibt.

Allerdings denke ich, dass beim Einstiegsbild dieses Threads so extrem in die Sonne fotografiert wurde, dass eine Sonnenblende auch nicht viel geholfen hätte - oder sollte ich mich da so täuschen?
Und was beim heutigen Zoomwahn auch zu beachten ist, dass die Sonnenblenden immer nur Kompromisse sprich an der kürzesten Brennweite orientiert sind.
 
Kommentar
Ui, schwieriges Terrain...

Ich fang mal damit an:

Wer sich ein Fotolehrbuch durchliesst oder einen Kurz macht bekommt immer wieder den Tip, Lichtreflexe mit einer Gegenlichblende zu minimieren, und drauf zu achten das man keine Reflexe im Bild sieht durch direktes Licht.

Wenn man klare, kontrastreiche, saubere Fotos haben will, mag das stimmen, aber die Frage wenn man ein Foto macht ist nie, was steht im Lehrbuch, sondern, was will ich erreichen, was soll mein Foto darstellen.

das sind aber doch zwei ganz unterschiedliche Dinge, David. Du schreibst es ja selber: "wenn man klare, kontrastreiche Bilder haben möchte, mag das stimmen".
Die Empfehlung, eine Geli einzusetzen, bezieht sich doch ausschließlich auf diese Prämisse und ist damt uneingeschränkt richtig.
Ob ein Bild hingegen immer Kontrastreich sein muß, ist hingegen eine ganz andere, hat mit obiger Aussage nichts zu tun und wird von Deinem Bild (und sehr vielen anderen) ja auch weiderlegt (so denn irgendjemand eine solche Aussage getroffen haben sollte).

Gestaltungsregeln sind immer nur eine Richtlinie - die eben sehr oft, aber nicht immer, zum Ziel führen.
Erinnert mich ein wenig an die Matrixmessung: stimmt auch sehr oft, ein Einzelfällen ist aber die Spotmessung besser. ABER: gib mal einem weniger versierten Fotografen NUR die Spotmessung - an muß schon wissen, was man da macht. Und so ist es auch mit dem Bruch mit Gestaltungsregeln...

Du stellst ja auch eine Regel auf: kalte, technische Perfektion wird durch einbringen von Fehlern in bessere Bilder verwandelt.
Algemingültigkeit hat diese Regel allerdings auch nicht: manche Bilder leben geradezu von einer solchen Perfektheit - außerhalb der Menschenfotografie noch sehr viel mehr.
Und: nicht jeder simulierte Fehler führt zu guten Bildern. Wäre ja toll, wenn doch: einfach drübergeschmiert und gut wär's. Ist aber nicht - es muß schon das richtige mit dem richtigen Maß sein - das erfordert in meinen Augen sehr viel mehr an Können (und Perfektion) als heute eine lineare Gradationsverteilung mittels Zonensystem am PC zu erstellen.

Blendflecken sind per se weder gut noch schlecht für ein Bild, genauso, wie Kontrast oder Schärfe. Es ist allerdings eben so, daß die meisten Bilder, die man sich anschaut und die einem gefallen, eben nach gewissen Regeln funktionieren. Schließlich richten sich die Regeln nach dem, was gefällt und nicht umgekehrt.

Anselm Adams lebte zu einer Zeit, als man mit vielen Fehlern leben mußte und strebte nach Verbesserung. Seine Regeln zielten auf das technisch perfekte Bild ab - ohne daß er jemals eines zu Gesicht bekommen hätte. Es war ein Ideal und er mußte sich keie Gedanken dazu machen, was wäre, wenn es erreicht ist. Wir hingegen haben genau dieses Problem (das shee ich genauso wie Du): unser Problem ist es nun, soweit von der Perfektion wieder zurück zu nehmen, daß das Bild einfach gut wirkt. Und das empfinde ich als viel schwieriger, weil es eben nicht meßbar ist.

Was ich persönlich überhaupt nicht abkann, sind dijenigen, die einfach nur die Technik nicht beherrschen (wollen) und sagen: mein Bild ist zwar voller (beliebiger) Fehler, aber so ist das Bild per se schon besser.

Dein Beispielbild hat wenig Kontrast und das ist hier gut so, weil es die Bildwirkung unterstützt bzw. überhaupt erst erzeugt. Das ist mir aber erst aufgefallen, als ich mir überlegte: was wirkt denn hier an dem Bild?
Umgekehrt bekommt aber nicht jedes Bild diese Bildstimmung, nur wel es flau aufgenommen ist. Da gehört schon noch sehr viel mehr dazu. Leider überweigen die Bilder, die aufgrund von technischen Mängeln einfach nur schlecht sind, die, die gerade deshalb gut sind, um ein Vielfaches.

Vielleicht ganz einfach ausgedrückt: (bewußte) Fehler sind genauso Gestaltungsmittel, wie Farben, Kontraste, Schärfe und all die anderen Dinge, die ein Bild ausmachen - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Just my 2 Cents

vg, stefan
 
Kommentar
Kürzlich hatte ich einen Thread gestartet mit der Frage, welche Bilder ihr für die Besten haltet.
Wenn ich mir die bisherigen Reaktionen und thanks zu diesem Foto anschaue, dann scheint das auf dieses hier zu zutreffen.
Persönlich habe ich arge Probleme mit dem Foto, speziell mit dem Posing des kindlichen Model. Wirkt doch irgendwie untypisch, oder...?
Daß sich bis jetzt noch keine einzige Frau dazu geäußert hat, bestärkt mich noch in meiner Meinung.
Sorry.:fahne:
 
Kommentar
.... Dementsprechend muss ich meine Bilder gestalten: sie müssen einen Außenstehenden, einen neutralen Beobachter ansprechen.

Wenn Du du ein neutrales Publikum beeindrucken willst, ja dann muss das Fotos ohne die persoenliche Verbindung auskommen. Aber beim Fotografieren selbst denke ich noch nicht ueber das nach. Ich mache erstmal das Foto nur fuer mich und nach meinem Geschmack.


PeMax, sehe ich auch so, erstmal muss man die Regeln lernen und vor allem verstehen bevor man sie "brechen" kann. Wobei ich der Meinung bin das man Regeln der Bildgestaltung nicht brechen kann. Viel mehr ist man sich der Wirkung genau bewust und benutzt sie dann ganz bewust.

Einfaches Beispiel die "rule of thirds", also das man das man wichtige Objekte im Bild da platziert wo die 1/3 oder 2/3 Grenzen sind. Es wirkt einfach stimmung so. Wenn ich allerdings ganz bewust eine unharmonische Stimmung im Bild haben will, dann breche ich nicht die Regel, sondern nutze sie.

pikki, nee kein Weichzeichner ist einfach nur die Sonne so genutzt das es diese Effekt gibt.
 
Kommentar
nee kein Weichzeichner ist einfach nur die Sonne so genutzt das es diese Effekt gibt.

... und ich hätte jetzt gedacht, Du hättest die Lichteffekte mit einem Raytracing-Programm/Plugin eingefügt und dann den Rest per EBV mit dem Weichzeichner erledigt. Das ist doch "State of the Art" :hehe:.

Ne im Ernst: Das Bild gefällt mir, spontan so wie es ist und gerade da es nicht so steril wie die heutige Digital-Technik wirkt. Die kleinen Fehler sind es halt, die manche Sachen einfach liebenswert werden lassen ;).
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten