Fragen zum Mittelformat ....

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mipo

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Hallo zusammen,

meine Erfahrungen mit Rollfilmen und dem damit verbundenen Mittelformat (6x6, 6x9) reichen bis Anfang der 70er Jahre in Form einer simplen "Box" zurück :)

Nun erwäge ich, bei stetem Preisverfall, mich im Mittelformat Bereich ein wenig umzuschauen. Die Frage, die sich mir stellt, wird es Filmmaterial in Form von Rollfilmen überhaupt noch in den nächsten Jahren geben? Ferner mit welcher Kamera sollte man, wenn überhaupt, dort einsteigen. Es sollte noch bezahlbar sein :))

Mein Ziel wären Landschafts- und Architektur- aber auch ab und an Portraitaufnahmen.

Meines Wissens hat Nikon keine Mittelformatkameras gebaut. Ist das korrekt?

Was könnt ihr mir in diesem Bereich empfehlen? Herzlichen Dank im Voraus für eure hoffentlich zahlreichen Tips.

viele Grüße
Michael
 
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Moin, ich bin Fan des 6x7-Formats. Ich nutze dabei die Mamiya RB67, Fuji GW 670II und Plaubel Makina 67.

Das Drehrückteil und die Bedienung allgemein der RB 67 sind spitze! Klar, sie ist etwas größer, aber ich fotografier fast immer aus der Hand und habe schon ohne Spiegelvorauslösung 1/8 und 1/15 Sek. scharf bekommen. Drinnen bei Portraits ist sie den Meßsuchern natürlich überlegen, auch durch das Zubehör und die Möglichkeit des Kassettenwechsels. Der Preis der Teile spricht für sich, eine komplette Pro-SD bekommt man schon für ca. 300Euls und die Dinger sind nicht tot zu bekommen, absolutes Profimaterial und durchdacht.
Preis/Leistung ist hier also top.
+ Preis
+ gute Bedienbarkeit
+ Umfangreiches Zubehör
+ gute bis sehr gute Optiken
+ reiches Gebrauchtangebot
+ wird noch neu gehandelt

- groß und schwer
- nix für Schnappschüsse, alles dauert lange
- nichts für die Straße, da man mit dem Stein als Profi erkannt wird...


Wenn man was kleines haben möchte nimmt man die Plaubel Makina 67. Die ist so klein und so gut... also die ist unterwegs unschlagbar. Sie gibt es auch als Weitwinkel-Version. Leider nicht billig, da sie einen ähnlichen Status wie Leica hat. Aber wer was ausgeben will ist da richtig. Mit Nikon-Objektiv, für alle die auch im Mittelformat Nikonglas haben wollen. Sie hat auch einen Belichtungsmesser drin, der so funktioniert wie bei der Nikon FM2 (3 Dioden, -O+). Vor allem unauffällig kann man damit Straßenbilder oder am Strand Foos machen, denn alle denken man kommt mit dem Teil aus der Behindertenwerkstatt. Alle ahnungslosen denken das Ding kostet 10Eur!

+ klein, leicht,
+ sehr gutes Nikkor mit f2,8!
+ recht robust, aber trotzdem empfindlich
+ edel verarbeitet
+ liegt gut in der Hand
+ kein externer Beli notwendig
+ für Schnappschüsse und unauffälliges Fotografieren
+ wird noch bei Plaubel in Frankfurt /M. repariert

- hoher Preis
- straff gehender Auslöser > dadurch Verwackler möglich
- man muß aufpassen, daß man den Balgen nicht eindrückt
- bei jedem Ausziehen des Balgens knickt man das Kabel der Belichtungsmessers, bis es irgendwann durch ist...
- systembedingte Nachteile
- Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig
- für Temperaturen unter -5° nicht unbedingt geeignet. Bei mir ist mal der Drahtauslöser eingefroren... dann bleibt der immer drin und bei jedem Aufziehen löst die Kamera sofort wieder aus...


Die Fuji GW/GSW ist vor allem robust, robust, robust. Die Fuji hatte ich beim Klettern am Fels dabei und runtergefallen im Zug ist sie auch. In dem Punkt ist sie der Plaubel überlegen. Das Objektiv ist auch absolute Spitzenklasse. Lichtstärke 3,5 reicht auch aus. Die Plaubel hat zwar 2,8 aber das ist nicht so entscheidend. Wer 6x9 haben will nimmt natürlich die Fuji, denn die kann je nach Ausführung 6x7, 6x8 oder 6x9. Praktisch der Hochformatauslöser mit der Sperre. Das hilft immerwieder. Preislich ist die Fuji 670 z.t. schon für 300Eur zu haben mit ordentlichen Spuren dann aber, allerdings ist das egal, denn die Linse und Sucher sind das Einzige was ohne Spuren sein sollte, was meistens der Fall ist. Angelaufene Sucher kann man auch schnell selber reinigen, was unter Umständen Geld spart. Gute oder fast neue Fujis sind auch manchmal sehr teuer.

+ robust
+ Superoptik
+ einfache Bedienung
+ verschiedene Versionen (90mm, 65mm, 670, 680, 690)
+ Kunststoffgehäuse schützt vor Beulen usw. heizt sich nicht so schnell auf, bzw. wird nicht so kalt
+ mit der Fuji wird man nicht ernst genommen, öfters belächelt > also kann man alles ungestört knipsen.
+ wird noch von Fuji repariert

- recht groß
- kein Belichtungsmesser
- systembedingte Nachteile


Die Pentacon Six setze ich bei 6x6 ein. Es war meine 1. Mittelformatkamera. Die Six ist auch billig und hat gute Optiken im Angebot. Komplett auch schon für 150 zu haben in guten Zustand. Das einzige was mich wirklich an der Six stört ist, daß sie nur 51x51mm des Negatives auf dem Lichtschachtsucher zeigt. Das ist gewöhnungsbedürftig. Mit dem Prisma sogar noch weniger.
Ich habe eine in Dresden bei Pentacon reparierte bekommen, die 1990 produziert wurde. Ich bin ansonsten sehr zufrieden und habe sie auch öfter in der Natur dabei. Die Optiken sind reichhaltig und sehr gut. Man muß natürlich bedenken, daß es z.t Rechnungen aus der Mitte des 20. Jhs. sind. Ein Vergleich mit modernen Objektiven wie die der der Mamiya 7II sind etwas unfair.
Beim Kauf muß man aber auf den Zustand schauen. Kameras, die schon übel aussehn sind es dann auch... Allerdings kann man auch bei alten DDR-Profis kaufen. Sie haben die Kameras sehr gut behandelt, da es ja nicht so viele gab und es nur eine Sorte Material für alle gab. Die Trennung zwischen Profi-Material oder Amateur gab es nicht und die Six kostete ca. 1000 Mark... dafür mußte man einige Zeit arbeiten.
Zum Spielen reicht die Six mehr als aus und sie ist eine richtige vollwertige Kamera!

+ Preis
+ umfangreiches System
+ einfache Bedienung wie beim Kleinbild
+ klein, leicht
+ gute Optiken
+ Objektive über Adapter auch an digitalen Kams zu verwenden
+ schöne Mechanik und alles Metall

- z.t. anfällig beim Filmtransport
- bei alten lange unbenutzten verharzt der Verschluß
- nicht so robust wie andere Profisysteme
- nur 51mm auf dem Sucher
- Originalmattscheibe dunkel


Als letzte Alternative gibt es wer nur mal rumknipsen will die Pouva Start, Holga 120 oder Agfa Click. Die sind alle 6x6 und aus Bakelit oder Plaste. Die Bilder sind gut und für den winzigen Geldbeutel gedacht. Allerdings sind die Kosten für Filme usw. auch zu bedenken. Mittelformat kostet mehr!

Entscheiden muß man sich selber was man braucht.
Durch die sehr günstigen Gebrauchtpreise allerdings kann man alles mal ausprobiern und notfalls wieder verkaufen.
Irgendwann allerdings werden die Kameras wieder teurer! Und dann ist es so wie bei den Plattenspielern, die jetzt auch wieder wesentlich mehr kosten als vor 10 Jahren.

Zu den Filmen: Es könnte schon sein, daß die teuer werden... Fujifilm hat grad im Juli die Preise um ca. 10% angezogen. Wie das in 10 Jahren aussieht kann man nicht ahnen. Ich verwende SW die Fomafilem, die total billig sind. Kosten nur 1,70Eur beim Versandhandel. Die bunten sind schon teurer, aber ich nehm da Fuji, da sie einfach Spitze sind.

Ich denke aber, daß der Film nie verschwindet. Schon aus dokumentarischer Sicht ist er unverzichtbar. Digitaldaten sind viell. in 500 Jahren nicht mehr zu entziffern, ein Negativ viell. Die Papierqualität allerdings wird schlechter und die Naßstrecke bei allen vernachlässigt. Mit einem guten Scanner hat man aber imer noch mehr Qualität als jede Digicam momentan liefert. Da wird sicher viel entwickelt, aber das Problem des sehr mageren Belichtungsspielraums muß noch gelöst werden.

Und so verwende ich nachwievor Filme, da mir das am meisten Spaß macht... vor allem Mittelformat. Da denkt man noch nach, bevor man abdrückt und macht nicht 100 Bilder...
 
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Zur Zeit gibt es bei Foto Hamer in Bochum eine gebrauchte Mamya 645 mit 75mm Objektiv für 300 Euro.
 
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